12. Spreewald Kajak Marathon am 26. April 2014 -
Bericht und Bilder von Jürgen Sinthofen
Kajak Marathon?
Klar, wir Genussläufer sind Ausdauersportler und offen für neue
Herausforderungen in der Natur. Deshalb heute ein etwas anderer Bericht in
laufspass.com, vielleicht macht er neugierig auf eine entspannende,
abwechslungsreiche und gesunde Alternative, die eigene Kondition zu erhalten
bzw. zu verbessern als dies "nur" durch laufen zu erreichen.
Im Rahmen des Sportwochenendes in Burg im Spreewald wurden neben dem
Laufmarathon am Sonntag weitere sportliche Wettkämpfe
wie Skaten, Rennradeln, Walken und eben Paddeln über jeweils unterschiedlich
lange Distanzen angeboten.
Also eine ideale Gelegenheit für mich meinen ersten Kajak Marathon über 42km
anzugehen...
Bisher war ich wenig gepaddelt, ich hatte zwar ein eigenes Kajak, aber so
richtig trainingstechnischer Zug war da nie dahinter. Bis zum Marathon war ich
dieses Jahr nur zweimal über 14 und 21km unterwegs; es durfte also spannend
werden.
Start und Ziel des Kajak Marathons (die "Goldtour"), aber auch der 21km, 10km
und 5km Paddelstrecke war am Ortseingang von Burg beim "Leineweber"
Bootsverleih.
Eine Anmeldung vor Ort war möglich, auch ein Kajak hätte man für 20 Euro mieten
können. Wegen eines aufwändigen Genehmigungsprozedere hatte der Veranstalter
dieses Jahr darauf verzichtet, einen gemeinsamen Start anzubieten. Für mich sehr
günstig, da wir so die Wahl hatten zwischen Freitag und Sonntag die Kilometer zu
einer uns angenehmen Uhrzeit unter das Paddel zu nehmen.
Ausgestattet mit einer Streckenkarte des Veranstalters, Startnummer, einer
Kontrollkarte und sechs Gutscheinen zu je 1 Euro paddelte ich am Samstag um
11.30 Uhr bei strahlendem Sonnenschein und ca. 24°C vom Leineweber los.
Das Kajak wird abgeladen
Endlich im Boot, Start am Leineweber
Erst mal rein in das Kajak, eine kippelige Angelegenheit, mit dabei der
Fotoapparat, Wasser und ein paar Müsliriegel.
Es ging stromabwärts auf dem Südumfluter in Richtung Lübbenau.
Toll, das Gefühl vom Ufer abzustoßen, man ist auf dem Wasser, eine andere Welt.
Ein paar Freizeitpaddler, meist in Kanus, sind auch unterwegs, man grüßt sich
gegenseitig.
Nach ungefähr 1,5km die erste Überraschung, eine Schleuse, damit hatte ich nicht
gerechnet, aber glücklicherweise war ein ehrenamtlicher Schleusenwärter da, der
mich durchschleuste. Immerhin, ein Höhenunterschied von ca. 30cm.
Pech, nach weiteren gut 2km eine weitere Schleuse, aber diesmal ohne
Schleusenbedienung. Pech deshalb, da ich mühsam aus dem Kajak krabbeln und das
Boot um sie Schleuse herum tragen musste, um es hinter der Schleuse wieder
einzusetzen.
Gut, dass von den weiteren ca. 7 Schleusen fünf bedient wurden. Die anderen zwei
Schleusen waren Rollenpassagen, d.h. aussteigen, Kajak über Rollen hochziehen
und an der anderen Seite wieder ins Wasser rollen lassen, einsteigen und weiter.
Zu Beginn des Marathons hatte ich Befürchtungen, dass die Zeit zu knapp würde,
außerdem grummelte es irgendwo. Hoffentlich kein Gewitter im Anmarsch.
