Morgentoilette mit Hindernissen
Ich krame in meinem Chaos der am Abend zuvor nicht besonders
sorgfältig vorbereiteten Laufsachen für den heutigen Lauftag. Wie gut, dass die
Beleuchtung im Auto besser als im Zelt ist. So finde ich dann doch endlich den
ganzen Kram, den ich für den heutigen Lauf brauche. Spitze Zungen sagten mir
gestern, ich sollte mein Rasierzeug nicht vergessen, da ich ja immer solange
unterwegs bin. Oh je, wo ist das nun wieder hingekommen?
Ach, Spaß beiseite. Ich werde gleich alles anziehen, was ich beim Lauf brauche,
dann kann ich das schon mal nicht vergessen. Der Fotoapparat steckt schon
im Laufgurt 1. Die Trinkfläschchen im Gurt 2 sind schon gefüllt und im Gurt 3
sind schon die 5 Powergels und sonstige Kleinigkeiten enthalten. Mit all diesen
Gurten, sehe ich dann nachher sicher wie ein laufendes Gürteltier aus. Aber das
ganze behindert mich weniger als ein Laufrucksack.
Ich eile zur Toilette und registriere zu meiner Freude, dass
es jetzt von oben nur noch tröpfelt.
Als ich wenige Minuten später aus meiner Toilettenzelle
heraustrete und zum Zähneputzen Richtung Waschbecken eile, schaut mich entsetzt
ein hübscher, blonder Frauenkopf mit strenger Miene und erhobenem Zeigefinger
an.
Guten Morgen Thomas, schon aufgewacht! Ach deswegen war's hier so sauber!
Dazu klingelt jetzt auch noch mein Handy. "Entschuldigung!" dem Frauenkopf mit
verschlafener Stimme zuraunend, sie mir bereits verständnisvoller mit dem Blick
"Alle Männer sind doch irgendwie kleine Kinder!" nachschauend, stürze ich Nachtwandler
aus der Damentoilette heraus und zur total versauten Herrentoilette rein.
Spreche ins Handy: "Ach Dieter, Dein Weckruf, wo bist Du?" "Ja, unten beim
Parkplatz!" "Ja, Du ich rühre mich gleich nochmals, muss noch meine Zähne
putzen!"
Dieter reiste diese Nacht an, um dann gemeinsam mit mir mit dem Nachtbus nach
Eisenach zu fahren.
Ich putze meine Zähne - ein Morgenritual - über den leider verdreckten Waschbecken.
Also wenn Sie schon überall ihr Clopapier und ihre Papierhandtücher
verteilen müssen, können dann die Herren der Schöpfung wenigstens das
Waschbecken halbwegs sauber halten!
Wer noch einmal sagt Mann und Frau seien gleich, der schaue sich die Toiletten
beider Geschlechter an!
Ich beende das kurze Morgenritual und ruf Dieter an.
"Ich stehe jetzt oben!" "Komm runter" "Ich komme runter". In der Tat, da unten
steht in der Finsternis eine nicht minder finstere Gestalt. Es ist mein
Lauffreund Dieter.
Beim Rennsteig 2008
hatten wir ja mit "Nü werden Sie mal nicht frech!" ja schon so unsere lustigen
Erlebnisse. Lustig ist auch, dass wir jetzt gerade feststellen, dass zwischen
Dieters Fahrzeug und meinem Auto nur ein anderes steht. Wir wären uns also auch ohne
Telefon regelrecht in die Arme gelaufen.
Mit Erwin, Manfred und & Co klappt es dagegen mit dem
gegenseitig in die Arme laufen nicht. Ihre Zelte sind verwaist. Ich rufe laut:
"Aufstehen! Ihr Schlafhauben!", aber es rührt sich nichts. Nur im Zelt nebenan
dreht sich gerade jemand verärgert um. Oh je, hoffentlich habe ich jetzt nicht
einen der "Halbmarathonis" geweckt! Knurr! Die dürfen ja noch etwas länger
schlafen. |
Mit dem Nachtbus nach Eisenach
Oh, es ist schon 3:15 und um 3:30 fährt der Bus los. Bis zum
Bus müssen wir noch einen Kilometer wandern. Also sind die bestimmt schon auf dem
Weg zum Bus. Wir eilen nach. Der erste Bus ist bereits überfüllt. In einer der
ersten Reihen sitzen zufälligerweise meine Lauffreunde Hannes und Fuzzy aus
Forchheim. Schnell Winke, Winke gemacht und zum zweiten Bus gestürzt. Da
sind für uns noch zwei Einzelplätze frei. ich drücke einer netten Dame meine 10
Euro Fahrtgeld in die Hand und lass mich auf meinem Sitz nieder.
Ein lustiger Busfahrer begrüßt uns mit freundlichen Worten und fährt als Erster los,
obwohl er der zweite Bus ist. Super, das gefällt mir! Ich glaub wir haben die
richtige Wahl getroffen!
Auf engen und kurvigen Straßen rasen wir im finsteren Berg-
und Nachtnebel an den heroischen Stätten unseres heutigen Laufs in umgekehrter
Richtung entgegen. Vor dem Beerberg kreuzen ein kapitaler Hirsch und ein Reh
unsere Strecke. Der Busfahrer meint dazu: "Vor der Wende gab es das nicht. Da
waren die Russen hier stationiert und die schossen hier auf alles was vier Beine
hatte, um ihre Verpflegung aufzubessern. Aber seit der Wende haben sich die
Wildbestände wieder erholt, wie man sieht!"
Zu den Wetterprognosen verspricht er uns heute "Sonne und 25
Grad!". Ob, das mal stimmt! Ich glaub der flunkert.
Unsere weitere Fahrt bleibt im Gegensatz zu einem der anderen
Busse ohne Komplikationen. Dieser bleibt nämlich für kurze Zeit mit technischen
Problemen auf der Autobahn stehen.
Also wenn mein Rückweg auf Schusters Rappen sich auch so umkompliziert
gestaltet, dann bin ich zufrieden!
In Eisenach rudert unser Busfahrer mit seinen Wetterprognosen
schon wieder etwas zurück: "Also unter den Bäumen kann es aber noch tropfen!"
Dazu fällt mir nur noch der Spruch ein: "Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert
sich das Wetter oder es bleibt so wie es ist!" |