15. Helgoland Marathon am 12. Mai 2012 -
Ein Bildbericht von Jürgen Sinthofen
Helgoland, Deutschlands einzige Hochseeinsel liegt 60 km vor Cuxhaven in der
Nordsee. Ein lohnendes Ziel für Naturliebhaber, Tagesausflügler und
Schnäppchenjäger (es war wohl einmal), aber seit 14 Jahren auch für
Marathonläufer.
Ja, auch auf der kleinsten Insel findet sich eine Möglichkeit einen Marathon
anzubieten, man muss es nur wollen - und der VFL Fosite Helgoland von 1893 e. V.
und Oke Zastrow als Organisationsleiter wollten!
Also Donnerstag Nachmittag rein ins Auto, nach Hamburg gefahren, in der Nähe der
Landungsbrücken im Womo übernachtet und am nächsten Morgen nach einem schönen
Frühstück im portugiesischem Viertel an die Landungsbrücken runter. Tolle
Stimmung, Hafengeburtstag, eine ganz große Sache für Hamburg und die Region.
Rummel, Buden und Schiffe, u.a. einige Drei- und Viermast-Segelschiffe,
Marinefahrzeuge, U-Boot und einige Aida Kreuzfahrtschiffe, wovon eines am
Samstagabend feierlich (mit großem Feuerwerk) getauft wurde.
Um 9 Uhr legte der Katamaran der Helgoline ab und wir rauschten mit 60 km/h
elbabwärts. Ein Traum, der Weg ist das Ziel. Vorbei bei sonnigem Wetter an
weltberühmten Werften, den Hafenanlagen, Blankenese mit seinen Traumvillen, der
Airbus Industries wo einige Airbus A 380 auf ihre Auslieferung warteten, Wedel
mit dem Willkommshöft, Stade, drei Kernkraftwerken, der Einfahrt zum
Nord-Ostseekanal, herrlichen Flusslandschaften und angereichert von vielen ein-
und auslaufenden Schiffen aller Couleur vom riesigen Containerschiff über
Frachter, Kümos, U-Booten, Privatyachten und Segelbooten nach ca. 100 km Ankunft
in Cuxhaven. Hier umsteigen auf einen noch größeren Katamaran und wieder mit 60
Sachen die letzten 60 km nach Helgoland vorbei am Naturpark Wattenmeer und einem
Gebiet, wo einige Schiffe vor Anker liegend auf einen Chartervertrag wartend vor
sich hindümpelten.
Helgoland, die rote Insel in der Nordsee, erreichten wir am frühen Nachmittag.
Nach einem ewig dauernden Anlegemanöver (das Schiff hatte noch nie in Helgoland
angelegt und da sieht man dann die tolle seemännische Erfahrung) ging es runter
vom Schiff, den Rucksack mit Schlafsack auf dem Buckel. Mal sehen, wo es was zum
Schlafen gibt. Im Internet war nichts Preiswertes mehr auszugraben. Na ja, mal
sehen. Ein paar kleine Hotels am Hafen hatten noch "Zimmer frei", aber nicht für
mich, 45 € aufwärts wollte ich nicht ausgeben.
So ging ich gemütlich zur Startnummernausgabe in der Nordseehalle. Auf
Helgoland, die ganze Insel ist ungefähr 3 km lang und kaum 1 km breit, gibt es
keine Autos, die Luft ist total sauber, es ist ruhig, sehr beschaulich und alles
ist fußläufig (auch mit Rucksack) erreichbar.
