6. Druskininkai nach Grodno Friendship Marathon zwischen Litauen und
Weißrussland am 10. Juli 2016 - Laufbericht und Bilder von Jürgen Sinthofen
Weißrussland hat leider keinen Hauptstadtmarathon in Minsk mehr, überhaupt gibt
es in Weißrussland nur einen Marathon und das ist der zum 6. Mal ausgetragene
Freundschaftslauf zwischen dem litauischen Kurort
Druskininkai und der
Provinzhauptstadt Grodno in Belarus.
Um auch in Weißrussland einen Marathon gelaufen zu sein (dies sollte mein 59.
Land werden, in welchem ich mindestens einen Marathon gelaufen bin), reiste ich
mit Ryanair von Frankfurt Hahn für knapp 50 Euro nach Vilnius. Mit dem Bus ging
es dann die 135km in südöstlicher Richtung für 10€ nach Druskininkai, einem
schon vor Sowjetzeiten beliebten Kurort.
Erstaunlich, wie sich der Ort der heutigen Zeit angepasst hat, moderne Hotels
und Kuranlagen, eine Ganzjahres Indoor Skiarena, Waterpark und ein tolles
Radwegenetz an der Memel entlang und durch die endlosen Wälder. Dies zieht
natürlich Touristen aus aller Herren Länder an.
Für den von Vytautas Lucinskas und seinem Team mit viel Herzblut organisierten
grenzüberschreitenden Marathon bedeutete dies ein Starterfeld von ca. 150
Marathonis, die meisten natürlich aus Litauen und Belarus. Immerhin hatten
sich auch ein paar Engländer, Ungarn, Ukrainer, ein Italiener und ich der etwas
mühseligen Prozedur der Visaeinholung für Weißrussland unterzogen. Diese wurde
allerdings erheblich dadurch erleichtert, dass der Veranstalter uns die
entsprechend ausgefüllte Unterlage für ein kostenloses Sportvisum zuschickte.
Dieses zusammen mit dem Pass und ein paar weiteren Unterlagen musste ich dann
zur Botschaft senden und ein paar Tage später hatte ich mein Visum. Also
eigentlich kein Problem, aber als verwöhnter EU Bürger doch auch sehr lästig und
man fragt sich, was das eigentlich soll.
Am Samstag beim Abholen der Startunterlagen wurden fast alle Läufer von Vytautas
persönlich mit Handschlag herzlich begrüßt. Seine Tochter fungierte hier als
Dolmetscherin. Es mussten dann nochmal weitere Formulare ausgefüllt werden,
wobei die Organisatoren hier hilfreich zur Seite standen. Zusammen mit der
Startnummer ohne Zeitnahmechip und einem sehr schönen Funktions-T-Shirt gab es
einen Essensgutschein für nach dem Lauf.
Vor dem Start am Sonntag um 8 Uhr morgens mussten wir eine Stunde eher am
Kulturhaus in der schön angelegten Fußgängerzone sein. Drei weißrussische
Grenzbeamte kontrollierten unsere Pässe, stempelten diese und nahmen sie mit
nach Grodno. Damit war sichergestellt, dass wir die Grenze ohne weitere
Kontrolle mit unserer Startnummer passieren konnten. Im Ziel erhielten wir
unsere Pässe von einem Grenzer wieder zurück. Also auch kein Problem.
Die Kleiderbeutelabgabe klappte reibungslos, es gab auch kein langes Anstehen
bei den Toiletten. Nach ein paar Reden in Litauisch und Russisch ging es
pünktlich um 8 Uhr für uns 150 Marathonis los. Es ging die Fußgängerzone hoch
zur Kirche und vorbei an zwei Seen auf der Landstraße leicht bergan hinaus und
dann rechts auf die A4, der gut ausgebauten Verkehrsachse nach Belarus. Bis zur
Grenze war die Strecke für den Verkehr für uns aufwändig gesperrt worden. Die
ersten 11 km waren geschafft.
