Einleitung
Der Rennsteiglauf zählte schon zu DDR-Zeiten zu den
Laufklassikern und war der einzige Ultralauf der DDR von Bedeutung. Auch
heute noch ziehen "die langen Kanten" Tausende Läufer in den Bann. Neben
den Walking - Wettbewerben, dem Halbmarathon und Marathon ist die eigentliche
Königsdisziplin der Supermarathon. Jedes Jahr wagen sich etwa 2000
Läufer auf die mit 72,7 km Länge und mit etwa 1500 Höhenmetern sehr
anspruchsvolle Strecke, die auf dem Rennsteig - Wanderweg von Eisenach
nach Schmiedefeld am Rennsteig über zahlreiche Gipfel führt. Zwar ist
dieses zermürbende, stete Auf und Ab unter den Läufern gefürchtet, aber
umso beliebter ist die wunderschöne Mittelgebirgslandschaft, die
einmalig gute Verpflegung und schon legendär ist die Stimmung auf der
Marathonparty im Ziel in Schmiedefeld. |
Prolog
"Ihr lehrt Religion, ihr lehrt Bürgerpflicht, Auf
ihres Körpers Wohl und Bildung seht ihr nicht"
Johann Christoph
Friedrich GutsMuths, Namensgeber dieses Laufs aus seinem Werk
"Gymnastik für die Jugend", das 1793 erstmals erschien. Gutsmuths wird
am 9.8.2009 250 Jahre alt. |
Der Tag zuvor - Kultur und Geschichte in Eisenach
Da der Start bereits um 6:00 morgens ist, reise ich am
Vortag an. Zunächst fahre ich nach
Eisenach, wo morgen
der Start ist und es daher auch die Startunterlagen gibt.
Gut 500 Jahre vor mir kam
Martin Luther 1498 als Lateinschüler zum ersten Mal nach Eisenach.
Gut 20 Jahre später predigte er auf der Rückreise vom
Wormser Reichstag in der
Georgenkirche. Nachdem er mit der
Reichsacht belegt worden war, wurde er am Folgetag auf der Wartburg
als „Junker Jörg“ untergebracht und so vor möglichen Verfolgern
versteckt. Dort übersetzte er die erste Bibel ins deutsche, was
gleichzeitig die Geburtsstunde einer einheitlichen deutschen
Schriftsprache war.
So verwundert es nicht, dass mitten in Eisenach eine große Lutherstatue
steht. |
Luther Statue in
Eisenach |
Ein Stückchen weiter, hinter der Fußgängerzone,
erreiche ich den Marktplatz, wo ich nicht nur vor der bereits genannten
Georgenkirche sondern auch vor dem Starttor des morgigen Laufs stehe. |
Starttor am Tag zuvor in Eisenach. Dahinter die Georgenkirche.
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St. Georg der Drachentöter |
In der Georgenkirche wurde der zweite große Kopf der
Stadt getauft. Eine Statue von
Johann
Sebastian Bach erinnert im Eingangsbereich der Kirche die Taufe des
großen Musikers und Komponisten. Die Kirche selbst ist im Innenraum eher dunkel und sie zeigt wie
so oft bei protestantischen Kirchen eher wenig Schnörkel. |
Statue von
Johann Sebastian Bach, der in der Georgenkirche in Eisenach getauft wurde |
Nach diesem recht kurzen Abstecher in Kultur und
Geschichte der unterhalb der weltberühmten
Wartburg gelegenen Stadt, hole ich gleich nebenan von der Kirche
meine Startunterlagen ab. Der Andrang ist gering und alles gestaltet
sich dabei unkompliziert und stressfrei. Auch erhalte ich, wie schon in
Vorjahr, gleich mit den Unterlagen ein hübsches Finisher - Funktion - T - Shirt in der
passenden Größe.