Die Startnummernausgabe klappte reibungslos, neben derselbigen gab es in einer
Wundertüte ein sehr schönes Funktionsshirt, eine 300 g Lindt Schokoladentafel,
ein Käppi, Schlüsselanhänger, Bifi, Apfelschorle, ein Gutschein für 2 Stück
Torte vom Kuchenbuffet nach dem Lauf und weitere nette Aufmerksamkeiten der
Sponsoren. Ein tolles Paket wenn man bedenkt, dass nach dem Lauf noch Massage,
Duschen und Schwimmen im Meerwasserschwimmbad und abends eine Siegerehrung mit
Pastaparty auch noch im Startgeld von 40 € enthalten war! |
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Die Startnummern- und Goodiebag-Ausgabe ist kein Problem |
Briefing für die LäuferInnen, auch in der Nordseehalle |
Prima, jetzt die Insel erkunden und weiter einen Schlafplatz suchen. Im
"Oberland" an der Schule war die Turnhalle offen, hier dachte ich noch unter zu
kommen. Leider weit gefehlt, die "Sportfreunde" aus Elmshorn hatten die ganze
Halle für sich zum Schlafen gemietet. Der Oberdrache, die mich beim Eintritt
anfauchte, machte mir klar, dass hier null Toleranz herrschte und diese Leute
"unter sich" bleiben wollten (trotz meines Hinweises selbst lange Jahre beim
EMTV Elmshorn gelaufen zu sein). Na ja, Glück gehabt, am Ende landete ich in der
Jugendherberge, dem Hotel mit der schönsten Lage auf der ganzen Insel und habe
dort wieder viele sehr nette LäuferInnen kennengelernt. Aber der Reihe nach.
Jetzt wurde die Insel weiter erkundet: Helgoland ist berühmt für seine Natur.
Auch ich wollte mal Basstölpel, Trottellummen, Dreizehenmöwen und viele weitere
Vogelarten in den roten Felsen aus nächster Nähe brüten sehen. Bei heftigem Wind
und Sonnenschein bei knapp 10°C ging ich, mit dem Fernglas bewaffnet, immer oben
an der Steilküste ca. 55m über dem Meeresspiegel Richtung Norden zur "Langen
Anna", einem vom Zahn der Zeit übrig gelassenen alleinstehenden Felsen 10 m von
der Steilküste entfernt. Reges Brutgeschäft, viel Flugverkehr der Vögel zwecks
Versorgung der brütenden Partner, Gezänk und Geschrei vermischten sich mit dem
Wind. Aber toll, ein für mich faszinierendes Naturspektakel vermischt mit
frischester Luft (nur die Basstölpel können ganz schön stinken), Blick bis zum
Horizont über die schaumbekrönte Nordsee, die roten Felsen, Überreste alter
Bunkeranlagen und das satte Grün der Weiden mit ein paar Rindern und Schafen um
die höchste Stelle der Insel herum (Pinneberger Kreuz - 61,3 m ü. NN).
Jetzt aber wieder ins "Unterland", so nennen die Helgoländer das am Fuße der
Felsen liegenden Land. Das Städtchen selbst hatte nichts besonderes, aber auf
dem Weg zur Jugendherberge lernte ich Winfried aus Düsseldorf kennen, einem
engagiert radelnden Marathoni (u.a. Überlebender des Fernradklassikers Paris,
Brest, Paris). Es gab genug Gesprächsstoff und die von der Küche der Juhe
angebotene Pastaparty für 6 € wird auch wegen des traumhaften Ausblickes vom
Panoramafenster des Speisesaales auf den 20 m entfernten Strand und auf die
Steilküste unvergessen bleiben.
Es gab drei verschiedene Sorten nicht verkochter Pasta, drei Soßen, gemischten
Salat mit diversen Dressings und Softdrinks von Gerolsteiner. Ganz toll!
Kurz vor Sonnenuntergang noch ein Spaziergang ins Oberland, Lange Anna und
Meeresvögel vor einem schönen Sonnenuntergang im Hintergrund genießen und dann
ab in die Koje. |
Eine brütende Kolonie Basstölpel |
Basstölpel, Trottellummen und Dreizehenmöwen brüten in den Felsen |
Sonnenuntergang an der Langen Anna |
Die Jugendherberge (Juhe) und das "Oberland" im Abendlicht |
Samstag, 9.15 Start zum Marathon. Zuvor ein Frühstück in der Juhe (im Preis für
die Koje von 21,50 plus 2,50 Kurtaxe enthalten), welches für die Marathonis
bereits ab 6.30 Uhr sehr reichlich und auch läufergerecht angeboten wurde.
