Wörthersee Ultratrail am 24.09.2011 - Der Laufbericht
Der Bericht schildert meine Erlebnisse auf der
abenteuerlichen und technisch anspruchsvollen Laufstrecke rund um den
Wörthersee auf den umliegenden Hügeln. |
Der Start
Als pünktlich um 8:00 der Startschuss fällt, verdeckt
zwar noch Hochnebel den Himmel, aber
im Gegensatz zum Vorjahr wird es heute den ganzen Tag trocken
bleiben.
Den ersten Kilometer laufen wir noch durch flaches
Gelände am Rand des Wörtherseebades in Klagenfurt. Aber schon bald
schickt uns Alfred, der die Spitze mit seinem Rad zum eigentlichen Trail
dirigierte, auf die eigentliche Trailstrecke. Gleich dahinter geht
es auf einem Singlepfad steil bergauf. |
Erster steiler Anstieg |
Berlin Marathon versus Ultratrail
Auf dem ersten Gipfel angekommen, genieße ich den
schönen Ausblick auf den See mit einer kurzen Rast, damit ich als
Genussläufer nicht zu sehr außer Puste komme.
Dank meines langsamen Lauftempos und dieser kleinen Pausen, bin ich bald
ganz alleine auf weiter Flur und kann ungestört die abwechslungsreichen
Pfade und die wunderschöne Landschaft und natürlich auch die Ruhe
genießen.
Morgen werden wieder 40.000 Läufer beim
Berlin Marathon mitlaufen. All diese Läufer wissen gar nicht was
ihnen hier entgeht. Aber sicher sind so riesige Stadtmarathons und
abwechslungsreich Ultratrails wie dieser hier zwei ganz unterschiedliche
Laufwelten! |
Glücksschweinchen |
Schloss Drasing
Statt ohrenbetäubende Rockbands am Straßenrand
begrüßt mich hier eine kleine Gruppe von Glücksschweinchen. Ach Berliner
was entgeht Euch nicht alles?
Kurz dahinter laufe ich an dem beschaulichen Schloss
Drasing vorbei. Das ist eine weitere Passhöhe, hinter der es erst einmal
lange bergab geht. Bergauf und bergab so wird es auch bleiben. Insgesamt
werden sich so etwa 1850 Höhenmeter rauf und das gleiche runter
ansammeln. Der Nordteil der Strecke, also die erste Hälfte bis Velden,
ist dabei anspruchsvoller als der Südteil, obwohl wir im Südteil mit dem
Pyramidenkogel
den höchsten Gipfel erklimmen werden.
Schloss Drasing wurde 1284 erstmals urkundlich
erwähnt. Also lebten hier schon Menschen im Mittelalter. Ich weiß nicht
wie viel sie damals so wie wir heute freiwillig herumliefen, aber
Knochenfunde aus dem Mittelalter beweisen, dass es zu dieser Zeit kaum
Kniebeschwerden gab, was ja heute schon fast eine Volksseuche ist.
Einmal lag es daran, dass sich die Leute mehr bewegen mussten, aber auch
daran, dass es kaum asphaltierte oder betonierte Wege gab. Also folgere
ich daraus, dieser Ultratrail tut meinen Knien sicher besser gut, als so
was wie ein Stadtmarathon in Berlin. Menschenbeine lieben keinen
Asphalt! |
Hindernislauf |
Pirker Kogel und Stoffarmband
Richtung Pirk und dann zum Pirker Kogel hoch geht es
lange Zeit wieder bergauf. Zeit. Raum und Strecke dehnen sich dabei aus.
Gerade der steile Schlussanstieg zum Pirker Kogel zieht sich in die
Länge. Da ich aber steile Anstiege mag, stört mich das nicht weiter.
Am Gipfel angekommen, belohnt mich ein schöner Ausblick auf den
Wörthersee, wo ich schon gegenüber den Pyramidenkogel entdecken kann.
Hier oben erhalte ich von einem Streckenposten
ein Armband, als Beweis, dass ich am Gipfel oben gewesen bin. Nur kann
ich diese Trophäe keinem weiteren stolz zeigen, weil ich weiterhin ganz
einsam den meisten anderen Läufern hinterherlaufe, außer den ganz
wenigen noch Langsameren, die weit hinter mir liegen. Auch wird man in
den wilden Wäldern nördlich des Wörtersees kaum Zuschauer
entdecken. Höchstens vielleicht mal einen Pilzsucher. Aber der
Schwammerljäger interessiert sich sicher mehr für Steinpilze. Mein
schönes neues Stoffarmband ist dem keinen Pfifferling wert!
Hinter dem Gipfel geht es erst einmal sehr steil
bergab, wo ich auf jeden Schritt achten muss, will ich mich nicht
ungewollt auf den Hintern setzen. |
Bach oder Weg?
Ich laufe weiterhin auf einem Achterbahnkurs in
Richtung Velden. Eine Stelle fordert dabei den Trailläufer besonders
heraus. An ihr rätsle ich, ob das nun ein Bach oder ein Weg ist. Ja, in
der Tat da geht auch der Weg weiter! Also Augen zu und durch.
