Quizfrage: Wem gehört diese Hose? |
Wein so weit das Auge reicht. Und was trinken wir?? Wasser!! |
Es ging hinauf zum Bergdorf Levidi, wo jeder Einwohner am CP den Abend
verbrachte. Ich zog mich dort um: ¾ Hose und langes Shirt. Nach einer Pause lief
ich mit Heike Pawzik und Michael Eilers, der mich wieder einholte, den Berg auf
1250 m Höhe hinauf. Es war ein “Dirt Truck“, der einfach nicht enden wollte.
Meine Lampe leuchtete besser als Heikes, also machte ich die „Leuchtfront“. Oben
angekommen lief ich alleine in hohem Tempo wieder eine lange „Abfahrt“ auf einer
Teerstraße. Ich war selbst über mich überrascht, wie schnell ich abwärts lief.
Hier überholte ich sehr viele Läufer.
Unten angekommen wartete Andrea bereits auf mich. Kristina schlief im Auto.
Andrea war hundemüde. Nach kurzem Halt ging es weiter und wieder irgendwann
einmal bergauf. Schier endlos erschien der nächste CP. Die Bergdörfer waren
trotz Nacht, aber bei Vollmond, atemberaubend schön, die Menschen in den Orten
unheimlich freundlich und nett.
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Über diese Berge musst du laufen! Na, dann... |
Effie und eine griechische Joan Collins |
Jan und Antje |
Griechische Taverne - Fototermin |
Edgar, bald wird's Nacht! |
In den Morgen hinein folgte ein fast 20 km langes Stück aus wenig Teer aber viel
„Dirt Truck“! Unterwegs holte mich der nette Grieche wieder ein und erzählte
mir, dass jeder Läufer, der den nächsten CP rechtzeitig erreicht, eine halbe
Stunde Zeitgutschrift erhält. Das war bei Kilometer 124,4! Dort angekommen hatte
ich das Gefühl, als hätte ich lauter kleine Steine in meinen Schuhen. Das traf
auch zu, außerdem hatte ich mir im rechten Fuß eine Blase gelaufen.
Kompressionsstrümpfe und Schuhe hatte ich noch nicht gewechselt, was ich auch
nicht vor hatte. Ich konnte dies auch nicht mehr tun, weil der CP wo die Sachen
lagen, bereits hinter mir lag. Also hieß die Parole: „Ignorieren und weiter
kämpfen!“ Gegen 7.00 Uhr am Morgen war es bereits so heiß, dass ich mich mitten
auf einer Straße umzog: kurze Hose, kurzes T-Shirt. Ich trank soviel ich konnte.
Ach ja, das Trinksystem im Rucksack hat mich sehr genervt, denn es pendelte hin
und her und außerdem war es für mich unheimlich schwierig am Mundstück zu
saugen. Leider habe ich es nicht vorher ausprobiert, ein schwerer Fehler! Ich
ließ es bleiben und nahm dafür an jedem CP 2-3 Flaschen Wasser mit. Vor lauter
Ärger über das Trinksystem vergaß ich das Wasser im Beutel zu leeren und lief
bis Doxa (5 oder 6 CPs vor dem Ziel) mit 1 l Wasser Zusatzgewicht durch den
Peloponnes - wie blöd!
In Doxa angekommen, ich hatte mittlerweile am linken Fuß auch eine kleine Blase,
meinte Andrea zu mir: “Den schlappen Marathon schaffst du jetzt auch noch!“ Es
waren noch 44 km zu laufen. Das Ziel hatte ich vor Müdigkeit, Blasen, etc.
vergessen, aber jetzt war es schon fast in Sichtweite!!! |
Sonnenaufgang |
Von Doxa bis Koklama lief ich ohne Rucksack, Andrea nahm ihn mit. Die Strecken
waren 3,3 km, 5,9 km und 5,2 km lang. Wir wollten uns in Koklama wieder treffen.
Die Hitze nahm zu. Am Nachmittag hatte es 40 Grad.
Kurz nach Doxa bemerkte ich, dass ich das Klopapier im Rucksack hatte. Ach ja,
die Plastiktüten für die Flussüberquerung waren auch im Rucksack. Dumm gelaufen!
