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Gleich nach der Wende am Wenger Egg bekomme ich einen
heftigen Gegenwind zu spüren. Wie gut, dass sich die Strecke bald in einen
endlosen Bergwald verliert. So sind wir erst einmal weitgehend vor den
heftigen Böen geschützt.
Da jetzt ein Asphaltweg auf dem nächsten guten Kilometer steil bergab
führt, kann ich etwas Tempo machen. Weil so was aber auf Oberschenkel und
Gelenke geht, versuche ich mein Tempo etwas zu zügeln. Was bringt es ein
bis zwei Minuten schneller zu sein und dann die nächsten Tag an
Muskelkater oder ähnlichem Unbill leiden zu müssen? Lieber versuche ich die
schöne Landschaft zu genießen. Auch darf ich mich darüber freuen,
dass erstmals kurz die Sonne durch die dicke Hochnebeldecke hervorlinst. |
Unterhalb des Höhengrates vom Hinweg geht es nun parallel versetzt
durch viel Wald zurück
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Die Abwärtspassage endet abrupt, als wir die fest
vorgegebene Einheitswahl treffen sollen, links auf einen geschotterten
Fahrweg abzubiegen.
Diese Wahlentscheidung "auf einer Einheitsliste" regt mich
an diesem für Deutschland so "schicksalhaften" Wahlsonntag, gerade im Blick auf die Entstehung einer
"Linkspartei", zur Überlegung an, woher
denn das Gerede von linken und rechten Parteien überhaupt kommt. Während
der
Französischen Revolution gab es im
Nationalkonvent
nur einen "Berg", wo die radikalen Jakobiner saßen. Im Tal, eigentlich
"Ebene" oder auch
"Sumpf" genannt, saßen dagegen die gemäßigten Kräfte. Ja, von Bergen
und Sümpfen können wir bei diesem Lauf auch ein Lied singen, aber darum
geht es jetzt nicht.
1830 sollen dann im nächsten französischen Revolutionsparlament die
radikalen und progressiven republikanisch orientierten politischen Kräfte
links vom
Präsident gesessen sein. Ob das nun wirklich der eigentliche Grund für die
heute noch geläufige Bezeichnung von Links- und Rechtsparteien gewesen
sein mag, bleibt dahingestellt. Auch ist es schwer eine linke Partei
richtig zu definieren. Ist diese wirklich auch noch heute progressiv und
fortschrittlich und niemals konservativ?
Viele als links angesehene Parteien sind ja heute bei etlichen Themen sehr
konservativ orientiert, während so genannte Rechtsparteien oft eher
fortschrittlich eingestellt sind. Gerade, wenn es sich um wirtschaftlichen
Fortschritt und Wissenschaft dreht, sind die mehr als Linksparteien
angesehenen, Umwelt orientierten Parteien eher konservativ
ausgerichtet. Stattdessen zeigen sich sog. konservativ orientierte Rechtsparteien
eher als fortschrittsgläubig. Ja, was ist aber dann politisch gesehen
eine linke oder rechte Politik?
Eins ist klar, wo links ist, muss in einer Demokratie auch rechts sein. So
wie uns sowohl das rechte Bein voran trägt, benötigen wir auf diesen
harten 42 km über Berg und durch Tal auch unser linkes Bein.
Aber davon abgesehen spielen "links" und "rechts" bei diesem Lauf eine
deutlich geringere Rolle, als vielmehr Berg und Tal, es sei denn man ist
heute morgen mit zwei linken Füßen aufgestanden. Große Teile, die wir zuvor abwärts
liefen, müssen wir nun wieder bergauf laufen. Dennoch erreichen wir nicht
mehr die Höhe des Grates, auf dem wir zuvor um eine gute Endzeit rannten.
So erhebt sich nun steil links von uns der Grat vom Herweg, während rechts
der Hang von uns steil gen Tal abfällt. Einmal überqueren
wir ein hübsches Bächlein mit einem kleinen Wasserfall links von uns.