Mit nun nassen Füßen, aber ohne Sturz, lass ich bald auch diese
kritische Stelle hinter mir. |
Bach oder Weg? |
Die Römerschlucht
Warum die Römerschlucht Römerschlucht heißt, weiß ich
nicht. Sicher waren aber die Römer nicht die ersten, die sie entdeckt
haben, aber sicher waren deren Entdecker von ihrer Schönheit überrascht.
Auch ich genieße den schmalen Pfad durch die Schlucht beim Abstieg in
Richtung Velden, während neben mir ein Bächlein fröhlich vor sich hin
plätschert. |
In der Römerschlucht |
Velden
Velden am Wörthersee präsentiert sich als mondäner
Urlaubsort mit hübschen Villen, Hotels und seinem beherrschenden Schloss
am See. Hier starteten vor einiger Zeit die 30 km Läufer, darunter auch
meine Frau. Ich werde sie alle erst im Ziel sehen, da ich viel zu
langsam bin, um auch nur den Langsamten von ihnen noch einzuholen.
Die folgenden 3 Kilometer Laufstrecke sind
ausnahmsweise flach und führen immer am See entlang, dessen Ufer gleich
hinter dem Zentrum von Velden als Privatgrund durchgängig für
"Unbefugte" verschlossen ist, als möchte man all die Fremden, die
sich hierher "verirren", mit aller Macht von den Gestaden der "größten
Badewanne Kärntens" fern halten.
Nein, das ist der Tat kein frei zugängliches Land, wenn gleich mir dabei
Schillers Vers -
"Es lächelt der See, er ladet zum Bade,
Der Knabe schlief ein am grünen Gestade"
- dabei nicht aus dem Sinn gehen mag.
So bin ich froh, als wir vom Ufer abbiegen. Nun fühle
ich mich nicht mehr ausgesperrt und abgesondert, sondern wieder frei und
willkommen! |
Am Wörthersee in Velden mit versperrtem Seeufer |
Bergsprint und Pyramidenkogel
An einem der vielen kleinen Seen oberhalb des
Wörthersees laufe ich über ein Zeitmessmatte. Ein Schild kündigt eine
Sonderzeitnahme zum Bergsprint auf den Pyramidenkogel hoch an. Als
Bergauflauffan freue ich mich darüber und gebe ausnahmsweise sogar mal
etwas Gas.
Knapp 40 Minuten später stehe ich nach einem 39
Minuten langen Bergsprint am Gipfel und hab auch endlich mal ein paar
Läufer eingeholt. Darunter bekannte Gesichter wie den sehbehinderten "Ultravielläufer"
Didi mit Laufguide und auch Bernie, der heute wieder mal für
marathon4you berichtet. Wegen einem Wadenproblem ist Bernie heute mal
ausnahmsweise langsamer. Das ist daher eine gute Gelegenheit mal mit ihm
einen Plausch zu führen, weil er ansonsten meist deutlich schneller ist
als ich. |
Gipfeltreff am Pyramidenkogel mit Didi und Bernie |
Lauf ins Ziel und letzte Gefahren
So ist auf den letzten 15 Kilometern für
Gesprächstoff gesorgt, während ich ja zuvor etwa 40 Kilometer ziemlich
alleine auf weiter Flur lief.
Zu unserer Freunde kommt nun auch noch die Sonne heraus und taucht die
Szenerie in ein wunderschönes Nachmittagslicht. Das ist doch mal was
anderes als letztes Jahr, wo dunkle Regenwolken schon fast den Beginn
der finsteren Nacht einläuteten!
Die Strecke bleibt fast bis zum Schluss gewellt und
auch immer wieder mal technisch anspruchsvoll, speziell als es ein enges
Bachtal noch einmal längere Zeit in Richtung Klagenfurt bergab geht und
noch einmal höchste Aufmerksamkeit fordert. Verfrühte
Ermüdungserscheinungen können sich hier durchaus negativ auswirken!
Aber auch diese Herausforderung endet und etwa 2
Kilometer vor dem Ziel schließlich noch der allerletzte Gegenanstieg.
Nun laufen wir nur noch auf brettelebener Laufstrecke in Richtung Ziel,
als wären wir in der norddeutschen Tiefebene.
Das ist nach dem Achterbahnkurs zuvor völlig ungewohnt und auch die
vielen Radfahrer, die an diesem Samstagnachmittag hautnah an mir
vorbeirasen. Die sind ja gefährlicher als die übelsten Stellen der
ganzen Laufstrecke! Nicht bissige Hunde sind heute des Joggers Feind,
sondern all diese "durchgeknallten" Radfahrer! |
Noch einmal ein schöner Ausblick auf dem Wörthersee |
Das Ziel
Aber auch das geht gut, schließlich beschützt uns
wegen der vielen Heiligensäulen auf der Laufstrecke sicher ein ganzes
Heer von Schutzengeln.
Nach etwas über 9 Stunden Laufspaß, was zeitlich
einem Arbeitstag und einer Überstunde gleichkommt, mir aber natürlich
viel kurzweiliger vorkam, überquere ich glückstrahlend die Ziellinie und
bin mir sicher: Wörthersee ich komme wieder! |
Ich laufe ins Ziel ein |
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