Einleitung
Als 1986 der erste Swiss Alpine stattfand, damals mit 67 km
Laufstrecke gut 11 Kilometer kürzer als der heutige K78, galt dieser Lauf
noch als "Anlass für Spinner“.
Heute zur 25. Auflage sieht man aber den Swiss Alpine K78 in Angesicht viel
"spinnerterer" Läufe wie etwa dem Ultra-Trail du Mont-Blanc als "Mutter aller
Bergultras" und Berglanglaufklassiker an. Auch außerhalb der
Berglaufszene akzeptiert man ihn heute als zwar anspruchsvolle aber ansonsten
normale Sportveranstaltung.
Heutzutage gibt es viel
schlimmere, schwerere und längere Bergultras. Dennoch lockt dieser Klassiker viele Läufer an und viele andere zollen erfolgreichen K78 - Finishern
den verdienten Respekt. Dem Veranstalter gelang sogar ein Coup. Mit
der Möglichkeit eines Frühstarts für langsamere Läufer konnte er 42 % mehr Teilnehmer als
im Vorjahr zur Langdistanz ermuntern.
So konnten sich auch erstmals schwächere und ältere Läufer und speziell auch
Läuferinnen an die lange Strecke
wagen, weil man mit 14 Stunden Zielschlusszeit viel mehr Zeit hatte als bei der mit 12
Stunden doch recht knapp bemessenen alten Zeit.
Anders als z.B. der Ultra-Trail du
Mont-Blanc, der mit dem Motto "länger, schwerer, schlimmer" die
Extremlaufjunkies anzieht, lockt der Swiss Alpine mit einer
kontinuierlichen Verbesserung der Strecke, Organisation, dem Service und auch
mit neuen Streckenvarianten wie etwa K11, K21, K31, Kulturmarathon C42 und dem
Bergmarathon K42. Dies macht sich bezahlt, wenn man die ständig steigenden
Teilnehmerzahlen betrachtet, gerade auch weil so viele andere Laufveranstaltungen
erfolglos gegen zurückgehende Zahlen ankämpfen müssen.
Aber bevor wir uns in dieses Thema zu sehr verlieren, lassen
wir nun meinen Bildbericht sprechen, der sicher zeigt was für ein tolles
Lauferlebnis der Jubiläums - K78 dieses Jahr war. |
Anreise / Wetter / Knöchel
Symptomatisch für das schlechte Wetter an den Vortagen vor dem Lauf: Es
fühlen sich nur die Schnecken wohl ... |
Als ich donnerstags in die Schweiz anreise, scheint der
Himmel seine Schleusen geöffnet zu haben. Als ich mich südlich von Liechtenstein
dann doch auf eine kleine Joggingtour wage, fühlen sich dort im Dauerregen nur die
Weinbergschnecken wohl.
Ach ja, die Schnecke ist sicher auch ein passendes Symbol für
mich. Bin ich schon sonst eine Laufschnecke, bremst mich diesmal auch noch mein
rechter Knöchel aus, den ich mir vor 4 Wochen bei einem Trainingslauf übel
verstauchte. Der K78 stand damit für mich erst einmal total auf der Kippe.