Leider verpasse ich es von dieser hübschen Szenerie ein Foto zu machen,
über die sich ein Maler der Romantik sicher gefreut hätte. |
Erstmals blinzelt nun die Sonne hervor
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Lange Zeit bin ich in diesem Wald recht alleine und in
Gedankenspielereien zum heutige Wahltag vertieft, bis mich zwei
Läuferinnen überholen, und mich aus meinen Träumen von Deutschlands
hoffentlich rosiger Zukunft nach diesem Wahlsonntag aufschrecken. Ich
nutze die Gelegenheit und banne beide schnell auf ein Foto. Die beiden
machen mir einen sehr fitten Eindruck. Wären doch unsere Herrscher auch so
fit! Dann könnte es für Deutschland nur noch bergauf gehen und die rosige
Zukunft wäre vorprogrammiert. Was bei diesem Lauf
besonders angenehm auffällt ist, dass offensichtlich alle Teilnehmer sehr
gut durchtrainiert sind. Bei diesem Laufevent sehe ich im Gegensatz zu
manchem Stadtmarathon, selbst bei den immer so harten "Dreißigern", keinen
einzigen Läufer mit einem sichtbaren echten Leistungseinbruch. Dies ist
erstaunenswert, da ja die Strecke kaum Flachpassagen kennt und mit 1300
Höhenmeter, bei einem steten "Bergauf - Bergab", durchaus mit so manchem
Alpenmarathon mithalten kann. |
Gleich werde ich von zwei Läuferinnen überholt
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Unverhofft erreiche ich eine - ähnlich wie das
Wirtshaus im
Spessart - besonders einsam gelegene Bewirtung mit einer Läufertafel,
die wiederum reichlich gedeckt ist. |
Verpflegungsstelle mitten im Wald
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Meine beiden Läuferinnen rennen davon, und sehr bald kann
ich wieder die Wald-Einsamkeit genießen. Es ist hier alles so schön grün,
still und rein. Ich genieße dieses pure Naturvergnügen.
Ich fühle mich in die endlosen Wäldern Skandinaviens oder Kanadas
versetzt. Wirklich ein schönes Lauferlebnis, gerade für Naturburschen ...
Bei KM 27 - 28 geht es mal, wie so oft, recht steil nach oben. Das kostet
Kraft. Aber den Rettungswagen, der hier mitten im einsamen Wald
steht, benötige ich noch nicht. Während die Sirenen des Rettungswagens
weiterhin schweigen, freue ich mich nun über einen schmal Pfad,
der in das dunkle und mystische Walddickicht abtaucht. |
Naturtrail
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Dieser Pfad hat durchaus Crosselemente und macht Laufspaß,
da er wieder mal Abwechslung ins Spiel bringt. Ja, Langeweile kommt hier
nicht auf!
Nach dem großen Wald holt mich eine Läuferin ein. Ui, das
ist ja Manuela! Sie ist bislang nur wenige Marathons gelaufen, aber es ist
schon toll, wie gut sie hier drauf ist. Wir beschließen ein Stückchen
zusammen zu laufen und unsere Erlebnisse auszutauschen. Noch weiß sie
nicht, dass sie später Erste der Altersklasse W20 werden wird!
Da es nun im offenen Gelände sehr windig ist, versuche ihr
etwas Windschatten zu bieten, indem ich vor ihr laufe. Aber sie hat noch
so viel Kraft, dass sie es eigentlich gar nicht nötig hat. ;-) Vielleicht sollten
wir diesbezüglich lieber die Rolle tauschen?
Aber Mann bleibt Mann, und er muss sich für das
vermeintlich "schwache Geschlecht" erkenntlich zeigen ... |
Manuela hat mich eingeholt
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Foto von Gaby: Links Manuela und rechts ich
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Bei der folgenden Getränkestation steht zu meiner
Überraschung Gaby und fotografiert uns.
Das gibt uns Schwung, und so eilen wir mit Elan den gefürchteten Dreißigern
entgegen. |
Gut gelaunt auf meinem Weg zum nächsten Verpflegungsstand
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Beim Verpflegungsstand: Na den Prost!
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Manuela am Verpflegungsstand
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