Vollkommen locker ging ich diesen Marathonlauf im
schwedischen Småland an. Ich hatte mich gut vorbereitet, alles stimmte und eine
besonders gute Zeit strebte ich nicht an, allerdings sollte eine
„Kleinervierstundenzeit“ dabei rauskommen. Ich wollte einfach meinen Frust über
mein Laufdesaster vom Öland-Marathon im Juni dieses Jahres aus dem Kopf haben,
denn den Lauf hatte ich abbrechen müssen.
Der Start für den Lauf rund um den Växjösee war für 11 Uhr
angesagt, also reichlich Zeit für die 100 Kilometer Anfahrt von meinem
Ferienhaus in Småland. Die Fahrt war herrlich! Fünf Minusgrade ließen den
Winter erahnen. Gräser und Sträucher waren weiß angehaucht. In Växjö
angekommen, waren es bereits 2 ° plus, während des Laufes etwa 5 °, sonnig, nur
leichter Wind wehte vom See her. Viele Spaziergänger und Fahrradfahrer nutzten
die Gelegenheit zu einer Umrundung dieses schmucken Sees. Der Stadtpark
Linnéparken umsäumte ihn. Markanter Blickpunkt war die Wasserfontäne im See.
Enten, Gänse, Schwäne und sogar der eine oder andere Kraniche trieben sich auf
ihm herum.
Dieser Marathon wird seit 1994 ausgetragen, es war somit der
20-Jahre-Jubiläumslauf. Es sollte zur Erinnerung eine besondere Medaille geben.
Kaum zu glauben, aber mit 412 Startern ist dies der zweitgrößte Marathonlauf
Schwedens!
Direkt im Startbereich fanden wir vor der Schwimmhalle
ausreichend Parkplatz. Im Gebäude selbst fand eine kleine Sportmesse statt,
Startnummernausgabe und Umkleideräume in den Katakomben der Halle, was sich
wegen der vielen Treppenstufen für viele Läufer nach dem Rennen als
problematisch erweisen sollte!
Das Besondere an dem Lauf: Es geht in acht Runden von gut
5.000 Metern um den See. Das hörte sich langweilig an, aber so kann man seine
Rundenzeit wunderbar kontrollieren. Und das reichliche Publikum kommt dabei
voll auf seine Kosten. Zwei ausgezeichnet ausgestattete Verpflegungsstationen
mit warmem Wasser, Isogetränken, Cola, Bananen und Brot ließen keine Wünsche
offen, Eigengetränke durften platziert werden. Eine unermüdliche Moderatorin
war eine weitere Attraktion der Veranstaltung. Sie feuerte alle Marathonis an
und hielt auch das Publikum in Schwung.
Der Start war um gut 600 m vor der Zeitnahme, um auf die
korrekte Gesamtstrecke zu kommen, danach folgten acht identische Runden. Ich
startete meine Uhr beim Durchlauf des Zielbereiches, um meine Rundenzeit im
Auge zu behalten. Etwa 27,5 Minuten pro Runde peilte ich an. Ich startete für
meinen schwedischen Verein Målilla-Mörlunda Ski, dem ich seit fast 15 Jahren
angehöre. Bereits auf den ersten Metern kam ich mit einem Läufer – Magnus - ins
Gespräch, der für den veranstalteten Verein Växjö Löparklubb startete. Wir
verständigten uns kurz, dass wir eine Zeit von maximal 4 Stunden angehen
wollten, wenn es die Tagesform zuließ, gern etwas schneller. Laufstil und
–vermögen passten wunderbar zusammen, und so bildeten wir ein Tandem.
Unser Gespann: Magnus (S) rechts und Marten (D) links!
Hin und wieder schloss sich ein weiterer Läufer oder eine
Läuferin an, mein Begleiter kannte fast alle und hatte an der Strecke einen
umfangreichen Fanclub.
Aus dem 2er Gespann ist ein Trio geworden!
Mittlerweile wurde aus dem Trio ein Quartett!
Ich selber traf mehrfach meine Frau, die die Gelegenheit zu
einigen Walking-Runden um den See nutzte und dabei einige Fotos machte.
Unsere Halbmarathon-Durchgangszeit war mit
01:46:10 zu
schnell, und wir drosselten das Tempo deutlich, um gut über die Gesamtstrecke
zu kommen. Diese Taktik erwies sich als erfolgreich, denn die beiden letzten
Runden waren zeitgleich. So kamen wir beide zusammen am Zielbereich an und
ließen uns von der sehr guten Publikumsmenge feiern. Die Schlusszeit von
03.:47:34 war ganz im Bereich des Angestrebten. Wichtiger war aber, dass wir
heil und zügig über die Gesamtstrecke gekommen sind, ohne große
Schwierigkeiten, ohne Krämpfe. Magnus und ich waren uns einig, dass wir unserem
guten Gespann zu verdanken hatte und einer den anderen mitgezogen hatte.
Kleiner aber erfolgreicher Nebeneffekt: Ich wurde
Vizemeister des Distriktes Småland, in etwa vergleichbar mit unseren
Landesmeisterschaften.
Alles in allem eine hervorragend organisierte Veranstaltung.
Verpflegung und Betreuung rund um die Strecke ließen keine Wünsche offen, das
Wetter gab sein Bestes dazu und verlieh der Veranstaltung einen schönen Rahmen.
Das Desaster vom Ölandmarathon war vergessen, der Kopf
wieder frei. Was will man mehr?
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