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Karwendelmarsch / Karwendellauf am 25.08.2012 - Endlich Berge! - Bildbericht und Film von Günter Kromer

Teil 1

E-Mail - an Günter

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Mehr über den Autoren Günter Kromer

Karwendelmarsch 2012
Berghütte und schroffe Felsen beim Karwendelmarsch 2012

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Karwendelmarsch 2012
Statistische Durchschnittswerte sind in der Theorie oft brauchbar, aber vor allem wenn es um das Wetter geht real nur Hokuspokus. In den letzten drei Jahren gab es in Sonthofen immer Sonne und Hitze, sechs Tage später im Naturpark Karwendel Regen und Kälte. Nun war jeder sicher, dass diese Serie einmal zu Ende gehen muss. Aber dann plagten sich beim APU erneut die Läufer durch die Hitze, und der Wetterbericht kündigte genau für den Karwendellauf schon wieder einen Wettersturz an. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt, und auch wenn es auf den ersten Kilometern ganz anders aussah, konnte ich dieses Mal fast alle umliegenden Berggipfel wolkenfrei fotografieren und filmen, zuletzt sogar bei Sonnenschein. Hier ist mein Bericht:

Samstag kurz vor sechs Uhr fällt leichter Nieselregen auf die große Menschenmenge, die in Scharnitz (967 m) auf den Start wartet. Für uns Läufer (mit Champion-Chip Zeitmessung) gibt es einen getrennten Zugangsweg zum Startbereich, damit wir uns nicht durch die Masse der Wanderer und Walker (ohne Zeitwertung) drängeln müssen.
Eine Lautsprecherdurchsage verkündet, dass der Regen angeblich nach 30 Minuten aufhören soll und dann erst wieder nach 15 Uhr weiter geht. Dazwischen sollen einige sonnige Abschnitte kommen.
Wenige Augenblicke später geht der Nieselregen in einen starken Regenguss über und motiviert viele Anwesenden dazu, nun doch hektisch die bisher nicht dringend benötigte Regenjacke aus dem Rucksack zu holen.
Für uns Läufer fällt der Startschuss als erstes. Noch bevor ich die Kamera aus der Tasche gekramt habe, sind die meisten Läufer schon über die Startlinie gerannt und links um die Ecke gebogen. Ich filme gerade noch die letzten Nachzügler, dann eile auch ich los.
Wenige Augenblicke danach hört der starke Regen auf. Hoffnung!
Fast eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang ist es zwar noch dunkel, aber hell genug, um den Weg deutlich zu erkennen. Wie bei meinen beiden anderen Karwendelläufen hängen an den Bergen im Karwendeltal tiefe Wolken. Insgesamt sehe ich anfangs sogar noch weniger von der Landschaft als letztes Jahr.
Aufgrund der Prognose, später schöneres Wetter zu bekommen, laufe bzw. marschiere ich viel langsamer als normal. Je später ich hinauf zum Karwendelhaus komme, desto größer ist heute die Chance, dort oben freie Sicht zu haben.
Nach sieben Uhr beginnt ohne Vorwarnung ein weiterer Platschregen. Ein Freund von mir hat keine Lust auf ein weiteres Déjà-Vu-Erlebnis der Karwendel Rain Experience und kehrt um 7.30 Uhr um. Ich hole mein billiges Regencape aus dem Rucksack und ziehe es über. Das sieht zwar wirklich dämlich aus, hilft aber.
Die ersten Fotos vom Karwendeltal fallen Regentropfen auf dem Objektiv zum Opfer. Nur zwei Filmszenen wurden brauchbar. Aber besonders viel zu sehen gibt es hier heute ohnehin nicht.
