1. Jerusalem Marathon am 25. März 2011
Ein Laufbericht von Jürgen Sinthofen
„Breathtaking Jerusalem Marathon“, mit diesem Slogan warb die Stadt Jerusalem
für den ersten Jerusalem Marathon.
Ein Erstmarathon in einer europäischen Hauptstadt (gem. European Athletic
Association) in einem doch etwas anderen Land machte natürlich neugierig.
Basierend auf der Erfahrung von bereits 18 ausgetragenen Halbmarathons hatte
sich der Bürgermeister von Jerusalem, selbst ein aktiver Marathonläufer, auch
gegen einigen Widerstand aus der Bevölkerung, für die Austragung des Marathons
stark engagiert.
Zusammen mit drei weiteren Lauffreunden wurde der Flug München – Tel Aviv für
250,- € mit Air Berlin 6 Tage vor dem Lauf angetreten.
Mit einem preiswerten Leihwagen tourten wir am Mittelmeer entlang nach Norden,
dann an der libanesischen Grenze entlang nach Osten zum See Genezareth, am Toten
Meer nach Süden und am Rande der Negev Wüste nach Tel Aviv und dann nach
Jerusalem.
Die Fahrerei über knapp 1.000 km in 7 Tagen war absolut problemlos, die Straßen
super ausgebaut und auch die Beschilderungen waren sehr gut.
Übernachtet hatten wir zumeist in den recht günstigen und sehr gut geführten
staatlichen Jugendherbergen.
Reservierungen waren hierfür nicht notwendig.
Neben unzähligen sehr sehenswerten historischen Stätten aus 5 Jahrtausenden,
alle verwoben mit den Weltreligionen, gab es unterschiedlichste Landschaften in
verschiedenen Klimazonen zu erkunden.
Die Zeit, um zumindest die Highlights ohne Stress zu sehen, hatte unserer
Meinung nach dicke gereicht – also eine Woche Urlaub, eine sehr interessante
Rundreise mit abschließenden Marathon für knappe 450,- € pro Person – das ist
doch was?
Leider begann der offizielle Teil der Marathonveranstaltung dramatisch. Ob
Zufall oder nicht, aber um 15.00 am Mittwoch detonierte seit Jahren mal wieder
eine Bombe in Jerusalem am Busbahnhof, direkt gegenüber des Kongresszentrums, wo
um 11.00 Uhr die Marathonmesse eröffnet wurde. Da ich ganz in der Nähe war, die
Detonation hörte und die ganze Szenerie beobachten konnte, hatte ich
zugegebenermaßen doch ein etwas flaues Gefühl.
Am Eingang zur Marathonmesse gab es Personenkontrollen, genauso wie an anderen
Orten in Jerusalem (z.B. am Zugang zur Klagemauer) und man fühlte sich in der
Kongresshalle sicher. Die Marathonmesse war für uns nicht besonders ergiebig,
für die israelischen Teilnehmer aber sicherlich eine gute Gelegenheit sich über
„alles rund ums Laufen“ zu informieren.
Die Ausgabe der Startunterlagen zusammen mit einem schönen Funktionsshirt und
dem Leihchip war problemlos.
Insgesamt sollen über 10.000 Aktive für den Marathon, Halbmarathon, 10 km und
4,2 km, davon über 1.000 aus dem Ausland, gemeldet haben.
Für die Marathonis und Halbmarathonis gab es am Donnerstag Abend im
Kongresszentrum eine stimmungsvolle Pastaparty. Neben verschiedenen lecker
gemachten Nudelgerichten wurden verschiedene Salate, Brot, Getränke und Süßteile
sowie Kaffee bei sehr guter Livemusik angeboten. |
Läufermesse |
Startnummernausgabe |
Kurze Wartezeiten bei der Pastaparty |
Es scheint zu schmecken |
Xander und Richard (rechts) sind schon auf allen
7 Kontinenten Marathon gelaufen |
Freitag, 7.00 Uhr. Start des Marathons für ca. 900 Teilnehmer ganz in der
Nähe der Knesset (Israelisches Parlament). Geschätzte 10° C am Start, im Laufe
des Rennens sollten es bis zu ca. 16° C werden, nicht ungewöhnlich für
Jerusalem, was auf ca. 630 m über N.N. liegt, um diese Jahreszeit.
