Hier lässt sich der "Träger der Roten Laterne" fotografieren |
Der Wendepunkt ist erreicht |
Schließlich erreiche auch ich als würdiger Träger der Roten
Laterne den Wendepunkt und den dortigen Verpflegungspunkt. Als letzter
Läufer werde ich natürlich "genötigt" bei den noch reichlich vorhandenen
Speisen und Getränken fleißig zuzugreifen. Das kostet reichlich Zeit und
langsam frage ich mich, ob ich die rote Laterne auf dem Rückweg noch an
jemand anders abgegeben kann. Nach dem letzten Platz kürzlich beim
Run & Bike Marathon in Coburg
sollte das doch nicht zu sehr Schule machen! |
Für den letzten Läufer ist noch soviel zum Essen und Trinken da, dass
ich reichlich zugreifen muss. Das kostet weitere Zeit. |
Also gelobe ich Besserung und will neue Prioritäten
setzen! Am Rückweg will ich mal etwas weniger Fotos und
dafür etwas mehr Tempo machen. |
Der Hochgrat hat sich in Wolken eingehüllt. Bei der normalen Strecke
wäre die Wende dort ganz oben in den Wolken, fast 1000 Meter höher gewesen. |
Nach dem nächsten Verpflegungspunkt kann ich wenigstens
auf Bernhard aufschließen. Als ich ihn hinter mir lasse, sage ich noch,
vielleicht sehen wir uns ja bald wieder.
Nein, so bald habe ich mir das aber nicht vorgestellt, wie es dann geschah.
Als der Weg gabelt, nehme ich statt den rechten Weg den linken Weg, der wie
gewohnt weiter am Bach entlangführt. Bald kommen aber erste Zweifel auf. Das
sieht hier doch anders aus als am Hinweg! Jetzt kommt auch noch eine
Brücke, wo doch gar keine sein dürfte. Nein, über so eine Brücke sind wir am Hinweg nicht gelaufen. Ein
Blick auf meine in kluger Voraussicht mitgeführte Wanderkarte beweist: das ist nicht der zuvor gelaufene
Weg, obwohl dieser auch zum Ziel führen würde. Also Wendung kehrt! Ich
erinnere mich an meinen
Irrweg beim Vollmondmarathon im Winter. Aber dieses mal
habe ich es doch deutlich eher gemerkt, dass ich wieder einmal vom
rechten
Weg abgekommen bin. Ja, auch der Mensch ist noch lernfähig.
Bei der Weggabelung treffe ich wieder Bernhard. Ja, so schnell können
ungewollte Worte wahr werden! |
In der Nähe dieses schönen kleinen Wasserfalls verlaufe ich mich um
etwa 500 Meter |
Almlandschaft nahe Ehrenschwang |
Voller Trotz gebe ich bei dem scharfen Anstieg Gas. Ich
will noch jemand einholen und starte meine Aufholjagd. Auch ich will noch
vor mir fliehendes Wild zur Strecke bringen. Waidmanns heil, ihr Jäger mit
den zwei geschossenen Hirschen, euch Bergjägern will ich mal zeigen, was
so ein laufender Jäger aus dem Flachland so alles zu leisten vermag! Weiter oben gabelt sich noch einmal der Weg. Kam ich
am Hinweg nun von links oder rechts? Ich wähle links. Dieses mal ist
ausnahmsweise der linke Weg der rechte Weg. Uff, noch mal Glück gehabt!
Am Hinweg war alles so schön ausgeschildert, aber die Beschilderung auf
dem Rückweg lässt Wünsche offen. Das Veranstaltungsteam ging wohl mit
Selbstverständlichkeit davon aus, dass
Marathonläufer sich den Rückweg merken können. Ich habe den
traurigen Beweis erbracht, dass das nicht immer unbedingt der Fall sein muss. |
Hier fließt die Weißach mal recht ruhig dahin |
Es folgt nun ein nicht enden wollender Anstieg zurück
zur Mittelbergalm hoch. Ich hatte gar nicht in Erinnerung, dass dieses
Stück so lang war. Wieder einmal spüre ich mit eigener Haut, wie schon so
oft zuvor, wie dehnbar Raum und Zeit bei Bergmarathons sein können.
In der Manier eines besessenen Jägers hetze ich, aus dem letzten Loch wie
eine alte Dampflok pfeifend, trotzdem diesen endlosen Anstieg
möglichst schnell hoch. Noch habe ich nicht jeden Funken von Hoffnung
aufgegeben, noch den einen oder anderen Nachzügler einzuholen und zur
Strecke zu bringen. Voller Inbrunst, einem brünstigen Hirschen gleich,
will ich dann ein "Waidmanns
Dank" in die Bergwelt mit der Lautstärke eines Alphorns
hinausposaunen.
Aber weit und breit ist vor mir kein laufendes Jagdwild zu sehen. Sollte
mich jegliches Jagdglück verlassen haben? |
Der große Anstieg auf dem Rückweg ist fast geschafft |
Dafür lauert rechts vor mir eine Kuh am Streckenrand,
die links von mir einen riesigen Kuhfladen hingesetzt hat. Vielleicht
findet sich ja ein dummer Läufer zum Amüsement des Rindviehs und
latscht da voll hinein. Nein, nein, den Gefallen tue ich Dir nicht.
Das Jagdglück hat mich zwar verlassen, aber auf solche plumpen Fallen
falle ich nicht herein!
So lasse ich einen heimtückischen, aber auch sichtlich enttäuschten Vierbeiner rechts hinter mir
liegen. |
Diese Kuh hat links eine Falle in Form eines Kuhfladens ausgelegt und
wartet was passiert ... |
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