Mit dem Motto, der Winterspeck muss durch Bewegung weg,
fahren Rudolf und ich nach Bad Windsheim. Beim dortigen Halbmarathon, auch
"Weinturmlauf" genannt, wollen wir unsere mittlerweile zu einem beträchtlichen
Umfang angewachsene "Bauchmuskulatur" in Gang setzen.
Der Andrang bei den Startunterlagen ist bereits groß, als wir
ankommen. Als Nachmelder müssen wir uns gleich in zwei Warteschlangen einreihen.
Zuerst zur Aufnahme unserer Laufpersonalien und dann in die reguläre Schlange
zur Bezahlung und zum Empfang der Startunterlagen. Die Laufbürokratie muss ihre
Ordnung haben!
Für 17 Euro inklusive Nachmeldegebühr erhalten wir als
großzügige Beigaben auch ein hübsches Lauf - T-Shirt und für unsere später
geschundenen Glieder eine Freikarte für die Bad Windsheimer Therme. |
Auf dem Weg zur Startnummernausgabe |
Just, als wir uns zum Startgelände begeben, fegt bei an sich
milder Tagestemperatur ein eisiger Schauer mit Windböen und allerlei
Regentropfen über unsere durch die Fastenzeit bereits geläuterten Häupter
hinweg, wenn gleich leider die Zeit des Fastens an meinem Speckgürtel ein
Stückchen weiter unten spurlos vorüberging. Diese Böen sind Vorboten des bald,
rechtzeitig zum Osterfest zu erwartenden Wintereinbruchs.
Schon ein wenig durchnässt flüchte ich zwei Häuser weiter zu
einem überdachten Türeingang. Viele Starter besetzen dort schon die begehrten
Plätze mitten unter dem Dach, während für mich armen vorösterlichen Büßer nur
noch einer der wenigen, dem Regen verstärkt ausgesetzten Randplätze übrig
bleibt.
Immerhin erhört Petrus meine Stoßgebete gen Himmel. Der
nasskalte Regenguss verzieht sich gerade noch knapp vor dem Startschuss. Wir
dürfen nun doch halbwegs trocken starten! |
Links Rudolf, rechts ich vor dem Start |
Erste Reihe, sozusagen die Avantgarde der Starter.
|
Ich mache noch schnell ein paar Fotos der ersten Reihe der
Eliteläufer und auch vom Fußvolk dahinter. |
Dahinter das Fußvolk der Starter |
In dicker Schutzkleidung eingehüllter Ansager mit Megaphon |
Auch Jochen steht in der ersten Reihe |
Julia und Erwin schon ein Stückchen dahinter, obwohl Julia von Erwin
begleitet später Dritte der Halbmarathonläuferinnen wird |
Danach reihe ich gut genährte "Laufschnecke" mich brav in den
Starterpulk des gemeinen und schlichten Laufvolkes ein. Ungern möchte ich mich
als stehendes Hindernis von den Rennelefanten des vorderen Feldes niedertrampeln
lassen ...
Alles fiebert den Startschuss entgegen. Für viele ist es
heute die erste Laufveranstaltung des Jahres. So schwirren in unseren
mental - untrainierten Köpfen so allerlei
wirre und entmutigende Gedanken durch den Kopf:
Wie bekommen mir Coachpotato die Schweinshaxen, Bierchen und
Völlereien der letzten Zeit?
Waren 3-4 Kilometer Lauftraining pro Woche ausreichend?
Wie kriege ich meinen Speckgürtel in Bewegung?
Wie überlebe ich den ersten Laufkilometer ohne Sauerstoffzelt?
Der Startschuss weckt mich aus diesen Alpträumen vom kurz
bevorstehenden läuferischen Supergau. Auch eine "Maratonne" setzt sich
schließlich mal, wenn auch langsam aber sicher in Bewegung. Da es erst einmal
bergab geht, sogar recht gut. Ist aber Masse erst einmal in Bewegung, dann hält
sie so schnell keiner mehr auf! |
Der Startschuss ist gefallen und ... |
... die Läuferschar setzt sich in Bewegung! |
Doch noch recht weit vorne weggestartet, nutze ich sehr bald
die Gelegenheit für eine kurze Foto- und Verschnaufpause. Laufhektik zum Beginn
der Laufsaison, finde ich, ist nicht angebracht und den richtigen Laufrhythmus
lass ich als chronischer Laufchaot erst mal andere suchen und finden.
An mir strömt nun als quasi Außenstehender, als absurde
Szenerie ein endloser Pulk von Lauf- und Fitnessfanatikern vorbei, die sich
trotz all der Wetterunbilden von einer mit 21.097,50 Meter gnadenlos langen
Strecke nicht abschrecken lassen.
Nach dem Motto, was die können kannst Du allemal, reihe ich mich in den
Lindwurm der Laufverrückten wieder ein. |
Die Straße glänzt noch vom Regenschauer kurz vor dem Start |
Da läuft doch glatt an mir ein verkleideter, einen
ulkigen und überdimensionierten Zylinder tragenden Läufer mit einem riesigen
Läuferpulk dahinter vorbei!
Vom Herdentrieb und reiner Neugier angetrieben, reihe ich mich in diese
Laufkolonne ein. Was es wohl mit diesem Läufer auf sich hat oder gibt es hier
gar was kostenlos? |
Bernd den 1:59:59 - Zugläufer erkennen wir gut an seinem überdimensionierten
Zylinder |
Der Beschriftung am Rücken seines Laufshirts löst das kleine
Laufrätsel schnell auf. Ich habe mich in die Kolonne des 1:59 - Zugläufers
eingereiht. So eine Zielzeit könnte selbst für mich realistisch sein und
dürfte trotz der Laufsünden der zurückliegenden Wintermonate machbar sein! |
Das Lauftempo ist hier zwar nicht ganz so hoch, aber dafür umso höher die
Laufstimmung! |
In dieser lustigen Lauftruppe entdecke ich auch Rudolf
wieder. Also laufen wir nun ein Stückchen gemeinsam. |
Gleich biegen wir von der Straße auf den Fahrweg ab, der uns den eigentlichen
Rundkurs entlang führt |