Die Stimmung war locker, ich hatte von niemanden Bedenken wegen des
Bombenattentates vom Mittwoch gehört, und ehrlich gesagt, ich dachte auch
überhaupt nicht mehr daran. Es waren zwar überall Polizei und sonstige
Sicherheitskräfte zugegen, aber das ist für Israel ein eher normales
Straßenbild.
Gespannt waren wir auf die Laufstrecke. Es hieß, dass es auf dem Einrundenkurs
eine kumulierte Höhendifferenz von ca. 600 m zu bewältigen gab. Das auf der
offiziellen Webseite gezeigte Höhenprofile hatte keine Skalierung und Jerusalem
liegt auf vielen Hügeln, also – schau'n wir mal...
Die vom Veranstalter für ihre Lebensleistung geehrte
Rosa Mota (u.a.
Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Marathon) gab den Startschuss ab und einige
keniatische LäuferInnen gingen das Rennen ob der zu erwartenden sehr
profilierten Strecke recht bedacht an. Nicht umsonst war eine Zusatzprämie von
5.000 US-$ für eine Zeit unter 2.20 Std. ausgelobt worden. |
Eingefrorene Stimmung vor dem Start bei ca. 10° C |
Gelassenheit vor dem Start |
Die Siegerin W. Oda (Mitte)
|
Rosa Mota und der Bürgermeister von Jerusalem
(2001) kurz vor dem Startschuss |
Die Spannung steigt |
Los geht’s für die Elite... |
...
und den Rest der Welt |
Das Spitzenfeld der Damen und Herren formiert
sich langsam |
Auf gesperrten Straßen ging es zunächst zum „Einrollen“ auf recht flacher
Strecke auf dem „Government Hill“ um das Israelische Museum herum und an
verschiedenen Ministerien vorbei in Richtung Altstadt. Ein erster knackiger
Anstieg nach knapp 5 km hoch zur Jaffa Street (hier fährt normalerweise nur die
Straßenbahn) und dann moderat weiter auf die imposante, im 16. Jahrhundert von
Saladin wiederhergestellte Stadtmauer zu. Wie Kaiser Wilhelm II betraten wir die
historische Altstadt bei ca. km 7 durch das Jaffa Tor. Um die Zitadelle herum
konnten wir ca. 1 km durch die Altstadt laufen, bevor wir die Old Town durch das
Zion Tor wieder verlassen mussten. Wegen der sehr engen Gassen der Altstadt
waren weitere km im historischen Stadtkern organisatorisch leider unmöglich zu
realisieren. Entschädigt wurden wir aber durch schöne Ausblicke auf den
Tempelberg mit der
Klagemauer und der goldglänzenden Kuppel des
Felsendomes
nachdem wir das Zion Tor in südwestlicher Richtung verließen. Nach der Umrundung
eines kleinen Tales mit Ruinen (Sultans Pool), welches heute Theatervorführungen
dient, ging es auf die markante Windmühle zu und dann in einer weiteren
mittleren Steigung auf den Bible Mountain. Ohne größere Steigungen ging es
vorbei am Präsidentenpalast, durch die deutsche und die griechische Kolonie und
bei km 12 nach einer kurzen Steigung auf einen flachen 4km langen „out and back“
Streckenabschnitt mit schönen Ausblicken auf die Altstadt. Immer wieder schön zu
sehen, wer einem da so wann entgegen kommt .....
An der Strecke gab es teilweise fast keine Zuschauer, in einigen Wohngebieten
hingegen waren ein paar Stimmungsnester, welche einen mit einem guten Gefühl
weiter laufen ließen. Ich empfand unterwegs kein Gefühl irgendeiner Gefahr durch
militante Gruppierungen, worüber im Vorfeld des Laufes ob der Streckenwahl
diskutiert wurde.
Vielleicht hatte der Bürgermeister Nir Barkat ja doch recht damit, dass Sport
verbindet …
Zumindest fiel auf, dass Sicherheitskräfte und Streckenposten die Mehrzahl der
„Zuschauer“ stellten, diese aber alle trotz ihrer teilweise martialischen
Ausrüstung sehr entspannt wirkten. |
Noch rollen wir gemütlich ein |
Es gab auch grüne Streckenabschnitte |
Die Tempoläufer hatten trotz anspruchsvoller
Strecke einen super Job gemacht |
Raffael aus Buttenheim hatten wir zufällig
getroffen (Erkennungszeichen „Weltkulturerbelauf Bamberg“) |
Es geht Richtung Altstadt |
Die erste größere Steigung (war bei km 28 noch
mal zu laufen) |
Jaffa Street |
Kurz vor der Altstadt |
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