Laufend schlafen - schlafend laufen
Man kann nicht nur laufend helfen sondern auch schlafend
laufen. Dieser Läufer aber, auf der Bank vom Alpverein Zermatt liegend und
schlafend, träumt wohl schlafend vom Laufen. Auch so kann man einen Marathon
laufen!
Leider wecke ich ihn aus seinen süßen Träumen und so grinst er mir zu: Tue es
mir gleich!
Nein, bevor sich noch weiterer Defätismus breit macht, schnell weg von hier.
Hebe Dich hinweg Belzebub! |
Soll ich es ihm nachmachen? |
Pärchen
Hier sehe ich überraschend viele Laufpärchen. Das starke
Geschlecht zerrt dabei das schwächere mit festen Handgriff den Berg hoch. Und
wer zerrt mich hier hoch? |
Hand in Hand ein Laufpärchen |
Die drückende Schwüle setzt uns zu
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Die Fliegen und die Götter
Mich zerren die Fliegen hoch. Total verschwitzt umschwirrt
mich eine Wolke von Fliegen. Sie starten wie Tiefjäger ihre Attacken auf dieses
Häufchen Elend eines Menschen, der sich nun Gedanken über seine
Existenz und sein Sein und über Sinn und Unsinn von diesem macht . Wieder, wie so
bei vielen Läufen wird mir wie Existenzialist
Jean Paul Sartre
mehr und mehr bewusst: Der Mensch ist ein Sein, „das nicht das ist, was es
ist, und das das ist, was es nicht ist”.
Schon wieder eine erneute Attacke dieser kleinen
Plagegeister! Dazu diese schwüle und unerträgliche Hitze! Oh Jupiter oder Zeus,
wie immer Du genannt sein willst, Du Gott über
die Fliegen habe
ein Einsehen! Weise diese lüsternen Rachegöttinnen in ihre Schranken!
Doch dieses herzergreifende Flehen eines winzigen und unbedeutenden Geschöpfs an
diese eingebildeten und hochnäsigen Götter, die in ihrem Olymp fernab in
Griechenland thronen, hilft nichts.
So eine Bagage! Da hilft nur noch eins, ich erflehe Hilfe von den nordischen
Göttern. Oh Thor, du großer
alter Gott des Donners funke hier mal etwas dazwischen!
Die nordischen Götter sind mir wohl gesonnener. Es kommt ein Hauch von Wind auf
und vertreibt das lästige Fliegenpack und erfrischt den erhitzten und
geschundenen Körper.
Kurz dahinter, in Tufteren erscheint die 30 Kilometermarke und
es geht erst einmal flach und schneller weiter. Wie lange wird mir aber
Thor wohl gesonnen bleiben und wann fordert er sein Tribut?
Erste finstere
Wolken ziehen bereits auf! |
Nach 30 km endet erst einmal der lange Anstieg in Tufteren |
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Rechts Dieter, der blinde Läufer aus Unterfranken mit Guide |
Herrliches Hochgebirgspanorama
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Sunnegga
In Sunnegga fotografiert mich Gaby und es gibt wieder was zu
essen. Auch Bouillon, aber ohne Ei und ohne Weißbrot. Aufs Ei kann ich
verzichten, aber ein Stück Brot dazu wäre lecker! Die Verpflegung ist super. An Energy Gels wird nicht gespart. Nur Salziges vermisse ich in der Hitze sehr. Ich
kann als diese süßen Leckereien nicht mehr sehen. Ein Salzhering, das wär's
jetzt!
Bevor ich für total laufverrückt erklärt werde, laufe ich
schnell weiter. |
Verpflegungspunkt in Sunnegga
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Da freut sich das Frankenherz! |
Läufer mit schicken Hut |
Und ich als Läufer gerade mal ohne Hut, da es bewölkt ist.
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Juhu, hier gibt es Energygels! |
Blick auf den Leisee |
Ein weiterer Wadenbeißer und die Stoa
Es folgt mal wieder wie man im bayerischen Laufjargon sagt
ein "Wadenbeißer". Meine Waden sind noch intakt und solche
Gemeinheiten schon gewöhnt. Abhärtung ist alles! Dazu ein Schuss Stoizismus! Wer
noch kein Philosoph ist und schnell einer werden möchte, sollte das
Bergmarathonlaufen anfangen. Da befindet er sich auf dem besten Weg und saugt
die Stoa in sich auf. Er lernt
sein Los zu akzeptieren und mit Hilfe von Gelassenheit und Seelenruhe zur
Weisheit zu streben.
So ignoriere ich den Wadenbiss und genieße diese einzigartige
Hochgebirgslandschaft. Hier gefällt es mir besonders gut. Der Schöpfer Natur hat
hier ein wunderbares Kunstwerk geschaffen. Berge, Gletscher, Seen. Nichts davon
fehlt hier! |
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Hier laufen wir noch einmal über ein Passhöhe. Die meisten gehen hier aber. |