Gipfel im Nebel
Ich lief schon mehrmals den Osser hoch, aber das immer bei schönem Wetter. Heute
erlebe ich mal den Osser bei Schlechtwetter, eisigem Wind und Bergnebel. Aber
dennoch hat auch heute die Gipfelregion eines der schönsten Berge des
Bayerischen Waldes so seine Reize. Hier ist es recht felsig und der Weg sehr
holprig und teilweise sogar ausgesetzt. So kommt sogar etwas alpine Stimmung
auf. Ich fühle mich gar nicht mehr wie im Bayerischen Wald sondern schon mehr in den
Alpen.
Wir erklimmen nicht ganz den Gipfel und das Gipfelkreuz, sondern laufen knapp
darunter vorbei. Da ich ja schon mehrmals auf dem Gipfel war und die Sicht heute
schlecht ist, kann ich mir heute einen Ausflug von der offiziellen Strecke
hinweg zum finalen Gipfel sparen.
Wir laufen knapp unterhalb des Ossergipfels vorbei
Blick zurück zum Gipfel, der heute leider im Nebel liegt
Essen fassen!
Knapp darunter entdecke ich ein gelbes Zelt. Hier ist der letzte
Verpflegungspunkt für die Ultraläufer und die erste und einzige Labestation für
die "Kurzdistanzler". Ich verweile hier sehr lange, weil es viele leckere Sachen
zum Essen gibt. Es fehlt nichts was Herz und ganz besonders der Magen eines
Trailläufers begehren! Dazu gibt es neben Cola und weiteren Softdrinks auch
alkoholfreies Bier.
Hier gibt es reichlich Verpflegung
Da fühle ich mich natürlich wohl. Allerdings, so werde ich kaum mal etwas
abnehmen!
Jetzt kommt im Tal sogar mal kurz die Sonne durch!
Kleiner Osser
Ich verlasse frische gestärkt den Verpflegungspunkt. Dabei geht es erst einmal
bergab, bis beim Kleinen Bruder des Ossers ein sehr holpriger Gegenanstieg
folgt. Die kurze Steigung ist nicht so sehr das Problem, aber der Abstieg
dahinter hat es schon in sich, zumal die Steine hier sehr rutschig sind. Und an
Steinen fehlt es auf diesem Bergpfad führwahr nicht! Ich bin daher sehr froh,
dass ich gute Trailschuhe an habe und mich mit meinen Stecken abstützen kann.
Eine Stelle ist besonders übel. Ich setze mich vorsichtshalber auf den
Hintern und rutsche so einen rutschigen Felsbrocken hinunter. Aber auch dahinter
muss ich noch auf jeden Schritt achten.
Hier gibt der Kurzstreckenläufer hinter mir, die rote Laterne wieder an mich ab.
Er ließ sich wohl bei der Verpflegung nicht so viel Zeit und kommt anscheinend mit
dem technisch anspruchsvollen Abstieg besser zurecht als ich.
Der Trail am Kleinen Osser ist besonders wild und anspruchsvoll!
Aber schon bald dahinter wird der Weg wieder einfacher, wobei es weiterhin
stetig bergab geht.
Man sieht eigentlich nur fröhliche Gesichter! Dies ist ein Trail der guten
Laune!
Hinter der Wallfahrtskapelle beginnt der "Holy Trail" sicher ein Höhepunkt der
Laufstrecke!
Holy Trail
Hinter einer beschaulichen Wallfahrtskirche, aus deren Dachmitte ein kleines
Holztürmchen hervorragt, folgt auf weichem Waldboden ein wunderschöner
Singletrail. Er führt immer an einem Berggrat entlang. Für die zuvor auf hartem
und steinigem Boden geschundenen Füße ist dieser watteweiche Pfad eine wahre
Wohltat.
Ein Schild macht uns darauf aufmerksam, dieser Pfad wird "Holy Trail"
genannt. Ein weiteres Schildchen belehrt uns: "Never urinate on a Holy Trail!"
Wie gut, dass ich jetzt nicht ein solches Bedürfnis verspüre!
|