Der Anstieg entlang der Bahnlinie zieht so manchem die Zähne, der seine Kräfte
falsch eingeteilt hat.
Als ich mal wieder das nur halb sichtbare Matterhorn knipsen will, bietet ein
Läufer an, ein Foto von mir zu machen.
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Inzwischen höre ich Blasmusik sogar in Stereo, denn sowohl die Kapelle unten an
der Riffelalp spielt wieder als auch die oben auf dem Riffelberg.
Kurz vor dem Ziel folgt dann ein kurzes, besonders steiles Stück.
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Hier sorgt ein Dudelsackspieler für Erinnerungen an den Jungfrau-Marathon. |
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Nun glauben viele, dass es zum Ziel nur noch wenige Meter wären und wollen
direkt darauf zu laufen. Doch noch immer müssen sie steil weiter steigen, vorbei
am Ziel und immer weiter hinauf.
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Erst bei der Streckenweiche bei km 42 dürfen sie links abbiegen und bergab ins
2585 m hoch gelegene Ziel rennen, während wir Ultras nun den schwersten, aber
auch den schönsten Aufstieg des Tages vor uns haben. |
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Wir folgen nun nicht dem kürzesten Wanderweg hinauf zum Gornergrat sondern der
interessanteren Route.
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Der Weg ist so gut markiert, dass man ihn auch in dichtem Nebel unmöglich
verfehlen kann. Dass der Abstand zwischen den Läufern ohnehin nicht allzu groß
ist und auch genügend Wanderer unterwegs sind erhöht den Sicherheitsaspekt. Aber
im Sicherheitsaspekt hat der Zermatt-Ultra ohnehin einen riesengroßen Vorsprung
vor ähnlichen Veranstaltungen, da wir in recht kurzen Abständen an Bahnstationen
vorbei kommen und dadurch bei einem Unfall nie weit von schnell möglicher Hilfe
entfernt sind.
Richtig steile Abschnitte wechseln nun mit wenigen Passagen, die man gut laufen
kann. Schon sehr bald nach Verlassen von Riffelberg begeistert uns der Blick auf
die Gletscher im Gebiet vom Monte Rosa Massiv (4633 m) und Breithorn. |
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Mir gefällt dieser Ultramarathon von Kilometer zu Kilometer besser. Jetzt fühle
ich mich wieder pudelwohl. Aber auch andere scheinen viel Spaß zu haben.
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Am Riffelsee werden jährlich Millionen Fotos vom Matterhorn geknipst, das sich
im Wasser spiegelt. Aber egal, ich finde es hier auch heute toll. |
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Ab dem letzten Verpflegungspunkt bei Rotenboden wechselt der Regen in Graupel.
Zeitweise erreichen die Eiskörnchen schon fast Hagelgröße. |
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Über mir sehe ich, wie sich Läufer in steilen Serpentinen am Felshang hinauf
mühen. Einigen merkt man an, dass sie am Ende ihrer Kräfte sind. Andere dagegen
haben das Ziel bereits erreicht und noch genug Energie, um von dort statt mit
der Bahn hinab zu fahren zurück nach Riffelberg rennen. |
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Dann steige auch ich die Treppe zur Brücke über den Bahnhof hinauf und laufe die
letzten Meter aufs Ziel zu.
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Kann ein Wettkampfziel herrlicher liegen als hier oben?
An der Ziellinie steht Klaus Klein, den ich schon seit Oberstaufen kenne und dem
ich auch gestern Abend und heute Morgen schon begegnete. Gleich knipsen wir noch
gegenseitig Fotos. |
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Ich bekomme die Medaille, eine Verpflegungstüte, das Finishershirt (nur noch in
XL vorrätig, passt mir aber wie normalerweise Größe M), dann knotet ein Helfer
sehr sorgfältig eine Wärmeschutzfolie um mich. Trotzdem sehe ich zu, dass ich
schnell hinein ins Warme und Trockene komme. Acht Grad ist es hier oben nur.
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Doch nach kurzer Pause gehe ich wieder ins Freie, knipse noch ein paar
Impressionen vom heutigen "Gipfelsieg". |
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Dann fahre ich mit der Bahn hinab nach Riffelberg, wo auch für die Ultras das
Gepäck liegt und die Duschen sind.