Nun kann ich aber wieder laufen, wenn ich mein Bein bandagiere und höllisch
darauf aufpasse nicht gleich noch einmal umzuknicken. Aber riskant wird
für mich ein so langer Lauf im Hochgebirge mit all seinen Fußfallen schon
werden! Daher bin auch schon schrecklich aufgeregt! |
Freitagslauf im Regen
Auch am Freitagmorgen noch Regenwolken auf meiner Joggingtour über die
Schatzalp hinaus |
Freitag morgen möchte ich gerne von Davos über Schatzalp und
Strelapass zum Weißfluhjoch hoch laufen. Anfangs freue ich mich noch über die
literarischen Tafeln mit Auszügen von Thomas Manns Werk Zauberberg am Thomas
Mann Weg, aber oberhalb der Schatzalp ist all die Freude dahin, denn da bläst
mir bei Regen auch noch ein eiskalter Wind ins Gesicht. So werfe ich in etwa 2200
Meter Höhe das Handtuch und kehre um. Hoffentlich bestätigen sich die positiven
Wetterprognosen für morgen, denn so ein Mistwetter möchte ich morgen zumindest
am Panoramatrail in über 2500 m Höhe nicht erleben! |
Andrang bei der Startnummernausgabe am Freitag Nachmittag |
Trophäen früherer Swiss Alpine K78 Marathons aus der Zeit der letzten 24
Jahre |
Pressekonferenz
Der mehrfache K78 - Sieger Jonas Buud aus Schweden und OK
Präsident Andrea Tuffli stehen im Mittelpunkt der Pressekonferenz am
Freitagspätnachmittag.
Freudig erfahre ich da, dass auch die Veranstalter morgen mit einem
wunderschönen Wetter rechnen und einen entsprechend schönen Lauf erwarten. So
was hätten wir doch zum Jubiläum alle redlich verdient! |
Links der spätere Sieger Jonas Buud aus Schweden. In der Mitte OK Präsident
Andrea Tuffli bei der Pressekonferenz am Freitag Nachmittag |
Eiskalter Morgen
Nachts kann ich vor Aufregung schlecht schlafen. Also guck
ich mitten in der Nacht zum Fenster raus. In der Tat, all die Wolken haben sich
verzogen und die Sterne funkeln am Firmament!
Um 4:00 stehe ich auf und gehe frühstücken. Bei uns im Hotel
sehe ich nur drei weitere Frühaufsteher, wovon wie sich rausstellt nur das
Pärchen am Nachbartisch um 6:00 starten will, während der andere schon so früh
vor dem 8-Uhr-Start was essen möchte.
5:15 verlasse ich das Hotel und treffe mich Gabi Weißbrodt
und ein paar anderen Frühstartern in einem Hotel ein paar Blöcke weiter. Sie
sind schon die ganze Woche da. Ihre Reise hat
laufreisen.de organisiert.
Gemeinsam stiefeln wir durch das noch verschlafene Davos, wo wir bei eisiger
Morgenkälte nur ein paar weitere Laufgenossen und einen
ultraorthodoxen Juden
entdecken, der seine runde Pelzkappe sicher auch bei wärmerer Temperatur trägt.
Übrigens das mit "eiskalt" ist nicht so dahin gesagt. Mit Schrecken entdecke ich
Raureif auf den Autos und den Wiesen. Soll ich da überhaupt mit Shorts
loslaufen? |
Raureif auf der Parkwiese am Start in Davos um etwa 5:30 morgens
|
Gepäck
Ich werde zwar mit Shorts starten, kann mich aber ansonsten
warm anziehen, da ich heute meinen Laufrucksack mitnehme. Der stört mich nicht
weiter, weil ich heute ohnehin keine Bestzeiten aufstellen kann und mag. Dafür
kann ich dann später, wenn es mir zu warm wird Jacke und langärmeliges Shirt
dort reinstecken. Wenn mir das zu schwer wird, kann ich das dann in Bergün in
meinen Gepäcksack stecken, den ich zum Zwischenpunkt Bergün transportieren
lasse. Diese Möglichkeit ist ein Superservice des Veranstalters und verdient
Nachahmer! |
Gepäckabgabe für den Transport nach Bergün, wo man dann z.B. seine Klamotten
zwischendurch wechseln kann |
Lauffamilie
Am Start entdecke ich lauter Bekannte. Wir Berglangläufer,
gerade die langsamen, sind ja so was wie eine große Familie. Das konzentriert
sich natürlich heute noch beim Frühstart der "Laufschnecken".
