Für mich ist der Kobolt in erster Linie kein Wettkampf, und auch die körperliche
und psychische Bewältigung dieser Strecke steht nur an zweiter Stelle. Vor allem
betrachte ich es als eines der wenigen Abenteuer, die ich mitten in unserem
gezähmten, zivilisierten Deutschland noch erleben kann. Für mich gibt es nur
hier zwei Ziele: ich will vor dem in der Ausschreibung angekündigten, aber beim
Start aufgehobenen Zeitlimit 16 Uhr in Bonn ankommen, und ich will mich so
selten wie möglich verlaufen. Aus den Berichten vom letzten Jahr weiß ich, dass
die Orientierung bei diesem Lauf eine besonders große Herausforderung ist, ja
ein Läufer sogar am Schluss 160 statt 140 km auf dem GPS hatte. Da ich
vermutlich beim Kobolt der langsamste Läufer sein werde, will ich zumindest der
mit den wenigsten Bonusmeilen sein. In dem Punkt bin ich sehr optimistisch, da
ich schon bei vielen Ultramarathons so gut wie ohne Umweg durchkam, wo manch
anderer gründlich in die Irre lief. Tja, so viel kann ich jetzt schon verraten:
das war eine Fehleinschätzung, denn auch ich übersehe in den folgenden Stunden
einige Abzweigungen.
Beim Kobolt haben die Orientierungsspiele das Kaliber von „Mensch ärgere dich
nicht“.
Wer nicht ständig sehr gut aufpasst, muss immer mal wieder umkehren und sammelt
Bonuskilometer. Für diese gibt es aber keine Freifahrt mit der Bahn.
Unterwegs lerne ich zwei Wanderer kennen, die auf mich aber recht hölzern
wirken. |
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Dann sehe ich Sterne. Die Wolkendecke ist am Himmel verschwunden, und während
der nächsten paar Stunden blinken viele Sterne über mir. Noch viel
beeindruckender ist aber das Lichtermeer von Neuwied und Andernach, auf das wir
nun viele Kilometer lang hinab blicken. Dieser nächtliche Streckenabschnitt
begeistert mich so sehr, dass er für mich der stärkste Grund ist, den Kobolt
anderen Läufern zu empfehlen. Auf den mit lichtschwacher Minikamera
aufgenommenen und für das Internet auf 70 KB komprimierten Fotos sieht man
leider nur die allerhellsten Punkte dieses Lichtermeers. |
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Wer glaubt, ein Wanderweg am Rhein entlang sei immer nur bequem, der täuscht
sich gewaltig. Die 4446 Höhenmeter Aufstieg müssen ja irgendwo her kommen. Oft
führt die Strecke nur schwach auf- oder absteigend voran, doch dazwischen liegen
auch zahlreiche recht steile Abschnitte. Mein Vorsatz, auf den 140 km konsequent
alle Aufstiege zu gehen und alle Abstiege zu laufen, lässt sich nicht immer
umsetzen, denn manchmal muss ich an steilen Downhill-Trails vorsichtig gehen, da
ich bei Nacht die unter tiefem Laub verborgenen Steine und Wurzeln nicht richtig
sehe.
Mein Optimismus, auch beim Kobolt möglichst ohne „Zugaben“ nur der richtigen
Route folgen zu können, stellt sich als voreilig heraus. Mehrmals muss ich
unterwegs feststellen, dass auch ich mal wieder eine Abzweigung übersehen habe.
Zum Glück hat Eric auf seinem Garmin den manuell um die aktuellen
Streckenänderungen ergänzten Rheinsteig-Track mit Wanderkarte im Display, was
uns in diesen Situationen sehr hilft. Ohne Eric hätte ich hier wohl viel Zeit,
Kraft und Nerven verloren. Aber manchmal kann auch ich ihn „retten“, wenn er
nach Blick auf den Track meint, irgendwo abbiegen zu müssen, ich aber anhand von
Markierungen sehe, dass die Abzweigung erst 50 m später folgt.
Etwa bei km 54 beginnt bei Leutesdorf ein besonders anstrengender Aufstieg. Bei
einem Weinberg steigen wir über steile Treppen hoch. |
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Gegen 20.30 Uhr erreichen wir die Edmundhütte, die im Sommer sonntags bewirtet
ist. Von der Terrasse genießen wir wieder einen schönen Blick hinab zum
Rheintal. Eine Panoramatafel zeigt, wie es hier bei Tageslicht aussieht.
