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1. Oberfränkischer Orientierungsultralauf und Abenteuerlauf vom 03.08 - 04.08.2013 - 125 km und 2000 Höhenmeter - Bericht von Thomas SchmidtkonzVom tiefsten Punkt Oberfrankens zum höchsten Punkt Frankens auf den SchneebergBericht - Bildimpressionen - ebook - Film - Kurzfilm - Infos / Bewertung - Zurück zur Übersichtsseite - Weitere Laufberichte - Über den Autor |
Felsen bei Oberfränkischer Orientierungsultralauf und Abenteuerlauf vom 03.08 - 04.08.2013 |
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EinleitungZwei Wochen vor dem 1. Oberfränkischen Orientierungslauf kam mir der Gedanke, ob und wie man nonstop von der tiefsten Stelle Oberfrankens zur höchsten nämlich den Schneeberg laufen könnte. Ein Blick auf die Karte zeigte, dass man dabei mit gut 120 Laufkilometern rechnen musste, wenn man dabei nicht nur auf Straßen und den einfachsten Wegen laufen wollte, sondern auch unterwegs Trails und Sehenswürdigkeiten ansteuern möchte. Schnell fanden sich auch ein paar Laufinteressenten, die aber bis auf Stefan Loy und mich wieder alle aus verschiedenen Gründen absagen mussten. Stefan und ich ließen uns davon nicht abschrecken, sondern starteten am Samstag Morgen um 8:35 mit frohen Mut im unterfränkischen Stettfeld, wo wir kurz dahinter die Grenze nach Oberfranken und dort auch die tiefste Stelle Oberfrankens passierten. Uns erwartete nun ein einzigartiges Laufabenteuer, von dem der folgende Bericht hier erzählt ... Die Idee und PlanungIch wollte endlich mal einen Lauf mit über 100 km Länge
laufen. Da das für mich Neuland war, dachte ich einmal an eine nicht zu schwere
Strecke also keinen Ultratrail. Außerdem wollte ich nicht mit irgendeiner
Zielschlusszeit unter Zeitdruck stehen. Da außerdem diesen Sommer und Herbst
mein Terminkalender vor der kalten Jahreszeit recht voll ist, boten sich
keine Laufveranstaltungen dafür an. Was macht man in so einer Notsituation?
Ganz einfach, man erfindet seine eigene Laufveranstaltung. Aber was? Der LaufStefan und ich treffen uns am Samstagmorgen um 8:30 im unterfränkischen Stettfeld an einen zufälligen Punkt, weil Stefan den zuvor vereinbarten Punkt nicht fand und wir uns einfach dann zusammentelefonierten. Also nutzen wir gleich diese Stelle als Startpunkt, wodurch unser Lauf noch einmal einen Kilometer länger wird. Zuerst lassen wir uns aber noch von unseren Frauen fotografieren, die uns zum Start gefahren haben und uns später im Ziel abholen wollen. Zwischen Start und Ziel sind wir aber völlig alleine auf uns gestellt. Weil das Laufen in der Gruppe schöner, einfacher und sicherer ist, wollen wir die Strecke gemeinsam angehen. Dabei ist es natürlich von Vorteil, dass wir beide sehr langsam laufen wollen, zumal Stefan Erfahrung für den 100 Meilenlauf am Rennsteig in ein paar Wochen sammeln will. Wir verlassen schnell Stettfeld nach Südosten in Richtung Main, wo bei ein paar vor gelagerten Baggerweihern die Grenze zu Oberfranken ist. Ich konnte nicht genau feststellen, wo exakt die tiefste Landstelle Oberfrankens ist. Sie ist entweder bei diesen Weihern oder am Main dahinter. Daher steuern wir nun beide Punkte an.