Überhaupt, man hatte den Eindruck, dass die Inselbewohner sich auf den Marathon
eingestellt hatten und mit viel Engagement den Lauf und seine Protagonisten
unterstützten.
Abgabe des Kleiderbeutel in der Nordseehalle, nochmals Toilette ohne Schlange
stehen, etwas Wasser und dann 5 Minuten Fußmarsch zum Start am "Südstrand" 195 m
vor dem Ziel - von da an 4 Runden a 10,5 km. Die ca. 150 Teilnehmer am
Minimarathon über 5,8 km, welche um 9 Uhr starteten, kamen uns bereits entgegen.
Alles ist entspannt, das Startbanner gehalten von HelgoländerInnen in Tracht,
gebot dem Starterfeld von ca. 200 Marathonis Einhalt. Countdown, bei 5 Banner
weg, und pünktlich ging es in nördlicher Richtung bei Windstärke 6, Sonnenschein
und 8°C unter dem Beifall der Zuschauer los.
Nach einem knappen halben Kilometer beim Aquarium von der Kurpromenade rechts um
den Sportboothafen herum auf das Meer zu, auf der anderen Seite die "Düne" eine
noch kleinere flache Insel mit dem Flughafen und als Attraktion Hunderte von
Kegelrobben, welche sich am warmen Sandstrand lümmelten.
Jetzt links und parallel zum Wasser auf einer Kaimauer voll gegen den Wind in
Richtung Juhe. Oje, vor uns eine schwarze Wolke und gleich drauf die ersten
Regentropfen. Ein kurzer, uns die nächsten 2 km begleitender unangenehmer
Schauer! Egal, die Inselpolizei im kleinsten Polizeifahrzeug Deutschlands (das
behaupte ich einfach mal so) winkte uns fröhlich zu und bedeutete uns nun auf
einer kleinen Deichkrone ein paar Meter zur ersten Verpflegungsstelle. Die
jungen Schülerinnen bemühten sich toll um uns und reichten immer fleißig Wasser,
Iso und Cola.
Um die Juhe herum, auf einem kurzen Bohlenweg für ca. 200 m durch eine Düne.
Rechts das (zumindest für mich - die Insulaner mögen das anders sehen)
sturmgepeitschte Meer, vor uns die roten Felsen. Großartig.
Links, am Sportplatz linkerhand vorbei wieder zurück Richtung Start durch das
"Landesinnere". Am Wasserwerk, nach guten 2 km das Highlight des Laufes für
unsere "Flachlandtiroler". Rechts ab auf den Millstädter Weg, unter Läufern auch
"Düsenjäger" genannt. Es geht auf ca. 150 m steil bergan um gute 35 m
Höhenunterschied zum Oberland zu überwinden. Toller Applaus oben, scharf rechts
und durch die Ortschaft hoch zu meiner geliebten Turnhalle. Wieder rechts, 100m
und die zweite Versorgungsstelle. Leicht ansteigend und wieder voll gegen den
Wind ging es nun wieder nördlich an der Steilküste entlang vorbei einer
Laubenpieperkolonie in Richtung Lange Anna. Es regnete immer noch, aber mit
meiner dünnen langen Lauftights, einem Radtrikot und einer ganz dünnen wind- und
wasserdichten Laufjacke war ich genau richtig angezogen. Rechts unten sahen wir
die Juhe und uns nachfolgende LäuferInnen.