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Eric und ich beschließen, an einem der Tische eine kurze Rast zu machen und
etwas von unserem Proviant zu essen. |
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Anschließend führt uns sogar ein etwa 30 m langes Wegstück drahtseilgesichert
über sehr steile, rutschige Felsen hinauf. Bei Schnee wäre der Kobolt nichts für
mich! |
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Mit meiner eigenen Stirnlampe wäre das heute kein Spaß gewesen. Meine Petzl
Tikka XP, die für Nachtläufe wie Ulm oder Biel problemlos reicht, ist für die
Orientierung beim Kobolt viel zu schwach. Zum Glück hat mir eine Lauffreundin
ihre
Black Diamond ausgeliehen, und diese erweist sich hier als ideal.
Der wohl beste Brüller im heutigen Partyprogramm ist das Spiel "Ohne Hund, aber
auch ohne Weg". Die kritischste Stelle im letzten Jahr war ein Bauernhof, durch
den der Rheinsteig hindurch führte, wo aber ein aggressiver Hund frei herum
lief. Vermutlich wurden inzwischen zu viele Wanderer gebissen, auf jeden Fall
zweigt die neue Route seit einigen Monaten kurz vor dem Annahof rechts ab. Zwar
kommt man nun nicht mehr zum schönen Aussichtpunkt Rheinbrohler Ley, doch es ist
trotzdem eine gute Idee. Zumindest bei Tageslicht! Der Rheinsteig wurde ja nicht
erfunden, um ihn in stockdunkler Nacht zu laufen. Jetzt muss man auf einer
kleinen Treppe über einen Zaun steigen und läuft dann über eine große Kuhweide.
Das mag ja ganz nett sein, wenn man im Sonnenschein weit vor sich das
gegenüberliegende Ende der Weide sieht. Bei Nacht allerdings steht man
irgendwann mitten auf einer Wiese und kann rundherum nichts erkennen, das nach
Weg oder Pfad aussieht. Wie ich später erfuhr, sind einige Läufer daraufhin
einfach auf die weiter unten stehenden beleuchteten Gebäude zugelaufen und
standen schließlich vor dem Kuhstall des kritischen Hofes. Zum Glück war der
Hund wohl gerade weg. Nachdem offensichtlich bei der in unmittelbarer Nähe
liegenden Verpflegungsstelle schon genügend Läufer von ihrem Spaß auf der Weide
berichtet hatten, entschloss sich einer der Helfer, die restlichen Teilnehmer
durch dieses Hindernis zu lotsen. Daher bleibt Eric, Bernhard und mir diese
kleine Odyssee erspart.
Nach einer kurzen Rast bei VP2 oberhalb von Rheinbrohl laufen wir bald weiter,
stets auf, ab, auf, ab, immer wieder mal mit Blick hinab zum Rhein und den
kleinen Orten am Ufer. Leider ist das recht fotogene
Schloss Arenfels bei Bad
Hönningen nicht beleuchtet. Ich hätte es gerne fotografiert.
Irgendwann zwischen 2 und 3 Uhr nachts höre ich von unten Trompeten, Posaunen
oder Jagdhörner. Wer weckt so spät in der Nacht alle Anwohner?
Wir wissen, dass wir als nächstes oberhalb von Linz bei einem Fußballstadion ein
Kreuz fotografieren sollen, doch als wir endlich an einen Fußballplatz kommen
sehen wir dort kein Kreuz. Das kann noch nicht das Richtige sein. Also weiter!
Um 3:15 Uhr wird dann das Kreuz-Foto ebenfalls erledigt. Bald darauf laufen wir
durch die Fußgängerzone von Linz, was die längste Stadtdurchquerung unserer
Route ist.
Vor ein paar Stunden hatten wir noch gehofft, vielleicht sogar schon gegen drei
Uhr km 90 mit der dritten Verpflegungsstelle zu erreichen. Doch unsere
Durchschnittsgeschwindigkeit sinkt immer weiter, teilweise wohl unter 5 km/h.
Gegen 4 Uhr kommen wir an der hübsch beleuchteten Burg Ockenfels vorbei. |
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Noch immer liegt ein weiter Weg bis zur VP vor uns. Die Strecke zieht sich, und
ich habe das Gefühl, dass wir kaum vorankommen.
Erpeler-Ley-Plateau, Dropbag km 90Schon im letzten Jahr sorgte die kleine Wegschleife beim Aussichtsplateau der
Erpeler Ley bei einigen Läufern für viel Frust und zusätzliche Bonusmeilen.