Ganz besonders freue ich mich als ich Iris entdecke. Uns verbinden gemeinsame
Erlebnisse beim ersten Kaisermarathon 2006. |
Neben mir Iris, wie ich eine alte Tour de Tirol Veteran |
Links zwei Bekannte von meinem Hotel, rechts Rafael |
Der Start
Pünktlich um 6:00 fällt der Startschuss zum Frühstart des 25.
Swiss Alpine K 78. Ich überquere mit laufender
Filmkamera die Startlinie. Mal
schauen wie verwackelt der Film diesmal wieder wird! Da ist das Fotografieren
während des Laufens schon viel einfacher. Aber auch der laufende Fotograf sucht
ja ständig neue Herausforderungen! |
Der Frühstartschuss ist gefallen. Die "langsamen" K78 - Läufer machen sich auf
ihren langen Weg
|
Rote Laterne
Starte ich hier wirklich bei einem Ultra mit Langsamstartern?
Nein, das kann doch nicht sein! Fast alle rasen wie bei einem Hundert Meter Lauf
von dannen! Aber ein Blick auf die Uhr verrät es, es nicht 8 Uhr sondern 6 Uhr.
Wie mag das dann erst um 8 Uhr zugehen?
Schon bald verfolgen mich Polizei und Besenwagen. Na, wegen überhöhter
Geschwindigkeit winkt mich heute jedenfalls die Polizei nicht heraus! |
Selbst schon so früh am Morgen jubeln uns Zuschauer in Davos zu |
Eine beschauliche Kirche in Davos im ansonsten so modern und nüchtern
gestalteten Davos |
Panikmache am Morgen
Ich muss also doch etwas Gas geben! Irgendwann überhole ich
doch 2 oder 3 Läufer. Wir laufen nun auf einer langen Schleife durch das noch
verschlafene Davos. Nur ein vor sich hin lallender Jugendlicher, er hat wohl
heute Nacht zwar keinen Lauf- dafür aber umso heftigeren Sauf-Ultra bewältigt,
will mich und meinem Laufkameraden neben mir vor dem Besenwagen ängstigen.
Dieser Besenwagen ist aber die ganz normale Straßenreinigung am frühen Morgen.
Daher beeindruckt uns diese Panikmache wenig. |
Schweizer Fähnchen, dahinter ein Baukran, wo man schon wieder für die
Wintersportler baut |
Erste Fußfalle
Endlich verlassen wir den doch etwas eintönigen, da zu modern
gestalteten Siedlungswust von Davos. Auf einer Holzbrücke überqueren wir die
Landwasser, deren
rauschendes Gewässer uns noch öfters begleiten wird. Auf der Brücke ist es
spiegelglatt, da sich auf den Holzplanken Raureif angesammelt hat. Eisglätte im
Sommer! Wer hatte das gedacht! Wenigstens habe ich die erste Knöchelfalle
gemeistert! |
Raureif auf der Holzbrücke! Vorsicht es ist hier eisglatt und das mitten im
Sommer! |
Erste Trinkstelle
Die Helfer an der ersten Trinkstelle versuchen sich auch in
Bewegung zu halten. Auch ihnen ist es kalt. Als besonderen Service haben sie das
Wasser für uns angewärmt! Danke ihr netten Helfer! |
Erster Verpflegungspunkt nach gut 5 Kilometern Laufstrecke |
Erster Anstieg
Auf den rechten Berghängen scheint schon die Sonne. Noch
könnten wir im Gegensatz zu später nicht genug von ihr bekommen, aber zuerst
laufen wir auf die rechten Berghänge und ihren schattigen Bergwäldern zu. Da wird es wohl die
nächsten 1 - 2 Laufstunden nichts mit Sonnenschein werden!
Wenigstens folgt nun der erste Anstieg und mir wird es trotz
der Kälte warm. Zuerst stecke ich die Jacke weg und dann sogar das langärmelige Shirt darunter. Ich laufe nun kurzärmelig. |
Vor uns der erste von vielen Anstiegen
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Die ersten Sonnenstrahlen treffen auf das schon hinter uns liegende Davos!
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