Annette und Horst haben unten längst ihren Marathon beendet und warten auf mich.
Horst, der schon zwölf Mal den Jungfrau-Marathon lief, findet Zermatt deutlich
anspruchsvoller, aber gefallen hat es auch ihm.
Alles in allem war es eine außerordentlich schöne Veranstaltung, von der man
wirklich hoffen kann, dass sie eine Wiederholung findet. Wie ich am nächsten Tag
höre wird es aufgrund des großen Erfolgs der Veranstaltung zwar nicht schon
2012, aber ab 2013 vielleicht sogar regelmäßig den Gornergrat-Ultra geben, und
die Elite muss zukünftig ganz bestimmt nicht noch einmal durch ein dichtes
Läuferfeld drängeln.
Der Ultra trug auf jeden Fall dazu bei, auch die Teilnehmerzahlen beim normalen
Marathon zu erhöhen. Wie anschließend an den roten Finishershirts der Ultras und
den grünen Shirts der Marathonis zu erkennen ist starteten viele Paare oder
Gruppen auf beide Disziplinen verteilt. Ich könnte mir gut vorstellen, dass
zusätzlich auch noch ein in Zermatt startender Halbmarathon diesen Effekt hätte.
Unten in Zermatt findet am Abend noch eine Jodlermesse statt. |
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The day after
Der Sonntag beginnt mit Postkartenwetter. Annette, Horst und ich beschließen,
noch einmal zum Gornergrat zu fahren. Vielleicht sehen wir heute endlich auch
das Matterhorn.
Fehlanzeige! Aber zumindest kann ich nun die Viertausendersammlung unter anderem
um Dom (4545 m), Täschhorn (4491 m), Alphubel (4206 m), Alalinhorn (4027 m)
Rimpfischhorn (4199 m) und Strahlhorn (4190 m) ergänzen, deren oberste Meter
anfangs noch fehlen, aber später am Mittag auch aus den Wolken auftauchen.
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In der anderen Richtung erblicke ich nun endlich auch Dent Blanche (4357 m)
neben dem bereits gestern sichtbaren Obergabelhorn (4063 m) |
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Auch die Sicht in Richtung Zinalrothorn (4221 m) und Weisshorn (4505 m) ist
besser als gestern. |
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Sowohl in der Bahn als auch am Gipfel treffen wir sehr viele Leute mit
Finishershirt.
Da wir überraschenderweise alle drei keinen Muskelkater haben beschließen wir,
heute vom Gornergrat bis Sunnegga zu wandern. Nun kann ich noch Impressionen der
Strecke fotografieren, wie sie bei Sonnenschein ausgesehen hätte.
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Am Nachmittag ziehen dann zwei Gewitter mit starken Regenfällen über uns
hinweg. Ein Glück, dass wir so ein Sauwetter nicht gestern beim Wettkampf
hatten!
Abends fahren wir gemütlich zurück und gehen in einer guten Pizzeria essen.
Volkswirtschaftlich bringen die als Wettkampfzugabe gelieferten Gratisfahrkarten
sicher viel Geld in die Region. Viele Läufer übernachten deswegen sicher ein
oder zwei Nächte länger hier, um die Fahrten nutzen zu können. Dazu kommen die
Ausgaben für Mittagessen am Gornergrat oder in Riffelberg, Abendessen in Zermatt
oder im Tal, dazwischen Kaffee, Cola, Bier, und Zeit zum Souvenirkauf bleibt
auch genug.
Hoffen wir, dass sich diese Erkenntnis im Mattertal durchsetzt und diese ideale
Kombination bald jedes Jahr angeboten wird!
Die Ergebnisse
Marathon
1. Patrick Wieser (3:09:40), 2. Jean Christopher Dupont, 3. Tim Short
Lizzys Hawkers alter Streckenrekord wird um 36 Sekunden von Daniela Gassmann
(3:32:12) geschlagen, 2. Jasmin Nunige, 3. Lizzy Hawker mit 25 Minuten Rückstand
Ultramarathon
1. Harald Aas (4:00:08), 2. Ruedi Bärtschi, 3. Julien Salamun
1. Caroline Reiber (4:50:37), 2. Jeanette Dalcomo, 3. Alexandra Bürger
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