Am Zelt nebenan, wo ab 18:00 die Kloßparty beginnt, kaufe ich mir eine
der Thüringer Bratwürste, die anfangs ja immer so gut schmecken, wenn
man schon längere Zeit nicht mehr in Thüringen war. Ist man aber dann
mal etwas länger in Thüringen, wachsen einem diese Würste förmlich wieder
aus den
Ohren heraus, weil man sie dauernd und überall angeboten bekommt. |
Gleich in der Nähe vom Marktplatz können wir die Startunterlagen abholen. |
Die Kloßparty ab 18:00 warte ich nicht mehr ab, da ich noch zum
Zielort Schmiedefeld fahren will, wo ich übernachten will. |
Büste aus der Zeit des Jugendstils in der Fußgängerzone von Eisenach ... |
... und eine Jugendstil Villa, an der wir morgen vorbeilaufen werden. |
Der Tag zuvor - Gewitterwolken über den Großen
Beerberg
Ich fahre nicht die langweilige Autobahn nach
Schmiedefeld, sondern nehme die Strecke direkt durch den Thüringer Wald,
vorbei an den großen morgigen heroischen Stätten wie Grenzadler,
Rondell, Großer Beerberg und Schmücke.
In der Nähe der Gipfelregion des
Großen Beerbergs
lege ich einen Stopp ein und unternehme einen kleinen Spaziergang zum
höchsten Gipfel des Thüringer Waldes. Von der dortigen
Aussichtsplattform hat man einen schönen Ausblick ins Umland. |
Aussichtsplattform am
Großen Beerberg, wo wir morgen den höchsten Punkt der Strecke erreichen
werden |
Allerdings türmen sich bereits schwarze Gewitterwolken
über mir auf. Wie mag wohl das morgige Wetter werden? Mitte der Woche
gab es noch miserable Prognosen für Samstag. Also "sonnenhexten"
Erwin und ich, wir die
alten Wetterhexenmeister, schon seit Tagen. Dann verbesserten sich zwar
die Wettermeldungen, aber aktuell sieht es zumindest für die kommende
Nacht nicht gut aus. Na von mir aus kann es sich diese Nacht austoben,
wenn es nur morgen ab 6:00 Uhr morgens trocken bleibt. |
Ausblick von der Plattform. Darüber erste Gewitterwolken, |
Der Tag zuvor - Schmiedefeld - Zaubertrank und
Hexenschirm
Nach meinem Spaziergang und einer kurvenreichen
Autofahrt erreiche ich das Startgelände und die nebenan gelegene Park-
und Campingwiese. Letztes Jahr schlief ich im Zelt, da aber für diese
Nacht starke Regenfälle vorausgesagt werden, will ich lieber in meinem
Auto schlafen. |
Camping und Parkwiese im Startort Schmiedefeld, wo ich übernachte |
Zaubermeister Erwin
Fast zur gleichen Zeit wie ich sind auch meine
Lauffreunde Erwin, Manfred, Julio und Helmut eingetroffen. Das nennt man
Timing!
Zaubermeister Erwin serviert mir einen Schluck von seinen Zaubertee und
meint, mit diesem Zaubertrank wirst du morgen wie die Rennsteighexe mit
ihren Hexenbesen über die langen Kanten des Rennsteigs rasen.
Ach, ich habe da so meine Zweifel, ob dieser Wundertrank einen chronisch
langsamen Genussläuferanarchisten wie mich so einfach um 180 Grad
umpolen kann! Da müsste dann schon mehr als Hexerei dahinter stecken. Da
müsste dann schon ein Wunder geschehen! |
Erwin bietet mir seinen Zaubertrank an |
Ich klappe derweil meinen schon etwas mitgenommen
Hexenschirm auf. Er soll uns morgen ab Punkt 6:00 den Regen vom Leib
halten. |
Ich mit Regenschirm - Regenschirme vertreiben meistens schlechtes Wetter |
Da wir jetzt alles hexenmögliche gegen unerwünschtes
Nass von oben unternommen haben, wollen wir nun unsere trockenen Kehlen
nässen. Ein Stand mit Schwarzbier, ein Sponsor dieser Veranstaltung,
kommt uns dazu gerade recht. So trinken wir uns die nötige Bettschwere an
... |