Beim nächsten CP ging es gleich auf die Toilette, wo ich mich mit Klopapier
eindeckte, somit war mein 1. Problem gelöst. Vor der nächsten Etappe nach
Kastraki trank ich am CP sehr viel, denn ich hatte für die 5,9 km nur die 0,5 l
Wasserflasche bei mir. In Kastraki gab es dann zu meiner Verwunderung kleine
Müllbeutel für den Flussweg. Genau genommen waren es drei kleine Flüsse. 2 waren
5-10 cm tief, der letzte 30-40 cm. Ich kam zum Flussbett. Im Winter muss der
Fluss sehr breit sein. Vor mir lief ein Franzose, der lief ohne Plastiktüten
durch die drei Flussläufe. Ich folgte, ohne mir eine überzustülpen. Das kühle
Wasser war für meine heißen Füße sehr angenehm. Der 3. Fluss war deutlich
tiefer, aber ich lief durch. Danach ging ich mit dem Franzosen zum CP Koklama.
Es war erstaunlich, wie schnell die Socken und die Schuhe trocken wurden. Meine
Angst, dass sich die Kompressionsstrümpfe wegen der Nässe beim Trocknen zusammen
ziehen würden, bewahrheitete sich nicht. In Koklama wurde ich von Andrea und
Kristina erwartet. Ich hörte immer wieder, dass Läufer aufgaben bzw. mit
Kreislaufkollaps umfielen. Ich entschloss mich daher, soviel Wasser zu trinken,
wie ich nur konnte auch wenn ich keinen Durst und Lust hatte. Bewaffnet mit
Trinkflaschen im Rucksack ging es auf den „Dirt Truck“ nach Aspra Spitia. Die
Blasen links und rechts schmerzten bei jedem Schritt auf einen Stein. Es waren
unglaublich lange 9,5 km zum CP. Bevor dieser zu erreichen war, musste erst
einmal am Friedhof vorbeigelaufen werden.
In Aspra Spirtia empfing mich Andrea mit 2 „Wichtigkeiten“. 1. Ein Franzose
bekam am CP kurz vorher einen Kollaps und liegt dort, wird aber ärztlich
behandelt. Zum 2. ärgerte sich Andrea über einen griechischen Läufer, der
scheinbar auf der gesamten Strecke der Liebling des Orga-Teams war und ist.
Lange vor den CPs wird er in Empfang genommen, „behuddelt“ und „betuttelt“! Dies
war nach Reglement verboten. Originalton Andrea:
“Wenn es ginge, würden sie ihm noch die Orangen vorkauen!“ (Weitere Bemerkungen
sind nicht stubenrein!) Auftrag von Andrea: “Tu mir einen Gefallen und komm vor
dem Läufer ins Ziel!“ Gesagt, getan!
Dann der letzte „Dirt Truck“ nach Mouria. Ich war keine 500 m im Truck, lag auf
der linken Seite eine kleine Französin, völlig entkräftet und „käseweiß“ am
Wegrand. Der Anblick war nicht gerade aufbauend. Zwei ihrer französischen
Begleiter versorgten sie und sagten zu mir und einen jungen griechischen Läufer,
der ebenfalls anwesend war, dass wir weiterlaufen sollen.
Kurz danach lief ein Rinnsal quer über den Weg auf dem sich Tausende von Bienen
niedergelassen hatten. Wir, der Grieche und ich, sahen uns entsetzt an und
quälten uns außen herum, was nicht ganz leicht war. Dann kam es knüppelhart. Wir
mussten eine Stelle durchlaufen, die mit Disteln übersät war. Der Weg verlief
anders als bei früheren Rennen. Für die bergauf führende Distel- und
Gestrüppstrecke gab es angeblich 3 Punkte für den UMTB. Die Disteln waren alle
in Gürtelhöhe und im Gestrüpp hat es bestimmt vor Schlangen nur so gewimmelt.
„Willst du ans Ziel, dann musst du durch!“ Also auf und durch. Ich rannte voraus
und der junge Grieche immer hinter mir her. Wenn man 2 „heilige“ oder antike
Orte miteinander verbindet, muss man wohl kurz vor Ziel noch eine qualvolle
Aufgabe lösen. Hatte Odysseus nicht auch noch ein Problem zu lösen, als er in
Ithaka ankam?
