Der Arber wiederum forderte uns alle sehr und ich bedauerte
sehr, dass wir, oben angekommen, nahezu nichts sahen. Der Nebel verhüllte die
Täler und wir sahen nicht einmal die an und für sich spektakulären
Gipfelgebäude.
Arber bei guter Sicht - Am Gipfel des Großen Arbers im Herbst 2014 / Bild:
Thomas Schmidtkonz
Also keine Zeit verlieren und runter zum zweiten
Verpflegungspunkt. Wir wurden ja schon vor dem Start darauf hingewiesen, dass
die Strecke zwischen dem ersten VP und dem zweiten VP sehr lange und sehr
schwierig sei. Ich war froh, nun meinen Hunger stillen zu können.
Kein Frühstück haben ist nicht unbedingt eine gute Option …
Bei allen Anstiegen, bei denen ich fast immer viele Läufer
überholen konnte und teils schwierigen Downhills, bei denen ich die gewonnenen
Plätze wieder bereitwillig abgeben musste, gefiel mir, dass es dazwischen auch
immer wieder längere, wirklich laufbare Passagen gab und ich wurde dort immer
wieder neu motiviert, diese Passagen auch tatsächlich zu laufen und nicht zum
speedwandern abzugleiten. Und, hurra, das hat auch hervorragend geklappt.
Thomas Schmidtkonz, der Herausgeber dieses Portals, hatte mir vor dem Lauf
gesagt, dass es sein könnte, dass wir uns auf dem
Weg hoch auf den Osser sehen
würden und ich lief tatsächlich kurz vor dem Gipfel auf ihn auf. Ein paar Fotos,
ein paar warme Worte, für mehr fehlte mir einfach die Zeit.
Nun ging es an einem Schild „Staatsgrenze“ vorbei, das sich rechts des Trails
befand und ich wurde mir plötzlich bewusst, wie nahe doch die Tschechei ist. Und
dann noch rauf auf den Osser.
Thomas und Thomas treffen sich
Osser Gipfel
Ab dann geht es nur noch runter, hatte ich gehört, aber weit
gefehlt. Es ging zwar runter, aber auch gleich wieder rauf, steil und glitschig.
Aber dann hörte ich erneut, dass es nun nur noch runter gehen würde. Runter ja –
aber so steil, dass ich mir wie ein Storch im Salat vorkam. Ich stakste mehr als
dass ich lief und ich war dann froh, dass der Downhill irgendwann wieder auch
für mich laufbar wurde. Von nun an sollte mich niemand mehr überholen.
Ich rechnete schon meine voraussichtliche Zielzeit aus. Und da mache ich stets
eine optimistische und eine pessimistische Hochrechnung. Die optimistische
Rechnung sah eine Zeit von knapp unter 8 Stunden vor, die pessimistische eine
Zeit von knapp unter 8 Stunden 30 Minuten. Es war ja laufbar und es ging nur
noch runter. Dachte ich. Bis der „Holy Trail“ kam.
„HOLY TRAIL““ las ich auf einem Schild, „holy shit“ ging mir durch den Kopf. Ich
musste mein Tempo verlangsamen, weil ich nicht riskieren wollte, nach dem Sturz
auf Menorca auch noch auf einem heiligen Trail zu stürzen.
Am Holy Trail
Pinkeln wiederum war auch nicht drin. „Never urinate on a
HOLY TRAIL“ stand da und weil ich keinen „heiligen Zorn“ wecken wollte hielt ich
mich auch an diese Vorgabe.
Es folgte das Übliche, ein Weihnachtsbaum und ein Schild „Trail links –
Weihnachten rechts“ und Witzchen dieser Art. Weil mir längst klar war, dass die
8 Stunden nun nicht mehr erreichbar waren, die 8 Stunden 15 Minuten aber auch
nicht mehr auf der Uhr erscheinen würden, konnte ich das Tempo geruhsam lassen
und mir diese Schilder ansehen.
Zielort Lam bereits in Sichtweite
Und ich konnte mir den roten Teppich ansehen, auf dem es
durch den Dynafit Zielbogen ging.
Es standen so viele Leute am Zielkanal, die jubelten, unglaublich. Ich hörte
meinen Namen, ich setzte ein Lächeln auf, ich sah Max und ich wusste: das war
nur UTLW Nummer eins, UTLW Nummer zwei und drei und UTLW Nummer soundsoviel
kommen. Später.
Nächstes Jahr.
Aber ganz bestimmt mit mir. Aber auch mit meinen Armlingen und einem
Langarm-Laufshirt.
Der Osser Riese!
Ja, so mein Fazit, der, der geschrieben hat, dass dieses
Event das Zeug zu einem Kultlauf hat, der hat Recht. Der „neue Stern am
Trail-Himmel“ leuchtet also zwischen Arrach und Lam, genau dort, wo auch das
Paradies ist, das der Trailläufer und der Vegetarier.
Danke an Max, danke an alle Veranstalter und Helfer, danke für dieses großartige
Wochenende!
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