An tiefsten Punkt Oberfrankens An einem der Baggerweiher liegen schon so früh am Vormittag ein paar Verfechter der Freikörperkultur, die etwas verwundert aufblicken als sie uns laufen sehen, sich aber nicht weiter stören lassen. Bei der für heute angesagten Hitze ist es die Frage, ob wir es ihnen lieber nicht gleichtun sollten, als sich auf so einen verrückten Lauf zu begeben. Die Hassberge und erste Einkehr in KemmernNachdem wir beide tiefste Stellen angesteuert haben, wenden wir unseren Kurs in Richtung südliche Hassberge, wo auch die Ideallinie unserer Strecke verläuft. Bald gewinnen wir so die ersten Höhenmeter und tauchen auch endlich in den Schatten eines Waldes ein, der die schon jetzige Hitze erträglicher macht. Aber wie wird das mit der Hitze erst heute Nachmittag sein? Der Ultraläufer macht sich aber über so was erst einmal keine Gedanken, da er sich kleine Ziele setzt und dieses nächste Ziel liegt erst einmal in Sandhof, wo ein Weiher ist. In diesen tauchen wir unser Baseballcap und ich außerdem mein Kopftuch ein, dass ich nun wie ein Araber trage und das meinen Kopf durch die Nässe schön kühlt. Sie sieht zwar weder modisch noch schick aus, aber wer will heute in der Hitze schon in Schönheit sterben? Die Hassberge sind wegen ihrer zahlreichen Burgruinen bekannt, die wir ja z.B. bei unserem diesjährigen Frühlingsmarathon ansteuerten. Heute müssen Stefan und ich uns mit einer Kirchenruine begnügen. Bei dieser Helenenkapelle brechen auch die südlichen Hassberge steil zum Mainufer ab, wo wir nun auf einen schönen Singletrail hinuntertraben. Wir laufen nun ein Stück das Mainufer in Richtung Süden entlang, weil dort ein Bierkeller ist, in dem wir einkehren wollen. Da es aber erst kurz nach 11 Uhr ist, ist er noch nicht geöffnet. Also laufen wir etwas enttäuscht in Richtung Kemmern, wo uns zuvor eine Brücke über den Main führt.
Der Main bei Kemmern Kurz dahinter entdecken wir eine schöne Gartenwirtschaft und bestellen uns beide jeweils eine alkoholfreie Radlermaß, die bei der heutigen Hitze so richtig schön hineinzischt. Sie verdampft regelrecht. Da man heute auch salziges essen soll, verspeise ich passend dazu einen etwas versalzenen Quark mit Brot. Das liegt nicht im Magen und gibt mir Kraft. Der große Wald und Felder, Wiesen und Hitze dahinterEs ist bereits Mittagszeit, als wir weiterlaufen. Zuerst müssen wir durch Kemmern laufen, wo der Asphalt sich schon so richtig schön aufgeheizt hat und wir wohl schon die Hälfte unserer Radlermaß auf 1-2 Kilometern rausschwitzen. Was sind wir froh, als wir endlich in einen großen Wald abtauchen können. Schöne Waldwege und Singletrails wechseln sich hier ab. Nur muss ich im Wald besonders aufpassen, dass wir uns nicht verlaufen, weil man sich im Wald nicht gut orientieren kann. Da hilft natürlich mein Garmin Dakota 20 GPS-Gerät gut weiter. Laufen nur mit Karte und Kompass wäre sicher aufregender, aber ich weiß nicht, wann wir dann am Schneeberg ankommen würden. Nach etlichen Waldkilometern endet der Wald abrupt. Wieder in
der Sonne spüren wir sofort, wie heiß es mittlerweile geworden ist. Die 30
Grad-Grenze im Schatten wurde bereits deutlich überschritten. Aber
hier ist ja kein Schatten! Endlich erreichen wir einen Wald, wo wir nun uns nun an einen mit Brombeeren und Brennnesseln zugewucherten Trail durchkämpfen. Stefan hat lange Stützstrümpfe an und ist so wenigstens etwas geschützt, während ich mit meinen nackten Beinen schließlich an den Dornen eines Brombeerstrauchs hängenbleibe und mir die Haut aufreiße. Autsch, das tut weh!
