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Wörthersee Ultratrail am 24.09.2011 - 57 Kilometer Lauftrails - Bericht von Thomas Schmidtkonz

57 km und 1850 Höhenmeter bergauf und bergab. Mit einem Laufwetter, das zum Vorjahr wie ausgewechselt war ...

Bilder von Gaby und Thomas Schmidtkonz

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Wörthersee Ultratrail 2011

Erster großer Anstieg beim Wörthersee Ultratrail 2011

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Wörthersee Ultratrail am 24.09.2011 - Der Laufbericht

Der Bericht schildert meine Erlebnisse auf der abenteuerlichen und technisch anspruchsvollen Laufstrecke rund um den Wörthersee auf den umliegenden Hügeln.

Der Start

Als pünktlich um 8:00 der Startschuss fällt, verdeckt zwar noch Hochnebel den Himmel, aber im Gegensatz zum Vorjahr wird es heute den ganzen Tag trocken bleiben.

Den ersten Kilometer laufen wir noch durch flaches Gelände am Rand des Wörtherseebades in Klagenfurt. Aber schon bald schickt uns Alfred, der die Spitze mit seinem Rad zum eigentlichen Trail dirigierte, auf die eigentliche Trailstrecke.  Gleich dahinter geht es auf einem Singlepfad steil bergauf.

Wörthersee Ultratrail 2011

Erster steiler Anstieg

Berlin Marathon versus Ultratrail

Auf dem ersten Gipfel angekommen, genieße ich den schönen Ausblick auf den See mit einer kurzen Rast, damit ich als Genussläufer nicht zu sehr außer Puste komme.
Dank meines langsamen Lauftempos und dieser kleinen Pausen, bin ich bald ganz alleine auf weiter Flur und kann ungestört die abwechslungsreichen Pfade und die wunderschöne Landschaft und natürlich auch die Ruhe genießen.
Morgen werden wieder 40.000 Läufer beim Berlin Marathon mitlaufen. All diese Läufer wissen gar nicht was ihnen hier entgeht. Aber sicher sind so riesige Stadtmarathons und abwechslungsreich Ultratrails wie dieser hier zwei ganz unterschiedliche Laufwelten!

Wörthersee Ultratrail 2011

Glücksschweinchen

Schloss Drasing

Statt ohrenbetäubende Rockbands am Straßenrand begrüßt mich hier eine kleine Gruppe von Glücksschweinchen. Ach Berliner was entgeht Euch nicht alles?

Kurz dahinter laufe ich an dem beschaulichen Schloss Drasing vorbei. Das ist eine weitere Passhöhe, hinter der es erst einmal lange bergab geht. Bergauf und bergab so wird es auch bleiben. Insgesamt werden sich so etwa 1850 Höhenmeter rauf und das gleiche runter ansammeln. Der Nordteil der Strecke, also die erste Hälfte bis Velden, ist dabei anspruchsvoller als der Südteil, obwohl wir im Südteil mit dem Pyramidenkogel den höchsten Gipfel erklimmen werden.

Schloss Drasing wurde 1284 erstmals urkundlich erwähnt. Also lebten hier schon Menschen im Mittelalter. Ich weiß nicht wie viel sie damals so wie wir heute freiwillig  herumliefen, aber Knochenfunde aus dem Mittelalter beweisen, dass es zu dieser Zeit kaum Kniebeschwerden gab, was ja heute schon fast eine Volksseuche ist. Einmal lag es daran, dass sich die Leute mehr bewegen mussten, aber auch daran, dass es kaum asphaltierte oder betonierte Wege gab. Also folgere ich daraus, dieser Ultratrail tut meinen Knien sicher besser gut, als so was wie ein Stadtmarathon in Berlin. Menschenbeine lieben keinen Asphalt!

Wörthersee Ultratrail 2011

Hindernislauf

Pirker Kogel und Stoffarmband

Richtung Pirk und dann zum Pirker Kogel hoch geht es lange Zeit wieder bergauf. Zeit. Raum und Strecke dehnen sich dabei aus. Gerade der steile Schlussanstieg zum Pirker Kogel zieht sich in die Länge. Da ich aber steile Anstiege mag, stört mich das nicht weiter.
Am Gipfel angekommen, belohnt mich ein schöner Ausblick auf den Wörthersee, wo ich schon gegenüber den Pyramidenkogel entdecken kann.

Hier oben erhalte ich von einem Streckenposten  ein Armband, als Beweis, dass ich am Gipfel oben gewesen bin. Nur kann ich diese Trophäe keinem weiteren stolz zeigen, weil ich weiterhin ganz einsam den meisten anderen Läufern hinterherlaufe, außer den ganz wenigen noch Langsameren, die weit hinter mir liegen. Auch wird man in den wilden  Wäldern nördlich des Wörtersees kaum Zuschauer entdecken. Höchstens vielleicht mal einen Pilzsucher. Aber der Schwammerljäger interessiert sich sicher mehr für Steinpilze. Mein schönes neues Stoffarmband ist dem keinen Pfifferling wert!

Hinter dem Gipfel geht es erst einmal sehr steil bergab, wo ich auf jeden Schritt achten muss, will ich mich nicht ungewollt auf den Hintern setzen.

Bach oder Weg?

