Träger der roten Laterne
Da ich immer neue Fotomotive entdecke, schließe ich für längere Zeit
das Läuferfeld ab.
Erst allmählich überhole ich die ersten Walker der 12 Kilometer -
Strecke und schließlich auch ein Laufpaar. Sie laufen beide zusammen den Marathon.
Friedbert begleitet Christiane, weil er schon mal dabei war und Christiane die
Strecke noch nicht kennt. Wegen der teilweise recht rudimentären
Streckenmarkierungen ist diese Idee, so denke auch ich, gar nicht so schlecht! |
Wieder einmal geht es steil bergauf - hinter mir Friedbert und Christiane |
Friedbert geht das Steilstück an |
Während wir auf einem steilen Fahrweg Richtung erste
Verpflegungsstation in winzigen Schrittchen hoch dribbeln oder nur einfach hoch
marschieren, kommen uns bereits die ersten Läufer und schließlich auch Walker der
12 km Distanz entgegen. Die haben natürlich bereits gut lachen, während wir noch
die dicksten Brocken verdauen dürfen. |
Diese Nordicwalkerin ist schon auf dem Rückweg ihres 12 km - Kurses. Im
Hintergrund die Mittelbergalpe wo ihre Wende war |
Bei der Mittelbergalpe gibt es auch die erste Verpflegung hungrige und durstige
Bergläufer |
Treffpunkt der Laufreporter
Bei der Mittelbergalpe, gleichzeitig Wendepunkt der
"Kurzdistanzler", können wir die erste Verpflegung fassen. Da mittlerweile sogar
die Sonne hervorgebrochen ist, heißt das in erster Linie trinken, trinken und
trinken. Es könnte heute doch noch recht warm werden!
Hier entdecke ich auch Gabi Gründling. Gabi schreibt heute eine
Reportage für laufreport.de. Sie läuft aber nur die Kurzdistanz. Da uns
beide die Zielzeit nicht wichtig ist, nehmen wir uns als waschechte Laufreporter die Zeit für
gegenseitige Fotografien. |
Gabi Gründling läuft die 12 km - Strecke |
Ein geröteter Kopf beweist es:
Ich bin nach den ersten 650 Höhenmetern und gut 6 km Laufstrecke schon etwas
erhitzt
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Ein schönes Spielzeug! |
So darf ich schon wieder die rote Laterne übernehmen, als ich
weiterlaufe. Zu guter letzt treibt mich auch noch ein dringendes Bedürfnis in die Büsche.
Das kostet Zeit!
Daher sehe ich nun auf weiter Flur keinen Läufer mehr vor mir, obwohl ich nun
der letzte der "Gebirgsmarathonis" bin.
Als sich endlich das Blickfeld wieder öffnet, sehe ich weit
über und vor mir ein paar winzige Punkte. Diese weit entfernten Läufer visiere
ich als mein nächstes Tagesziel an. |
Der Weg schraubt sich immer mehr zur Nagelfluhkette hoch |
Berghimmel und bayerische Kampfstiere
Während sich nun der Weg in endlosen Serpentinen dem
weißblauen und urbayerischen Berghimmel
von Alois Hingerl entgegenschraubt, blockieren immer wieder Kühe den
Weg. Einmal ein Jungbulle
mit Furcht einflößendem oder zumindest Furcht gebietenden Nasenring. Ich frage mich dabei, wer vor uns beiden mehr
Angst vor dem anderen hat. Der Läufer vor dem Kampfstier oder das Kälbchen vor
dem Rindfleisch fressenden Allesfresser!
Aber nein, der Bursche ist ja noch so jung, er hat nicht einmal Hörner. Da kann sich
ja sogar ein Hasenfuß vorbeiwagen .... |
Ein "gefährlicher" (?) Jungbulle
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Blütenmeer
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Lemminge auf Wegen ohne Wegweiser
Nun biegt links ein schmalerer Wanderweg vom breiten Fahrweg
Richtung Stuiben ab. Der
breitere Weg führt zu einer Alm. Ein Gebirgsmarathon - Wegweiser fehlt hier.
Hier muss es aber links weg gehen, obwohl ich mit
linken Wegen schon so oft kein Glück
hatte! Ja, in der Tat die letzten Läufer, schon ein
gutes Stück näher gerückt, gingen hier hoch. Also mache ich das auch so!
Lieber Reinhold, wie Recht Du hast! Wir Bergläufer, wie die Lemminge! Einer
folgt in seinen Gedanken versunken dem anderen! Aber diesmal nicht ins Unheil,
denn das
ist der richtige Weg. An diese Stufen kann ich mich noch vom letzten Jahr
erinnern.
Zwischendurch auch mal ein kleines Abflussgräbchen. Da muss man drüber schreiten
oder springen. So bringt etwas zusätzliche Bewegungsgymnastik Abwechslung ins Bergauflaufallerlei! |
Gleich gebe ich endgültig die rote Laterne an diese Läuferin mit Stecken ab
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Feierliche Übergabe der Roten Laterne
Gegen Ende dieses Aufstiegs gebe ich meine rote Laterne an
eine Läuferin mit zwei Stecken ab. Sie erzählt mir: "Die Marathonbestzeit meines
Freundes ist eine Stunde besser als die meinige, aber beim Hunderter hänge ich
ihn um eine Stunde ab!" Also trägt nun die rote Laterne eine besonders
ausdauernde Laufdame und Ausdauer können wir auf dieser schweren Strecke noch
genügend brauchen!
Gratwanderer auf schmalen Bergraten
Mittlerweile erreichten wir den Höhengrat der Nagelfluhkette.
Ab nun führt uns nur noch ein schmaler und teilweise rudimentärer Bergpfad bis
zur Wende hinter dem Berg mit dem passenden Namen zum endlosen Grat, nämlich dem Hochgrat.
Ab nun müssen wir auf jedem Schritt achten. Wie
schnell kann man sich hier einen Knöchel verstauchen oder bei den teilweise sehr
schmierigen Untergrund auch mal Richtung finsteren Abgrund rutschen!
"Hoppe, hoppe Bergläufer, wenn er fällt dann schreit er.
Fällt er in den Graben, dann fressen ihn die Raben .." |
Hier erreiche ich den Gratweg
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Genagelte Nagelfluhkette
Ich frage die zukünftige Laternenträgerin: "Weißt Du warum
das hier Nagelfluhkette heißt?"
"Nein!"
"Das ist wegen dem Gestein, das Nägelköpfen ähnelt. Einst war das hier mal
in in
ferner und grauer Vorzeit ein Flussbett. Durch Ablagerungen versteinerte sich das. Als dann
die afrikanische Kontinentalplatte sich Richtung Norden schob, hoben sich die
Alpen empor und damit auch die Ablagerung dieses Flussbettes. So kann man
diese heute in den Gipfelregionen der Nagelfluhkette bewundern."
Dabei freue ich mich über mein tolles Wissen. Es ist eigentlich ein Halbwissen, das ich mir gestern in einer
Broschüre über die Nagelfluhkette in meinem Hotel angeeignet habe. Aber wenn man
das ganze so betrachtet,
bin ich ja auf diese Gebiet sogar Fachmann und Experte. Aber ich verschweige ihr dann
doch mein ehemaliges Geologiestudium, das ich nach zwei Semestern aufgab. Das
Klopfen von Steinen war nichts für meine zarten Hände... |
Typisches Gestein der Nagelfluhkette: ehemalige Ablagerungen eines Flusses
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