Zugewucherter Weg Weil hier kaum mehr ein Durchkommen möglich ist, weichen wir in den Wald aus.
Wir
kämpfen uns tief gebückt zwischen Ästen und Zweigen durch, bis wir endlich einen
Fahrweg erreichen. Da das vorherige Gestrüpp auch noch zeckenverdächtig war,
kontrolliere ich meine Beine und entdecke just einen dieser lästigen Vampire.
Gott sei Dank ist jetzt die Zeckensaison schon ziemlich am Ende. Im Mai hätte
ich sicher noch mehr von diesem Ungeziefer entdeckt. Rast in Scheßlitz und der große Anstieg zur Fränkischen AlbWir erreichen nach ca. 35 - 40 km Laufstrecke Scheßlitz. Mittlerweile sind unsere Wasservorräte aufgebraucht. Dieser Lauf ist schon was anderes als eine reguläre Laufveranstaltung, wo man alle paar Kilometer Getränke und Essen gereicht bekommt. Wir müssen heute auf solchen Luxus verzichten und uns stattdessen um wirklich alles kümmern und das mit uns tragen, was wir unterwegs nicht bekommen können. Gott Lob gibt es in Scheßltz viele Gaststätten. Wir kehren in die nächstbeste ein. In einem schönen Hinterhof ist ein Biergarten. Ich bestelle mir dort zur Abwechslung ein alkoholfreies Weizen und einen halben Liter Mineralwasser, während Stefan bei der alkoholfreien Radlermaß bleibt. Aber egal was es ist, beides zeigt einen hohen "Verdunstungsgrad". Als wir beide so zusammensitzen, prasseln ein paar Regentropfen herunter. Wird es vielleicht doch noch etwas kühler werden? Als wir wieder loslaufen hat sich diese Regenwolke aber schon wieder verzogen und die Sonne brennt wieder gnadenlos herunter. Nur wegen der Feuchtigkeit ist die Luft nun noch dampfiger. Ein Thermometer am Streckenrand zeigt 34 Grad an, als wir in praller Sonne auf einem Radweg in Richtung Abbruchkante der Fränkischen Alb laufen, während sich der Asphalt unter uns wie eine Kochplatte aufheizt. Derweil entschädigt der schöne Ausblick auf die Giechburg, die sich rechts unseres Weges auf einer Anhöhe präsentiert.
Die Giechburg Endlich endet der Asphalt und ein Fahrweg führt uns die ca. 250 Höhenmeter zur Hochfläche der Fränkischen Alb in die Höhe. Zuerst durchqueren wir dabei Bergwiesen, wo die Nachmittagssonne wegen der Schräge senkrecht auf uns runter sticht. Das macht den Anstieg so richtig schön hart. Was sind wir froh, als wir endlich den Waldrand erreichen. Gleich tauchen wir auf einem relativ kühlen Hohlweg in den Schatten der Bäume ab. Die brennende Hitze ist nun endlich weg. Dadurch schmerzt uns der doch recht steile und lange Anstieg weniger.
Der Hohlweg zur Fränkischen Alb hoch WiesentquelleAuf der Hochfläche angekommen, müssen wir leider wieder den
Wald verlassen. Wir laufen nun auf der Hochebene der Fränkischen Alb und
erreichen in etwa 550 m NN eine erste signifikante Passhöhe. Wir joggen nun
meist auf leicht gewellten Ackerwegen und zwischendurch auch mal durch kleinere
schattenspendende Wäldchen in Richtung
Steinfeld.
Dort müssen wir bei dieser Hitze
unbedingt wieder Wasser nachfassen, weil die Gegend dahinter immer
einsamer wird, mit nur ganz wenigen Wirtshäusern.