Ich laufe weiterhin auf einem Achterbahnkurs in Richtung Velden. Eine Stelle fordert dabei den Trailläufer besonders heraus. An ihr rätsle ich, ob das nun ein Bach oder ein Weg ist. Ja, in der Tat da geht auch der Weg weiter! Also Augen zu und durch.
Mit nun nassen Füßen, aber ohne Sturz, lass ich bald auch diese kritische Stelle hinter mir.

Wörthersee Ultratrail 2011

Bach oder Weg?

Die Römerschlucht

Warum die Römerschlucht Römerschlucht heißt, weiß ich nicht. Sicher waren aber die Römer nicht die ersten, die sie entdeckt haben, aber sicher waren deren Entdecker von ihrer Schönheit überrascht.
Auch ich genieße den schmalen Pfad durch die Schlucht beim Abstieg in Richtung Velden, während neben mir ein Bächlein fröhlich vor sich hin plätschert.

Wörthersee Ultratrail 2011

In der Römerschlucht

Velden

Velden am Wörthersee präsentiert sich als mondäner Urlaubsort mit hübschen Villen, Hotels und seinem beherrschenden Schloss am See. Hier starteten vor einiger Zeit die 30 km Läufer, darunter auch meine Frau. Ich werde sie alle erst im Ziel sehen, da ich viel zu langsam bin, um auch nur den Langsamten von ihnen noch einzuholen.

Die folgenden 3 Kilometer Laufstrecke sind ausnahmsweise flach und führen immer am See entlang, dessen Ufer gleich hinter dem Zentrum von Velden als Privatgrund durchgängig für "Unbefugte" verschlossen ist, als möchte man all die Fremden,  die sich hierher "verirren", mit aller Macht von den Gestaden der "größten Badewanne Kärntens" fern halten.
Nein, das ist der Tat kein frei zugängliches Land, wenn gleich mir dabei Schillers Vers -
"Es lächelt der See, er ladet zum Bade,
Der Knabe schlief ein am grünen Gestade"

- dabei nicht aus dem Sinn gehen mag.

So bin ich froh, als wir vom Ufer abbiegen. Nun fühle ich mich nicht mehr ausgesperrt und abgesondert, sondern wieder frei und willkommen!

Wörthersee Ultratrail 2011

Am Wörthersee in Velden mit versperrtem Seeufer

Bergsprint und Pyramidenkogel

An einem der vielen kleinen Seen oberhalb des Wörthersees laufe ich über ein Zeitmessmatte. Ein Schild kündigt eine Sonderzeitnahme zum Bergsprint auf den Pyramidenkogel hoch an. Als Bergauflauffan freue ich mich darüber und gebe ausnahmsweise sogar mal etwas Gas.

Knapp 40 Minuten später stehe ich nach einem 39 Minuten langen Bergsprint am Gipfel und hab auch endlich mal ein paar Läufer eingeholt. Darunter bekannte Gesichter wie den sehbehinderten "Ultravielläufer" Didi mit Laufguide und auch Bernie, der heute wieder mal für marathon4you berichtet. Wegen einem Wadenproblem ist Bernie heute mal ausnahmsweise langsamer. Das ist daher eine gute Gelegenheit mal mit ihm einen Plausch zu führen, weil er ansonsten meist deutlich schneller ist als ich.

Wörthersee Ultratrail 2011

Gipfeltreff am Pyramidenkogel mit Didi und Bernie

Lauf ins Ziel und letzte Gefahren

So ist auf den letzten 15 Kilometern für Gesprächstoff gesorgt, während ich ja zuvor etwa 40 Kilometer ziemlich alleine auf weiter Flur lief.
Zu unserer Freunde kommt nun auch noch die Sonne heraus und taucht die  Szenerie in ein wunderschönes Nachmittagslicht. Das ist doch mal was anderes als letztes Jahr, wo dunkle Regenwolken schon fast den Beginn der finsteren Nacht einläuteten!

Die Strecke bleibt fast bis zum Schluss gewellt und auch immer wieder mal technisch anspruchsvoll, speziell als es ein enges Bachtal noch einmal längere Zeit in Richtung Klagenfurt bergab geht und noch einmal höchste Aufmerksamkeit fordert. Verfrühte Ermüdungserscheinungen können sich hier durchaus negativ auswirken!

Aber auch diese Herausforderung endet und etwa 2 Kilometer vor dem Ziel schließlich noch der allerletzte Gegenanstieg.
Nun laufen wir nur noch auf brettelebener Laufstrecke in Richtung Ziel, als wären wir in der norddeutschen Tiefebene.
Das ist nach dem Achterbahnkurs zuvor völlig ungewohnt und auch die vielen Radfahrer, die an diesem Samstagnachmittag hautnah an mir vorbeirasen. Die sind ja gefährlicher als die übelsten Stellen der ganzen Laufstrecke! Nicht bissige Hunde sind heute des Joggers Feind, sondern all diese "durchgeknallten" Radfahrer!

Wörthersee Ultratrail 2011

Noch einmal ein schöner Ausblick auf dem Wörthersee

Das Ziel

Aber auch das geht gut, schließlich beschützt uns wegen der vielen Heiligensäulen auf der Laufstrecke sicher ein ganzes Heer von Schutzengeln.

Nach etwas über 9 Stunden Laufspaß, was zeitlich einem Arbeitstag und einer Überstunde gleichkommt, mir aber natürlich viel kurzweiliger vorkam, überquere ich glückstrahlend die Ziellinie und bin mir sicher: Wörthersee ich komme wieder!

Wörthersee Ultratrail 2011

Ich laufe ins Ziel ein

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