Daher wurden wir schon vor Tagen auf diese Problemstelle hingewiesen, und auch
beim Briefing wurde vor dem Start noch einmal die Lage erklärt. Kurz vor dem
Aussichtsplateau kommt man an eine Wegkreuzung, bei der die
Rheinsteig-Markierung in alle Richtungen führt. Wer hier schon halb schläft
schwebt in der Gefahr, bei km 90 unmittelbar vor der Verpflegungsstelle mit den
Dropbags falsch abzubiegen, andere dagegen liefen ein zweites Mal die Schleife
zur VP, im schlimmsten Fall anschließend sogar wieder zurück in Richtung
Koblenz. Auch hier hatten wir Glück und wurden von einem Helfer auf den
richtigen Weg gelotst.
Manche sagen ja: „Laufen macht blöde“. Darüber könnte man endlos streiten, aber
heute passiert mir in der späten Nacht ein wirklich dummer Fehler. Während ich
heiße Suppe esse, hole ich aus meiner hier deponierten Tasche eine trockene
Mütze und frische Batterien für die Lampe. Die Wechselklamotten lasse ich drin,
aber leider versehentlich auch meinen kompletten für die restlichen 50 km
vorbereiten Proviant. Daher muss ich nun zehn Stunden ohne meine bewährte
Mischung aus Nüssen und Trockenobst, ohne Riegel und ohne Salztabletten
auskommen. Der hohe Kalorienverbrauch kann auf dem Rest der Strecke nicht
zufriedenstellend ausgeglichen werden.
Um 5 Uhr, also eine Stunde vor der für diesen Punkt verbindlichen Cutoff-Zeit,
verlassen wir die Verpflegungsstelle. Bei der Runde um das Plateau fotografiere
ich den Blick vom Aussichtspunkt hinab zum Rhein. |
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Nach der Pause beschleunige ich bald meine Schritte und laufe alleine voraus.
Erst nach etwa zwei Stunden muss ich das Tempo wieder drosseln. Bei 14 Stunden
Nacht braucht man viel Geduld, bis endlich der Morgen dämmert. Und damit es auch
wirklich richtig dunkel ist fällt dieser Kobolt-Termin auf eine 100 % mondlose
Nacht.
Noch mindestens 8 Stunden bis zum Ziel, und ich habe Hunger. So ein Mist, dass
ich den Proviant in der Dropbag vergessen habe! So ein Fehler darf bei langen
Ultramarathons einfach nicht passieren.
Die Dämmerungsphase ist für mich das schönste bei Nachtläufen, wenn die absolute
Dunkelheit allmählich weicht, man endlich wieder die Landschaft um sich herum
erkennt und bald auch die Stirnlampe in den Rucksack stecken kann.
Um 7:35 Uhr erreiche ich das nächste Pflichtfoto-Motiv, den Bildstock "Das Auge
Gottes" bei km 101. |
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Nun wird es schnell hell. Zartrosa Wölkchen verzieren den Himmel. Das Tageslicht
erfreut mich.
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Einige Minuten lang laufe ich im Sonnenschein. |
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Dann zieht schnell eine graue, geschlossene Wolkendecke auf. Ich marschiere
hinauf in Richtung Löwenburg, aber die Route führt dann schon unterhalb der Burg
wieder bergab zum Löwenburger Hof.
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Bald darauf will ich eigentlich gerne die schöne Aussicht hinüber zum
Drachenfels fotografieren, aber ich sehe den Berg immer nur hinter Bäumen und
warte vergeblich, dass der Blick auch mal frei genug wird um ein Bild zu
knipsen. Aber den Wald kann ich wenigstens fotografieren. |
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Um 10.30 Uhr erreiche ich die vierte und letzte Verpflegungsstelle. Sie liegt
außerhalb der Friedhofsmauer, und die beiden Helfer haben hier himmlische
Unterstützung. |
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Um die Müdigkeit zu vertreiben, schütte ich gleich drei Portionen
Instant-Kaffee-Pulver in einen Becher. Doch ganz so schlimm scheint mein Zustand
noch nicht zu sein, denn einer der Helfer meint: "Du siehst als einziger noch
frisch und munter aus. Die anderen konnten hier teilweise kaum noch stehen."
Klar, die waren ja auch ein paar Stunden schneller als ich. Dank meiner eher
entspannten Geschwindigkeit bleibe ich zu meiner großen Überraschung beim Kobolt
komplett von Muskel- oder Gelenkschmerzen verschont.
