Vorwort
Wie schon die letzten beiden Jahre
zuvor wollte ich auch dieses Jahr diesen schönen aber auch
anspruchsvollen Halbmarathon am Rande des Fichtelgebirges von Gefrees nach
Bad Berneck und zurück nicht verpassen.
Es sollte auch gleichzeitig wieder ein
Vorbereitungslauf für den Jungfrau Marathon
sein, der dieses Mal zwei Wochen später statt findet..
Als Zielzeit nahm ich mir wieder knapp unter 2:00 Stunden vor. War
ich letztes Jahr noch alleine brachte ich dieses Jahr die "halbe
Verwandtschaft" mit.
So reihen sich in das Starterfeld meine Frau Gaby, meine Schwester Petra
und mein Schwager Rudolf ein.
Wir starten alle für das Team Bittel.
Der Lauf
Meine Frau und Rudolf wollen es langsamer angehen als Petra und ich.
So reihen Petra und ich uns etwas weiter vorne als die beiden ein.
Schon fällt der Startschuss und die meisten rasen los als lägen nur 10
flache Kilometer vor uns.
Ich halte mich zurück und laufe gemütlich die erste kleine Runde, die uns
noch einmal zurück zum Sportplatz führt, wo der Startschuss vor noch nicht
allzu langer Zeit fiel. So werde ich von sehr vielen Läuferinnen und
Läufern auf dem ersten Kilometer überholt.
Erst nach diesem kleinen Vorspiel geht es auf die eigentliche
Strecke. Da es nun etwas abwärts geht, mache ich schon mal etwas Tempo, da
bei den Anstiegen später sicher wieder einiges an Zeit verloren gehen
wird. Allerdings muss man sehr darauf achten nicht jetzt schon das Tempo
zu "overpacen".
Ich habe dieses Mal einen kleinen Spickzettel mit den Vorjahreszeiten
dabei. So kann ich gut sehen, wo schwierigere Kilometer und wo leichtere
zu erwarten sind. Außerdem sehe ich gut wo ich zeitlich stehe. Das ist bei
dieser Strecke, die wie eine Achterbahn dauernd in Wellen mal nach oben
und mal nach unten führt von großem Vorteil.
Wir verlassen die Straße und landen im Wald, wo uns ein schöner
Fahrweg stets bergauf und bergab wie auf einer Achterbahn durch den Wald
führen wird. Nur am Rand von Bad Berneck werden wir diesen Wald kurz
verlassen.
Bereits auf dem 3. Kilometer sind einige Anstiege zu bewältigen. Zu
meiner Freude bin ich mit 5:21 hier über 20 Sekunden schneller als
im Vorjahr.
Kilometer 4 führt uns verstärkt bergab. So bleibe ich hier sogar unter 5
Minuten.
Oberhalb der Entenmühle bei Kilometer 4 erreichen wir den ersten
Verpflegungspunkt, der vorbildlich mit einem Schild angekündigt wird. Ich
fasse ordentlich Getränke, da die Strecke bereits kurz dahinter wieder
giftig ansteigt.
Nun geht es immer wie so im Leben. Stets bergauf und bergab.
Beeindruckend ist die Burgruine Stein, die wir rechts von der Strecke
sehen. Hätte ein Schild sie nicht angekündigt, hätte ich sie wohl wegen
der so kurzen Lücke zwischen den Bäumen, die einen Blick freigibt, doch
glatt übersehen. Ich mache einen neben mir laufenden Läufer auf die
Attraktion aufmerksam. Er hätte sie wohl sonst trotz Schild übersehen.
Bereits gute zwei Kilometer später folgt der nächste Verpflegungspunkt.
Da geht es dann dahinter noch giftiger bergauf. Hinter der "Passhöhe" geht
es nun erstmals lang gezogen bergab. Hier kann man so richtig
beschleunigen. Leider sind sind die Wege heute jedoch nass und daher oft
glitschig oder gar matschig. So müssen wir auf jeden Schritt achten.
Hinter dem Gegenanstieg kommt uns bereits der führende Läufer in
Lichtgeschwindigkeit entgegen. Wir langsames Feld applaudieren
ehrfürchtig.
Nun kann ich meine Schwester in der Ferne vor mir vage erkennen. Sie
ist die ersten Kilometer deutlich schneller los gerannt als ich. Aber ich
schein langsam zu ihr aufschließen zu können. Vielleicht klappt es ja doch
noch, dass wir die letzten Kilometer zusammen laufen können.
Kilometer 9 und 10 sind 2 schnelle Kilometer, da es vornehmlich bergab
geht.
Wir erreichen den Kurpark von Bad Berneck. Ein paar Kurgäste
applaudieren.
Rechts ist ein Kiosk. Alle Jahre habe ich überlegt mir hier ein Eis zu
kaufen. Da es aber heute nicht allzu warm ist und sich eine kleine
Schlange vor dem Kiosk gebildet hat, verzichte ich darauf.
:-) Aber nächstes Jahr wenn es warm ist, gönne ich mir diesen Luxus mal!
Kurz dahinter erreichen wir von diversen Zuschauern begrüßt die Wende in
Bad Berneck.
Trotz der milden Temperaturen ist es mir wegen der welligen Strecke
sehr warm geworden. Daher übergieße ich mich mit einem Becher Wasser. Das
war doch zuviel des guten, da nun mein Laufshirt komplett nass ist. Ich
versuche es auszuwringen. Und in der Tat fließt Wasser gen Boden.