|
Kleiderbeutelabgabe |
Das Startbanner wird von Helgoländern in Tracht gehalten |
Kurz vor dem Start (im Hintergrund die Hummerhäuschen) |
5 Sekunden vor dem Start "Banner rechts raus" (Nr. 238 macht seinen 15.
Helgoland Mara) |
Das Rennen entwickelt sich unaufgeregt "Am Südstrand" |
Am Hafen |
Auf der Kaimauer voll gegen den Wind Richtung Juhe |
Deutschlands kleinstes Polizeifahrzeug? |
Auf der Deichkrone dem Regen entgegen |
Auf dem Bohlenweg in der Düne
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Scharf links zum Sportplatz |
Nach ca. 2 km geht es rechts von der Kurpromenade den Millstätter Weg hoch |
Ganz schön steil (ca. 150 m und ca. 35 m Höhenunterschied) der "Düsenjäger" |
Oben angekommen |
Es geht durch den Ort im Oberland in Richtung Schule |
Verpflegung an der Schule |
An der Langen Anna scharf links und wieder Richtung Süden. Weiter auf die knapp
1 km vor uns liegende Radarstation und den Leuchtturm und nun rechts von uns die
Steilküste mit Blick auf die an den Felswänden brütenden Seevögel. Der Wind war
so stark, dass wir teilweise mal vom rechten Weg geblasen und zu einem
Ausfallschritt ins Gras gezwungen wurden, um die Windenergie aufzufangen. Es
ging auf dem glatt gepflasterten Steilküstenweg, unterbrochen von einer kurzen
Treppe, leicht bergab, dann links wieder eine Treppe hoch um die Radarstation
herum. Nun stark bergab, durch einen ca. 30 m langen Tunnel, nun mit tollem
Blick auf den Hafen, hinunter in das Unterland am Krankenhaus vorbei zur
Hafenstraße.
Rechts und gleich wieder rechts in den Sturzwasserkanal. Verpflegungsstelle nach
km 6 mit viel Stimmung und neben den üblichen Getränken auch mit "Hasenfutter".
Rückenwind in diesem trostlosen ca. 400m langen und 20m breiten Betonkanal. Die
ersten Läufer kamen uns bereits entgegen, wir freuten uns auf das "Ende des
Tunnels", um auf der Hafenmauer ca. 600 m um den Fährhafen herum ganz hinaus zum
Wendepunkt an der Hafeneinfahrt.
Verpflegungsstelle mit viel Musik, und Tschüss. Auf der Hafenmauer zurück, Mords
Gegenwind, erst recht im Betonkanal, die weggeworfenen Wasserbecher wehten uns
entgegen, dann wieder 180° rechts und wieder raus zum Hafen. An einem alten
Betonwachturm links, über ein ca. 200 m langes unbefestigtes, aber gut zu
laufendes Wegstück mit einigen Pfützen durch den Bauhof des Hafenbetriebes an
einer weiteren Verpflegungsstelle vorbei wieder zurück an die Hafenstraße.
Um ein weiteres Hafenbecken herum, dann der Blick auf die berühmten
Hummerhäuschen, eine Ansammlung nicht historischer bunt angemalter Holzhäuser,
welche heute alles an Geschäften beherbergen, was den Touristen verkauft werden
kann. Aber schön schauen sie aus im Sonnenlicht, die Hummerhäuschen.
Rechts, jetzt laufen wir zwischen den Häuschen und dem Wasser wieder auf der
Straße "Am Südstrand" am Start vorbei und dann auf die zweite Runde.
Liebe LeserInnen, die weiteren drei Runden liefen gut, die profilierte Strecke
tat nicht nur mir gut. Die Laufzeiten waren beständig, erfahrene Helgoland- und
Hamburg-Marathonläufer sagten mir, dass ohne den starken Wind die individuellen
Zeiten bei diesen Marathons ähnlich sind. Ein weiterer Grund für die guten
Zeiten sind wohl auch die Verpflegungsstellen, welche alle völlig ausreichend
bestückt waren und von sehr engagierten Helfern jeweils zu einem kleinen
Highlight an der Strecke avancierten. Und das alle ca. 1,7 km! |
Gegen Wind und Regen in Richtung "Lange Anna" |
Die "Lange Anna" liegt hinter uns |
Es geht mit Rückenwind in Richtung Süden zum Leuchtturm |
Das Wetter klart wieder auf |
Die Treppe am Sendemast |
Links ab zum Tunnel |
Der zugige Tunnel |
Der Hafen liegt vor uns |
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