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Graubünden Marathon 2006

Nahe der Passhöhe Foppa beim Graubünden Marathon 2006

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Graubünden - Marathon am 24.06.2006 - Bildbericht von Thomas Schmidtkonz

42,2 Kilometer und 2680 Höhenmeter bei strahlendem Sonnenschein

Teil 5- Von Foppa 1754 m NN nach Lenzerheide 1458 m NN

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Graubünden Marathon 2006

Gleich erreichen wir die Passhöhe Foppa

Weit und breit keine Zuschauer am Streckenrand aber zwei Kühe, die uns ihr Hinterteil präsentieren. Das ist doch eine Unverschämtheit von diesen Rindern! Unsere sportliche Leistung mit solch einer Missachtung zu bestrafen! Das geht zu weit!
Wie war das mit der hiesigen Spezialität, dem Bündner Fleisch? Das wird doch nicht vom Schwein gefertigt sondern ... ja natürlich. Ich stelle mir die beiden Rinder in hochdünn geschnittenen Scheiben auf meinem Abendbrot nach diesem Marathon vor und ziehe vergnügt von dannen ...

Graubünden Marathon 2006

Diese beiden Vierbeiner wissen unsere große Leistung nicht zu würdigen und drehen uns ihren Allerwertesten zu

Graubünden Marathon 2006

Nach 1100 Höhenmeter und gut 17 Kilometer Laufstrecke erreichen wir bei Foppa den ersten Scheitelpunkt der Strecke. Blühende Almwiesen, aufgelockert durch lockeren Bergwald über uns und vor uns das überwältigende Bergpanorama von Schwarz-, Weiß- und Rothorn.
Schwarz, weiß, rot bis in den ...
Na so weit wollen wir Heroen der Berge es nun doch wieder nicht kommen lassen. Daher heißt es für den laufenden Landser (die beiden Briten im Kampfanzug am Anfang haben mich geprägt) erst einmal Verpflegung organisieren, denn erst kommt das Fressen und dann die Moral.
Bei der Verpflegungsstelle entdecke hier keins der versprochenen Gels. Da waren wohl die Voraustruppen zu gefräßig. Ich greif daher auf eigene Vorräte zurück und spüle das klebrige Zeugs mit einem Mixdrink aus Cola und klarem Bergnass hinunter.

Graubünden Marathon 2006

Almwiesen bei Foppa

Von nun an ging's bergab!
ich wollt' zum Bergmarathon, Mama sagte "Nee".
Man hätt' mich enterbt, doch wir hatten kein Geld,
und ich folgte dem Ruf der Berge der Welt.

Nein, die Knef meinte es natürlich anders, aber es geht nun wirklich bergab. Der Graubünden Marathon geht nicht nur fast 2700 Höhenmeter rauf, sondern auch 400 Höhenmeter bergab. Ich sehe es zwar nicht ganz so radikal und konsequent wie Helmut Reitmeir, aber auch ich bin kein Freund der Bergabpassagen. So gehe ich die nächsten Abwärts - Kilometer recht gemütlich an, um Muskeln, Gelenke und Sehnen zu schonen.

Da läuft doch jemand am Strick eines anderen Läufers her. Das kann durch nur ein Blinder sein. Es ist schon erstaunlich zu was wir Menschen selbst mit einer Behinderung fähig sind. Da konnte ich einmal 2004 nicht auf einen Einbeinigen beim München Marathon aufschließen, obwohl ich 3:37 lief. Dann 2002 beim K78 holte ich am berüchtigten Panoramatrail einen Blinden ein und nun das noch bei diesem Marathon mit nicht gerade einfachen Wegen. Wie ich erfahre ist es Dietmar aus Veitshöchheim in Unterfranken. Dietmar wohnt ja fast vor meiner Haustüre!
Später im Ziel erzählt er mir zu meiner weiteren Erstaunung wie viele Marathons und Ultras er schon gelaufen ist. Beim K78 2002 war er auch dabei. In der Tat war er es, den ich damals auf der Strecke traf.

Graubünden Marathon 2006

Mit Startnummer 40 der vielfache Ultraläufer Dietmar Beiderbeck aus Veitshöchheim, der als Blinder diesen schweren Marathon erfolgreich bewältigt

In Paparn wird dann auch Dietmar vom Sprecher, wie ich meine zurecht groß angekündigt, während ich mir in alter Frontschweinmentalität was zu Trinken und Essen organisiere. In Paparn werde ich auch wieder von Rita begrüßt.

Graubünden Marathon 2006

Paparn kommt in Sichtweite. Wir haben nun gute 24 km geschafft.

Graubünden Marathon 2006

Einlauf in Paparn (Foto von Rita Eigenmann)

Graubünden Marathon 2006

Ich laufe in Paparn ein (Foto von Rita Eigenmann)

Graubünden Marathon 2006

Hanspeter in Paparn (Foto von Rita Eigenmann)

Diese Stärkung war nötig. In brütender Hitze, gebraten von den Laserstrahlen der Sonne, hetze ich die auf der schottrigen Baustelle einer Straße den Berg hoch. Auf diesen ekligen 200 Metern muss ich einfach einen Zwischensprint einlegen, um diese Stück möglichst schnell hinter mich zu bringen.