Nach dem Gestrüpp ging es durch ein endloses, schattenloses und glühend heißes
Tal. Ich trank und lief. Der Ärger über die Disteln und das Gestrüpp etc. ließ
meine Schmerzen der beiden Blasen vergessen. Ach ja, in Mouria könnte ich meinen
Rucksack abgeben, um die letzten 7,3 km auf der Teerstraße etwas „leichter“ ins
Ziel zu kommen, aber ich hatte mit Andrea vereinbart, dass sie mich am Ziel
direkt einfangen soll. Also nichts war es mit „leichter und ablegen“! Der
Rucksack musste am Rücken bleiben.
Nach 2,3 km kam der letzte CP vor dem Ziel: Linara. Jetzt noch 5 km bis Olympia.
Es war brütend heiß. Ich lief weiterhin sehr kontrolliert.
Autos fuhren vorbei, die Insassen klatschten Beifall, ein Gänsehautgefühl
stellte sich ein. Zwischen 3 und 4 km vor dem Ziel holte ich Karl Z. ein. Ich
sagte zu ihm, dass ich mit ihm ins Ziel laufen möchte, denn schließlich sind wir
beide auch in Nemea gemeinsam aus dem Stadion gegangen. Er war dagegen und
meinte, dass ich gut drauf sei und einfach weiter laufen soll. Also lief ich
alleine nach Olympia und genoss innerlich überglücklich und zufrieden die
letzten Kilometer. |
Zieleinlauf Olympia: Edgar |
Nach 26 Stunden 40 Minuten und 18 Sekunden lief ich durchs Ziel in Olympia. Von
den 81 gemeldeten Startern kamen 40 ans Ziel, Eine derart hohe Ausfallquote gab
es in den vorangegangenen Veranstaltungen nicht. |
Michael und Edgar mit dem Olivenkranz der Finisher |
Siegerehrung |
Am Tag danach in Olympia: am Startplatz im olympischen Stadion |
Jan Prochaska (LG Nord Berlin) gewann das Rennen in hervorragenden 18 Stunden
und 34 Minuten. Drei Stunden vor dem Spanier Bochons. Eine Ultra-Leistung!
Einfach Klasse!!! |
Der strahlende Sieger des Laufs am Tag danach |
Nachwort:
Beim Start und während der ersten 40 km wünschten uns die Griechen „Kalo Taxidi!“,
was „Gute Reise!“ heißt, mir wurde da klar, was dieser Gruß eigentlich bedeutet
bzw. was wir uns da auf uns genommen haben. (Wie weit kommt man eigentlich mit
einem Auto innerhalb von 28 Stunden?)
Sehr bitter war die Abschlussveranstaltung für die Läufer, die den Lauf nicht
beendeten, egal an welchem Streckenpunkt sie ausstiegen. Sie wurden bei der
Siegerehrung nicht einmal erwähnt. Das Leben ist hart, der Sport ist härter!
Die Unterkunft und das Essen vor und nach dem Lauf waren hervorragend und
erstklassig. Die Verpflegung während des Laufes war sehr gut. Die Griechen
bemühten sich an den CPs, alles Mögliche für die Läufer anzubieten. Das Einzige,
was mir wirklich fehlte war ein alkoholfreies Bier und/oder Weißbier.
Ich ernährte mich auf der gesamten Strecke von Suppe und Bananen. Ansonsten
trank ich zwischendurch Cola und Unmengen an Wasser.
Auf meine Schuhe (Brooks – Adrenaline) und meine Kompressionsstrümpfe (CEP)
konnte ich mich verlassen, denn außer den beschriebenen Blasen hatte ich während
und nach dem Lauf keinerlei Krämpfe.
Obwohl der Spartathlon länger ist, sagten viele Läufer, die ihn gelaufen sind,
dass Nemea-Olympia viel schwieriger sei, denn der Spartathlon hat bei weitem
nicht so viele Höhenmeter.
Für mich war es ein einzigartiges Erlebnis, 180 km und 100 m Weg mit 3.780
Höhenmetern zu bewältigen. Der herrliche Vollmond und die wunderbare Landschaft
waren gratis.
Vielen Dank an meine beiden wunderbaren Frauen, die mich so toll unterstützten:
Andrea und Kristina! |
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