10. Gondo Event am 06./07.08.2011 -
2 Marathons an 2 aufeinanderfolgenden Tagen in den Walliser Bergen
- Ein Bildbericht von Thomas Keller
Gondo Event – das sind 2 Marathons an 2 aufeinanderfolgenden Tagen in den
Walliser Bergen in der Schweiz nahe der italienischen Grenze am Simplon-Pass.
Der kleine Grenzort Gondo schmiegt sich an steilen Berghängen und liegt direkt
an der Grenze nach Italien.
Am 14. Oktober 2000 wurde dieser kleine Ort von einer Naturkatastrophe
heimgesucht, die 13 Menschen das Leben gekostet hat und den Ort fast von der
Landkarte getilgt hätte. Nach tagelangen heftigen Regenfällen ist der gesamte
Berghang (im Bild auf der linken Seite) ins Rutschen gekommen und hat die Hälfte
des Ortes mit sich gerissen. Eine Gedenkplakette und eine Warnglocke unterhalb
des danach errichteten massiven Schutzwalles erinnern daran. |
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Nach einer beispiellosen Welle der Solidarität wurde der Ort wieder aufgebaut.
Im Hotel Stockalperturm ist die Vergangenheit deutlich zu sehen: damals wurde
die Hälfte des Gebäudes weggerissen. Die Trennung zwischen Alt- und Neubau ist
im Restaurant an Wänden und Decke erkennbar. Um wieder etwas Leben in den Ort zu
bringen, hat ein Organisationskomitee um Brigitte Wolf im Jahr 2001 das Gondo
Event ins Leben gerufen. Der Berglauf an 2 Tagen (am ersten Tag von Gondo nach
Brig, am zweiten Tag von Brig nach Gondo, jeweils durch die
Gondoschlucht und
über den Simplon-Pass) hatte damals noch nicht die Marathonlänge, war aber schon
bei seiner ersten Austragung ein hoch anspruchsvolles Unterfangen, das auch in
der deutschen Berglaufszene schnell Anhänger fand. Die deutschen Marathonsammler
waren schließlich schuld daran, dass jetzt an beiden Tagen die exakte
Marathondistanz gelaufen wird, denn sie überzeugten Brigitte davon, die
Streckenführung so zu erweitern, dass dies möglich wurde und somit das Gondo
Event deutlich an Attraktivität gewann. Mit den Streckenänderungen
(Zusatzschleifen über den Bistinenpass am ersten und über das Furggu am zweiten
Tag) kamen aber auch einige hundert Höhenmeter dazu. Laut Wettkampfinformation
sind es 2000 Hm am ersten und 2200 Hm am zweiten Tag, was ziemlich genau
hinkommt.
Als wir am Freitag nach Gondo fahren, ist das Wetter mehr als durchwachsen. Wir
sind Donnerstagabend schon bis Lindau am Bodensee gefahren, um am Freitag Zeit
zu haben, über die Pässe zu fahren. Die Strecke führt über Chur, den Obaralppass
und dann über den Furkapass in das Wallis und schließlich über den Simplonpass
an die italienische Grenze. Als wir ankommen und im Hotel Stockalperturm
einchecken, regnet es bereits. Ein deutscher Mitstreiter hat die „Entdeckung der
Langsamkeit“ auf die Spitze getrieben: er ist aus dem Allgäu an 3 Tagen mit
einem alten Trecker und Anhänger angereist. Auf dem Anhänger hat er sein Zelt
zum Übernachten aufgeschlagen. Wer bei so was mitmacht, ist eben bisweilen ein
etwas skurriler Charakter… |
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Das Rennbüro ist im Touristenbüro direkt neben dem Hotel untergebracht. Ich hole
meine Startnummer ab und bekomme auch gleich diverse Gutscheine für Pastaparty,
Übernachtung, Nachtessen und Frühstück in Brig, mein Jubiläums-Shirt und zum 10.
Jubiläum des Gondo Events noch ein besonderes Geschenk der Gemeinde, einen sehr
schönen kleinen Rucksack und ein Früchtebrot. Obwohl ich für gewöhnlich ein
Hotelübernachter bin, habe ich mich diesmal dazu entschlossen, die Nacht von
Samstag auf Sonntag im Massenlager im Luftschutzbunker in Brig zu verbringen.
