Kurz vor Uetzing trennt sich Erwin von uns. Nun laufe ich
nur noch mit Manuela zusammen. Leider hält mich ein dringendes Bedürfnis
im Wald daneben ein paar zuvor nicht eingeplante Minuten auf und so bin
ich plötzlich auf mich ganz allein gestellt.
Wir sind nun schon gute 27 Kilometer gelaufen, und so werfe ich erstmals
einen Blick auf die Uhr, um eine realistische Zielzeit zu errechnen. Wenn
ich ab sofort nicht mehr so viel herumtrödle und im Schnitt einen 6
Minutentakt laufe, dann könnte es noch mit einer Zeit um die 4:30
hinhauen. Also entscheide ich mich für ein Lauftempo vorsichtshalber so um
die 5:30 / 5:45 pro Kilometer, damit ich noch Zeit für Fotopausen,
Gespräche und Pausen an den Labestationen habe. |
Ein weiterer Osterbrunnen |
Die Strecke ist nun nicht mehr so aufregend und so schön
wie der erste Streckenabschnitt bis zum Staffelberg hoch. Störend ist,
dass es nun teilweise an Landstraßen entlang geht und man so auf den
Autoverkehr achten muss.
Die hübschen kleinen Bauerndörfer mit ihren schönen Osterbrunnen,
Fachwerkbauten und Kapellen entschädigen dabei für einiges. |
Hübsche Kapelle am Streckenrand |
Obwohl die Strecke nun nicht mehr so gewellt ist, gibt es
doch immer wieder ein paar Gegenanstiege, die bei dem andauernden
Gegenwind auf den meist so harten Dreißigern schon etwas weh tun können.
Da ich aber Dank meines zuvor sehr schonenden Lauftempos noch genügend
Kraftreserven habe und nun wegen des höheren Tempos doch noch einige
Läufer einhole, fällt mir das ganze nicht allzu schwer. Am
nächsten Verpflegungspunkt kennt man mich noch vom Vorjahr. Daher lass ich
mich von der netten Verpflegungscrew fotografieren und revanchiere mich
meinerseits mit einem Foto. |
Fotosession vor Fotobrunnen |
Verpflegungscrew gegenüber vom Osterbrunnen |
Kurz vor Kilometer 35 kommt noch mal so richtig Stimmung
auf. Es sind zwar nur drei oder vier Zuschauer, aber sie machen Lärm wie
locker 50. Das bringt meine müden Beine nochmals so richtig in Trab und so
schließe ich zu Daniel vom 100er Marathonclub auf. Seine Anzahl von etwa
250 Marathons ist im Vergleich zu den anderen noch recht bescheiden. Aber
was möchte ich da mit meinen heutigen 51. Marathon (Ultras mitgezählt)
erst sagen?
Normalerweise bin ich ja schon über diese riesige Anzahl von über 50
ungemein stolz!
Jedenfalls ist Daniel ein angenehmer und interessanter
Gesprächspartner. So bleiben wir bis KM 40 zusammen. Dort trennen wir uns,
da Daniel exakt 4:30 laufen will und ich diese Zeit noch ein klein wenig
unterbieten will. |
Hier kommt noch mal so richtig Stimmung auf! |
Seenlandschaft etwa 3 Kilometer vor dem Ziel |
Parkanlagen auf dem letzten Kilometer, der sich ewig zieht |
Das mit dem Unterbieten der 4:30 wird schwer. Bei KM 41
habe ich noch ein wie ich meine genügend großes Zeitpolster. Aber ich habe
nicht die Rechnung mit falschen Abständen gemacht. Die letzten 1195 Meter
sind in Wirklichkeit deutlich mehr. Als ich ins Stadion einlaufe,
sehe ich zu meinem Entsetzen, dass ich noch eine 3/4 Runde, also etwa 300
Meter, bis ins Ziel laufen muss. Dazu habe ich noch etwa eine Minute Zeit.
Da hilft nach Adam Riese nur ein richtiger Schlusssprint. So laufe ich
wohl fast im gleichen Tempo ins Ziel ein, wie ich diesen Lauf begonnen
hatte. Die Stoppuhr zeigt 4:29:53. Das bei KM 27 selbst gesetzte Ziel und
eigentlich völlig belanglose Ziel von unter 4:30 ist somit erreicht, aber
es ist auch meine erste Zeit, die zwischen 4:25:00 und 4:29:59 liegt.
Solche Zeitsammlereien sind ja mittlerweile auch schon in, wie mir Daniel
vorhin erzählte.
Was man nicht alles sammeln kann! |
Nach einer Ehrenrunde im Stadion erreiche ich nach knapp 4 1/2 Stunden
Marathonwallfahrt das Ziel |
Daniel Basel vom 100 er Marathonclub mit dem ich mich auf den letzten
Kilometern so gut unterhalten habe |
Daniel läuft kurz nach mir ein und hat sein Ziel erreicht
eine Marathonzeit zwischen 4:30:00 und 4:30:59 "einzusammeln". |
Rockband im Stadion |
Cheerleader im Stadion |
Erwin im Stadion |
Jeder Marathonfinisher erhält neben einer hübschen
Marathonmedaille - die kann man auch sammeln - einen nicht minder
hübschen Bierkrug, den man sich beliebig oft füllen lassen kann. Ich
belasse es bei einem "Schnitt", da ich noch mit dem Auto heimfahren muss.
Bei der Siegerehrung freuen wir uns dann noch über die
unerwartete Überraschung, dass Manuela mit einer Zeit um die 4:20 noch
Dritte in ihrer Altersklasse wurde, obwohl wir die ersten 27 Kilometer nur
herumtrödelten und herumalberten.
:-) Ja, auf Marathonpilgerfahrten geschieht auch heute noch so manches
Wunder ... |
Epilog
" ... Das Volk aber, das bei ihm war, als er Lazarus
aus dem Grabe rief und von den Toten auferweckte, rühmte die Tat. Darum
ging ihm auch die Menge entgegen, weil sie hörte, er habe dieses Zeichen
getan. Die Pharisäer aber sprachen untereinander: Ihr seht, daß ihr nichts
ausrichtet; siehe, alle Welt läuft ihm nach ..."
(Johannes
Evangelium Kap. 12) |
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