18.3.2012 - Trail du Petit Ballon d´Alsace -
Treffpunkt vieler deutscher Ultramarathonis -Bildbericht von Günter Kromer
Obwohl der Start zu diesem Ultratrail in
Rouffach auf der französischen Seite
der Rheinebene liegt, trifft man hier mehr von den Vielstartern unter den
deutschen Ultramarathonis als bei vielen Läufen in Deutschland. 115 der 633
Voranmeldungen für den Trail kamen aus Deutschland. Dies liegt zum einen am
Termin: Mitte März hält sich das Angebot an Ultratrails noch sehr in Grenzen, so
dass man froh ist, wenn die Franzosen unseren Terminkalender füllen. Ein
weiterer Punkt ist der sehr gute Ruf, den sich dieser Trail inzwischen auch bei
uns erworben hat. Und seit diesem Jahr zählt er zum Europacup der
Ultramarathons, was natürlich den überregionalen Bekanntheitsgrad noch weiter
steigert und weitere Deutsche nach Frankreich lockt. Der einzige Nachteil für
uns bei Veranstaltungen in Frankreich ist, dass man dort nur mit einem
ärztlichen Attest starten kann, das nicht älter als ein Jahr sein darf.
Dass in den Vogesen sehr viele schöne Trail-Läufe stattfinden, habe ich bereits
im letzten Jahr gemerkt. Nun ist also auch der Petit Ballon fällig, der mir
schon von mehreren Läufern sehr empfohlen wurde.
Für nur 40 Euro bieten die Elsässer einen sehr gut organisierten Lauf, eine
schöne Strecke, dazu gibt es die Drei-Gänge-Pastaparty mit Wein so viel man
will, außerdem als Geschenk für jeden eine Flasche Cremant und am Ziel wahlweise
einen Rucksack oder eine Jacke.
Mit 46,8 km ist dieser Lauf nicht allzu viel länger als ein Marathon, aber
Anfänger sollten berücksichtigen, dass die Höhenmeter (2100 laut Ausschreibung,
2000 laut Karte und 1800 laut GPS-Aufzeichnung) Kraft kosten. Grundsätzlich
sollte man davon ausgehen, dass man für diesen Trail 50 - 80 % länger als für
einen Stadtmarathon braucht. Die Trails am Petit Ballon sind bei trockenem
Wetter nicht allzu schwer. Allerdings liegt in manchen Jahren noch viel Schnee
am Gipfel und dann kann es stellenweise doch recht anspruchsvoll werden.
Auf der Homepage steht die Ausschreibung auch in deutscher Übersetzung.
Allerdings hat sich wohl noch nie jemand die Mühe gemacht, den Text auf ein
halbwegs sinnvolles Deutsch zu korrigieren. Elektronische Übersetzungsprogramme
führen immer zu grandiosen Stilblüten. Am besten gefällt mir "Überfälle auf
Wanderwegen", das in der späteren Version zu "Angriffe auf Wanderwegen" geändert
wurde. Hört sich echt gefährlich an! Am Tag vor dem Lauf fotografiere ich bei
der Besichtigung der nicht weit entfernten
Haut-Kœnigsbourg ein Wandgemälde,
das diese Warnung bildlich darstellt. |
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Und dann steht da noch: "Der Wettbewerb ist offen für alle und jeden Gegenstand
ab 20 Jahren im Jahr"- Aha! Genau so hätte ich es auch formuliert! Für mich hat
ein Jahr zwar nur ein Jahr, aber einen Gegenstand nehme ich gerne mit.
Das Angebot an preiswerten Übernachtungsmöglichkeiten in der näheren Umgebung
ist recht überschaubar. Zum Glück erwischten wir schon viele Monate vorher bei
booking.com ein Sonderangebot für das unterhalb von einem kleinen Schloss
gelegene Hotel Ville de Lyon in unmittelbarer Nähe vom Start. Online-Angebot:
39,-- Euro pro Nacht, Preis laut Aushang im Zimmer: 178,-- Euro. Ich habe bisher
nur selten in einem so hübschen Hotel geschlafen. |
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Übersetzungs-Kalauer Teil 2: Auf dem Bett liegen Badetücher, zu denen ein
laminierter Infozettel folgenden Hinweis bietet: "Diese Handtücher sind für den
Zugang zum Weltraum." Waaaahnsinnnn! Fly me to the moon! Beam me up, Scotty!
Gleich nach dem Einchecken treffen meine Freundin Annette und Wolfram, mit dem
wir schon den ganzen Tag im Elsass unterwegs waren, auf Bernie und Janosch.
Gemeinsam wollen wir dieses Wochenende viel Spaß haben. Im Rathaus bekommen wir
die Startunterlagen und natürlich stapelweise Prospekte von andern Trail-Läufen
aus der Umgebung. Das kleine Städtchen Rouffach wirkt abends recht verschlafen.
Ein fotogenes Rathaus, die im Elsass allgegenwärtigen Störche, ansonsten nichts
Interessantes.
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Die Tische vor dem einzigen geöffneten Café werden schnell zum Treffpunkt
deutscher Ultraläufer. Doch das Wort "Nachtleben" scheint hier auf dem Dorf
ungekannt zu sein, denn pünktlich um 18 Uhr ist in dem Café Feierabend.
Anschließend findet im Saal des Rathauses die Pastaparty statt. Als wir vor dem
Rathaus stehen und mit einigen anderen Läufern plaudern, kommt ein Mann und
führt uns um das Gebäude herum zu einem Hintereingang. Offensichtlich ging der
Schlüssel für den normalen Eingang verloren. Egal, Hauptsache rein! Das Wort
"Pastaparty" wird leider allzu oft für eine fade, leblose Abfütterung mit
billigeren Teigwaren und geschmackloser Soße missbraucht. Nicht hier in Rouffach!
