Kopenhagen-Marathon am 22. Mai
2011 - Oder: die Dänen sind etwas
speziell!
Kopenhagen
– Hauptstadt des Königreiches Dänemark, größte Stadt Skandinaviens, Tivoli,
Kleine Meerjungfrau, Brücke nach Schweden. Das sind wohl die Schlagworte, die
den meisten Menschen als erstes zu „Dänemark“ einfallen. Und
gleich danach aus der aktuellen Politik: Ausländerfeindlich, Grenzkontrollen,
Mohamed-Karikatur …
Aber
wie sieht die Realität aus? Am Freitagvormittag passierte ich die
deutsch-dänische Grenze bei Ellund. Geschwindigkeitsbegrenzung ja, aber keine
Zöllner weit und breit. Also zügig weiter, denn mittlerweile ist Tempo 130 fast durchgängig erlaubt. Über die
Kleine-Belt-Brücke geht es nach Fünen mit der größten Stadt Odense. Hier habe
ich gute Erinnerungen an die Teilnahme am Hans-Christian-Andersen-Marathon 2010.
Dann über die Große-Belt-Brücke auf die dänische Hauptinsel Seeland, auf der
sich Kopenhagen zur pulsierenden nordeuropäischen Metropole entwickelt hat.
Skyline Kopenhagens von der Stadtinsel Amager aus gesehen
Faszinierend
die kühne moderne Architektur im Mix mit historischer Bausubstanz.
Skandinavisches Design macht es möglich.
Blick auf die City
Als
Norddeutscher kenne ich die unglaubliche Coolness der Dänen bei der Planung
einer Großveranstaltung. Keine Hektik, große Gelassenheit, großes
Gottvertrauen: alles wird gut! So ist es auch heute. Zugegeben, ich bin – wie
immer sehr früh im Startbereich. Es ist halb acht, als ich meinen Wagen in
unmittelbarer Nähe der Start-Ziel-Zone parke. Aber viel tut sich noch nicht.
Einige Offizielle verlegen Kabel. Testen die Lautsprecheranlage und
installieren sie Videowall. Es sind auch noch nicht viele Starter da, die
Müllmänner reinigen die Hafenpromenade von den Spuren der Nacht. Ein erster
Mutiger springt in das kalte Wasser des Hafenbades.
Langsam
trudeln auch die Aktiven ein, bis zu 12.000 haben sich angemeldet, obwohl
Hamburg als großer Konkurrent seinen Marathon just auf den gleichen Tag gelegt
hat.
Langsam füllt sich das Gelände …
Das
Wetter hat ein Einsehen mit den Startern: Statt der angesagten gut 20 ° sind es
Dank aufziehender Bewölkung doch eher 15 °. Noch empfinde ich den Wind als
angenehm, später im Außenbereich des Hafens wird er stark auffrischen.
Die
Laufgemeinde ist ein bunter Haufen, alle Kontinente sind vertreten, etwa
fünfzig Nationen. Das widerspricht doch der aktuellen Diskussion über
Ausländerfeindlichkeit in Dänemark, oder? Und da laufen doch tatsächlich einige
Musliminnen in Ganzkörperverhüllung, nur das Gesicht ist frei. Alle Achtung vor
dem Mut in einem Land, wo man Mohamed öffentlich verhöhnen darf. Aber lieb sind
sie, die Dänen!
Die
sprichwörtliche dänische Gelassenheit zeigt sich im Laufe der Strecke immer
wieder. Es geht wie bei einem kleinen Stadtlauf um 1000 Hausecken,
Hochbordsteine sind nur halbherzig gekennzeichnet, Absperrungshütchen stehen
unvermittelt und teilen etwas ab, was man nicht nachvollziehen kann. An einigen
Stellen könnte man als Streckenkundiger mit ein paar Schritten einige Kilometer
abkürzen, indem man sich einfach in den entgegen kommenden Pulk einreihen
würde. Kindern wie Erwachsenen scheint es geradezu Spaß zu machen, mit
Fahrzeugen aller Art wie Fahrrad, Kinderwagen, Roller, Inliner auch einfach zu
Fuß den Läuferstrom zu kreuzen. Ohne Rücksicht auf Verluste. Ich habe selten
bei einem Marathon so viele aufgeschlagene Knie gesehen. Aber ein wirklich
sympathisches Völkchen hier im Norden!
Und
einige Kilometer vor Schluss schloss eine große Gruppe von Läufern von links
aus einer Seitenstraße zu uns auf. Eine zweite Laufveranstaltung, deren
Strecken sich kreuzen? Nein, nein, keine Aufregung. Es waren nur ein paar
Hundert Läufer, die eine Abkürzung kannten! Sind sie nicht goldig, unsere
nördlichen Nachbarn?
Meine Zielzeit …
Ich reihte mich bei den Tempomachern für dreieinhalb Stunden
ein. Aber so ab Kilometer zehn merkte ich, dass das heute nichts werden konnte.
Daher besann ich mich auf Plan B und entschloss mich, eine Punktlandung direkt
unter 4 Stunden zu machen und unterwegs Fotos zu schießen:
Sehr schön stellt sich die königliche Hauptstadt mit alter
Bausubstanz vor. Tanzgruppen, Musik verschiedenster Stilrichtungen, Gaukler und
Jongleure sorgen für Unterhaltung am Streckenrand.
Hier handelt es sich nicht um einstürzende Bauten, sondern
um die Unzulänglichkeit des Fotografen. Aber trotzdem eine beeindruckende
historische Fassade.
Hypermoderne Bauten und alte Gebäude Wand an Wand.
Wer auch immer dieser Athlet sein mag – er hat keine Chance
auf einen der vorderen Plätze!
Wie so oft führte die Laufstrecke am Wasser vorbei, gesäumt
von sehr schönen Häuserzeilen.
Fast eine Punktlandung: Netto waren es 03:59:45 Stunden.
Fazit:
Eine wunderschöne Stadt. Die Dänen sind eine
liebenswertes Volk mit der Gabe, bei bestgemeinter Organisation das vollkommene
Chaos zu schaffen, in dem sich letztendlich doch jeder sauwohl fühlt!