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Heute ist es wirklich heiß. Das Thermometer zeigt deutlich
über 30 Grad im meist nicht vorhandenen Schatten. Um so mehr verwundert
mich das scharfe Lauftempo, was hier gleich reingelegt wird. Lediglich
Rainer und ich mögen dieser verrückten Pace nicht zu folgen. Zumindest ich
meine zu wissen, wie lang so ein Tropenmarathon noch sein kann. |
Weitere Läufer beim Start |
Ganz hinten komme auch ich angelaufen, nachdem ich mich schon mal bei
der Hitze präventiv mit Wasser übergossen habe. |
Das Team
Bergstrassen-krimi.de |
"...Das war sicher nicht das, was sich die meisten
Menschen unter einem Marathonläufer vorstellen."
(Auszug aus "Tod im
Saukopftunnel" Seite 20 von
Manfred H.
Krämer vom Team
Bergstrassen-krimi.de) |
Bei Kilometer 2 treffe ich als letzter Läufer Claudia.
Wie hochrot mag mein Kopf schon jetzt sein, weil sie mich hier schon
fragt, ob sie mich nicht gleich mit dem Laufen abwechseln soll. "Nein,
nein ich muss mich doch erstmal warmlaufen", erwidere ich trotzig. Meine
Marathonläuferehre muss gerettet werden! In brütender
Hitze mehr stolpernd als laufend male ich Claudia genüsslich vor, wie wir
später noch ein Team nach dem anderen von hinten aufrollen werden, weil
die ja ihre Kräfte nicht richtig einzuteilen wissen.
Zur anschaulichen Demonstration überhole ich schon mal auf den nächsten
paar Kilometern vorsorglich zwei bis drei Teams. |
Oberhalb von Creidlitz kurz vor Kilometer 5 |
Kilometer 5 passieren wir in fast hinterster Position
in 27:52 Minuten. Das ist bei dieser unmenschlichen Hitze und nach diesen
ersten gewellten Kilometern doch gar nicht so schlecht! Ich hab zwar
gar nichts gegen Anstiege, aber diese Hitze macht einen Kälteläufer, der
erst bei Temperaturen unter 5 Grad (über Null) aufblüht, schon ziemlich
fertig.
Warum sind wir noch so weit hinten? Sollten die anderen Teilnehmer
nicht nur vor Kraft strotzen sondern gar noch
Wüstenlaufspezialisten sein? Fast könnte man das meinen!
In Creidlitz wechseln Claudia und ich das Rad. Da die
Strecke hier flach ist, kann ich mich dabei gut erholen, während nun
Claudia als Läuferin auf den aufgeheizten Asphalt besonders unter dieser
Hitze leiden muss.
Wir überqueren eine Straße, wo Jürgen auf den Verkehr
aufpasst. Jürgen tadelt mich, weil ich meine Partnerin laufen lass,
während ich mich auf dem Rad erholen darf. Nein, Jürgen ich bin doch auch
schon ein richtig langes Stück gelaufen! |
Im Stadtteil Ahorn kurz vor Kilometer 10 |
Auf ähnlichem Leistungsniveau laufend, sind wir nun
wieder mit Manfred und Rainer zusammen.
Beim nächsten scharfen Anstieg übergebe ich das Rad
wieder an Claudia. Dummerweise an einer Stelle, wo es so steil ist, dass
Claudia mit dem Rad kaum anfahren kann. Thomas, da hast Du
leider nicht mitgedacht!
Aber es ist gut, dass ich da den Radprofi Claudia
rangelassen hab, denn diese Steigung hat es wirklich in sich. Manfred
schiebt hier sein Rad und streckt schon mal demonstrativ seine Zunge
heraus, als ich ihn an dieser Stelle gemeiner Weise ablichte. |
Bei diesem Anstieg und und bei dieser Hitze kann man schon mal die
Zunge hängen lassen |
Claudia entdeckt zu unserer Rettung einen
Brunnen. Wir stürzen uns, von dieser gnadenlose Sonne halb verbrannt,
mit lechzender Zunge auf das kühlende Nass. Es ist zwar kein Trinkwasser, aber nach
einer kräftigen und kühlenden Dusche setzen wir abgekühlt den
Anstieg fort. Es geht nun endlich mal durch ein kühlendes Wäldchen. Aber
der Weg ist hier ein steil ansteigender Gebirgspfad. Ich sprinte, meine
überragenden Bergläuferqualitäten demonstrierend voran, während Claudia
ihr Rad gezwungener Maßen schieben muss, weil die Rad schiebenden Teams
vor ihr sie auf dem schmalen Pfad nicht vorbeilassen.
Das ist für uns etwas ärgerlich, aber ich laufe schon
mal voraus, da Claudia mich ja auf den folgenden Flachabschnitten mit dem
Rad wieder einholen kann.
Wir sind wieder im offenen Gelände. Dort brennt die Wüstensonne
gnadenlos auf unser Büßerhaupt herab. Besonders schlimm wird
es aber dann im nicht enden wollenden Siedlungswust von Scheuerfeld. Der
Asphalt hat sich hier gnadenlos aufgeheizt, und diese aufwärts führende
Straße kommt mir wie eine riesige Kochplatte vor.
Im letzten Augenblick entdecke ich rechts einen Brunnen mit Pumpschlegel.
Es ist zwar wieder kein Trinkwasser, aber zur Kühlung wird es reichen. Ich
pumpe wie wild, aber es will kein Wasser kommen. Dabei gerät der
Mittelfinger meiner linken Hand zwischen Pumpschlegel und Pumpsäule.
Autsch, das tut höllisch weh! Also weg mit der linken Hand, Zähne
zusammenbeißen und fleißig weiter gepumpt! Ein abgehärteter und gestählter
Marathonläufer kennt keinen Schmerz!
Die Pumpe hat endlich ein Erbarmen und es strahlt ein Wasserrinnsal
hervor. Das ist aber erst einmal so heiß, dass sich Claudia fast daran
verbrüht. Nach und nach wird es kühler und wir kommen nach so viel harter
Arbeit endlich an unsere verdiente Kühlung.
Unsere Trinkwasservorräte gehen langsam zur neige. Weit und breit in dieser Asphaltwüste keine Oase in Sicht. Ich bin
ziemlich entkräftet und bitte daher Claudia wieder ein Stück zu laufen.
Der Weg biegt nun scharf links ab. Hoffentlich
ist das keine Fata Morgana oder eine erste Halluzination sondern unsere erste
Tränke, die ich vor mir sehe. Wie sind wir froh, als wir diesen Rettungsanker halb verdurstet erreichen. Wir füllen alle unsere Flaschen und
Fläschchen. Dann trinke ich wie ein leckes Fass einen Becher nach dem
anderen leer. Gut auch die hier bereitgestellte Wanne voll Wasser, wo wir uns wieder mit Wasser übergießen können. |
Nach 15 Kilometern die mit Sehnsucht erwartete erste Tränke |
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