Herzlich willkommen beim Erholungs- und Wellness-Ausflug an der Grenze zwischen
Rheinland-Pfalz und Saarland. Eric Tuerlings verwandelt mit seinem netten
Unterhaltungsprogramm mal wieder eine Horde von Läufern zeitweise in eine
Krabbelgruppe. Bei der vierten Ausgabe sammeln wir auf einer teilweise neuen
Strecke noch mehr Höhenmeter und Kilometer als in den Jahren zuvor. Mit 86,2 km
und (nach Ausschreibung) 3200 Höhenmetern oder (laut Erics letzter Schätzung)
3600 Höhenmetern oder (laut Garmin eines Finishers) 4100 Höhenmetern ist dies
der ideale Samstags-Spaziergang. |
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Eric scheint auf seine ganz bestimmte Weise gerne andere Menschen zu quälen...
und sie gleichzeitig mit tiefer Freude und Zufriedenheit zu erfüllen. Dafür
lieben wir ihn. Nein! Nicht so wie jetzt manche Leser vielleicht denken! Nicht
mit Peitsche, Lack und Leder, sondern mit einer richtig anspruchsvollen
Trail-Strecke. Eric ist kein nicht-laufender "Schreibtisch-Stratege", der sich
ein Rennen ausdenkt, um "die dummen Läufer" gründlich zu schikanieren. Er ist
ein erfahrener und überzeugter Trail-Junkie, der selbst gerne bei den harten
Trails startet und daher weiß, was wir wollen. Dieses Jahr fordert er uns
besonders heftig heraus. Nur 84 der 125 Starter erreichen heute Abend innerhalb
des Zeitlimits das Ziel.
Natürlich gibt es noch viel schwerere Läufe in und um Deutschland, doch wer
schon den Rennsteig schwer findet, der sollte sich hier höchstens als Helfer bei
der Getränkeausgabe anmelden. Ein Satz in der Ausschreibung sagt alles: "Das
Mitführen eines Babyjoggers ist prinzipiell erlaubt, aber vollkommen sinnlos auf
dieser Strecke."
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Wem die 86 km zu lange sind, für den gibt es auch einen 22 km Mini-Trail, doch
auch dieser ist alles andere als ein bequemer Natur-Genuss-Lauf.
In der Meldeliste sieht man anhand von bunten K-UT-Logos, wer schon ein, zwei
oder dreimal hier gestartet ist. Es gibt genügend Wiederholungstäter. Auch die
K-UT-Teilnehmer der letzten drei Jahren dürfen heute viele neue Pfade erkunden,
denn ein sehr großer Streckenabschnitt führt nun in andere Bereiche als zuvor.
Nachdem die Nachbargemeinde Pfeffelbach entschieden hatte, den Lauf nicht mehr
auf ihrem Gelände zu erlauben, wollte Eric zumindest als Kompromiss die
Genehmigung für ein etwa 200 m langes Verbindungsstück auf "feindlichem" Boden.
Auch dies wurde ihm untersagt. Auf die Frage, was passiert, wenn trotzdem Läufer
auf dieser kurzen Passage unterwegs sind, wurden ihm juristische Konsequenzen
angedroht. Liebe Pfeffelbacher, ich wünsche Euch viel Grabesstille auf Eurer
Insel jenseits von Gegenwart und Zukunft! |
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Reichweiler liegt direkt an der Autobahn zwischen Kaiserslautern und Trier, kann
also bequem ohne Odyssee erreicht werden. Viele von uns übernachten entweder
drinnen im Nebenraum vom Sportheim oder mit Zelt oder im Auto draußen auf dem
Sportplatz. Am Samstagmorgen gibt es ab 4.30 Frühstück, und kurz vor 6 Uhr
erzählt uns Eric noch kurz etwas über die Strecke. Dann trabt die Herde los. |
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Während wir vor zwei Jahren noch die ersten Kilometer recht bequem zum
Warmlaufen auf breiten Wegen zurücklegten, schickt uns Eric nun schon nach
kurzer Zeit auf die ersten knackigen Trails. Ein Hang steil hinab, ein steiler
Aufstieg, erneut fast eine Downhill-Rutschpartie – der passende Vorgeschmack auf
das, was noch folgen wird. |
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Dann laufen wir auf einer ehemaligen Bahntrasse durch einen Tunnel und
anschließend über eine große Brücke. Kurz darauf beginnt der erste nennenswerte
Aufstieg. |
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Den ganzen Tag über scheint die Sonne vom wolkenlosen Himmel. Mit etwa 25 Grad
wird es mittags manchen schon etwas zu warm, aber dank einer leichten Brise und
niedriger Luftfeuchtigkeit kann man gut laufen.
Von Anfang bis zum Ende hören wir rings um uns unzählige Vögel zwitschern. Wie
schön ist der Frühling! Rechts und links des Weges blühen viele Blumen,
allerdings ragen auch die Brennnesseln teilweise hüfthoch auf.
Ein großer Teil der Route führt uns heute über schmale Single-Trails. Dazwischen
gibt es auch viele breitere Wege, doch die Trails sind (zumindest gefühlt) in
der Mehrheit. Eric nutzt jede noch so kleine Gelegenheit, uns Höhenmeter sammeln
zu lassen. Und wenn es dazwischen mal einen fast ebenen Streckenabschnitt gibt,
so kann es sein, dass wir auf diesem auch nicht schnell laufen können, da der
Untergrund so anspruchsvoll ist. |
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Im Gegensatz zu früher, als man fast genau in der Halbzeit des Rennens
zwischendurch wieder am Sportplatz vorbei kam, erreichen wir dieses Mal
Reichweiler und damit die erste der vier „Verpflegungsstellen“ schon nach 25
Kilometern.