Die Wiesentquelle Mittlerweile ist es
zwar schon 17:15, aber die Hitze hat keinen Deut nachgelassen. Am besten wir
kehren wo ein und warten ab bis es etwas kühler wird. Im Paradiestal und WiesenttalZuerst verlassen wir das obere Wiesenttal, weil wir nicht die Straße entlang sondern Wege laufen wollen. Erst ein paar Kilometer kurz hinter der Kreuzung von Paradiestal und Wiesenttal erreichen wir wieder die Wiesent. Dieser Talabschnitt ist sehr schön, weil viele bizarre Felsformationen das Tal säumen. Es ist außerdem ein Kletterparadies. Dabei kommen wir mit zwei Kletterern ins Gespräch, die gerade eine Kletterwand mit dem Schwierigkeitsgrad 5 angehen wollen. Als wir erzählen, dass wir noch nonstop bis zum Schneeberg laufen wollen, schütteln sie doch etwas verwundert den Kopf.
Kletterer im Paradiestal Toller Sonnenuntergang und KrögelsteinBei Treunitz verlassen wir schon wieder das schöne Tal. Aber diese Region werde ich noch einmal bei Gelegenheit ausführlicher ablaufen, weil es hier wirklich schön ist und man mit dem Hübnerbräu in Steinfeld auch eine gute Einkehrmöglichkeit hat. Wir verlassen das Tal und tauchen bald in ein großes Waldstück ein, den wir auf einem schönen Wanderweg queren. Als wir den Wald kurz vor Krögelstein verlassen, veranstaltet die Sonne mit ihrem Untergang ein wunderschönes Farbenschauspiel, als möchte sie sich vor der langen und dunklen Nacht gebührlich von uns verabschieden. Es ist nun 20:35 und wir werden wohl noch ca. eine 3/4 Stunde im restlichen verbleibenden Tageslicht laufen können, bevor wir unsere Stirnlampen anschalten müssen.
Toller Sonnenuntergang In Krögelstein gibt es keine Gastwirtschaft. Daher frage ich zwei Personen in einem Garten, ob sie uns nicht etwas Leitungswasser abgeben können. Leider klappt es nicht, weil sie keinen Schlüssel haben und auf die dritte Person mit Schlüssel warten. Da unser Trinkwasser aber noch halbwegs gefüllt ist, frage ich nicht weiter nach, auch als ich ein paar Meter weiter einen Gartenschlauch entdecke. Kurz dahinter erblicken wir die bizarren Felsen von Krögelstein, die noch vom
Hollfelder Abenteuerlauf her kenne. Sie sind aber immer toll
anzusehen und Stefan kannte sie ja noch nicht. Besonders beeindruckend ist dabei
der "Alte Fritz", der von der richtigen Seite betrachtet wirklich wie das
Kopfprofil des Alten Fritz aussieht.
Alter Fritz in Krögelstein Wonsees und der Anfang der langen NachtAls wir Wonsees so gegen 21:15 erreichen, entdecken wir zu
unserer Freude noch eine Gastwirtschaft, die noch offen hat. So können wir unsere
Wasservorräte wieder auffüllen und noch jeder eine alkoholfreie Radlermaß
trinken. Ein halbe Stunde später sind wir wieder unterwegs. Wir laufen nun für 2 km die verkehrsarme Landstraße nach Sanspareil hoch, weil ich in der Nacht zu faul bin einen passenden Wanderweg zu suchen und man ja in der Nacht außerhalb des Lichtkegels unserer Stirnlampen ohnehin wenig erkennen kann. Felsengarten Sanspareil mit Felsentheater bei NachtGerne hätte ich Stefan den bekannten Felsengarten Sanspareil bei Tageslicht gezeigt. Aber da nun mal Nacht ist, besuchen wir ihn halt in der Nacht und strahlen evt. Felsen und das Felsentheater mit unseren Stirnlampen an. Wie uns der Wirt in Wonsees erzählte war heute im Felsentheater sogar eine Aufführung. Aber auch dazu sind wir zu spät gekommen.
