Wir biegen nun auf den eigentlichen Rundkurs ab. Jetzt
spitzen sogar Sonnenstrahlen aus der dicken Wolkendecke hervor. Dabei wird es
richtig warm. Sicher haben sich heute viele Läufer viel zu warm angezogen. So
mancher mit dicker Laufjacke und Laufhose eingemummter Läufer schnaubt nun mit
hochrotem Gesicht wie ein unter dem allgemeinen Klimawandel leidendes Walross.
Als alter Laufhase und fanatischer Kälteläufer bin ich natürlich heute mit
leichtem Laufshirt und kurzer Hose gestartet. Wäre da nicht dieser heftige
Gegenwind, wäre zumindest für mich heute alles eitel Sonnenschein. |
Uns bläst nun eine steife Prise entgegen. Durch den Pulk der Läufer sind wir
aber noch etwas davor geschützt |
Der Läuferpulk schützt aber vor dem Gegenwind und so kommen
wir trotz eines längeren aber insgesamt leichten Anstiegs alle gut voran.
In unserer Laufgruppe entdecke ich Susanne. Auch sie leidet
momentan unter einem großen Trainingsdefizit. Daher tun wir uns nach dem Motto,
geteiltes Leid ist halbes Läuferleid, als kleine Schicksalsgemeinschaft
zusammen. |
Die vereinzelten Läufer hinter uns haben es da schon schwerer gegen die
garstigen Windböen anzukommen |
Nun bläst uns der Wind in den Rücken |
Nach einem Richtungswechsel um 180 Grad bläst uns nun der
Wind gütig in den Rücken. Dadurch übermütig geworden, lassen wir Bernd mit
seinen 1:59:59 Läufern und den wohl etwas vernünftigeren Rudolf hinter uns. |
Susanne nimmt diesen Anstieg mit Schwung
|
Wir machen nun richtig Tempo. Die Laufkilometer rauschen nun
nur so an uns vorbei. Dabei holen wir Achim ein. Er schließt sich unserer
kleinen Schicksalsgemeinsaft an. |
Achim und Susanne |
Susanne feierte den diesjährigen Jahreswechsel bei heißen
Sambarhythmen in Brasilien. So fühlt sie sich auf der Laufstrecke heimisch, als
wir an drei Sambatrommlern in Hochstimmung vorbeifliegen.
Kann Halbmarathon laufen trotz all der zurückliegenden Fitnesssünden so einfach
und schön sein? |
Heiße Sambarhythmen bei schottischem Wetter von "taktlos - street groove" |
Bei der nächsten 180 Grad Wendung der Strecke stürzen all
unsere Laufträume im freien Fall ab, in etwa so wie
Eddie the Eagle bei
seinen legendären Skisprüngen in Calgary.
Der Rückenwind, der uns zuvor regelrecht dahinfliegen ließ, bläst uns nun mit
doppelter Wucht entgegen. Wir laufen regelrecht gegen eine Betonwand! |
Die Zehnkilometerläufer dürfen hier schon abbiegen. Die "Halbmarathonis"
gehen in die zweite Laufrunde |
Nun trennen sich auch noch unsere Wege mit den
Zehnkilometerläufern. Sie dürfen schon ins Ziel abbiegen, während wir einsames
und verlorenes Häuflein von Halbmarathonläufern nun den Launen eines
Früh-Frühlingswetters gnadenlos ausgesetzt sind.
Da ich so was nicht zum ersten mal erlebe, organisiere ich
schon wie in Bad Füssing beim Lauf gegen den
Sturm einen
Belgischen Kreisel. Achim, Susanne und ich laufen nun hintereinander und
wechseln uns in der Führungsarbeit ab.
Das funktioniert sehr gut. Als dann auch noch der größte Anstieg der Strecke
beim Lauf gegen den Sturm folgt, holen wir zahlreiche Einzelkämpfer ein, wovon
sich einige in unsere kleine Laufgemeinschaft einfügen.
Mir macht dieser Kampf gegen die Naturgewalten regelrecht
Spaß. Es ist für mich, ferne von stürmischen Küsten lebend, einfach was
besonderes, was ich nicht alle Tage bekomme. Das bringt Abwechslung in meinen
grauen Läuferalltag ins Spiel. Meine Stimmung steigt daher von Laufsekunde zu
Sekunde.
Weil es gerade vorne so schön ist, übernehme ich nun alleine die Führungsarbeit.
Vom Runner's High
völlig blau, drehe ich mich kurz vor der Wende zu meiner kleinen Laufgruppe um
und rufe völlig berauscht aus: "Wir sind super drauf! Macht das vielleicht
Spaß!"
Ich ernte verständnislose Blicke.
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Beim Kampf gegen den Sturm heißt es Zähne zusammenbeißen |
Während ich high bin, geht es zumindest bei einigen von uns
ums nackte Überleben!
Ja, überschwängliches Läuferglück und Läuferelend können so nah beinander
liegen!
Wie gut, dass nun die Wende kommt! Den Sturm im Rücken,
blühen wir wie schon fast verwelkte Frühlingsblüten wieder auf.
Susanne und ich haben noch die Energie uns von den anderen zu
lösen. Wir rennen los und laufen unseren schnellsten Kilometer 15 in 4:54
Minuten, während wir zuvor schon mal um die 6:00 Minuten für einen Kilometer
brauchten. |
Bernd, der 1:59:59 - Läufer kommt uns bei der Wendestrecke entgegen. Seine
Laufgruppe ist schon beachtlich zusammengeschmolzen |
Die Zeit vergeht nun im Flug und die Kilometermarkierungen
rauschen noch einmal an uns vorbei.
Bei der letzten Streckenwende laufen wir noch einmal einen
Kilometer gegen den Orkan. Das Ziel schon vor Augen übernehme ich nochmals für
Susanne die Führungsarbeit und liefere Dank meiner spätwinterlichen Leibesfülle
wie ein Fels in der Brandung den nötigen Windschutz.
Im Zielkanal mobilisieren wir auf den letzten 200 Metern
Laufstrecke noch einmal unsere letzten Kräfte für den Schlussspurt und
überfliegen nach 116 Minuten Laufspaß, noch klar unter der magischen
Zweistundengrenze, beide hochglücklich die Ziellinie. |
Susanne und ich, nach einem kleinen Laufabenteuer, glücklich im Ziel |
Achim links noch etwas erschöpft, aber nicht minder freudig |
Trotz der Unbilden des Wetters hatten wir viel Laufspaß und
haben sogar ein kleines Laufabenteuer hinter uns. Dennoch sehen wir bei weitem
nicht so abgekämpft wie manch ein anderer Einzelläufer aus. Wieder einmal
bestätigt es sich: Gemeinsam sind wir stark! |
Bernd van Trill der 1:59:59 Zugläufer lief exakt in 2:00:00 ins Ziel ein. So was
nennt man Maßarbeit! |
Im Après - Laufbereich lassen wir einen schönen Lauftag
ausklingen. Viele nutzen noch das Bad in die Therme und auch die
Massagemöglichkeiten.
Bad Windsheim ist immer eine würdige Eröffnung der Laufsaison! |
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