Inhaltsverzeichnis
Suchen
Weitere
Freizetthemen |
|
WEB 2.0 Buttons |
|
|
Ich machte mich wieder schnell auf den Weg und Hugh hatte
unsere Unterhaltung wohl auch Spaß gemacht, so dass er zügig hinterher
kam. Auf diese Art haben wir gerade den mental schwierigen Mittelteil des
Laufs wirklich kurzweilig verbracht. Auch die Wegsuche war so noch
einfacher. Erstens sehen vier Augen eben mehr als zwei und außerdem war
Hugh schon im Vorjahr hier gewesen. Da hatte er sich zwar ordentlich
verlaufen, aber um so besser hatte er sich dieses Jahr vorbereitet.
Wettermäßig war weiterhin alles im Lot. Zwar zogen immer mehr Wolken auf,
aber es sah immer noch recht freundlich und keinesfalls nach Regen aus.
Dann wurde es auch städtemäßig interessant. Die Passage von Eton, der
englischen Eliteschule, hatte ich zwar gar nicht mitbekommen, aber Schloss
Windsor war dann selbst für mich unübersehbar. |
Schloss
Windsor naht |
Schloss
Windsor |
Schloss
Windsor |
Hugh
Hunter |
Sah wirklich imposant aus und hätte schon zum Besichtigen
gereizt. Auch ein Tässchen Tee bei der Queen, wäre bei diesen Temperaturen
ganz angenehm gewesen. Aber wir hatten doch noch einige Kilometerchen vor
uns und blieben unserer Themse weiter treu. Auf dem folgenden
Streckenabschnitt hatte Hugh etwas zu kämpfen und ich lief schließlich bis
zur nächsten Verpflegung bei Runnymede (38,05 Meilen) ein paar 100 m vor.
Die Helfer dort machten Hugh aber wieder Beine. Wie auch an den anderen
Punkten waren sie überaus freundlich und motivierten uns zusätzlich: Wir
seien auf jeden Fall unter den ersten 20 und wir könnten es noch vor
Einbruch der Dunkelheit bis zur letzten Kontrollstelle schaffen. Das
versuchten wir dann auch weiterhin gemeinsam und schlugen wieder ein ganz
flottes Tempo an. Der Streckencharakter änderte sich derweil langsam, aber
eindeutig. |
"Zauberhafte Dämmerung" |
"Zauberhafte Dämmerung" |
"Zauberhafte Dämmerung" |
"Zauberhafte Dämmerung" |
Immer weniger Natur, immer mehr Ortspassagen, kaum noch
Pfade, sondern überwiegend asphaltierte Wege oder gar kleine Straßen.
Anderen Läufern begegneten wir gar nicht mehr. Bettina Phillis, die erste
Frau lief mehrfach zu uns auf, wenn wir den Weg suchten, ließ sich dann
aber immer wieder zurück fallen. Die letzten Km nach Shepperton wurden ein
Wettlauf mit der Dunkelheit, den wir ganz knapp gewannen. Zum letzten Mal
Wasser fassen und dann sollten es nur noch 6 Meilen bis ins Ziel sein. 8
Stunden 45 Minuten waren wir bis jetzt unterwegs und so kam jetzt der
Gedanke auf doch unter 10 Stunden zu finishen. Hugh hatte sich 12 Stunden
vorgenommen, ich 11 und beide hatten wir eigentlich die ganze Zeit auf
einen Einbruch gewartet, aber irgendwie hatte der Mann mit dem Hammer uns
wohl heute übersehen. Aber nicht so ganz. Kaum waren wir wieder unterwegs,
knurrte mein Magen laut und vernehmlich. Meinen letzten Riegel hatte ich
vor einer Stunde verspeist, jetzt war der Rucksack leer. Hugh war jetzt
viel schneller. Er übernahm auch komplett die Streckensuche und ich hängte
mich nur noch dran. Ich war sehr dankbar, dass er bei mir blieb, denn das
letzte Stück ist weder schön (kein Fluss, fast nur Ortschaften, viele
Straßenquerungen, blendende Autos in der Dunkelheit), noch einfach zu
finden. So hielt Hugh öfters an, fragte Passanten nach unserer Position
und glich deren Angaben mit seiner Karte ab. Zusammen mit meiner „Schwächelei“
kostete das doch einige Zeit und so entschwand unser 10 Stunden-Ziel
schnell wieder. |
Verführung am Wegesrand |
Rolf mit
seiner Gruppe an der letzten Verpflegung |
Wegsuche |
Natürlich zweifelten wir auch an, ob die Strecke
tatsächlich nur 6 Meilen beträgt, aber wahrscheinlich waren wir jetzt eben
wirklich richtig langsam. Jetzt wurde es auch unangenehm kalt und ein paar
Minuten lang fing es doch tatsächlich noch an zu schneien. Da wurde es
wirklich höchste Zeit ins Ziel zu kommen. Auf dem letzten Km konnte ich
wieder die Navigation übernehmen, da Rolf uns am Vortag den Zieleinlauf
gezeigt hatte. 500 m durch einen richtig dunklen Wald, einmal quer übers
Rugby-Feld, noch eine steile Treppe hinauf und dann war Hinchley Woods
erreicht und damit auch der Zieleinlauf direkt in der Surbiton school.
Dort empfingen uns die anderen Finisher und die Organisatoren mit
freundlichem Beifall. Es gab eine Medaille, ein Finisher-Shirt und ein
Zielphoto und es gab – nein, nicht nur Wasser, sondern eine herrlich heiße
Gemüsesuppe und ausgezeichneten Tee. 10 Stunden 10 Minuten hatten wir
schließlich gebraucht. Auf Platz 14 und 15 waren wir eingelaufen und damit
war ein rundum perfekter Lauftag für mich zu Ende.
Nach einer warmen Dusche, wärmte ich mich ein Stündchen im Schlafsack auf
und applaudierte den anderen Finishern, die so nach und nach eintrudelten.
Später saßen wir noch lange zusammen und tauschten unsere Erfahrungen und
Erlebnisse aus. |
Rolf im
Ziel |
Hugh und
Norbert beim Aufwärmen |
"Wie
ist´s euch ergangen ?" |
Die letzten Läufer erreichten das Ziel gegen 2:15 Uhr am
Morgen, also nach gut 17 Stunden. Die Sollzeit liegt laut Ausschreibung
bei 18:30 Stunden.
Für die MdS-Läufer gibt es am nächsten Morgen noch die Sahara-Unterweisung
durch Anke Molkenthin, die uns vor und nach dem Lauf bei allen Problemchen
unterstützte. Wir zogen der Sahara-Unterweisung aber doch noch etwas
Sightseeing in London vor und wärmten unsere Erinnerungen an diese
faszinierende Stadt mal wieder auf.
|
Tower Bridge |
Buckingham Palast |
Parlament mit Big
Ben |
<== Teil 2 |
Teil 1 ==> |
|