9.7.2011 Zermatt-Ultra-Marathon - Zum schönsten
Aussichtspunkt der Alpen - Bildbericht von Günter Kromer
Schon zwei Jahrzehnte bevor ich mit dem Laufsport begann wanderte ich sehr oft
über die Alpen. Vor allem große Fernwanderungen, z.B. von Wien nach Nizza,
faszinierten mich, weil man dabei viel mehr Regionen der Alpen kennen lernt als
bei stationären Urlauben. Dadurch kam ich im Laufe der Zeit auch zu vielen
großartigen Aussichtspunkten. Auf Platz 1 meiner Hitparade „Schönste Aussicht“
steht der 3089 m hohe Gornergrat, dicht gefolgt von der Diavolezza im Engadin
und dem Hohen Sonnblick in den Hohen Tauern.
Als ich erfuhr, dass es 2011 zum zehnjährigen Jubiläum des Zermatt-Marathons
eine Ultra-Verlängerung zum Gornergrat gibt, war natürlich klar, dass auch ich
dort starten muss.
Vier Mal war ich in den letzten Jahren bei schönem Wetter dort oben, einmal
übernachtete ich sogar oben. Zur Einstimmung sind hier drei ältere Fotos, die
insgesamt etwa 180 Grad des beeindruckenden Panoramas zeigen. |
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In den ersten Jahren endete auch der normale Marathon auf dem Gornergrat, aber
aus verschiedenen gut nachvollziehbaren Gründen wurde später das Ziel hinab nach
Riffelberg verlegt. Doch die Wünsche der Läufer nach einem erneuten Lauf auf den
Grat nahmen stets zu.
Auch von Riffelberg hat man eine schöne Aussicht zu Matterhorn und Weißhorn,
allerdings fehlt hier unten der grandiose Blick auf Monte Rosa, Breithorn und
die vielen großartigen Gletscher, die am Gornergrat vorbei fließen.
Daher beschlossen die Veranstalter, zum zehnjährigen Jubiläum zusätzlich zum
Marathon und Staffel-Marathon noch einen auf 500 Teilnehmer begrenzten Ultralauf
anzubieten. Die 500 Plätze waren innerhalb kürzester Zeit ausgebucht, so dass
das Limit später auf 600, zuletzt auf 700 Starter erhöht wurde.
Zusätzlich zur normalen Marathonstrecke mit 1944 Höhenmetern Auf- und 444 m
Abstieg laufen wir Ultras noch 3,4 km mit 514 Höhenmetern Aufstieg bis zum Ziel
unserer Träume.
Vorspiel
Meine Freundin Annette Oberle, unser Lauffreund Horst Siedat und ich
übernachteten 4 Tage in der Pension Walliserkeller, die nur etwa 200 m von
Startnummernausgabe in Sankt Niklaus und zwei Minuten vom Bahnhof entfernt ist.
Annette und Horst wollen den Marathon laufen, ich weiter bis zum Gornergrat.
Die Startunterlagen holen wir bereits am Donnerstag ab, so dass wir am
Freitagmorgen schon früh mit der Gratisfahrkarte Richtung Gornergrat fahren
können. Bei anfangs sehr schönem Wetter spazieren wir ab Station Rotenboden auf
dem grandiosen Wanderweg oberhalb des Gletschers entlang eine halbe Stunde in
Richtung Monte Rosa Hütte und steigen dann in vielen anstrengenden Serpentinen
hinauf zum Gornergrat. Unterwegs sehen wir in der Ferne sogar einige Steinböcke.
Dies ist eine wunderbare Einleitung in das Wettkampfwochenende. Nur schade, dass
ausgerechnet das Matterhorn heute keine Lust hat, fotografiert zu werden und
sich als einziger Berg mit Wolken verhüllt. |
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Alle Teilnehmer können am Freitag und Sonntag kostenlos mit der Bahn von Brig
nach Zermatt, mit dem Postauto nach Grächen und mit der Gornergratbahn fahren.
Am Samstag gibt es mit der Startnummer natürlich ebenfalls kostenlose Fahrt.
Hier ist eine einfache Rechnung, die zeigt, dass die Startgebühr nur scheinbar
hoch ist: Vom Marathonstart bei Sankt Niklaus bis nach Zermatt zahlt man mit dem
Zug normalerweise hin- und zurück 23 Franken. Die Berg- und Talfahrt zum
Gornergrat kostet 78 Franken. Für 140 Franken Startgeld beim Ultra bzw. 110
Franken für den Marathon kommt man dagegen kostenlos drei Tage zum Gornergrat
und zurück.