Die erste Verpflegungsstelle steht nun nicht mehr an der Larchtalalm sondern ein Stück danach. Das Verpflegungskonzept dieser Veranstaltung habe ich schon in den letzten beiden Jahren sehr gelobt und kann dies auch 2012 voll bestätigen. Den Schwerpunkt bilden regionale Bioprodukte. Holundersaft und Kräutertee statt fadem Leitungswasser, Wurst- und Käsebrote statt klebrigem Gel, dazu Obst, manchmal Bio-Kekse oder Bio-Riegel, Joghurt und leckere Suppen.
Allmählich tauchen immer mehr Berge aus den Wolken auf, doch dann hüllt uns Nebel ein. Eigentlich müssten wir nun schon das Karwendelhaus über uns sehen, doch stattdessen reicht der Blick manchmal nur 100 m weit.
Karwendelmarsch 2012
Mistwetter! Doch ich ahne zu Recht, dass wir später noch bei Sonnenschein laufen werden.
Plötzlich holt mich Bernie Manhard ein, von dem ich dachte, er sei weit vor mir. Seit wir letztes Jahr hier einen Teil der Strecke zusammen liefen, trafen wir uns schon bei einigen Läufen.
Karwendelmarsch 2012
Als wir hinauf zum Karwendelhaus kommen sehen wir für kurze Zeit die meisten der Berge um uns herum.
Karwendelmarsch 2012
Bei der Verpflegungsstelle nahe am Jochkreuz (1808 m) freue ich mich über die warmen Getränke. Hier oben ist es recht kühl, aber bei weitem nicht so kalt wie im letzten Jahr. Außerdem stecken dieses Mal zur Sicherheit zwei Merino-Shirts, Handschuhe und Mütze in meinem Rucksack. Da ich noch immer davon ausgehe, dass die Wolken bald verschwinden, lasse ich mir hier viel Zeit und vespere in aller Ruhe ein Schinkenbrot.
Karwendelmarsch 2012
Karwendelmarsch 2012
Dann laufen Bernie und ich weiter. Der Abstieg macht mir trotz des Regens sehr viel Spaß. Ein breiter, leicht zu laufender Trail führt bergab. Eigentlich würde ich auf solchen Wegen am liebsten Vollgas rennen, aber auch hier reduziere ich heute mein Tempo, um später möglichst viel der Strecke bei Schönwetter zu sehen. Immer wieder bleibe ich stehen, wenn der Nebel mal wieder einen Blick auf die Berge um mich herum frei gibt, fotografiere oder filme.
Karwendelmarsch 2012
Karwendelmarsch 2012
Karwendelmarsch 2012
Karwendelmarsch 2012
Karwendelmarsch 2012
Karwendelmarsch 2012
Etwa 95 % der heutigen Strecke führen abseits der Zivilisation durch den Naturpark. Nur am Start und auf den letzten Kilometern Asphalt, keine Straßen, keine hässlichen Skipisten oder Liftanlagen, nur schöne Berge und wilde Vegetation.
Einer meiner Lieblingsabschnitte beim Karwendellauf ist der Kleine Ahornboden (1399 m). Hier stehen besonders viele der alten, urigen Ahornbäume. Bei Sonnenschein würde ich hier wohl eine halbe Ewigkeit diese herrliche Vegetation fotografieren. Heute muss ich aber wegen dem Regen erst unter Bäumen halbwegs Schutz suchen, bevor ich die Kamera auspacken kann. Wasserflecken im Bild gibt es trotzdem.
Karwendelmarsch 2012
Karwendelmarsch 2012
Karwendelmarsch 2012
Karwendelmarsch 2012
Aber das Plantschen durch große Wasserpfützen macht mir Spaß! Da muss wohl noch ein Relikt aus meiner Kindheit in mir stecken. Eigentlich macht es mir nicht viel aus, im Regen zu laufen. Natur ist nun mal so! Ich genieße den Lauf auch auf diese Weise.
Kurz darauf führt die Strecke über ein breites, schottergefülltes Flussbett, wo selbst heute kein Wasser fließt. Hier bleibe ich eine Weile stehen, bis mich einige Läufer oder Wanderer einholen, damit die Fotos und Filmszenen nicht so menschenleer wirken.
Karwendelmarsch 2012
Karwendelmarsch 2012
