In Brixen fällt die schöne Kirche ganz besonders auf.
Weniger angenehm sind die Autos, die gerade an der Engstelle bei der
Kirche mit der Eile eines wild gewordenen Marathonläufers an uns
vorbeirauschen. Bei mir will sich glatt auch noch ein riesiger Bus
vorbeizwängen.
Ich danke Gott dem Herrn, dass ich nicht zwischen Bus und Kirche glatt
gewalzt wurde. |
Hübsche Kirche in
Brixen am
Streckenrand |
Nach einer Stunde und guten 11 Minuten erreiche ich
Kilometer 13 und die zweite Verpflegungsstelle. Hier endet auch der flache
Auftakt des Marathons. Dahinter geht es zur Filzalm hoch, die unser erstes
Bergetappenziel auf dem ewig langen Anstieg zur Hohen Salve ist. Auf den
nächsten 9 Kilometern Laufstrecke werden wir bis zum Berggipfel über 1000
Höhenmeter überwinden. |
Bevor es nun nach exakt 13 Kilometer Laufstrecke hochgeht, dürfen wir
nochmals Verpflegung fassen |
Ich gehe die Steigung am Anfang langsam an, da sich
mein Körper nach der vorhergehenden Flachstrecke erst einmal an die neue
Herausforderung gewöhnen muss. Dabei werde ich wieder von den meisten
überholt, an denen ich im Flachabschnitt zuvor vorbeirauschen konnte. Da
selbst hier hinten vorwiegend Tiroler laufen, habe ich Flachlandtiroler
kaum eine Chance mitzuhalten. Dazu sind die Trainingshügel vor meiner
Haustüre einfach zu anspruchslos, zumindest im Vergleich zu diesem
riesigen Klotz eines Berges, den es nun zu bezwingen gilt. |
Nun geht es von Anfang an gleich zur Sache |
Der Anfangsanstieg ist auf den ersten drei Kilometern
mit wohl durchschnittlich 12 - 15 % Steigung schon recht gemein und will
natürlich bis in alle Ewigkeit einfach nicht enden.
Dahinter wird es dann aber zwischendurch auch mal wieder etwas flacher.
Darüber freut sich natürlich jeder von uns, bevor er den nächsten sicher
wieder heftigeren Anstieg verfluchen darf. In vieler
Hinsicht erinnert hier die Strecke den langen Anstieg von KM 10 - 22 beim
Liechtenstein Marathon, nur habe
ich den Eindruck, dass der Anstieg hier im Schnitt noch etwas steiler ist. |
Ein Fahrweg schlängelt sich nun ewig lang zur Filzalm hoch |
Schon liegt Brixen tief unter uns |
Leider haben wir nicht die gleiche grandiose Aussicht
wie beim Liechtenstein Marathon, da wir langsam in den Bergnebel
vordringen.
Aber, was sehe ich da zwischen den Nebelschwaden? Das sind doch keine
Bergkühe sondern Lamas!
Ja, dieses genügsame Haus- und Nutztier aus den Anden findet auch immer
mehr Anhänger in den Alpen. |
Sind wir wirklich noch in den Alpen? |
Der Lamahengst ist uns Läufern friedlich gesonnen. So
erreichen wir unbespuckt die nächste Verpflegungsstation, wo mich ein
freundlicher Helfer digital ablichtet. |
Erste Labestation am Berg |
So weit ganz gut geschafft! |
Wir tauchen nun immer mehr in den Bergnebel ein. Die
Feuchtigkeit des Nebels vermischt sich mit unseren hart erarbeiten
Läuferschweiß und ständig kondensiert die Nässe auf meiner Brille. Das ist
lästig! So weiß ich manchmal nicht mehr, ob die Sicht mehr wegen meiner
beschlagenen Brillengläser oder dem dichten und undurchdringlichen Nebel
so eingeschränkt ist.
Alles ist so klammnass, kalt und undurchdringlich. Dazu kommt immer mehr
eine mystische Stimmung auf. Schließlich erreichen wir
nach 19 km den Filzalmsee in gut 1200 Meter Höhe. Neben einer
Verpflegungsstelle ist hier eine Zeitnahme, wo auch jeder Läufer
persönlich und namentlich begrüßt wird. Hier dürfen wir
auch den total im Nebel versunkenen See umrunden. Ich fühle mich nicht
mehr wie im Oktober in den Alpen sondern mehr wie im November an irgendein
schottisches Hochlandmoor versetzt.
Passend dazu sehe ich eine merkwürdige Gestalt aus dem Seewasser
herausschauen. Entweder sehe ich wegen der unmenschlichen Anstrengung
schon Gespenster oder es ist wirklich der Geist des Sees oder gar "Fog
- Der Nebel des Grauens"? |
Am Filzalmsee: Sehe ich schon Gespenster? |
Nein, wir sind nicht an der Antonio Bay, deren Gründung
mit einem dunklen Geheimnis verbunden ist, sondern doch nur am Filzalmsee!
Der Geist des Sees weist mit seiner rechten Hand in die falsche Richtung,
was von mir aus gesehen links ist. Nein, Geist des Sees hin oder her, ich
lass mich doch nicht veräppeln! So bleibe ich auf dem
rechten Weg. |
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