Am späten Nachmittag besuchen wir in Zermatt die offizielle Pastaparty. Auf der
Bühne spielen „Die 3 Verschärft´n“ schräge Alpenfolklore. Zuerst überrascht es
uns, dass sie nicht in Schweizer Dialekt singen, aber dann erfahren wir, dass
die morgen ebenfalls startende Delegation der Tour de Tirol diese Musiker
mitgebracht hat. |
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Ein Grundübel vieler Pastapartys quer durch alle Nationen ist die Pasta. Auch
hier bekommen wir für 10 Franken eine Hungerportion geschmacksneutraler
Teigwaren. Mit so wenig im Magen kann man nicht einmal zum Halbmarathonpunkt
laufen.
Als wir nach Sankt Niklaus zurück kommen sieht Horst beim Bahnhofsbuffet
jemanden mit einer sehr großen Pastaportion sitzen. Scheint lecker zu sein! Am
nächsten Tag, nach dem Wettkampf, bestellen auch wir hier Spaghetti Mafia, die
nur drei Franken mehr als in Zermatt kosten, aber dafür echt lecker sind und
wirklich satt machen. Diesen Tipp gebe ich aus voller Überzeugung an alle Leser
weiter.
Die Viertausendersammlung
Der Tag des Rennens ist gekommen! Am frühen Morgen scheint die Sonne, aber der
Wetterbericht kündigt für Mittag Gewitter an, und schon jetzt quellen die ersten
Wölkchen an den Gipfeln. Mal abwarten, wie viele der mehr als 20 Viertausender,
die das Gornergrat-Panorama bei Postkartenwetter bietet, wir heute sehen können.
Zermatt liegt inmitten von sehr vielen wunderschönen Bergen, aber für Millionen
amerikanischer und japanischer Touristen zählt natürlich nur das Matterhorn, die
riesige in Stein gehauene Toblerone. Annette und ich haben es schon oft bei
Postkartenwetter gesehen, aber für Horst, der schon 12 Mal den Jungfrau-Marathon
lief, ist es der erste Besuch bei der weltberühmten Pyramide. Daher mailen wir
an Petrus gleich zwei Bestellungen: Trockenes Wetter bis zum Ziel und ein
wolkenfreies Hörnli. Tja, offensichtlich geht dies himmlische Mail im
Microsoft-Kosmos unter, denn beide Wünsche werden nicht erfüllt.
Um 8:25 Uhr stimmen uns zwei Alphornbläser auf die Berge ein. |
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Dann dürfen wir Ultramarathonis starten. 20 Minuten später kommen die
Eliteläufer dran, dann die Staffeln, zuletzt um 9 Uhr die Marathonis. |
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Zuerst laufen wir in einer weiten Kurve hinauf zum Ortskern von Sankt Niklaus,
wo wir auf schmaler Straße zwischen alten Häusern hindurch eilen. |
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Auf den ersten 21 km bis Zermatt müssen wir nur etwa 500 Höhenmeter bewältigen,
wovon wir einen großen Teil auf Asphalt oder bequemen Feldwegen zurück legen. Ab
und zu fährt ein Zug an uns vorbei. Es gibt auch eine „Rollende Tribüne“, von
der aus die Angehörigen ihre Läufer anfeuern können. |
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Die ersten Kilometer sind meist recht leicht und kurzweilig zu laufen.
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Ich hatte mich schon beim Lesen der ersten Ausschreibung über die Einteilung der
Startblocks gewundert. Bereits vor Monaten konnte ich mir nicht vorstellen, wie
die Spitzenläufer des Marathons sich durch die Masse der vor ihnen gestarteten
Ultraläufer drängeln sollen. Die Realität bestätigt meine Vermutung.
Ausgerechnet an einer relativ schmalen Passage müssen die schnellsten Läufer
immer wieder abbremsen, da sie keine Lücke zwischen den langsamen Ultras finden.
Manche der Spitzenläufer legen schon fast einen Slalom hin und müssen beim
Überholen auch mal auf den unbequemen Wegrand ausweichen. Kein Wunder, dass
einige von ihnen am Schluss stinksauer sind! Aber, dass man so ein
Timing zukünftig nicht mehr durchführen darf, erkennen heute auch die
Veranstalter. Umso stärker zählt heute die Leistung der schnellsten Frau, die
später überraschend trotz aller Schikanen einen neuen Streckenrekord schafft. |
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Ich fühle mich pudelwohl. Wettkampf? Nein, das ist jetzt ein schöner Genusslauf.
Wir kommen an dem gewaltigen Schutthügel in Randa vorbei, wo vor 20 Jahren bei
einem gewaltigen Bergsturz etwa 33 Millionen Kubikmeter Geröll ins Tal
rutschten. |
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Schon früh sehen wir weit vor uns den ersten Beitrag zu unserer heutigen
Viertausendersammlung, das Breithorn (4169 m).
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Bei Randa liegen die ersten 10 km bereits hinter uns.
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Teil 2 ==> |
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