Race Director Vytautas Lucinskas bei der Startnummernausgabe
Das Orgateam war beim Ausfüllen weiterer Formulare behilflich
Die „westlichen“ ausländischen Teilnehmer beim Abendessen am Vorabend
Passkontrolle durch weißrussische Grenzer am Sonntag vor dem Start
Möglichkeit zur Abgabe von Eigenverpflegung
Zur allgemeinen Erheiterung wurden meine Postenkarten von Druskininkai
abgestempelt – ich dachte noch, ich würde in Belarus keine Karten erhalten
Ansprachen kurz vor dem Start
Kurz vor dem Start, Nr. 25 der spätere Sieger, Nr. 3 der Zweite
Start
Es geht die Fußgängerzone hinauf
Erst mal in Ruhe loslaufen
Kurz vor der Kirche
Die Kirche, das Wahrzeichen Druskininkais
Bunte Hütchen markieren den Streckenverlauf
Am See
Beste Stimmung auf dem zweiten Kilometer
Gut gesicherte Strecke
Auch diese beiden kamen ins Ziel
Jetzt rechts und dann immer geradeaus
Volle Kraft voraus
So sahen die nächsten 25 km aus, abgesehen von den Grenzanlagen
Selbst Forstwege waren gesichert
Kurz vor der Grenze
Letzte Verpflegung in Litauen
Jetzt ging es durch Grenzanlagen, welche stark an die alte Zonengrenze
erinnerte. Mindestens zwei Mal wurden unsere Startnummern aufgeschrieben,
Kontrolle, Kontrolle, Kontrolle... Nachdem wir ohne Probleme durch die
Grenzanlagen durchgelaufen waren, ging es für ca. 2km an auf ihre
Grenzabfertigung wartenden Lastwagen vorbei. Die Trucker sahen uns recht
verständnislos an, aber immerhin standen ein paar Menschen am Straßenrand. Dann
ein russischer Bus, die Fahrgäste standen draußen, machten richtig positive
Stimmung.
Und es ging immer weiter, kilometerweit nur geradeaus, dann mal eine leichte
Kurve, die wir auch noch optimal angeschnitten durchliefen, dann wieder ewig
geradeaus. Hier merkte man richtig, wie viel 42km wirklich sind!
Ab Kilometer 15 gab es ca. alle 3 km eine Verpflegungsstelle. Diese waren alle
mit Wasser, Iso, Bananen sowie Schwämmen bestückt. Nicht das große
Läufergourmetangebot, aber völlig ausreichend. An Kilometer 15 nahm dann ganz
allmählich der Verkehr zu. Die Straße war auf weißrussischer Seite nicht für den
Verkehr gesperrt, aber ein Polizeifahrzeug, welches lange etwa auf meiner Höhe
mit dem Läuferfeld mitfuhr, brachte totale Sicherheit. Man merkte richtig, wie
die Trucker und Autofahrer Respekt vor dem eingeschalteten Blaulicht hatten.
Links und rechts der Strecke Kiefernwälder, nur Kiefernwälder, bis wir dann bei
km 26 nach Hoza, der ersten größeren Ortschaft kamen. Eine Kirche mit zwei
weißen Türmen, überraschend groß, begrüßte uns. Etwas weiter, zwei Schulklassen
grüßten uns wimpelschwingend. Auf einer Brücke hatte das technische Hilfswerk
eine riesige Wasserdusche installiert.
Am Start war der Himmel bedeckt, ca. 20°C und es wehte ein leichter Wind. In
Hoza kam dann die Sonne raus, ohne das es zu warm wurde. Glück gehabt, letztes
Jahr soll es sehr heiß gewesen sein. Also gute Laufbedingungen und eine Strecke
mit geschätzten 300 Höhenmetern hört sich leicht an.
Ungefähr 7km vor dem Ziel erreichten wir die Stadtgrenze der ca. 350.000
Einwohner zählenden Stadt Grodno. Wir liefen am Straßenrand, der ganze Verkehr
floss an uns vorbei, aber durch die rücksichtsvolle Fahrweise wurden wir nicht
behindert. Die Kreuzungen wurden für uns verkehrsfrei gehalten, sogar ein
riesiger Kreisverkehr wurde zum Stillstand gebracht, nur damit die Läufer nicht
auf dem Bürgersteig laufen mussten.
Einige Passanten applaudierten, ansonsten wenig Interesse. Hatte man allerdings
jemandem zugewunken oder etwas zugerufen, kam prompt eine freudige Reaktion.
Etwa einen Kilometer vor Erreichen der Stadtmitte ging es rechts ab in einen
tollen Sportkomplex mit einem modernen Leichtathletik – und einem
Eishockeystadion. Sehr nett, es flatterten im Zielbereich alle Nationalfahnen
der teilnehmenden LäuferInnen im Wind.
Es geht durch die Grenzanlagen
Hatte er Probleme mit der Grenze? In der Ergebnisliste ein DNF
Klare Grenzziehung
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