Lipperland-Volksmarathon in Humfeld am 15.11.2008 - Ein Bericht von
Michael Back
Eigentlich wollte ich den Zeiler Waldmarathon in diesem Jahr
laufen, doch ein Ausflug mit meinem Bruder und unseren Freundinnen ins
tschechische Nachtleben in Pilsen an diesem Wochenende ließ dazu keine Zeit.
Daher entschloss ich mich spontan, beim Lipperland-Volksmarathon in Humfeld,
einem Ortsteil von Dörentrup
im Kreis Lippe, zu starten. Die Gemeinde liegt im Lippischen Bergland zwischen Weser und Teutoburger Wald. Ein Marathon mit
Volkslaufcharakter war für mich eine neue und sehr angenehme Erfahrung. Die
Stimmung unter den Läufern war locker, aber konzentriert, und die Helfer waren
alle hilfsbereit und sehr freundlich.
Ich suchte hier nach einem richtigen Novemberlauf und ich fand diesen auch. Das
Wetter war neblig, windig und recht kühl, wie man an den Bildern recht gut
erkennen kann. Der Startschuss fiel nach zwei Fehlzündungen unspektakulär in
einem Wohngebiet 195 Meter entfernt von der Grundschule, in der sich die
Umkleiden und das Ziel befanden (ein Marathon ist 42,195 Meter lang). Wir
überquerten die Startlinie - ein Streifen Sand auf der Straße - und liefen los.
Wir liefen durch den Ort und ein kurzes Stück an einem Wald entlang bis wir nach
4 Kilometern einen Verpflegungsstand erreichten. Von hier aus liefen wir zweimal
eine 16 Kilometer lange Runde um dann die letzten 4 Kilometer wieder zurück
durch den Ort zum Startgelände zu laufen.
Ich kam von Anfang an gut in meinen Rhythmus und ließ es ruhig angehen,
schließlich war dies mein siebter Marathon in diesem Jahr. Die ersten 4
Kilometer waren schnell geschafft und damit war ich raus aus dem Ort und weg vom
Straßenverkehr. Ich schaltete meine Aufmerksamkeit nach innen.
Novembertag
Nebel hängt wie Rauch ums Haus,
Drängt die Welt nach innen.
Ohne Not geht niemand aus,
Alles fällt in Sinnen.
Leiser wird die Hand, der Mund,
Stiller die Gebärde.
Heimlich, wie auf Meeresgrund
Träumen Mensch und Erde.
Gedicht von
Christian Morgenstern
Den ersten Kilometer auf der 16 Kilometerrunde ging es steil durch einen Wald
bergauf, dann streiften wir eine Häuseransammlung, bis es wieder steil durch den
Wald wieder runter ging. Über Feldwege ging es an einem Friedhof wieder bergauf,
am Waldrand entlang und wieder runter in ein Dorf. Hier gab es dann Verpflegung,
bevor es wieder über Felder bergauf ging, am Wald entlang, über Feldwege bergauf
und bergab, an einer Häuseransammlung und einigen Windrädern vorbei, zum
nächsten Verpflegungsstand. Dann wieder durch Wald und über Felder bergauf und
bergab zum Ende der 16 Kilometerrunde, wo es wieder Verpflegung gab. Insgesamt
waren über 700 Höhenmeter zu bewältigen.
Bis jetzt lief alles super, ich hatte fast die Hälfte geschafft und mittlerweile
auch einen sehr netten Mitläufer aus Paderborn getroffen, mit dem ich mich gut
unterhielt. Bei dem Gespräch kam heraus, dass wir beide im Februar beim
Marathon
in Bad Salzuflen gelaufen sind. Wie klein die Welt doch ist! Auf Grund unseres
„Genusslauftempos“, der großen Runde und des schlechten Wetters begegneten wir
kaum einer Menschenseele.
Auf dieser zweiten Runde kamen wir dann auch zum weiten Mal am Schild „30
Kilometer“ vorbei. Wir konnten uns auch diesmal davon zurückhalten das Schild
mitzunehmen und einige Kilometer später aufzustellen. Das erschien uns doch zu
gemein.
Leider hatte ich kein Kohlenhydratgel dabei, welches ich persönlich ab Kilometer
30 lieber zu mir nehme als Bananen. Dies ist mittlerweile das dritte Jahr in dem
ich Marathon laufe und ich kann dieses gelbe Affenfutter einfach nicht mehr
sehen. Als ich in einem Schweinfurter Sportgeschäft den Verkäufer fragte, ob sie
denn Kohlenhydratgels verkaufen, wurde dies mit den Worten verneint „im Winter
nicht, da läuft man ja normalerweise keinen Marathon“...
Alles in allem verlief dieser Lauf für mich sehr unspektakulär. Ich genoss das
schlechte Wetter und die Ruhe. Jederzeit würde ich hier wieder teilnehmen.
November
Solchen Monat muß man loben;
Keiner kann wie dieser toben,
keiner so verdrießlich sein,
und so ohne Sonnenschein!
Keiner so in Wolken maulen,
keiner so mit Sturmwind graulen!
Und wie naß er alles macht!
Ja, es ist ´ne wahre Pracht.
Seht das schöne Schlackerwetter!
Und die armen welken Blätter,
wie sie tanzen in dem Wind
und so ganz verloren sind!
Wie der Sturm sie jagt und zwirbelt
und die durcheinanderwirbelt
und sie hetzt ohn´ Unterlaß;
Ja, das ist Novemberspaß!
Gedicht von
Heinrich Seidel
Bei einbrechender Dunkelheit war ich noch vier Kilometer vom Ziel entfernt und
die letzten beiden Kilometer war es dann stockdunkel. Zum Glück war ich da schon
im Ort und so leuchtete mir die Straßenbeleuchtung den Weg zurück zur
Grundschule. Im Ziel wurde ich mit Beifall begrüßt und es gab sogar noch
leckere, heiße Bratwürste.
Nachdem ich meine Urkunde abgeholt hatte,
verabschiedete mich der Veranstalter persönlich und bat mich, doch im nächsten
Jahr zum Jubiläumslauf zurückzukehren. Ich versprach ihm zu kommen, sofern es
vom Termin her passt und machte mich auf die 300 Kilometer lange Rückfahrt, für
die ich weniger Zeit brauchte als für 42 Kilometer zu Fuß.
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