15. Blom Bank Beirut Marathon am 12. November 2017
- Bericht und Bilder von Jürgen Sinthofen
Beirut, die fast 2 Millionen zählende Hauptstadt des Libanons, liegt eingerahmt
von hohen Bergen in einem Kessel am Mittelmeer. Im Bürgerkrieg von 1975 bis 1991
wurde ein Großteil der Stadt zerstört. Erstaunlich die Aufbauleistung seitdem,
viele Hochhäuser im Business District, tolle Hotelneubauten und ein Yachthafen
vom Feinsten. Die Corniche, der Boulevard am felsigen Mittelmeerstrand, ist eine
ca. 6km lange Flaniermeile, und neben dem höher gelegenen Geschäftsviertel Hamra
das Herz der Stadt.
Vereinzelt waren aber auch in der Innenstadt, vielmehr aber auch in den
Randbezirken die wir durchliefen, noch Hausruinen vom Bürgerkrieg und viele
Häuser mit Einschusslöchern zu sehen. Im Kontrast dazu die neu errichteten
Kirchen und Moscheen neben uralten bis römischen Ausgrabungen, die von der
bewegten Vergangenheit einer der ältesten Städte der Welt zeugten. Einen
Marathon in dieser krisengeschüttelten Region, nur 3,5 Flugstunden von München
entfernt, war also sicherlich etwas Besonderes.
Dies wurde schon vor dem Lauf dadurch bestätigt, dass ich durch glückliche
Umstände die Macherin des Beirut Marathons May El Khalil kennenlernen durfte.
May organisierte 2003 den ersten Beirut Marathon, der seitdem jährlich und heuer
zum 15. Mal im großen Stil durchgeführt wurde.
Viele soziale Projekte wurden unterstützt und wichtig war der non profit
Organisation immer auch, den Sport als verbindendes Element zwischen den Völkern
und Religionen zu sehen. Dies zeigte sich wohl 2005 sehr deutlich, als der
amtierende Premierminister Hariri bei einem Anschlag ums Leben kam und daraufhin
60.000 LäuferInnen am „United we Race“ Lauf teilnahmen (die meisten sind eine
sehr kurze Strecke). Auch dieses Jahr sollen sich ca. 40.000 Teilnehmer
hauptsächlich für den Walk angemeldet haben.
Wohl auch deswegen erhielt May u.a. 2011 den Laureus „Sport for Good“ Award.
Der Flug am Freitag von München mit Pegasus Air über Istanbul nach Beirut und
zurück am Montag mit Germania direkt nach München waren für knapp 200€ schnell
gebucht. Das Zimmer im kleinen, sehr einfachen Hotel Talal, ca. 500m vom Ziel am
Märtyrerplatz entfernt, hatte ich zusammen mit einem Lauffreund geteilt.
Am Samstag machten wir einem vielstündigen Walkabout durch das sonnige Beirut
einschließlich eines leckerem Mittagessen direkt an der Corniche. Auffallend war
die viele Werbung für das Laufevent durch z.B. Flaggen an allen Lampenmasten an
der Corniche, Skulpturen mit dem Logo, Videowänden, etc.
Gegen 18 Uhr waren wir dann bei der Startnummernausgabe in einer alten Halle des
ehemaligen Bahnhofs von Beirut „Mar Mikhael“, ca. 1,5km vom Märtyrerplatz
entfernt. Tolle Stimmung, es wurde gerade eine Spinningstunde mit ca. 60
Teilnehmern und entsprechender Musik gehalten.
Eingang zur Expo
Die Marathonstrecke
Meine Medaille war etwas kleiner
Spinning Action
Startnummernausgabe
Pasta Party, fast jede Nudel wurde einzeln erwärmt, aber lecker!
Hier gab es auch Kekse für das Frühstück
Der Harley Club Libanon hilft auch beim Lauf
May El Khalil, die Rennleiterin
Die Country Club Mitglieder. Nr.173 Brent Weigner (USA) läuft im 145. Land
Marathon, rechts daneben da laufende Ehepaar Yen und Peter (USA) laufen
Marathonland 106 (jeweils inoffizielle Weltrekorde)
Die Startnummernausgabe (bis 23 Uhr geöffnet!) klappte prima, nur ein
Funktionsshirt in meiner Größe war nicht mehr zu haben; das kommt wohl davon,
wenn man fast als letzter seine Startunterlagen abholt... Weiter gab es die
Startnummer mit integriertem Chip, einen Gutschein für die Pasta Party (nur
Samstag ab 18 Uhr) und ein paar Warenproben.
Nach kurzem Warten, obwohl die Nudeln fast einzeln in einer kleinen Pfanne
erwärmt wurden, gab es eine Pappschale mit recht schmackhaften Nudeln mit
entweder roter oder weißer Soße. Die vielen kleinen weiteren phantasievollen
Foodstalls hatten das Nachsehen.
Außerdem präsentierten sich die Charities auf der Läufermesse, Sportprodukte
selbst gab es aber kaum. Mein Lauffreund Winfried konnte nicht einmal Gels
kaufen. Nach einer Stunde verließen wir die sehr gut besuchte Expo wieder
Richtung Hotel, denn es war ein früher Marathonstart angesagt. Unterwegs hatten
wir noch ein paar Kekse und eine Milch als Marathonfrühstück gekauft.
Sonntag, Renntag.
