Jochen Brosig beim 27. Katzwanger Volkslauf/Halbmarathon - Wer waagt,
gewinnt!
Meine Frau ist eifersüchtig auf TANITA. „Sie steht zwischen uns. Ich halte es
mit ihr nicht mehr aus! Entweder sie oder ich! Wer? Sie ist flach, weiß, man
muss sie kurz treten, damit sie anspringt, dann stillhalten – und dann … stöhnt
er laut auf. Ich höre sein Gejammer aus dem Bad. Er steht auf unserer
TANITA-Körperfettwaage. Mein Mann leidet unter einer Sucht – dem Wiegen!“ Das
jedenfalls behauptet meine liebe Frau Gudrun.
Es ist wieder einmal Sonntagmorgen. Ich stehe an der Startlinie in Katzwang.
Eine Familienveranstaltung im wahrsten Sinne des Wortes. Das heißt auch
Abklatschen mit meinen Freunden vom Team Bittel. Erwin, Julio, Dieter. Und viele
mehr sind heute da. Auch Harald hat es hierher verschlagen. Halbmarathon steht
heute an. Blauer Himmel und Sonnenschein. 30 Grad werden erwartet. Also muss ich
schnell im Ziel sein bevor es warm wird. Es pfeift in meinem Ohr. Tinnitus?
Nein! Mir klingt es noch von heute morgen im Ohr: „Du mit Deiner dämlichen
Sucht!“ Dabei stimmt es überhaupt nicht, dass ich ein Problem mit dem Wiegen
habe.
Noch schnell die Wasserflasche über dem Kopf ausgekippt. Dann geht es auch schon
los. Ich sortiere mich unter die ersten zehn ein. Einlaufen und Tempo finden.
Bei diesen Temperaturen ist es besonders wichtig, am Anfang dosiert zu laufen,
um auf der 2. Hälfte Gas geben zu können. Eine Läuferschlange schlängelt sich am
Kanal entlang. „Sucht?“, denke ich mir. „Schmarrn!“ Das Schöne am Laufsport ist
doch folgendes: Wir müssen uns nicht lange Gedanken machen über
Nährwerttabellen. Unser Körper gleicht einem Brennofen. Je mehr Brennmaterial,
desto mehr Energie wird verbrannt. Wir können einfach reinhauen und losrennen.
Weg sind die Kilos!
Apropos: weg. Mein Vordermann ist jetzt auch etwas weiter weg. Bitte etwas mehr
Konzentration, Jochen. Aber zugegeben: Morgens, nach dem Laufen und vor dem
Duschen, stelle ich mich besonders gern drauf. Steige wieder herunter. Wieder
drauf. Selten zeigt sie beim zweiten Mal etwas anderes an. Ich überlege dann, ob
ich am Wochenende mal wieder einen langen Lauf machen sollte.
Heute habe ich mich für Katzwang entschieden. Einen Wettkampf. Denn schnelles
Laufen verbrennt natürlich auch mehr. Der Abstand zum Vordermann bleibt gleich
und von hinten gibt es auch nichts zu befürchten. So biege ich auf den Rückweg
ab. KM 12. Von nun an kommen mir die hinter mir Laufenden entgegen. Natürlich
haben wir ein digitales Gerät. Logisch! Bis auf zwei Stellen hinter dem Komma
zeigt es die Wahrheit an. Einfach unbestechlich. Ich staune zum Beispiel immer
wieder darüber, dass wiegen nach dem Frühstück locker 3 Kilo mehr ausmacht.
Unglaublich, wie ein Cappuccino im Magen ins Gewicht fällt.
Mittlerweile ist es schon sehr warm geworden. Den Schlussanstieg zum Kanal habe
ich schon hinter mir gelassen. Die Positionen sind unverändert. Ich habe mir den
Lauf gut eingeteilt. KM 19. Diese lange Gerade in der prallen Sonne zieht sich
immer wie Kaugummi. Ein kleines Laster habe ich allerdings. Der Dr. Jekyll in
mir ernährt sich tagsüber von Äpfeln und Salaten. Doch wenn die Nacht kommt,
dann erwacht Schoko-Mr.-Hyde und macht sich über Süßigkeiten her.
Kein Problem. Wie auch heute in Katzwang, reguliert sich mein Gewicht beim
Laufen von selbst. Die Waage dokumentiert meinen Sieg über die Trägheit, wie die
Ergebnisliste vom Halbmarathon die Platzierung ganz klar feststellt. Doch meine
Frau bleibt dabei: „Seit die Waage bei uns ist, wiederholt sich dein Kreislauf
täglich. Wiegen, gute Vorsätze fassen, nicht durchhalten, schlechtes Gewissen
bekommen, am nächsten Morgen laufen und wieder wiegen.“
Das ist mir egal! Für mich gilt noch die alte Läuferformel frei nach Greif:
Gesamtplatzierung zum Quadrat + Gesamtplatzierung < 72 kg
Heute stimmt die Formel für mich.
Run happy and smile!
Übrigens: Am 18.Juli 2009 ist das 11.Seebachmeeting www.langstreckenteam.de
Jochen Brosig
Röttenbach, den 14. Juni 2009
|