An allen vier VPs gibt es zum Essen genau das, was jeder am liebsten mag und
beim Laufen am besten verträgt. Auf gut Deutsch gesagt: nur das, was jeder
selbst unterwegs mit dem Rucksack transportiert. Ansonsten steht auf den Tischen
Wasser, Wasser und .... Wasser. Außerdem konnte man zu jeder der VPs Flaschen
mit eigenen Getränken (N U R Getränke, keine Gels oder fester Proviant!!!)
transportieren lassen. Auch die Eigenverantwortung gehört zu den besonderen
Reizen dieser Veranstaltung. Dafür ist die Startgebühr mit 30 Euro sehr niedrig,
und am Ziel bekommt jeder noch zwei Bier oder andere Getränke und Abendessen. |
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Mehrmals erreichen wir heute Steinbrüche, an denen früher Achat abgebaut wurde. |
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Ein holpriger Single-Trail, ein Waldweg, ein kaum sichtbarer Pfad am Steilhang,
eine Fußspur über Gras, durch urwaldartigen oder in Reih und Glied gepflanzten
Wald, dann wieder vorbei an Feldern und Wiesen, nach Norden, nach Süden, nach
Osten, nach Westen, auf und ab, rechts und links - wer nur möglichst schnell von
A nach B kommen will hat hier den Clou nicht kapiert. Auf dieser verrückten
Route kann man durchaus eine Stunde laufen und ist danach genau so weit vom Ziel
entfernt wie zuvor. |
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Wem die Trails schon zu hart sind, der sollte sich an den Seilstellen nicht
hängen lassen. An vier Wegabschnitten können wir uns nur mit Hilfe eines von
Eric gespannten Seiles den rutschigen, extrem steilen Hang hinauf hangeln. Hier
wird der Laufsport endgültig zur Krabbelgruppe. Beim Start habe ich jemanden
gesehen, der seinen Hund an der Leine mitführt. Mich würde wirklich sehr
interessieren, wie der Hund hier am Seil hinauf klettert. |
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Nach der ersten Kraxelei folgt ein fast ebener Pfad, scheinbar ideal zum
Entspannen. Ich laufe froh und munter voran, genieße die.... STOPP! Achtung: ein
tiefer, gemauerter Abflusskanal kreuzt den Pfad und wartet darauf, arglose
Läufer zu verschlingen.
Gleich darauf folgt das nächste Seil. |
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Wie heißt es doch so schön: "Trailrunning hat auch etwas mit Aufmerksamkeit zu
tun." Wer heute nicht ständig voll konzentriert läuft, riskiert öfter mal eine
unangenehme Überraschung.
Aber auch wegen den Streckenmarkierungen sollte man ständig aufpassen. Die
kompletten 86 km wurden dieses Mal lückenlos und unmissverständlich markiert.
Ich sah wirklich keine einzige Stelle, an der es bei genauer Betrachtung Zweifel
über die Richtung geben konnte. Und wer zwei bis drei Minuten lang keine
rot-weißen Bänder sieht, kann davon ausgehen, dass er eine Abzweigung übersehen
hat und besser umkehren sollte. Kann passieren! Niemand läuft ununterbrochen mit
voller Konzentration. Auch ich selbst bin an drei eigentlich eindeutigen Stellen
aus Unachtsamkeit in die falsche Richtung gelaufen, doch jedes Mal kehrte ich
sehr schnell um, als keine weiteren Markierungen vor mir hingen. Insgesamt
verlor ich dadurch höchstens 15 Minuten.
Der anfangs führende Läufer hatte heute weniger Glück. Ihn kosteten die
Bonusmeilen so viel Zeit, dass er schließlich bei km 55 frustriert das Rennen
beendete. Andere Teilnehmer sammelten mehr als fünf Bonuskilometer. Aber wie
gesagt: eine mangels Aufmerksamkeit übersehene Abzweigung kann man ebenso wenig
dem Veranstalter ankreiden wie ein Sturz über eine Wurzel oder Kräftemangel nach
80 Kilometern.
Bei vielen Ultramarathons lohnt sich die Benutzung eines GPS-Gerätes zur
Orientierung. Durch die eng verschlungene Streckenführung des K-UT kann hier das
Vertrauen auf GPS-Tracks aber überraschende Folgen haben, wenn man versehentlich
dicht neben der richtigen Route auf einem viel früher oder später im Programm
stehenden Streckenabschnitt landet und - wie ich später von einem Läufer erfahre
– dort sogar in die entgegen gesetzte Richtung rennt. Doofe Technik! |
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Bei der zweiten Wasserstelle nutzen viele Läufer die Gelegenheit zu einer Rast. |
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Die Karte mit der Strecke sieht so chaotisch eng verschlungen aus, als hätte
jemand stockbesoffen beim Telefonieren auf einen Block gekritzelt. An manchen
Stellen würden 100 m reichen, um viele Kilometer abzukürzen. Doch zum Glück
kommen wir immer wieder an Kontrollstellen vorbei, an denen genau aufgepasst
wird, dass keine Schäfchen aus unserer Herde verloren gehen. |
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Hier ein passender Dialog mit einem anderen Läufer. Er: "Eric muss krank sein,
wenn er solche Routen entwirft." Ich: "Also mir gefällt es sehr gut. Ich bin
schon zum zweiten Mal hier und werde sicher auch ein drittes Mal kommen." Er:
"Ja, ich finde es ja auch super. Ich bin heute schon zum dritten Mal dabei". |
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