In netter, historischer Atmosphäre sitzen wir an hübsch dekorierten Tischen.
Niemand muss endlos bei der Essenausgabe Schlange stehen. Nette Leute servieren
uns das Drei-Gänge-Menü am Tisch. Zuerst ein Vorspeisenteller, dann die Pasta,
zuletzt ein Dessert, dazu Wasser und Weißwein so viel man will. Nach einer Weile
wird dann auch der Haupteingang geöffnet. |
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Am nächsten Morgen können wir gemütlich frühstücken, denn der Start ist erst um
9 Uhr. Danach schlendern wir den kurzen Weg durch den Ort. |
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Am Start treffe ich ebenso wie gestern Abend mehr Läufer, die ich bereits von
anderen Veranstaltungen kenne, als jemals zuvor bei einem anderen Lauf. Dies
liegt natürlich auch daran, dass ich von Jahr zu Jahr mehr Leute kennenlerne.
Nur Wolfram, mit dem Bernie und ich eigentlich gemeinsam starten wollten, geht
vorne in der Menschenmenge verschollen. Gleich nach dem Start verlassen wir den
Ort und steigen auf einem Weinberg in die Höhe. |
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Nach den ersten Fotos stelle ich erstmals bei einem Rennen den Schalter an
meiner Lumix auf "Filmen". Laufen bedeutet Bewegung! Selbst die schönsten
Lauffotos zeigen nur einen sehr statischen Eindruck vom wirklichen Ereignis. Vor
allem Szenen, bei denen man von Stein zu Stein bergab springt, durch tiefen
Schlamm watet oder unter Baumstämmen hindurch kriecht, was heute nicht vorkommt,
wirken als Film um Klassen intensiver. Im Gegensatz zu 90 % der auf youtube
präsenten Lauf-Filmer verzichte ich aber darauf, bei den Betrachtern durch allzu
verwackelte Lauf-Aufnahmen Übelkeit zu verursachen. Stehenbleiben beim Filmen
kostet zwar mehr Zeit, aber darauf kommt es mir ja ohnehin nie an.
Meinen ersten
Film seht Ihr am Ende dieser Reportage.
Während ich filme, fotografiere und anschließend noch Ballast ablasse, eilt
schon der Besenläufer an mir vorbei. Super! Bei km 1 bereits die rote Laterne!
Ich sause los, will noch schnell ein Foto vom Besenläufer machen, doch in dem
Moment bleibt auch er zum Pinkeln stehen. Schnell eile ich weiter, denn ich will
Bernie wieder einholen. Doch die Bergaufrennerei hätte ich mir sparen können,
denn kurz darauf stehe ich an einem schmalen Singletrail zum ersten und einzigen
Mal heute kurz im Stau.
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Nach ein oder zwei Minuten geht es wieder locker weiter, und für den Rest des
Tages bleibt immer genug Platz zum Überholen. Noch ein paar Kilometer weit
laufen oder gehen wir über Weinberge mit schöner Aussicht. Weit vor uns sehen
wir schon den Petit Ballon, auf dem an einigen Stellen noch Schnee liegt.
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Schließlich verlassen wir die Weinberge. Nun geht es lange Zeit durch den Wald.
Unsere Aufstiegsroute empfinde ich durch den häufigen Wechsel zwischen Lauf- und
Gehpassagen recht angenehm. Nach einiger Zeit eilen die ersten Läufer des 30
Minuten nach uns gestarteten 24,7 km Lauf an uns vorbei. Der Weg ist hier breit
genug, so dass sie ohne allzu viel Drängelei schnell an uns vorbei sausen. Nicht
nur an der Farbe der Startnummer und an der Geschwindigkeit kann man heute die
Teilnehmer beider Disziplinen leicht unterscheiden. Auf der leichteren,
niedrigeren Strecke laufen die meisten mit kurzer Hose, während wir Ultras uns
kleidungsmäßig darauf einstellen mussten, am Gipfel knapp über dem Gefrierpunkt
zu laufen.
Auf- und Abstiegsroute treffen nur an drei Punkten aufeinander. Während der
Aufstieg überwiegend über breite Waldwege oder recht breite Pfade führt, besteht
der Rückweg zum allergrößten Teil aus Single-Trails. Auf Asphalt treffen unsere
Trailschuhe heute nur sehr selten. |
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Eigentlich halte ich es für selbstverständlich, dass man als Läufer keinen Müll
in der schönen Natur hinterlässt. Doch auch heute werden alle Bitten von der
traurigen Wegwerfmentalität mancher Mitläufer ignoriert. Es kann doch wirklich
nicht so schwer sein, eine leere Gelpackung noch bis zum Mülleimer bei der
nächsten Verpflegungsstelle zu tragen!!!!!
Nach dem Verpflegungspunkt Osenbach bei km 11,3 folgen nun etwa 8 km mit 500
Höhenmeter Aufstieg auf recht unspektakulären Waldwegen.
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Bei der Verpflegungsstelle Boenlesgrab (km 19,6 und km 25,9) kommen uns bereits
die schnellen Läufer vom Gipfel entgegen. Etwa 300 m weit wird hier in beide
Richtungen gelaufen. Ab hier gefällt mir die Route wieder ausgesprochen gut. Vor
uns sehen wir den Gipfel, aber auch der Blick hinab ins Tal ist recht hübsch. |
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