Öland Marathon - Högby IF
Start: 27.07.2013 16 Uhr
27 – 30 °, hohe Luftfeuchtigkeit
Im Vorwort zum 1. Band meiner Anthologie
Lauf:Genuss 2009 habe ich gesagt, dass ich künftig den Genusslauf in den
Vordergrund stellen will. Weg vom Leistungsdruck, hin zur Unterstützung der
Gesundheit und der körperlichen Fitness durch Laufen. Doch das hat sich als
schwer heraus gestellt. Immer wieder lockte die Aussicht auf eine gute Zeit und
eine vordere Platzierung. Und Dank der höheren Altersklasse sprang auch schon
der eine oder andere Titel bei Landesmeisterschaften heraus. Überraschend kam
die Distrikts-(Landes-) Meisterschaft von Småland in Schweden hinzu. Und somit
war die Teilnahme an den schwedischen Seniorenmeisterschaften nur logisch. Ein
Platz auf dem Treppchen sollte es schon sein, zumindest ein Dritter Platz.
Also trainierte ich zehn Wochen auf das
hochgesteckte, aber realistische Ziel hin. Grundlagen- und Ausdauertraining,
Tempoläufe und lange Kanten, stetiger Leistungsaufbau sollten die Grundlage
bieten. Durch einen dreitägigen Aufenthalt auf der wunderschönen, aber
fremdländisch anmutenden Insel Öland bereitete ich mich mental auf das letzte
Großereignis, auf den letzten schnellen Marathon vor. Ich schaute mir das Profil
vorher an, prägte mir den Verlauf, die leichten Steigungen und Besonderheiten
der Strecke ein. Alles stimmte. Oder doch nicht?
Am Wettkampftag waren es gut 25 ° im Schatten,
eine leichte Bewölkung zog auf, ein paar Regentropfen fielen, aber pünktlich zum
Start um 16 Uhr (!!!) war der Himmel blau.
Am Start waren etwa 180 Läufer und Läuferinnen.
Die meisten nahmen an den schwedischen Senioren-Meisterschaften teil. Sie kamen
aus allen Landesteilen, aus den Städten im Süden und der Einsamkeit des
Nordlandes. Und alle hatten das gleiche Ziel ... Die Strecke führte erst eine
Runde durch das Dorf, dann zum Weststrand der Insel und wieder zurück. Bereits
bei Kilometer sechs meldete sich mein Magen, er rebellierte. Natürlich lief ich
weiter, wollte das körperliche Unwohlsein ignorieren. Aber bei Kilometer zehn
zitterten mir die Beine so sehr, dass ich das durchaus zügige Tempo reduzieren
musste. Und prompt zogen zwei, drei Mitbewerber um den Altersklassenziel an mir
vorüber. Nur noch Platz vier, so nistete sich dieser demotivierende Gedanke in
das ehrgeizige Läuferhirn ein. Ich kam zum Start-Zielbereich, ein Drittel der
Strecke war geschafft – ich auch. Innerlich hatte ich längst aufgegeben, die
Treppchenträume zerplatzt. Ich gab meine Startnummer bei der Wettkampfleitung
ab. Dann machte ich mich in gemächlichem Tempo auf zum Strand, wo meine Frau
wartete.
Natürlich ließen sich viele Gründe für mein
Scheitern anführen: Die Hitze, die hohe Luftfeuchtigkeit, die nachmittägliche
Startzeit, meine Magenschwierigkeiten, die fehlenden Kilometerangaben, aber
waren die wirklich ausschlaggebend? Oder bin ich an meinem Ehrgeiz gescheitert?
Jetzt, mit ein paar Tagen Abstand, mache ich
tatsächlich das hochgesteckte Ziel für die Aufgabe des Wettkampfes
verantwortlich. Aber ich habe jetzt auch den endgültigen Entschluss gefasst, ab
sofort ohne Leistungsdruck zu Laufen, keine Wettkämpfe mit angestrebter Zeit zu
bestreiten, nur noch mitzulaufen bei schönen Landschafts- oder interessanten
Stadtmarathons. Ich will den Weg als das Ziel ansehen, nicht eine Zeit. Ich will
auch künftig laufen, allerdings soll dieser schöne Sport meiner Gesundheit
dienen, auch der Zufriedenheit. Er soll sich positiv auswirken auf körperliche
und geistige Frische und Beweglichkeit im Alter. |