Ich überlegte mir schon mögliche Abkürzungen während des Paddelns, aber es
spornte auch an, kontinuierlich weiter zu paddeln.
Aber diese Gedanken verflogen - und das Wetter hielt sich. Auf dem ca. 10m
breiten Südumfluter glitt man mit einer ganz leichten Strömung 10km weit, dann
ging es rechts der Markierung folgend in die "Untere Boblitzer Kahnfahrt".
An der ersten Schleuse
Am Südumfluter war noch was los (links am Ufer verlief die Laufmarathonstrecke)
Typisches Spreewaldklischee: gestakter Spreewaldkahn
Teilnehmer des Radrennens überqueren die Brücke
Fast jede Schleuse hat einen anderen Mechanismus
Es
geht rechts ab in die "Untere Bobitzer Kahnfahrt"
Leipe, alles recht gut ausgeschildert (gelber Pfeil: Marathonstrecke)
Hübsch angelegte Gärten direkt am Wasser (hier die Hauptspree)
Kreuzung und Einfahrt in den "Durchstichkanal"
Natur pur
Hier kann man anlegen und Gewürzgurken u.ä. kaufen
Rollenpassage bei Kaupen
Eine ganz beruhigende Stimmung, mal eine Schleuse, mal eine Brücke die man
unterfuhr, selten mal ein Auto zu sehen oder zu hören.
Aus dem Boot sah man gerade so über die Uferböschung, nicht sehr viel Ausblick,
dafür aber an der Böschung Sumpfdotterblumen, Seerosen, Schilf, bizarre Wurzeln
von Buchen, Eichen, Kastanien die nach Halt krallten.
Km 13, Leipe, schöne kleine Spreewälder Häuschen mit viel Holz und teilweise
Reetdach. Schön angelegte Gärtchen, Bootsanleger und daran die Flachbodenkähne.
Immer wieder kommen diese Kähne, vollbesetzt mit Tagestouristen auf einer
Einstundenrundtour, entgegen "gestakt".
Dann auf der Hauptspree ca. 5km nach Kaupen. Als ich auf eine Brücke zupaddelte,
überquerten gerade Teilnehmer des Rennradrennens dieselbe.
19km waren geschafft, der erste Kontrollpunkt am Bootsverleih Petrick war
erreicht. Glücklicherweise hatte der Mitarbeiter, welcher sich gerade am
Bootssteg aufhielt, den Kontrollstempel dabei und so konnte er meine
Kontrollkarte abstempeln, ohne dass ich mich aus dem Boot quetschen musste.
Der erste Kontrollstempel beim Bootsverleih Petrick ist abgeholt
Rechts geht es weiter
Eine weitere Schleuse
Im "Rollkanal"
Hier auch
Hier wird gerollt
Ab hier ging es nun bis zum Ziel immer gegen die leichte Strömung.
Nach weiteren 3km bereits der zweite Kontrollpunkt beim urigen Gasthaus
Wotschofska. Hier musste ich aussteigen und die Kontrollkarte abstempeln lassen.
Bei dieser Gelegenheit hatte ich meine Gutscheine in alkoholfreies Weizenbier
umgemünzt, um danach die zweite Hälfte des Marathons gestärkt anzugehen.
Auf dem Wehrkanal ging es durch einen Hochwald zum Nordfließ.
Bei km 29 der letzte Kontrollpunkt in der Polenzschänke, dem ältesten Gasthaus
des Spreewaldes.
Die weiteren Kilometer gingen nun meist durch wesentlich schmälere Kanäle und
Fließe. Toll, enge Kurven, da musste man schon etwas manövrieren, immer wieder
Aussichten auf hübsche Gebäude, kleine Verkaufsstände wo auch die berühmten
Spreewälder Gurken angeboten wurden, weidende Kühe, Spaziergänger und dann auch
noch Skater, die am Skate Marathon teilgenommen hatten.