Der Wecker klingelte um 5 Uhr morgens und nach unserem
Kekse-Milch-Schlemmerfrühstück gingen wir noch im Dunklen am modernen Souk
vorbei zum ca. 2km entfernten Start in der Nähe des Yachthafens. Ein riesiges
Baugrundstück, hier soll ein Park entstehen, gespickt mit weißen Zelten und
einem großen VIP Bereich, zeigten klar, dass wir richtig waren. Davor die
Motorradbegleitung für die verschiedenen Rennen, ein riesiges Aufgebot des
Harley Davidson Clubs Libanon!
Da es schon in der Früh ca. 20°C hatte, mussten wir keinen Kleiderbeutel
abgeben. Wir trafen weitere Läufer des Country Clubs und der Marathon Maniacs,
sodass die Zeit bis zum Start um 6.30 Uhr wie im Flug verging.
Nach dem Singen der Nationalhymne ging es dann für die ca. 1.000 gemeldeten
Marathonis (853 im Ziel) kurz nach 6.30 Uhr los.
Keniaten ud Äthiopier bestimmten vorne das Renntempo, wir gingen es langsamer
an. Nach dem Start bogen wir gleich rechts ab auf die Corniche, um dann 3km
parallel zum Meer in Richtung Leuchtturm zu laufen. Die Sonne ging gerade auf,
eine tolle Stimmung. Das Meer war noch ruhig, die Palmen bewegten sich kaum. Die
Glasfronten der Hochhäuser spiegelten das erste Sonnenlicht. Nach Umrundung des
Wendepunktes bei km 3 ging es auf der wiederum zweispurigen Straße der
Gegenrichtung wieder zurück zum Hafen vorbei an der amerikanischen Uni.
Sehr gute Organisation bereits vor dem Start ohne viel Gedränge
Links Dominic und Mitte Eunice, die späteren Sieger
Kleiderbeutelabgabe
Die Elite geht zum Start
Kurz vor dem Start
Die Spannung steigt
Die Sonne geht auf
Startschuss (rechts der Verteidigungsminister)
Start
Am Yachthafen
Das Feld zieht sich auseinander
An der Strecke gab es immer wieder Unterhaltung
Imposante Aufbauleistung nach dem verheerenden Bürgerkrieg
Trotzdem gab es noch einige zerstörte Gebäude
Die “Sozialstation“
Auf der Corniche
An allen Lampenmasten Fahnen vom Marathon
Kurz vor der Wende am Leuchtturm
Gleich geht es weg vom Meer
Immer der blauen Linie zum ersten Wendepunkt nach gut 3km folgen
Auf der Parallelstraße geht es zurück zum Yachthafen
Die amerikanische Universität
Die erste der sehr guten Verpflegungsstationen
Pendelstrecken haben den Vorteil, die anderen Läufer auch zu sehen
Links war der Start
Nach einem kurzen Anstieg weg von der Küste passierten wir das imposante
Phoenicia Hotel und sahen rechts in einer stark bewachten Straße im Hintergrund
den Clocktower, das Wahrzeichen Beiruts neben dem Parlamentsgebäude. Kurz danach
passierten wir bereits das rechts liegende Ziel auf dem Mätyrerplatz mit dem
Freiheitsdenkmal und der imposanten Al Amine Moschee im Hintergrund. Links ein
schöner Blick auf den Hafen und schon ging es recht flach auf einer Hochstraße
weiter und vorbei an der Marathonexpo. Mit Überqueren des Beirut River, ein
kleines Rinnsal in einem betonierten und vermüllten Flussbett, war ein Viertel
des Marathons absolviert.
Die Sonne schien, gefühlte 26 bis zu 28°C sollten uns bei etwas Wind nun
begleiten. Unterwegs gab es immer mal wieder musikalische Unterhaltung durch
Bands und Cheerleader. Auch die ersten Halbmarathonis holten uns schon ein, als
wir die nächsten 5km bis zum zweiten Wendepunkt bei km 15 erliefen. Mit den
Halbmarathonis auf der Strecke war nun auch mehr los, allerdings wendeten sie
bereits ca. 1km vor uns. Die Passage war topfeben, ab und an ein Blick auf den
links liegenden Hafen, ansonsten ein etwas frustrierendes Industriegebiet. Als
Auflockerung gab es einige alte Schulbusse zu sehen. Okay, wieder kurz vor der
Brücke über den Beirut River ging es ab km 20 ohne die Halbmarathonis in sehr
ausgedünntem Feld wieder 10km parallel zur eben gelaufenen Strecke auf einer
Geschäftsstraße zum dritten Wendepunkt bei km 26. Auch hier ein Uhrenturm, aber
bis auf ein paar Stimmungsnester kaum Zuschauer an der Strecke. Deshalb finde
ich Pendelstrecken gar nicht schlecht, wenn nicht viel los ist kann man
wunderbar die entgegenkommenden Spitzenläufer, aber auch die Nachzügler und
Lauffreunde grüßen.
Die nächsten 3km bis zur Brücke über den Beirut River waren sehr kurzweilig, ein
altes Stadtviertel mit schmalen Seitenstraßen und viel Betrieb, da viele kleine
Geschäfte geöffnet hatten.
Am modernen Souk
Durch edle Geschäftsstraßen
Im Hintergrund der Uhrenturm vor dem Parlament
Eine kleine Moschee |