Vor dem nächsten Aufstieg packe ich meine Stöcke aus. Auch für Läufer sind diese hier ausdrücklich erlaubt. Eigentlich braucht man beim Karwendellauf wirklich keine Stöcke, doch ich will vor meinem ersten, in vier Wochen stattfindenden, 160 km Lauf meine Gelenke schonen, zumal ich seit einer Radtour am letzten Wochenende leichte Schmerzen am rechten Knie habe.
Noch immer keine Sonne! Aber seit einem Jahr weiß ich, dass ich die Laliderer Wände wolkenfrei sehen will. Also auf den nächsten Kilometern noch langsamer aufsteigen! Jetzt wird es wirklich ein gemütlicher Urlaubsspaziergang. Immer mehr Wanderer überholen mich. Bernie ist natürlich nun schon irgendwo sehr weit vor mir.
Karwendelmarsch 2012
Karwendelmarsch 2012
Die Strecke führt nun durch einen schönen Wald, aber Wasser im Objektiv ruiniert hier alle Fotos und Filmaufnahmen. Bei der Ladiz Alm ahne ich erstmals die erhoffte Wetterbesserung. Die Rundumsicht bessert sich von Minute zu Minute. Nun sehe ich alle Gipfel, auf deren Anblick ich 2009 und 2011 verzichten musste. Vor allem der Anblick der Laliderer Reisen und der Birkkar Spitze beim Aufstieg zur Falkenhütte gefällt mir ausgesprochen gut.
Karwendelmarsch 2012
Super! So macht das Berglaufen Spaß!
Doch als ich zur Falkenhütte (1848 m) komme, muss ich mich erneut mit vielen anderen Leuten am Zelt der Verpflegungsstelle drängeln und vor Platschregen Schutz suchen. Bernie steht auch hier oben, doch als ich ankomme, will er gerade weiter. Ich bleibe noch zehn Minuten stehen, und tatsächlich hört der Regen wieder auf und ich kann die erhofften Panoramafotos knipsen.
Karwendelmarsch 2012
Karwendelmarsch 2012
Karwendelmarsch 2012
Nun geht es zuerst hinab zum Spieliss Joch (1773 m). Hier beginnt der großartigste Teil der Strecke. Neben uns ragen beeindruckend hohe Felsbastionen wie eine gewaltige Mauer in den Himmel. Nach kurzem Abstieg laufen wir direkt unter diesen Laliderer Wänden entlang. Der Trail unter unseren Füßen wurde inzwischen zum Bachbett, doch nasse Socken haben wir eh schon lange. Das gehört einfach dazu!
Karwendelmarsch 2012
Karwendelmarsch 2012
Karwendelmarsch 2012
Karwendelmarsch 2012
Karwendelmarsch 2012
Karwendelmarsch 2012
Karwendelmarsch 2012
Karwendelmarsch 2012
Karwendelmarsch 2012
Immer wieder bleibe ich zum fotografieren oder filmen stehen, werde überholt, laufe weiter, überhole andere......
Ein ganz deutlich begrenztes Nebelfeld zieht vom Tal herauf. Bald verschwindet die Landschaft um mich herum. Manchmal sehe ich ringsum nur Grau, dann ragen oben wieder ein paar Bergspitzen aus dem Nebel heraus, dann hüllt mich die Nebelsuppe wieder ein.
Als ich oben am Hohljoch (1794 m) ankomme, warte ich eine Weile auf freie Sicht. Die Pause nutze ich dazu, den Akku meiner Kamera zu wechseln. Hier oben stehen wie an vielen Stellen der Route Helfer der Bergwacht. Auch in Bezug auf Sicherheit kann der Karwendellauf empfohlen werden. Und Orientierungsprobleme gibt es hier auch an keiner einzigen Stelle.
So schnell der Nebel aufzog, so schnell verschwindet er wieder. Nun ragt über mir die beeindruckende Dreizinken Spitze auf.
Karwendelmarsch 2012
Karwendelmarsch 2012
Karwendelmarsch 2012
Dann führt ein toller Pfad, der das Herz jedes Trailrunners höher schlagen lässt, hinab ins nächste Tal.
Karwendelmarsch 2012
Karwendelmarsch 2012

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