Die Stimmung gegen Abend war wunderbar, man glitt durch die Natur, Licht und
Schatten, Spiegelungen im Wasser und das rhythmische Eintauchen des Paddels ins
Wasser, total entspannend, trotz der körperlichen Anstrengung.
Kurze Pause im Traditionsgasthaus Wotschofska
Weiter geht's
Einfahrt in den "Nordfließ"
Lichtspiele in "Zartfrühlingsgrün"
Und nochmals
Es wird immer enger
Der letzte Kontrollpunkt an der Polenz-Schänke
Ein normaler Spreewaldkahn
Orientierung mit der Streckenkarte leicht gemacht
Der Skate-Marathon ist in vollem Gang
Apropos Anstrengung, erstaunlicherweise hatte ich dank meiner Radhandschuhe
weder Blasen an den Händen noch Rückenschmerzen. Auch die Arme verrichteten
ihren Dienst bis zum Schluss fast mühelos und somit hatte ich tags drauf mit dem
Marathonlauf auch überhaupt kein Problem.
Dann, wieder einbiegen in den Südumfluter, noch 1km bis zum Ziel am Leineweber.
Geschafft, es war 19.00 Uhr, siebeneinhalb Stunden, davon ca. 40 Minuten für
Schleusen und Kontrollstempel abgezogen, d.h. 10 Minuten pro Kilometer. Ich war
glücklich das Ziel noch vor Einsetzen der Dunkelheit und Schließung des
Veranstaltungszeltes erreicht zu haben. Im Ziel erhielt ich eine gusseiserne
Gurke als Medaille sowie eine Urkunde und zur Stärkung ein paar Naschereien.
Hier waren alle Sieger, keine Zeitnahme, keine Rangliste, aber insgesamt hatten
ca. 110 Kanuten die Herausforderung Marathon bestanden, weitere ca. 110 den
Halbmarathon und ca. 80 die 10km.
Es geht dem Ziel entgegen (die Halbmara- und 10km-Strecke sind mit
ausgeschildert)
Fast geschafft, Ziel am Leineweber
Geschafft
Gerade rechtzeitig vor Schließung des Ziels für den Samstag
Die Ausbeute
Mein Resümee:
Für ein Startgeld von 25 Euro wurde man mit ausführlicher Streckenkarte,
Kontrollkarte, Startnummer und Gutscheinen im Wert von 6 Euro (einlösbar für
Essen oder Getränke an den Kontrollpunkten) ausstaffiert.
Die Strecke war meist eindeutig ausgeschildert, ansonsten half die informative
Karte. Kilometerangaben gab es fast keine, die waren aber eigentlich auch nicht
nötig.
Die gusseiserne Gewürzgurke als Medaille, eine Urkunde sowie eine ganz kleine
Blase zwischen Daumen und Zeigefinger waren der Lohn der Mühe.
Bei wunderbarem Paddelwetter insgesamt ein ganz tolles Naturerlebnis der etwas
anderen Art das allen Ausdauersportlern wärmstens empfohlen werden kann - es
müssen ja nicht gleich 42km Paddeln sein.
Für weitere Informationen ist die
Homepage des Spreewald e.V. trotz der
vielfältigen Aktivitäten recht transparent gestaltet und ist hier zu finden
Eine echte Empfehlung ist die Kombination verschiedener Sportarten über das
Wochenende. Warum nicht mal am Freitag eine Paddelstrecke zwischen 5km und 42km
ohne Zeitnahme, am Samstag ein Rennradrennen zwischen 20km und 200km bestreiten
und das Ganze mit einem Lauf am Sonntag zwischen 10km und Marathon krönen.
Alternativ, oder für die ganz Harten, wäre ja auch noch Skaten zwischen 8km und
42km im Angebot.
Und das Schöne ist, alles ist familienfreundlich. Auch der Partner findet seine
Aktivität und Kinder bis 10 Jahre bezahlen für ihre Wettbewerbe kein Startgeld.
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