Bereits nach vier Kilometern erreichen wir den reich
gedeckten Tisch der ersten Verpflegungsstelle.
Da ist ja ein wahres
Läuferbüffet aufgetischt! Würde ich einen Marathongourmetführer schreiben,
könnte ich hier getrost und mit reinem Gewissen drei Michelinsterne verteilen.
Ich erweise mich
aber mehr als Gourmand
denn als Gourmet. Mit maßlosem Appetit, keine Magenerweiterung fürchtend,
verschlinge ich nahezu alles was hier angeboten wird. Nein, ein Vertreter
der "gloutonnerie", der herzlosen Völlerei, bin ich dennoch nicht, denn
weder ich noch die Kellnerinnen und der Ober an dieser Tafel sind
lieblos. Nein, herzliche Helfer kredenzen uns liebevoll unser leckeres Läufermahl.
:-) Schlapper, Schlapper, Schleck ...
Da wir uns an der Grenze zwischen dem Bierland Oberfranken und dem
Weinland Unterfranken befinden, wozu
Zeil schon dazugehört,
greife ich mangels Wein zum angebotenem Malzbier. Ich leere wie ein leckes
Fass gleich drei
Becher davon. Es folgt eine Cola. Meinen unersättlichen Magen schließe ich
von so viel Flüssigkeit hungrig geworden, mit zwei Stück Kuchen. |
Bereits am ersten Verpflegungspunkt gibt es alles von Malzbier über
Cola bis zu Energieriegel und Kuchen |
Das war dann doch etwas zuviel! Mit einem durch die
Mischung aus Kohlensäure des Colas und den Gasen des Malzbier zu einem
wahren Ballon aufgeblähten Magen, wälze ich mich wie ein tonnenschweres
Fass von dannen. Meine gute Kinderstube und meine geschliffenen Manieren
vergessend, muss ich ziemlich vulgär mehrmals lauthals rülpsen. Erwin, Hilmar und Susanne
mögen mir verzeihen. Aber danach geht es mir wieder deutlich besser. |
So macht uns dann das Laufen im herrlichen Herbstwald viel Spaß (Foto
Erwin Bittel) |
Wir sind nun wieder im Wald. Von einem Waldmarathon hätte
man das auch nicht anders erwartet.
Nach einem flotten auf
vorwiegend abwärts gehenden Fahrwegen, biegen wir nach guten 6 Kilometern
Laufstrecke zum schärfsten Anstieg der Strecke ab. Auf relativ
kurzer Strecke werden dort weitere 60 - 70 Höhenmeter von uns weitestgehend gehend
überwunden werde.
Na ja, bei mir stimmt das nicht ganz, da ich gerne aus der Reihe tanze. Ich verfalle in meinem
alpinen Trippellaufschritt, der zwar nicht schneller als Erwins Gang ist,
mich aber noch weniger anstrengt. Auf diese Weise kann ich auch Steigungen
über 50 % hoch joggen, wenn ich will. Aber in diese Verlegenheit komme ich
heute nicht, aber dem gewogenen Leser wollte ich diesen bescheidenen
Hinweis auf mein gewaltiges Bergauflaufvermögen nicht vorenthalten. |
Hinter Kilometer 6 folgt der steilste Anstieg. So gehen wir halt wieder
etwas. |
Auch der schönste Wald kann mal langweilig werden. Damit
es nicht so weit kommt und es
heute nicht regnet, lassen es Susanne und Erwin zur Abwechslung mal Laub
regnen, während ich dieses beeindruckende Schauspiel für die Nachwelt auf digitaler Leinwand
banne. |
Da das Wetter heute schön trocken ist, ... |
... lassen wir es Laub regnen. |
Das mit der "digitalen Leinwand" war übrigens nicht
gelogen, wie das folgende Bild beweist: |
Impression eines Waldmarathons
(Bild vom Neoimpressionisten Thomas Schmidtkonz) |
Unterwegs treffen wir weitere interessante Läufer. Dazu
gehört sicher Bernd Seitz, der Mitglied beim
100 Marathon Club Deutschland
ist. Als "Sandalenmann" hat er schon unzählige Marathons und Ultras unter
seine Sandalen genommen. |
Links Sandalenmann und Laufikone Bernd Seitz vom 100 er Marathonclub |
An der nächsten Verpflegungsstelle posiert sich unser
Coach Erwin mit dem hier kredenzten Malzbier, da er wohl dringend einen
neuen gut zahlenden Sponsor gebrauchen könnte. Die Zeiten in Deutschland
sind hart und der Koalitionsvertrag der Großen Koalition weist auf alles
andere als die "Sieben fetten Jahre" hin. Erfasse daher jede Chance und
schau Dich bei Zeiten nach neuen potentiellen Brötchengebern um!
Aber genug der klugen und gut gemeinten Ratschläge:
Sponsor hin, Sponsor her, das
Malzbier schmeckt
wirklich gut und gibt uns die nötige Energie und Mineralien und somit die
nötige Kraft die Strapazen der langen und hügeligen Strecke zu meistern.
So kann ich heute auf meine Energie-Gels getrost verzichten, die ich sonst
immer so gerne bei Marathons zu mir nehme. |
Erwin sucht wohl einen neuen Sponsor. Platter kann man keine
Schleichwerbung machen!
Spaß beiseite: Das Malzbier schmeckt uns wirklich! |
Da die Strecke viele Schleifen mit einzelnen Abschnitten
besitzt, die sich am Hin- und Herweg kreuzen, kommen uns
krummbeinigen Laufigeln schon die ersten Rennhasen entgegen. Wie gerne
würde ich jetzt das Märchen der Gebrüder Grimm
Der
Hase und der Igel nachspielen ... |
Hier kommen uns bereits die schnelleren Marathonläufer entgegengerast.
Mit der Nummer 4292 Volker Keß |
Ich kann aber über die Rennhasen und die krummbeinigen
Igeln wenig nachsinnen, da uns nun zwei fröhliche Einweiserinnen den
rechten Weg weisen. Das soll heißen sie passen auf, dass wir auch schön
nach rechts abbiegen. |
Hier wird darauf geachtet, dass wir den rechten Weg einschlagen |
Dort führt uns die Strecke erst einmal wieder bergauf. Da
die Steigung für Erwin dem Coach nicht ganz ausreicht und er von der
Horizontale wie schon in
der Vergangheit immer wieder auf die Vertikale wechseln möchte, zieht
ihn der Jägersteig am Wegesrand wie einen Lausbuben magisch an.
"Erwin, ob das nun mal gut gehen wird!", mahne ich wie ein liebevolles und
besorgtes Mütterchen. |
Erwin noch voller überschüssiger Kraft und voller Übermut ... |
... will mir was von seinem Ausblick zeigen. Aber wie sagte meine Oma schon immer zu mir: |
Aber wer nicht auf die weisen Ratschläge und Mahnungen des
Mütterleins hören will, muss fühlen. So geschah es, und das unfolgsame
Büblein fiel samt Jägersteig ins Gottlob weiche Herbstlaub.
Ja und die Moral von der Geschichte: "Übermut tut selten gut!" |
"Übermut tut selten gut!" |
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