Felsengarten Saspareil bei Nacht Gewitter in der NachtHinter dem Felsengarten laufen wir nun auf Feldwegen in
Richtung Thurnau. In der Ferne betrachten wir in drei der vier Himmelrichtungen ringsum um uns
Wetterleuchten, also Blitze. Da man aber kaum ein
Donnern hören kann, sind all diese Gewitter noch weit entfernt. Stefan hat
jedoch Angst vor diesen Gewitterboten. Ich versuche ihn zu beruhigen und erzähle
wie ich einmal in meiner Jugend die am Boden sehr seltenen aber auch
gespenstischen schönen bläulich leuchtenden
Elmsfeuer bewundern durfte
und dass bei so was dann wirklich akute Blitzgefahr besteht, was das Inferno
kurz danach auch bestätigte. Als wir die Tankstelle verlassen, laufen wir in geplanter Laufrichtung, müssen aber dann feststellen, dass das komplette Gelände eingezäunt ist. Also wieder zurück, wo wir zuerst hergekommen sind! So kann man auch zusätzliche Meter Laufstrecke sammeln! Wir laufen nun eine einsame Landstraße durch den Wald. Plötzlich stört ein Bus die Ruhe der Nacht. Wir springen zur Seite, aber dann bleibt er neben uns stehen und der Busfahrer fragt uns, ob wir einsteigen wollen. Wir winken jedoch dankend ab. Aber das war doch einmal ein netter Busfahrer! Bei Neuenreuth überqueren wir mal wieder den Main. Diesmal ist es der Rote Main. Wir haben mal wieder eine Senke erreicht und sind nun nur noch in gut 300 Meter Höhe. Hinter Neuenreuth zieht hinter uns erneut ein Gewitter auf. Diesmal hat es das Gewitter auf uns abgesehen. Daher flüchten wir in der nächsten Ortschaft in Hornungsreuth in ein Bushäuschen. Hier wollen wir das Gewitter abwarten. Blitz und Donner rücken näher, während wir es uns auf der Holzbank in der Hütte bequem machen. Es ist immer noch total warm. So können wir uns ohne zu frieren auch ohne Decke hinlegen. So kommen wir wenigstens mal für eine Viertelstunde zu einen kleinen Nickerchen, während außerhalb der Hütte der Regen runterprasselt. Das Ende der langen Nacht Odysee an der A70Endlich hat sich das Gewitter verzogen. Wir Laufvagabunden
ziehen weiter. Bei Harsdorf
legen wir am Bahnhof gegen 4 Uhr morgens eine kleine Rast ein, weil ich auf der
Karte nachschauen muss, wie wir weiterlaufen wollen. Ursprünglich plante ich
einen Halt am Autohof bei der Autobahnausfahrt Bad Berneck. Aber weil wir noch
genug Trinkwasser haben, wollen wir auf diesen größeren Umweg verzichten. Ich
plan nun eine Autobahnquerung nahe Lettenhof ein. Dazu müssen wir zuerst einen
Berg erklimmen. Leider stellt sich heraus, dass dort eine Baustelle ist und die
Autobahnunterquerung zugeschüttet ist. Was nun? Zweites Gewitter und Morgenlauf nach Bad BerneckWährend wir die beiden Autobahnbrücken überqueren, graut
langsam der Morgen, während über uns schon wieder dunkle Wolken mit Blitz und
Donner aufziehen. Diesmal schaffen wir es nicht mehr bis zu einen schützenden
Unterstand, bevor der Himmel seine Schleusen öffnet. Also müssen wir unsere
Regenjacken anziehen. Wenigstens ist es immer noch so warm, dass wir problemlos
mit kurzer Hose weiterlaufen können. Bald hat sich dieser samt Blitz und Donner verzogen. Wir können nun weiterlaufen! Endlich wird es hell und der Morgen beschwingt mich, während Stefan leider eine Krise durchmacht und erstmals über einen Ausstieg nachdenkt. Leider ist der frühe Morgen Wolken verhangen und so fotografiere ich als Ersatz ein Landschaftsbild auf einer Hauswand mit Sonnenaufgang oder vielleicht auch Sonnenuntergang.