An der Wende habe ich Zeit verloren und so ist meine Schwester wieder
ein ganzes Stück vor mir. Aber der Wasserguss hat mich erfrischt und so
kann ich einen kleinen Zahn zulegen.
Nun verlassen wir den Fahrweg und laufen einen schmalen Wanderweg im
gewohnten Achterbahnprofil.
Das bringt etwas Abwechslung ins Spiel und mir macht es Spaß auf den
schwierigeren Untergrund bergab Gas zu geben.
Kilometer 12 in 4:35? Da stimmt doch was nicht! So schnell kann ich gar
nicht sein. Und in der Tat die nächste Markierung passiere ich erst gute 7
Minuten später. Das wäre auch zu schön gewesen!
"This dream did not come true ..."
Der Kilometer 14 ist der schwerste. Letztes Jahr brauchte ich dafür
über 7 Minuten. Ich gehe den Anfang des Anstieges vorsichtig an. Da auf
meinen Graubünden Marathonlaufshirt was
von den 2680 Höhenmeter draufsteht die da zu überwinden waren, spricht
mich ein Läufer darauf an. So kommen wir bei den Anstieg gut miteinander
ins Gespräch. Mit stolz gewölbter Bergläuferbrust gebe ich etwas an
und behaupte frech, dass man bei einem Alpenmarathon über so einen
"sanften" Anstieg erfreut wäre. "Das ist die reinste Erholung!". Stimmt
natürlich nicht, da wir ganz schön hoch stürmen und ich mich gar nicht
erholt fühle.
Freudig stelle ich aber fest, dass ich für diesen schweren Kilometer 14 26
Sekunden schneller als im Vorjahr bin. Das Angebergetue hat sich
wenigstens positiv auf die Zeit dieses Kilometers nieder geschlagen!
So hole ich dann auch bei diesem Anstieg meine Schwester ein und freue
mich, dass wir nun zusammen laufen können.
Zu zweit fallen die nun folgenden harten Achterbahn-Kilometer uns viel
leichter und gerade bergab macht meine Schwester so richtig Tempo und kann
mich gut mitziehen.
Mensch, bei der Frauenklassifizierung müsste das doch einen guten Platz
geben!
So achte ich nun sehr darauf, ob vor uns noch eine Läuferin sein könnte.
Und in der Tat bald erkennen wir eine Mitstreiterin, die wir noch einholen
könnten.
Vorsichtig tasten wir uns an sie heran. Als wir endlich wieder den Wald
verlassen setzen wir zum Überholen an. Das machen wir "gemeine" Kämpen wie
wir sind demonstrativ besonders flott, um sie zu "demoralisieren".
Wir müssen nun noch die Straße in verkehrter Richtung bis zu einer
Wende laufen. Am Wendepunkt ist eine kleine Kläranlage. Sie ist aber
reziprok zur Größe besonders übel riechend. Ich atme durch den Mund, da
ich kein Eau de Cologne für eine Geruchsübertünchung zur Hand habe und
erinnere mich an die Anfänge des Romans "Das Parfüm" erinnert, wo von den
"Düften" des Fischmarktes von Paris des 18. Jahrhundert die Rede ist ...
Wir sprinten möglichst schnell weg von dieser "Straße der üblen
Gerüche". Das hat den Vorteil, dass wir zu unserer Verfolgerin nun schon
eine beruhigende Lücke aufgebaut haben.
Trotzdem beißen wir nun beide die Zähne zusammen und machen auf den
letzten Kilometer der stets ansteigenden Strecke bis zum Stadium noch
einmal Tempo.
Da, endlich ist der Sportplatz erreicht! Wir fühlen uns mindestens
genauso glücklich wie die Olympiamarathon-Läufer einen Tag später, als sie
ins alte Olympiastadium in Athen Richtung Ziel einlaufen durften.
Aber statt über einer ganzen Runde müssen wir nur noch auf einer Halbrunde
gen Ziel rasen. Na ja ist ja auch nur ein Halbmarathon. Daher nur eine
halbe Stadiumrunde!
Ich rufe "Petra lauf!" und Petra setzt zum Schlussspurt an, während ich
mich etwas langsamer hinten dran hänge. Etwa 5 Sekunden hinter meiner
Schwester passiere ich glücklich mit hoch erhobenen Händen das Ziel.
Freudig stelle ich fest, dass ich mit 1:56:43 3:20 Minuten schneller
als im Vorjahr bin. Noch mehr freuen wir uns aber über Petras dritten
Platz in der Altersklasse W40.
Hinter dem Ziel gibt es schon traditionell wie in den Vorjahren kostenlos viel Obst und viele
leckere Kuchensorten. Neu ist das alkoholfreie Weizen vom Maisel, das nach
so einen bergigen Lauf so richtig mundet.
Später treffen dann noch Rudolf und Gaby ein, die bei dem Lauf auch
sehr viel Spaß hatten und mit ihrer Leistung ebenfalls sehr zufrieden
sind. Mein Fazit:
Ein landschaftlich sehr schöner Lauf mit optimaler
Verpflegung.
Wenn man nicht auf jede Minute oder gar Sekunde achtet, macht dieser Lauf
so richtig Spaß.
Er ist auch als Vorbereitungslauf für Bergmarathons sehr gut geeignet! |