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Keufelskopf Ultra-Trail am 15.05.2010 - 2800 Höhenmeter in der Pfalz - Laufreportage von Günter Kromer

Teil 1

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Mehr über den Autoren Günter Kromer

Keufelskopf Ultra Trail 2010
Hindernislauf beim Keufelskopf Ultra Trail 2010

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Keufelskopf Ultra-Trail - 2800 Höhenmeter in der Pfalz
Laufreportage von Günter Kromer


Das Märchen vom Auf und Ab.
Es war einmal ein Läuferkönig namens Eric Tuerlings, den es einst aus dem völlig berglosen Niederlande in das auch nicht gerade gebirgige Rheinland-Pfalz verschlagen hatte.
Keufelskopf Ultra Trail 2010
Dieser König träumte von einem selbst veranstalteten Ultralauf mit vielen, vielen Höhenmetern. Die Könige der benachbarten Reiche in den Alpen hatten viele große Berge, auf denen man herrlich rauf und runter rennen konnte, doch in Erics neuer Heimat gab es keine Hügel, die sich mehr als 600 m hoch erhoben. Doch das Wunder geschah: er fand auch hier eine Route, die auf 85 Kilometern und je 2774 Höhenmetern Auf- und Abstieg sogar 514 Höhenmeter mehr vereinte als der Swiss Alpin K 78.
Keufelskopf Ultra Trail 2010
Der Zauber dieser Strecke wurde schnell Legende, und daher schien 2010 die Zeit gekommen, den Ruhm für diese Routenschöpfung zu mehren und die Völkerscharen aus ganz Deutschland nach Reichweiler zu locken. Auf das frühzeitige Erreichen des Teilnehmerlimits folgte ein allgemeines Wehklagen, so dass die Beschränkung schließlich aufgehoben wurde und zwischendurch 140 tapfere Läufer den Spuren des Läuferkönigs folgen wollten. Im Gegensatz zu Märchenkönigen konnte er die Sieger zwar nicht mit Gold und Silber überhäufen, er hatte auch keine Prinzessin, die er dem schnellsten Läufer zur Frau geben konnte, aber immerhin belohnte er jeden Finisher mit zwei Qualifikationspunkten für den Ultratrail du Mont-Blanc.
Keufelskopf Ultra Trail 2010
Da Höhenmeter alleine nicht ausreichen, beauftragte Eric im Winter einen Sturm, möglichst viele Bäume über die Strecke zu stürzen. Zusätzlich ließ er in den Tagen vor dem Start die Strecke gründlich beregnen, damit wir möglichst viel Schlamm genießen können. Um Ausfälle wegen Hitzschlag zu vermeiden, stellte er den Thermostat an der Laufstrecke auf fast schon winterliche Temperaturen.
Keufelskopf Ultra Trail 2010
Keufelskopf Ultra Trail 2010
Die Anfahrt mit dem Auto nach Reichweiler ist bequem, denn etwa auf halber Strecke zwischen Kaiserslautern und Trier muss man nur noch wenige hundert Meter abseits der Autobahn fahren. Mit 25 Euro liegt die Startgebühr für die 85 km sehr niedrig. Im Sportheim können wir kostenlos übernachten oder draußen zelten. Da es in Reichweiler kein Restaurant gibt und im Sportheim nur Brötchen mit großen Frikadellen angeboten werden, bestellen sich manche von uns etwas beim Pizzaservice.
Geschlafen wird mit Schlafsack und Isomatte im Nebenraum. Gleichmäßig über die Nacht verteilt wache ich immer wieder auf, da immer wieder jemand aufs Klo muss und mit Taschenlampe den Weg zur Tür sucht. Als „Kleine Nachtmusik“ kommt natürlich das gewohnte Schnarchkonzert dazu, mal solo, mal Quadrophonie. Aber mir ist eine Nacht im „Palais Schnarchbude“ bekanntlich hundertmal lieber als ein X-Sterne-Hotel, in dem man schon ein schlechtes Gewissen hat, wenn man mit schlammverkrusteten Trail-Schuhen an der Rezeption vorbei schleicht.
Kurz nach vier Uhr stehen dann die ersten auf, ab halb fünf gibt es Frühstück.
Keufelskopf Ultra Trail 2010
Vor dem Start klärt uns Eric über die Streckenmarkierung und die Schwierigkeiten auf. Dass die Route nicht einfach wird wissen wir aber schon längst. Wir wollen es schwer, sehr schwer, und das wird uns dann auch geboten.