Ersatz für den Sonnenaufgang Wir laufen nun auf einer schmalen Landstraße, wo so früh am
Sonntagmorgen natürlich kein Auto fährt. Die Straße fällt dabei angenehm leicht
bergab und so kommen wir ganz gut voran. Leider schmerzen meine Füße schon seit
gestern Abend, weil ich mir wieder Blasen gelaufen hab. Außerdem piesacken mich
der rechte Knöchel und das Schienbein schon lange Zeit. So ist mittlerweile
jeder einzelne Schritt ein "Genuss". Aber so was gehört ja wohl auch so einen
Lauf. Trennung in Bad Berneck und der endlose Fahrradweg nach BischofsgrünIn Bad
Berneck um 6:45 morgens entscheidet sich Stefan rauszugehen, weil es ihm
immer noch schwindelig ist und ein Weiterlaufen so zu gefährlich ist. Mir geht
es dagegen von meinen Schmerzen an den Füßen abgesehen den Umständen
entsprechend noch glänzend und so spricht nichts gegen einen Gipfelsturm auf den
Schneeberg. Mittlerweile kommt die Sonne durch und wirft bei der dunstigen Luft fantastische Strahlen, die mich begeistern. Leider schmerzen nun meine Füße immer mehr und außerdem wird es schon wieder dampfig warm. So bin ich froh, dass ich meist im Schatten eines bewaldeten Flusstals laufe.
Sonnenstrahlen der Morgensonne Unterwegs wärmt sich eine Blindschleiche auf dem warmen und noch nassen Asphalt und eine Weinbergschnecke zieht kaum langsamer als ich ihren Weg über den feuchten Asphalt.
Eine Blindschleiche wärmt sich auf Der Talweg zieht sich ewig in die Länge, während meine Füße immer mehr protestieren. Jetzt laufe ich hier seit Bad Berneck schon etwa 2 Stunden entlang und stell fest, dass ich jetzt ja schon mit all den Pausen 24 Stunden unterwegs bin. Den feierlichen Anlass zu meinen ersten 24-Stundenlauf muss ich natürlich auf einem Foto festhalten.
Seit nun 24 Stunden unterwegs Kurz dahinter endet bei der Glasermühle endlich der Talweg. Langsam aber sicher näher ich mich dem Schneeberg. Leider ist die Gaststätte bei der Glasermühle noch nicht offen, sonst hätte ich dort Trinkwasser nachfassen können. So kommt die bange Frage auf, werden meine Trinkwasservorräte ausreichen, die ich zuletzt um 1:30 in Thurnau Ost aufgefüllt habe? Langer und mühevoller Aufstieg zum Dach FrankensIch habe mittlerweile eine Höhe von gut 600 Meter über den Meeresspiegel erreicht. Rein rechnerisch sind das bis zum Schneeberggipfel nur noch 450 Höhenmeter, Das wäre in den Alpen ein ziemlicher Klacks. Nicht so hier, bei einem so uralten und abgeflachten Waldgebirge wie dem Fichtelgebirge. Hier zieht sich alles in die Länge und so sind es von der Glasermühle bis zum Schneeberggipfel immer noch an die 10 km Laufstrecke! Aber zuerst laufe ich einen schönen Singletrail Richtung Rangen. In Rangen verlasse ich endgültig das Tal und erklimme auf einem Panoramaweg etwa 150 Höhenmeter auf einen Wiesenhang, wo schon wieder unangenehm die Sonne herunterprellt. Dafür entschädigt ein wunderschöner Blick auf den Ochsenkopf, der mit 1023 Meter Höhe Oberfrankens und Frankens zweithöchste Berg ist und den wir zuletzt beim Winterlauf erklommen haben. Erstmals öffnet sich auch ein Blick auf den Schneeberg, so dass ich endlich das eigentliche Ziel vor Augen habe.
