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Rechts und links begeistert mich hier wieder die schöne Vegetation.
Dann scheint auch endlich die Sonne!!!! Nun macht alles noch viel mehr Spaß! Ach
wie schön ist es, hier unterwegs zu sein!
Bei schönem Wetter erreiche ich die Eng (1227 m), wo die 35 km Läufer und
Wanderer in den Shuttle-Bus steigen. Welch ein Glück, dass der Lauf für mich
hier noch nicht zu Ende ist. Schon lange habe ich mich auf die Heidelbeersuppe
gefreut, die hier jedes Jahr den kulinarischen Höhepunkt der Karwendel-Verpflegung
bildet. Auch die Gemüsesuppe soll hier gut sein, aber davon will ich gerade
nichts. |
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Nachdem ich es bei meinen bisherigen Karwendelläufen bedauerte, nichts von den
Bergen rings herum zu sehen, kann ich den Rundblick nun genießen. Schade, dass
meine Freundin dies nicht selbst erleben darf. Im letzten Jahr stand Annette
hier stundenlang in der Kälte und wartete auf den Bus, heute dagegen hätte sie
glücklich und zufrieden weiter nach Pertisau laufen können. Doch manchmal ist
das Schicksal richtig fies. Gestern Mittag knickte sie kurz vor Ende einer
kurzen Wanderung mit dem Fuß um, vermutlich als ein kleiner Stein darunter
wegrollte. Bänderriss! Wie bei so vielen Läufern passierte es auch ihr nicht auf
einem schweren Trail sondern auf einem 100 % gefahrlosen Weg. Sogar in unserer
(nicht immer ideal aufgeräumten) Wohnung ist die Sturzgefahr tausend Mal höher
als auf diesem kinderwagengerechten Weg!!!!! Und dann auch noch 30 Minuten vor
Ende der Wanderung!
Am Abend schwillt der Knöchel immer dicker an. Wir probieren es mit dem alten
Hausrezept „Quarkumschläge“, doch es hilft nichts. Hätten wir vorhin gleich zum
Arzt fahren sollen? Dieses Bild wird nie zu meinen liebsten Urlaubsfotos zählen: |
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Heute verbringt Ann nun statt im Naturpark meist im Frankenhof in Scharnitz,
einem idealen Urlaubsstützpunkt für Karwendelläufer bzw. Marschierer. Unser
Sonntagsprogramm wird sich nun auf Heimfahrt beschränken, und am Montag steht
dann nach einem Arztbesuch die bittere Wahrheit fest: Drei, vielleicht auch vier
Wochen lang dauerhaft eine feste Schiene am Gelenk. Damit fallen für sie nicht
nur der Karwendellauf sondern auch der Schliersee-Triathlon im September und
vermutlich auch ein eventuell für Oktober geplanter Lauf ins Wasser. |
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Eigentlich hätte Annette wie schon beim Swissalpine mit meiner alten Kamera
fotografieren sollen, während ich mich mit einer erst vor zwei Tagen gekauften
neuen Panasonic TZ 25 aufs Filmen beschränken wollte. Die im Juli gekaufte Canon
habe ich schon wieder verkauft, da sie für Lauffilme nicht ideal ist.
Nach meinem sehr, sehr gemütlichen Tempo während der letzten Stunden kommt mir
der früher als anstrengend empfundene Aufstieg zwischen Eng und Gramai Hochleger
nun sehr leicht vor. Ich marschiere hinauf, als wäre ich erst vor wenigen
Minuten gestartet. Es wird immer sonniger. Ich fühle mich einfach nur glücklich.
Bei Sonnenschein und freier Sicht ist dies eine Genusswanderung, viel zu schön,
um sie mit Vollgas als Wettkampf zu rennen. |
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Bei der Binsalm steht an der Verpflegungsstelle etwas abseits der "offiziellen"
Verpflegung auch Bier. Im Gegensatz zu machen schreibenden Kollegen trinke ich
normalerweise kein Bier an der Strecke, aber heute passt es zu meiner
„Urlaubs-Trainingslauf-Stimmung“. Vielen Dank an die Helfer! |
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Der Aufstieg wird nun steiler und das Wetter noch schöner.
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Immer weiter steigen wir bergauf, ohne den Pass über uns zu sehen. Keine Ahnung,
wie weit es noch ist! Doch dann biegt der Weg nach links, und plötzlich sehen
wir das nächste Tal unter uns. Diese überraschende Wendung faszinierte mich
schon zwei Mal, und ich hatte von Anfang an vor, diese Szene nun auch auf Film
zu dokumentieren.
Vom Gramai Hochleger (1756 m) aus sehen wir nun noch einige weitere
Karwendelgipfel.
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Nun folgt ein steiler Schlammabstieg. So etwas ist genau das richtige für mich.
Für mache Wanderer mag es etwas schwierig sein, doch ich kenne weitaus
rutschigere Abstiege. Ja, so muss es sein, wenn ich mich wohl fühlen soll! Es
macht mir Mords-Spaß, hier hinunter zu sausen. Jetzt muss ich ja nicht mehr
langsam durch die Gegend schleichen, um auf schönes Wetter zu warten. Jetzt kann
ich Gas geben!
Doch die Blumenpracht am Wegrand bremst mich immer wieder. Kamera raus, weiter,
Kamera raus....
Der Wasserfall weiter unten führt dieses Mal überraschend wenig Wasser. |
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Unter mir sehe ich die Gramai Alm. |
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Letztes Jahr war ich um diese Zeit schon im Ziel, doch heute kann ich völlig
entspannt und ganz ohne Zeitdruck laufen. 2009 gab ich am Schluss kräftig Gas,
um noch unter 8 Stunden zu bleiben, 2011 rannte ich gegen die Kälte an, doch
jetzt fühle ich mich wie bei einem schönen Trainingslauf.
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Bei der Gramaialm (1263 m) endet der eigentliche Abstieg. Die Touristen, die
hier sitzen und Bier oder Kaffee trinken, bekommen heute zusätzlich zum
Bergblick noch ein Actionprogramm: dynamische Sportler eilen vorbei und
erschöpfte Helden schleppen sich mit letzter Kraft vorwärts.
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Von hier ab führt der Weg nur noch mit leichtem Gefälle talabwärts. Bequem geht
es weiter durch Wald und über Wiesen. Immer mehr Spaziergänger kommen mir
entgegen. Seltsam: obwohl ich heute so langsam laufe applaudieren mir viele von
ihnen. |
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Ein letzter kurzer Stopp bei der Falzturn Alm (1098 m), dann folgt der
Schlusssprint. Alle paar hundert Meter überhole ich nun
Karwendelmarsch-Wanderer, von denen auffallend viele bei den Abstiegen ebenfalls
schnell gelaufen statt gewandert sind. |
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