Mit der kräftigen Koffeindröhnung geht es nun wieder frisch weiter. Unterhalb
der großen Felswände des Drachenfels, bei denen es mich nachträglich ärgert, dass
ich sie nicht ebenfalls fotografiert habe, knipse ich die schöne Aussicht auf
den Rhein.
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Dann steige ich mal wieder recht anstrengend steil den Berg hinauf. Der
Drachenfels wäre vermutlich der landschaftlich schönste Teil der Strecke
gewesen, aber wegen Neubau der Aussichtsplattform und wegen Felssturz ist dieser
Abschnitt des Rheinsteig vorübergehend gesperrt, so dass wir knapp unterhalb des
Gipfels östlich vorbei laufen müssen.
Kurz darauf kommen wir an der Drachenburg vorbei, für deren Besichtigung mir
leider die Zeit fehlt. Wanderer haben auf dem Rheinsteig eindeutig einen großen
Vorteil gegenüber Läufern. Die vielen Schlösser, Burgen und andere
Sehenswürdigkeiten entlang der Route zeigen ihre wahre Schönheit erst, wenn man
den Wanderweg für kurze Zeit verlässt. |
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„What comes up must go down“ trifft auf den Rheinsteig perfekt zu. Bevor man
allzu sehr nach Aufstiegen an Höhenrausch leidet oder uns ein langer Abstieg zu
sehr in die Tiefe zieht, wechseln wir ständig die vertikale Richtung. Rauf,
runter, rauf, runter... Aber auch durch ein paar Dutzend kürzere Auf- und
Abstiege, keiner über mehr als 300 HM, kann man 4446 positive Höhenmeter
sammeln. Das Leben besteht nun mal aus Höhen und Tiefen.
Wer so etwas nicht selbst mit Begeisterung läuft, wird wohl nie so richtig
verstehen, warum wir das megageil finden. Aber dafür kann ich nicht verstehen,
was an Angeln oder Golf toll sein soll. Jedem das Seine!
Inzwischen nutzen sehr viele Spaziergänger den relativ milden ersten Advent für
einen Ausflug. Immer wieder werde ich gefragt, wohin ich laufe, und auf meine
Antwort folgen sehr gegensätzliche Reaktionen. Manche halten es für einen
Scherz, andere schütteln verständnisvoll den Kopf, wieder andere finden es toll
und wünschen mir viel Erfolg.
Einer der fiesen Aufstiege, die man allzu leicht abkürzen könnte, führt hinauf
zur Geisberghütte bei km 119, die natürlich daher auch einer der
Pflichtfoto-Punkte ist. Für den steilen Aufstieg werde ich oben mit einer sehr
schönen Aussicht belohnt.
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Dann geht es ebenso steil wieder abwärts. Bald führt der Weg hinauf zum
Petersberg, wo das Gästehaus der Bundesrepublik Deutschland vor allem zur Zeit
von Bonn als Hauptstadt viele ausländische Politiker beherbergte. |
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Einige Zeit darauf werde ich beim Kloster Heisterbach enttäuscht. Ich hatte mich
sehr darauf gefreut, diese sehr fotogene Ruine zu fotografieren, doch vom Weg
aus sieht man nur die Mauer, die das Gelände umschließt.
Nun begegne ich unterwegs wieder immer öfter Gerhard Kaster. Ich glaube,
zwischen Start und Ziel haben wir uns wohl 20 mal getroffen. Zwischendurch, als
ich noch mit Eric unterwegs war, legten wir auch kurze Strecken zu dritt zurück.
Doch dann beschleunigte Gerhard zwischendurch immer mal wieder.
Ich fühle mich eigentlich immer noch gut, merke selbst die Müdigkeit nicht so
stark wie erwartet, aber der Spaß am Laufen bzw. Gehen schwindet allmählich. Ich
kann die Landschaft nicht mehr genießen und bewege mich eher automatisch voran.
Jeder neue Aufstieg kommt mir wie eine völlig unnötige Prüfung vor. Doch, dass
ich das Ziel vor 16 Uhr erreichen werde, daran zweifle ich nach wie vor nicht.
Von einem Weinberg aus erblicke ich in der Ferne die Hochhäuser von. Es sieht
gar nicht mehr weit aus, doch der Weg ist doch noch deutlich länger als es
scheint.