Den Schneeberg bereits vor Augen! Der Weg führt jetzt in den Wald hinein. Nun wird es mal wieder so richtig trailig. Hier ist mal wieder alles zugewuchert und die dornigen Brombeersträucher machen ein Durchkommen fast unmöglich. Dazu sind Gras und Sträucher wegen der regnerischen Nacht noch patschnass und so auch bald meine ohnehin schon geschundenen Füße. Ich fluche lauthals meinen Frust heraus: "Mir bleibt schon nichts erspart! Warum tue ich mir das alles an?" Was bin ich froh, als sich der Zustand des Weges endlich bessert. Nun wechseln sich Fahrwege mit schönen Singeltrails ab, als ich mittlerweile endlich in etwa 800 Meter Höhe den finalen Anstieg zum Schneeberg erreiche. Ein Schilderwald kündigt den Gipfel in 1,8 km Entfernung an.
Schilderwald vor dem Berggipfel Ein der Sonne ausgesetzter asphaltierter Fahrweg führt mich in Richtung Gipfel. Das ist nicht der schönste Aufstieg zum Schneeberg, dieser ist eher der Wanderweg vom Seefeldhaus über den eindrucksvollen Nußhardtgipfel in Richtung Schneeberg. Aber das ist für mich heute der einfachste und auch kürzeste Weg. Endlich endet der Asphalt und die letzten Meter geht es für das Fichtelgebirge atypisch ziemlich steil hoch. Leider ist die Quelle in 990 Meter Höhe kurz vor dem Gipfel versiegt, aber meine Wasserreste werden oder besser gesagt müssen halt dann bis ins Ziel ausreichen. Triumph am Gipfel und recht langer Abstieg nach KarchesEndlich erreiche ich die wenig spektakuläre Gipfelregion, im Fichtelgebirge gibt es etliche schönere, aber hier ist nun mal der höchste Punkt ganz Frankens. Ich muss nun einen kleinen Felsen erklimmen, auf dem ein Aussichtsturm aus Holz steht.
Der Berggipfel Auch den erklimme ich und genieße den Rundumausblick vom hier weit und breit höchsten Berg. Erst weit im Osten im Erzgebirge und weit im Süden im Bayerischen Wald sind höhere Berge als dieser hier zu finden. Von der tiefsten Stelle Oberfrankens bis hier zur höchsten hoch war ich insgesamt 26 Stunden 45 Minuten unterwegs. Weil wir aber ja ein ganzes Stück zuvor in Stettfeld starteten bin ich insgesamt schon gut 27 Stunden unterwegs. Das war schon eine lange Zeit und mittlerweile ist es schon 11:40.
Auf dem Dach Frankens Unterhalb der Turms lege ich noch eine kleine Rast ein, esse
eine Kleinigkeit und trinke einen sparsamen Schluck und schon geht es weiter. Beim Tausendmeterstein verlasse ich die Tausendmetergrenze
und laufe oder besser gesagt humple recht langsam mit meinen schmerzenden Beinen
gen Tal.
Hubertuisquelle Den letzten Kilometer geht es noch einmal auf einen steinigen Trail gen Tal, wo jede Berührung mit einen Stein mich aufstöhnen lässt. Aber endlich erreiche ich um 13:09 freudestrahlend die Gastwirtschaft in Karches, wo mich schon meine Frau Gaby begrüßt. Insgesamt war ich nun 28 Stunden und 34 Minuten unterwegs. Selbst für Laufschnecken wie mich kein allzu guter Temposchnitt für 125 km! Aber man muss dabei locker ca. 4 Stunden Pause wegrechnen, die wegen der Hitze am Vortag auch absolut nötig waren.
Nach 28 Stunden und 34 Minuten im Ziel Ich habe nun viel zu erzählen und gönne mir ein Bier und ein Mittagessen, das ich mir nach so einen extrem langen Lauf sicher verdient habe!
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