Nach dem Bergkaiser geht es nur ein relativ kurzes Stück bergab.
Aber schon bald folgt der Gegenanstieg zum über 1600 Meter hohen Hartkaiser. Von den
Anstrengungen dieses Anstiegs lenkt aber der Panoramaweg mit seinen phänomenalen
Ausblick auf den Wilden Kaiser und das tief unter uns liegende Tal ab. Leider
verdecken nun Wolken das wunderbare Panorama teilweise. |
Schlussanstieg zum Hartkaiser |
Wilder Kaiser in Wolken |
Dort rechts oben ist die zweite Passhöhe in über 1600 Meter Höhe |
Endlich erreiche ich auch die zweite große Passhöhe. Bis zum
Schlussanstieg hinter Kilometer 39 wird es nun auf den folgenden 8-9 Kilometer
auf gewelltem Kurs verstärkt bergab gehen. Dieser Gedanke bereitet mir erst
einmal Freude.
Leider weht hier oben ein kalter Wind. Ich ziehe mir daher mein langärmeliges
Laufshirt an, das ich mir zuvor um den Bauch gebunden habe. Die meiste Zeit
dachte ich nicht, dass ich es mal auf der Strecke brauchen werde. Wie froh bin ich
aber nun, weil ich es mitgenommen habe! |
Wir laufen über diese Restaurantterrasse. Aber wegen dem kalten Wind haben
sich sämtliche Gäste nach innen verzogen. |
Kurz danach kann mich Iris einholen. Sie erzählt mir, dass
sie Thorsten zurücklassen musste. Wir hoffen gemeinsam, dass er gut durchkommt.
Bald darauf schließen
wir auf Inge auf und holen auch noch Lukas ein. So bilden wir auf den nächsten
paar Kilometern eine kleine lustige Laufgruppe. Iris erzählt dabei, dass sie
heute Hochzeitstag hat, da sie letztes Jahr genau auf den Tag hier in Tirol
heiratete. Mit Recht meint sie, ihr Mann sei der Größte, da er sie heute
mitlaufen lässt und sie dazu auch noch betreut.
Also liebe Männer nimmt Euch daran doch mal ein Beispiel! |
Wieder vereint. Iris in der Mitte, die übrigens heute ihren Hochzeitstag
feiert. Sie heiratete genau vor einem Jahr hier in Tirol. Links Inge und rechts
Lukas. |
Filzalmsee heute |
Filzalmsee vor einem Jahr |
Schließlich erreichen wir den Filzalmsee, der letztes Jahr so
mystisch in den Bergnebel eingetaucht war. Heute sieht er dagegen
unspektakulärer aus. Hinter dem See geht es erst einmal ein Stück bergauf, bevor
wir bei der nächsten Bergabpassage wieder Fahrt aufnehmen können.
Iris und ich haben mittlerweile Inge und Lukas ein Stück
hinter uns gelassen. Iris möchte nämlich etwas schneller als Inge sein. Ob das
klappen wird, ist aber fraglich, da Inge tapfer weiter in Sichtweite
hinter uns läuft: Inge die Jägerin und Iris die Gejagte!
Bei Kilometer 38,7 begrüßt uns groß ein Ansager. Dort nehmen
die BibChip - Lesegeräte eine letzte
Zwischenzeit von uns mit Hilfe des kleinen Chips, der in unseren Startnummern integriert
ist.
Ich frage mich wie weit mag die Technik in Zukunft noch gehen.
Vielleicht kriegen wir Läufer eines schönen Tages noch einen
RFID-Chip ins Gehirn oder sonst
wohin implantiert. Dann könnte man nicht nur die Zwischenzeiten nehmen, sondern
auch Körperfunktionen wie Puls, Blutdruck usw. ausmessen und ggf. könnten
dann Rennarzt und Veranstalter zu sehr erschöpfte Läufer vorsichtshalber aus dem
Rennen nehmen!
Schöne neue Läuferwelt! |
Iris freut sich schon auf den Schlussanstieg |
Schlachtenbummler
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Ab jetzt
heißt es: Keine Gnade für Fuß und Wade!
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Die Skipiste als Laufpiste
Die schöne Läuferwelt endet bei uns spätestens bei der
Kilometer 40 Marke. Seit kurzem quälen wir uns eine ungemein steile schwarze
Skipiste hoch, die selbst für Skifahrer anspruchsvoll ist.
Was sollen erst wir Läufer da sagen! Hier geht es ja locker mit 40 - 50 %
Steigung hoch!
Iris die Gejagte läuft bereits vor mir. Ich will die
Jägerspielchen von Inge und Iris nicht weiter stören und halte mich da lieber
raus.
Als die Jägerin Inge mich überholt, lächelt sie mir zu und sagt: "Da muss ich mit Martin mal
ein ernstes Wörtchen reden!". Martin hat sich anscheinend diesen
Streckenabschnitt ausgedacht.
Obwohl ich mit meinen glatten Straßenschuhen - die schweren
Crossschuhe ließ ich daheim - auf dem nassen
Gras ständig ausrutsche, also einen Schritt hoch steige und einen halben wieder
runter rutsche, gefällt mir dieser Streckenabschnitt. Ich liebe es, wenn es
steil oder besser noch steiler ist. Ich kann mir heute auch die nötige Zeit für
so was lassen, zumal ich weiß, dass ich klar unter der maximal eingeplanten 6
Laufstunden bleiben werde. So lasse ich die Jägerin und ihr Jagdwild davon eilen und bin auch
schon wieder ein Stückchen höher als einige Sekunden zuvor. |
Wir "befahren" nun mal eine schwarze Skipiste in der anderen Richtung.
Vor mir Inge und schon ein Stück weiter Iris |
Ab Kilometer 40 wird es so richtig brutal hart |
Dafür
entschädigt der Ausblick!
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