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Weit oberhalb des Rheins laufen wir an zahlreichen Aussichtspunkten vorbei, doch
ich bin zu lethargisch, um den Weg noch einmal für ein Foto zu verlassen. Jetzt
kann es ja nicht mehr weit sein! Doch bevor wir die Autobahn überqueren, hinter
der der letzte Abstieg beginnt, müssen wir noch einmal bergauf zum Foveaux-Häuschen,
einem kleinen Pavillon, der natürlich auch einer der Pflichtfoto-Punkte ist.
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Nachdem ich bisher ohne Regen laufen konnte, trübt nun auf den letzten 7
Kilometern leichter Nieselregen das Finale. Beim Pavillon überhole ich mal
wieder Gerhard, kann sogar noch relativ schnell über Treppen und Straßen in
Richtung Rhein hinab laufen, doch unten beim Fluss ist meine Batterie leer.
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Gerhard eilt an mir vorbei und läuft die letzten 1,5 km durch eine Parkanlage am
Ufer entlang zum Ziel, während ich nur noch gehen kann.
Ein Glück, dass wir gestern Morgen beim Briefing schon erfahren haben, wie das
Ziel aussieht. Ich wäre sonst glatt daran vorbei marschiert. |
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Das Ziel ist in den Räumen eines Fitness-Studios. 28:06 Stunden, also fast eine
Stunde unter dem in der Ausschreibung angekündigten Zeitlimit, damit bin ich
sehr zufrieden. Ich komme zwar als letzter an, mehr als acht Stunden nach den
Siegern Andrej Bullach und Peter Kaminsky, aber ich habe es geschafft, während
manch anderer unterwegs aufgeben musste.
Nun werden die restlichen Anwesenden vom Warten erlöst, denn mit der Ankunft des
letzten Läufers kann endlich die Siegerehrung beginnen. Statt einer Medaille,
die bei mir ohnehin für alle Zeit im Schrank verstauben würde, bekommen hier
alle Finisher etwas viel Besseres: eine Kobolt-Tasse, auf der hinten sogar die
Karte mit der Strecke aufgedruckt ist. Super Idee!
Manche Läufer wären enttäuscht, nur Letzter geworden zu sein. Mir ist das völlig
egal. Ich habe erstmals 140 km geschafft, nur das zählt. War es nun wirklich
verrückt, den Kobolt zu laufen? Nein, ganz und gar nicht! Seit ich vor 11 Jahren
mit Laufen begonnen habe, geht es mir physisch und psychisch besser als je
zuvor, und ganz besonders positiv wirken sich bei mir die langen Ultratrails
aus. Ultramarathons haben mein Lebensgefühl so positiv beeinflusst wie es in all
den fast 49 Jahren bisher nur meine Freundin geschafft hat. Seit ich im August
um einen Startplatz für den Kobolt gebeten hatte, freute ich mich darauf mehr
als auf jeden Urlaub. Probleme im Job, mit der Mutter im Pflegeheim, Nachrichten
über Eurokrise und andere Katastrophen werden durch ein positives Ziel
ausgeglichen. Und heute, drei Tage nach dem Lauf, schwingt immer noch ein
unbezahlbares Gefühl der Zufriedenheit in mir. Daher bin ich froh darüber, dass
es Leute wie Michael, Andreas und Stefan gibt, die viel Freizeit opfern, um uns
verrückten Läufern so ein Abenteuer zu bieten.
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Beide großen Ziele, die ich mir für dieses Jahr gesetzt habe, wurden hiermit
erreicht. Ich wollte 2011 meinen ersten 24+x Stunden-Lauf machen, was heute
geklappt hat. Das zweite Ziel überschritt ich nun sogar deutlich. Seit dem
letzten Jahr sammle ich Wettkampf-Höhenmeter. 2010 freute ich mich über 13.000
Meter Aufstieg, die ich insgesamt bei Wettkämpfen (nicht beim Training)
geschafft hatte. Für 2011 hatte ich mir 20.000 Höhenmeter vorgenommen.
Stattdessen wurden es nun 23.338 m Aufstieg und 20.476 m Abstieg. Für manche Vielstarter unter den Ultraläufern ist das wohl eher Durchschnitt, aber für mich
war es bisher eine schier unvorstellbare Menge. Nun wird meine Wettkampfplanung
für 2012 ab sofort von der Zielsetzung „über 25000 HM“ beeinflusst. Doch jetzt
steht erst einmal eine Regenerationspause an, bis ich Euch im März hoffentlich
schöne Fotos vom Petit Ballon zeigen kann. |
Links
Internetseite des Veranstalters:
http://www.kleiner-kobolt.de |
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