Pik Lenin Race am 28.07.2014 - Ziel in 7000 m Höhe - Laufbericht von Thomas Eller
Fahrt zum Basislager
“Achik Tash”
Eine Perle in der Skala der vielen
Zuckerkringel
Wir alle, die wir Läufer sind, kommen von den kurzen
Strecken, vielleicht sogar von den ganz kurzen, aus der Leichtathletik.
Irgendwann war dann da mal der Wunsch, einen Halbmarathon oder sogar einen
Marathon zu laufen.
Fahrt zum Basislager “Achik Tash”
Und dann, nach etlichen, meist ähnlichen dieser Events, haben
wir weiter gesucht. Wir haben nach neuen Herausforderungen
gesucht, einfach nach "mehr, nach "anders".
So kamen wir zu 6h, 24h oder 48h Läufen - oder wir kamen auf
den Trail, idealerweise mit einigen, gerne auch mit vielen,
Höhenmetern. Und auch davon haben wir nun etliche bewältigt und andauernd werden
in diesem Segment neue Events angeboten, oft nach dem Motto noch höher und noch
weiter.
Da gibt es aber auch Events, die ihren eigenen Regeln folgen
und spektakulär sind, obwohl sie gerade mal 2.732 Höhenmeter nominell bzw. 3.100
Höhenmeter effektiv bieten und eine Streckenlänge, die kaum einem Halbmarathon
entspricht.
Ich war jetzt im entfernten Kirgistan auf
so einem Event, das von der
Russian Sky Running Association
in Zusammenarbeit mit der renommierten
Mountain-Events Agentur
AK-SAI initiiert wurde.
Die Basis der Überlegungen dabei war, ob es neben den
üblichen Bergtouren, bei denen Du gepudert und gepampert wirst, auch möglich
ist, ein richtiges Rennen auf einen Berg auszurichten.
Anfangs hatte man sich Europas höchsten Berg, den
Elbrus, ausgesucht. Klar, er
liegt relativ nahe an Moskau und ist als einer der "Seven Summits" auch für
Bergsteiger ein echtes Highlight. Und nach den Erfolgen dieses "Elbrus Race"
dachten sich die Initiatoren Anna Malevanna und Evgeny
Kolchanov, dass es auch noch weiter nach oben gehen könne. Und so entstand 2012
zuerst mit nur 6 Läufern das "Lenin Race" auf den
Pik Lenin, den
zweithöchsten, aber relativ einfach zu besteigenden Berg des Pamir-Gebirges in
Kirgistan, direkt an der
Grenze zu Russland.
Fahrt zum Basislager “Achik Tash”
Kinder am Taldyk Pass auf 3.650 Meter
Blick auf den Pik Lenin
Unabhängig von den speziellen Eigenheiten dieses Events: Ist
es nicht ein Segen, dass wir heute unverkrampft an solch einem Event teilnehmen
können? Immer wieder, wenn ich darüber nachdenke, danke ich in meinem Inneren
Michail Gorbatschow, der das überhaupt möglich gemacht hat.
Ganz kurz zu den Eckdaten dieses Events:
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Das Rennen startet am Basiscamp 1 von AK-SAI in einer
Höhe von 4.400 Metern und endet auf dem Gipfel des Pik Lenin auf 7.132
Meter. Also kurz rund schnell rauf und gleich wieder runter, so die Devise.
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2014 waren es immerhin schon 22 Läufer, die sich dieser
Aufgabe gestellt haben. Und dass es 2015 noch mehr sind, dafür will ich hier
werben.
-
Natürlich kannst Du so ein Rennen nicht mit gewöhnlichen
Läufen vergleichen. Da kannst Du nicht am Vorabend anreisen, Deine
Startnummer abholen und dann geht es am nächsten Tag um 4.00 Uhr los.
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Was Du brauchst ist Akklimatisation. Auf der Höhe
zwischen 4.400 Metern und 7.132 Metern Deinem Körper Leistungen abverlangen
ist eben gewöhnungsbedürftig.
Deshalb gibt es dieses Rennen in einem Gesamtprogramm zu
einem absolut fairen Preis. In diesem Paket ist die halbe Akklimatisationszeit
beinhaltet, die man gewöhnlichen Bergsteigern einräumt. Es muss halt alles etwas
schneller gehen als üblich, das spart Zeit und Kosten.
Ich habe mich für das Paket Osch-Osch
entschieden, das mit der Ankunft in
Osch
am 20. Juli begann und nach dem Transfer ins erste Basecamp auf 3.600 Metern und
Deinen Wanderungen in die Höhe mit dem Transfer nach Osch
endet. Dieses Paket für 585 EUR anbieten zu können, darauf ist vor allem der
Race Director Evgeny besonders stolz.
Inklusive sind dabei alle Nächte und alle Mahlzeiten im
Basecamp auf 3.600 Metern und im Basecamp 1 auf 4.400 Metern sowie am eigentlichen
Renntag ein Platz im Zelt, eine Iso-Matte und ein Schlafsack
in den Basecamps 2 auf 5.400 Metern bzw. Basecamp 3 auf 6.300 Meter.
Es gibt auch ein Paket Bischkek-Bischkek, das ich aber nur
Läufern an Herz legen würde, die bei dieser Gelegenheit auch noch ein paar
Urlaubstage in der Stadt
Bischkek dranhängen wollen.
Ein sehr viel preiswerteres "kleines Paket" wendet sich an
diejenigen, die mit eigenem Zelt anreisen wollen, die sich selbst versorgen, die
aber den Transfer von Osch zum Basiscamp und die dortige Infrastruktur nutzen
wollen. Wahrscheinlich nichts für uns Mitteleuropäer.
Blick auf den Pik Lenin
Schutz vor der Sonne
Auch sonst entspricht das Rennen keinen normalen Maßstäben.
So wurde es wegen des vorhergesagten schlechten Wetters kurzerhand vom 29. Juli
auf den 28. Juli vorverlegt. Eine gute Entscheidung, denn der Tag danach war
tatsächlich eine "windige Geschichte ".
Mein türkischer Zeltpartner Burak und ich wurden im Basecamp
1 am frühen Morgen des 29. Julis buchstäblich aus dem Bett gehoben, obwohl sich
unser großzügiges Zelt auf einer festen Holzplattform befand. Starken Wind gab
es schon die ganze Nacht lang, aber eine Viertelstunde lang wollte die Natur uns
zeigen, was sie aus einem Camp machen kann, wenn sie will. Verletzt wurde
glücklicherweise niemand, aber nach dem Sturm sah es im Camp aus wie in manchen
Krisenregionen dieser Welt.
Gletscherspalte - hier sollte man nicht rein fallen!
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