Nach uns 99 Ultraläufern starten um 9 Uhr noch 38 Leute auf dem Mini-Trail, der aber immerhin auch schwerer als ein normaler Halbmarathon ist.
Bei der lockeren Atmosphäre am Start fühlt man sich eher wie beim Lauftreff statt wie vor einem schweren Rennen.
Keufelskopf Ultra Trail 2010
Die ersten Kilometer führen noch über eine recht bequeme Route, ideal zum ganz langsam aufwachen und warmlaufen. Die Temperatur erinnert mehr an März statt an Mai. Aber immerhin regnet es heute nicht mehr. Allerdings wird es während der ersten Stunden wegen der dicken Wolkendecke nie richtig hell.
Keufelskopf Ultra Trail 2010
Zeitweilig laufen wir über eine ehemalige Bahnstrecke, an deren Rand noch die alten Signale stehen. Wir durchqueren einen kurzen Tunnel, dann geht es über eine hohe Brücke.
Keufelskopf Ultra Trail 2010
Keufelskopf Ultra Trail 2010
Gleich darauf folgt der erste steile Aufstieg. Eine Treppe im Wald bremst unseren Schwung. Ich mache in paar Fotos, aber offensichtlich ist es hier im Wald dafür noch viel zu dunkel. Da mir meine alte Kamera erst vor ein paar Tagen kaputt ging bin ich mit der Menüführung der neuen noch nicht vertraut, achte nur auf das Display statt auf die Treppe und rutsche auf einer nassen Holzstufe aus.
Bei dem Sturz verdrehe ich etwas mein Knie, aber da ich trotzdem anfangs noch fast schmerzfrei weiter laufen kann bin ich zuerst erleichtert. Es scheint so, dass der Sturz ohne Verletzung ausging. Zu früh gefreut!
Bald nach dem steilen Aufstieg fordert ein ebenso steiler Pfad bergab Trittsicherheit und Konzentration. Dann folgt zwischendurch wieder eine ganz bequeme Strecke zum locker Auslaufen. Dieser häufige Wechsel zwischen einfachen Passagen zum Tempomachen oder Erholen und dazwischen wirklich heftigen Herausforderungen ist typisch für den K-UT.
Ein weiterer kurzer Steilaufstieg führt uns in einen leicht nebligen Abschnitt des Waldes. Wie ein Weichzeichner verleiht das Grau der Natur eine sanfte Stimmung.
Keufelskopf Ultra Trail 2010
Keufelskopf Ultra Trail 2010
Wir laufen durch dichten, urwüchsigen Wald der von den Monokulturen der Forstwirtschaft verschont blieb. Moosbedeckte Äste, Farne und bizarre Baumstümpfe verzaubern den Wegrand. Zwischendurch kommen wir zu offenen Wiesenlandschaften, dazwischen auf Höhen mit weiter Aussicht.
Keufelskopf Ultra Trail 2010
Keufelskopf Ultra Trail 2010
Nicht nur der häufige Wechsel zwischen steilen und bequemen Passagen ist typisch für diesen Wettkampf. Noch vielseitiger ist die Wegbeschaffenheit. Mal laufen wir auf ganz normalen Forstwirtschaftswegen, meist aber auf "echten" Trails, also auf schmalen, unebenen Pfaden. Kreuz und quer holpern wir durch die Wälder oder überqueren Wiesen auf gerade mal fußbreiten Spuren. Manchmal kann man die Pfade kaum als solche erkennen. Nur die vielen Wegmarkierungen weisen unübersehbar in die richtige Strecke. Da es während der letzten Tage sehr viel geregnet hat, matschen wir immer wieder durch recht schlammige Abschnitte.
Keufelskopf Ultra Trail 2010
Keufelskopf Ultra Trail 2010
Keufelskopf Ultra Trail 2010
Ab km 15 spüre ich immer deutlicher, dass mein Sturz doch nicht ohne Folgen blieb. Da ich normalerweise selbst bei steilen Abstiegen keine Knieprobleme habe, lassen sich die zunehmenden Schmerzen am rechten Knie eindeutig dem Sturz zuordnen.
Zwischendurch fordert uns Erics Routenplanung immer wieder mit kurzen, außerordentlich steilen Abschnitten heraus. Ich bin selbst in den Alpen bisher noch keine so steilen Pfade hinauf und wieder hinab gerannt wie hier. Sierre-Zinal hatte zwar auf lange Distanz gerechnet die höchste Steigung, aber hier sind einzelne Bereiche deutlich steiler. Dazu kommt der Schlamm, der die Pfade in Rutschbahnen verwandelt. Ich bin davon überzeugt, dass jeder Läufer, egal ob an der Spitze oder ganz hinten, die Strecke in einem trockenen Sommer 30 Minuten schneller bewältigt. Aber die Rutscherei gehört heute zum Spaß dazu.