Der Wurzelwald

Kurz dahinter folgt bei Kilometer 25 der berüchtigte Wurzelwald. Die gewellte Strecke durch einen alten finsteren Bergwald - "dieser Wald ist alt" -  ist mit Wurzeln gespickt, die nur so als Stolperfallen auf fragile Läuferbeine zu warten scheinen. Dazwischen warten Matsch- und Sumpflöcher, um uns in ihrem bodenlosen,  schwarzen Schlund für alle Zeiten zu verschlingen ...

Graubünden Marathon 2006

Der berüchtigte "Wurzelweg" bei KM 25. Dieser Abschnitt erinnert etwas an den Rennsteig Marathon

Nein, das soll jetzt kein Horrorroman ala Stephen King werden. Wie heißt es so schön: Schuster bleib bei deinem Leisten. Also Stephen schreib Du Deine Horrorromane am Fließband weiter und ich bleib bei meinen Laufgeschichten ...
Aber weil was über dem Schuh ist, der Schuster nicht beurteilen kann, will ich mit der Story fortfahren um den Fluss der Erzählung nicht gänzlich zu stoppen:
Der finstere Horrorwald endet auch so schnell er begonnen hat, natürlich Dank meiner überragenden Lauffähigkeiten.
Mit vor Stolz geschwellter Brust, die meinen Waschbrettbauch klar überragt, laufen wir an einen beschaulichen Tümpel vorbei, bevor uns mit dem lgl Lai, dem Heidsee größeres erwartet.

Graubünden Marathon 2006

Erster kleiner See

Die tiefen Töne eines Horns machen mich auf einen Alphornbläser aufmerksam. Obwohl man ein Alphorn bis zu 10 Kilometer weit hören kann, ist dieser vereinsamte Bläser nur einige Schritte von uns entfernt. Da ihn keine Zuschauer applaudieren können - weil einfach keine da sind - übernehme ich diese Bürgerpflicht. Als ich dann auch noch zum Jodeln anstimmen will, ernte ich sehr ernste Blicke meiner laufenden Kameraden. So ziehe ich denn lieber schnell von dannen ...

Graubünden Marathon 2006

Ein Alphornbläser darf in den Alpen nicht fehlen

Wir sind bereits in der rätoromanischen Sprachzone, wie der für uns germanisch sprechenden Läufer komische Seename lgl Lai beweist. lgl Lai heißt soviel wie Heidsee. Diesen Heidsee dürfen wir nun auf meist flacher Strecke umrunden. Das hört sich einfach und weil der See so schön anzublicken ist auch idyllisch an. Aber wir gehen nun schon der allseits brutalen Dreißiger Marke entgegen. Außerdem brennt die pralle und stechende Sonne auf mein Haupt.
Aber die größte seelische Grausamkeit ist das Bad erster unentwegter Badegäste im kalten Nass des Bergsees. So eine Abkühlung tät meinem erhitzen Gemüt auch gut. Jedoch erlaubt das meine momentane Laufzeit? Der Blick auf die Stoppuhr zeigt es: Nein, ich habe schon viel zu viel Zeit vertrödelt. Einer Zuschauerin klage ich mein Leid, dass ich auch im See baden möchte. Aber ich renne dann doch schnell weiter, bevor sie mir noch einen Schubs gibt.

Graubünden Marathon 2006

Der lgl Lai. Mit Heidsee können Deutschsprachige mehr anfangen.

Graubünden Marathon 2006

Wir umrunden nun den See

Bei der Talstation der Bahn zum Rothorn hoch, wird mir erstmals bewusst das momentan Fußball WM  ist. Wie bei einem spannenden Spiel werde ich von orange gekleideten Zuschauern frenetisch angefeuert. Habt Dank dafür liebes Oranje - Team!

Graubünden Marathon 2006

Holländische Schlachtenbummler

Kurz vor dem Zieleinlauf der 20 Meilenläufer in Lenzerheide komme ich ins Gespräch mit einem anderen Läufer, der sich für einen harten Bergmarathon oder -ultra vorbereitet. Ich habe es leider vergessen, welcher es war. Aber egal, wir rätseln bei KM 30 kurz vor dem Ziel der 20 Meilenläufer, welche Schleife sie noch laufen müssen, um auf die 20 Meilen zu kommen. Aber die Schleife bleibt aus und der 30,7 km - Run wurde wohl einfach großzügig auf 20 Meilen aufgerundet. Mit den knapp 1300 Höhenmetern kommen wir jedoch schon auf 30,7 km + 1,3 km = 32 km und das macht doch noch Adam Riese fast 20 Meilen. Übrigens gut für die 20 - Meilenläufer, dass dieser Lauf nicht in Norwegen stattfindet. Das wäre dann schon ein Ultra von 20 x 11,296 km gewesen. Wieviel das ist, darf jeder Leser selbst ausrechnen. :-) Viel Spaß dabei!

Graubünden Marathon 2006

In Lenzerheide wird bei Km 30,5 eine Zwischenzeit genommen und die "20 - Meilenläufer" laufen hier ins Ziel

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