Entsprechend voll ist unser Kofferraum mit Schlafsack und Rucksack. Es regnet
jetzt in Strömen, als wir unser Quartier beziehen, eine schöne neue
Ferienwohnung, die direkt an dem Hang gebaut ist, der damals abgerutscht ist und
auf 4 Etagen Platz für 4 Personen bietet. Angela und Manfred kommen später am
Abend in Gondo an. Manfred übernachtet bei uns in der Ferienwohnung, Angela
bekommt das letzte Doppelzimmer im Hotel. Sie ist äußerst lärmempfindlich und
übernachtet natürlich auch in Brig im Hotel. Bei der Pastaparty im obersten
Stock des Hotels lernen wir schnell weitere Mitläufer kennen, unter anderem
Wolfgang und Lidia Rühl, von denen einige der Fotos in diesem Bericht stammen.
Wir haben nämlich unsere Kamera zu Hause vergessen. Auch die Topläuferin
Lizzy Hawker aus Großbritannien, die jetzt in der Schweiz lebt und fast jeden Berglauf
gewinnt, ist da. Fast unerkannt isst sie ihre Pastaportion mit viel Salat. Ich
beglückwünsche sie zum Sieg beim K78 des Swiss Alpine, den sie vor einer Woche
in Davos klar gemacht hat. |
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1. Tag
Der Wetterbericht für die beiden Lauftage sagt Starkregen voraus – tolle
Aussichten! Samstagmorgen ist es aber trocken und die Wolkendecke hat viele
Lücken, durch die die Sonne spitzt. Vielleicht haben wir doch Glück?
Gut gelaunt stehen Angela und ich am Start und lauschen dem „Briefing“ von
Brigitte Wolf, die uns den Streckenverlauf und die Markierungen erklärt. Die
Strecke ist mit weißen Kunststoffbändern markiert, angeblich alle 100 Meter. Na
ja, ganz stimmt das nicht, aber die Markierung ist wirklich 1A. Das Wetter am
Samstag soll ganz gut werden, über den Sonntag „reden wir morgen“.
Es sind gerade mal 121 Läufer am Start. Am Sonntag kommen noch mal 70 Läufer und
Walker dazu, die die kurze Strecke über 28 km in Angriff nehmen. Dafür fallen
schon ein paar Doppelmarathonläufer aus, die am Sonntag nicht mehr starten
werden. Es ist eben eine kleine feine Veranstaltung, die sehr stressfrei
abläuft.
Kurzes Runterzählen, dann ist der Start und es geht sofort steil die Straße
hoch. Die ersten Läufer spurten los, angeführt von den beiden besten Läufern,
Lizzy Hawker und Martin Schmid aus Zermatt.
Auf der Straße laufen wir nur ganz kurz aus Gondo raus, dann geht es schon
rechts ab auf die von Gras bewachsene Straßengalerie. Der Simplonpass ist der
einzige Alpenpass in der Schweiz, der meist auch im Winter noch befahrbar ist.
Die Strecke verläuft daher viel in Tunnels und Galerien. Wir werden heute
höchstens 3 – 4 km auf der Straße laufen, alles andere verläuft auf Naturwegen,
Forststraßen, alpinen Steigen und teilweise auch einfach querfeldein. Ich hab
mir die Kamera von Angela geschnappt und versuche, ein paar Fotos zu machen.
Das Höhenprofil heute ist einfach: 24 km lang mehr oder weniger steil bergauf
bis zum höchsten Punkt der Strecke auf dem Bistinenpass (2417 Meter) und dann
nur noch bergab bis Brig. Dass das nicht alles sein kann, ist im Prinzip schon
klar, denn der Start in Gondo liegt auf 850 Meter und wo sollen dann die 2000
Höhenmeter herkommen? Aber solche „Kleinigkeiten“ ignoriert man erst mal, ebenso
wie den kleinen Zacken im Höhenprofil ganz zum Schluss, wo es auf den letzten 2
km nach Brig noch mal bergauf geht – aber davon später mehr. |
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