Recht amüsant sind auch die vielen Baumstämme, die kreuz und quer über den Wegen liegen. Keine Ahnung, über wie viele Stämme ich im Laufe des Tages klettern muss oder darunter hindurch schleiche. Da fällt mir ein Satz von der Homepage dieser Veranstaltung ein: „Das Mitführen eines Babyjoggers ist prinzipiell erlaubt, aber vollkommen sinnlos auf dieser Strecke.“ Wahre Worte!
Keufelskopf Ultra Trail 2010
Keufelskopf Ultra Trail 2010
Keufelskopf Ultra Trail 2010
Vor einer großen Brücke warnt uns ein Streckenposten, dass der Boden glitschig sei.
Keufelskopf Ultra Trail 2010
Keufelskopf Ultra Trail 2010
Keufelskopf Ultra Trail 2010
Zwischendurch laufen wir auf einem anspruchsvollen Mountainbike-Trail, wo die Radler viele Sprungschanzen und Steilkurven angelegt haben. Immer sorgt Erics Planung für Abwechslung. Morsche Brücken, die unter unseren Füßen gleich zu zerbrechen scheinen, kleine Bachüberquerungen, mal weicher Waldboden, dann wieder über dichtes Gras - genau solche Trails sind es, auf die ich mich bereits seit der Anmeldung freue. Hier sollte man die Trailrun-Worldmasters austragen! Mir hat es letztes Jahr in Dortmund zwar wegen der Atmosphäre sehr gut gefallen, aber das echte Trailabenteuer erlebt man hier bei Reichweiler. Diese Streckenkombination ist ganz genau das, was ich momentan am liebsten laufe.
Keufelskopf Ultra Trail 2010
Keufelskopf Ultra Trail 2010
Keufelskopf Ultra Trail 2010
Keufelskopf Ultra Trail 2010
Keufelskopf Ultra Trail 2010
Keufelskopf Ultra Trail 2010
Keufelskopf Ultra Trail 2010
Keufelskopf Ultra Trail 2010
Etwa bei km 23 erreiche ich die erste Getränkestelle. Der K-UT ist ein Lauf in Eigenverantwortung. Wie bereits in der Ausschreibung angekündigt, gibt es unterwegs nur an vier Stellen Wasser zum Nachfüllen der Flaschen bzw. Trinkrucksäcke. Mindestens 1,5 l Getränke sowie die komplette Verpflegung muss jeder selbst im Rucksack mitnehmen. Natürlich kann man zusätzlich eigene Getränke zu den Stationen bringen lassen, aber nichts zu essen.
Keufelskopf Ultra Trail 2010
Die Selbstversorgung bietet auch Vorteile. Man kann unterwegs genau das essen, was man am besten verträgt. Außerdem ist es für den Magen viel besser, wenn man alle halbe Stunde ein paar Bissen zu sich nimmt, statt alle 10-12 km möglichst schnell viel in sich hinein stopfen zu müssen. Auch mit dem Trinken muss ich heute nicht warten, bis ich halb ausgetrocknet endlich die nächste Verpflegungsstelle erreiche, sondern kann regelmäßig von meiner bevorzugten Mischung aus Wasser, wenig Apfelsaft und einer kleinen Prise Salz trinken.
Der K-UT wird von einem sehr erfahrenen Ultraläufer veranstaltet. Eric lief u.a. schon den Marathon des Sables und mehrmals den UTMB, so dass er weiß, was man unterwegs braucht. Aber beim Einkaufen ist offensichtlich einem seiner Helfer ein kleiner Fehler unterlaufen. Ich vermute, dass sich an der ersten Getränkestation so ziemlich jeder Läufer über das kohlensäurehaltige Wasser zum Nachfüllen der Flaschen oder Trinkblasen wunderte. Ich sehe im Geiste schon die Schlagzeile „Trinkrucksack beim Laufen explodiert“ vor mir. Aber später wird dieses Missgeschick korrigiert und auch Leitungswasser angeboten.

Keufelskopf Ultra Trail 2010

Als völlig harmlos erweisen sich die wenigen Straßenüberquerungen auf rechtzeitig durch Warnschilder angekündigten, fast autofreien Kreisstraßen. Asphaltierte Streckenabschnitte müssen wir nahezu keine laufen, und auch durch Ortschaften kommen wir so gut wie nie. Fast 100 Prozent Natur - was will man mehr!
Teil 2 ==>
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