Einleitung
Sooo, bevor ich mich verleiten lasse, das ganze Forum zu lesen und dann
der Tag rum ist schreib ich mein Berichtlein mal lieber :) Zunächst weiß
ich ja gar nicht, wo anfangen, der schönen Erinnerungen gibt's viele:
Regentrommeln aufs Zelt, legendäre Kloßparty, Köstritzer Bier,
Haselnussgrosse Hagelkörner, Thüringer Rostbratwurst, ein
unvergleichlicher Zieleinlauf, viel Spaß mit zwei mitlaufenden Kollegen,
vorher, während und nach dem Läufchen, viele, ausschließlich freundliche
Helfer, ein hervorragend vorbereiteter und funktionierender Körper, ein
wunderbares Läufchen, auf das ich mich sooo lange gefreut hatte und das
mich nicht enttäuscht hat und und und und... Nun ich fang mal von
vorne an :)
Angereist sind wir, Mario nebst Frau und ich, schon Donnerstag Abends
und waren halb Achte auf dem Zeltplatz. Sie haben ja einen wunderbaren
Camper und ich musste noch mein Zelt aufstellen. Aber das ging recht
schnell und instinktiv fand ich einen guten Stellplatz dafür. Abendbrot
gefuttert, dann noch etwas gelesen und mit einem Guten-Nacht-Bier mich in
meinen Schlafsack gemümmelt. Nachts wachte ich dann auf von lautem
Regentrommeln aufs Zelt und nörgelte erstmal in mich rein und hoffte, dass
ich dennoch bald wieder einschlafen kann. Sorgen machte ich mir keine weil
ich wusste, dass mein Zelt absolut dicht ist. Später wurde ich wieder
wach, dieses mal vom lauten Rauschen des Sturmes im den Baumwipfeln. Na
das waren ja keine guten Vorzeichen für Samstag.
Trotzdem gut ausgeschlafen den nächste Tag angegangen. Es regnete immer
mal wieder, also konnte man nichts gescheites anstellen den Tag. Wir
warteten auf Hajo nebst Familie, um dann gemeinsam nach Neuhaus zu fahren
und die Startunterlagen abzuholen und uns die Klöße reinzumampfen. Die
Stimmung war gut und das Essen schmeckte lecker, das Köstritzer ebenso.
Ich bekam sogar einen dritten Kloß *juhu* Leider sah ich keinen Fori, aber
ist wohl logisch, wenn ihr alle in Eisenach gefuttert habt. ;) Wir brachen
dann aber schnell wieder auf, weil Hajo sein Töchterlein mit hatte, das
gerade mal 10 Monate alt ist. Ich fand, die Kleine hat das ganze
Wochenende und die Abwechslung ganz gut verkraftet und viel Spaß gehabt.
Abendbrot brauchten wir keines mehr und ich legte mich mit einem Bierchen
nebst Buch auf meine Matratze und las noch ein bisschen. Ich hoffte, trotz
Aufregung, die Nacht halbwegs schlafen zu können. Es ging besser als ich
dachte *froi*. Der Lauftag
Samstag halb Sieben geweckt und gleich aufgestanden. Müsli angesetzt,
damit es etwas einweicht und letzte Vorbereitungen erledigt und angezogen.
Früh gestückt und dann pünktlich abfahrbereit gewesen. Auch die Fahrt nach
Neuhaus am Rennweg verlief problemlos und bevor der große Stau uns
verschluckte sind wir aus dem Auto gehupt und die letzten Meter gegangen.
Die Stimmung war hervorragend, das Wetter zwar kühl, aber es sah noch gut
aus und ließ hoffen. Ich war mir noch nicht sicher, ob ich nicht doch
meine Kamera hätte mitnehmen sollen. Im Regen wollte ich die lieber nicht
mitnehmen. Egal, der Lauf an sich ist wichtiger. Die restlichen Minuten
bis zum Start vergingen wie im Fluge und es herrschte eine wunderbare
Stimmung. Wir sangen das Rennsteiglied und schunkelten den Schneewalzer.
Toll!!! Darauf hatte ich mich auch gefreut. Start!
Und es ging los und gleich bergauf. Wir ließen es aber gemütlich
angehen, noch mehr als 43 Kilometer lagen vor uns. Außerdem waren wir
ziemlich weit hinten in der Startaufstellung und somit war die Gefahr
klein, dass wir überpacen würden. Aus Neuhaus dann raus und wir
schlängelten uns die Landstraße entlang. Sechs Kilometer einlaufen bis es
endlich in den Wald ging. Es machte Spaß, nichts tat weh und die Muskeln
waren in Topform. Ich ahnte bereits, dass das ein toller Tag werden würde.
Mario und Hajo ging es genauso. Keinesfalls wollten wir uns kaputt rennen.
Hajo und ich waren Neulinge am Rennsteig und Mario, zwar das sechste mal
dabei, fühlte sich nicht genügend trainiert und war etwas vorsichtig. Die
erste Stunde verging wie im Fluge, wir hatten Spaß, alberten rum und waren
viel am Überholen, was ja immer mehr Spaß macht als anders herum. Erste
Verpflegungsstelle und ich süffelte den gut schmeckenden Tee und nahm
gleich den ersten Becher Schleim des Tages. Lecker! Gar nicht erst
Hungergefühle aufkommen lassen. Da ich wusste, dass am Rennsteig die
Verpflegung gut sein würde, hab ich mich bewusst dagegen entschieden,
Energie-Gele mitzunehmen. Gute Entscheidung :)
Ein viertel hatten wir nun schon hinter uns und weiter gings. Es machte
einfach nur Spaß und wir waren noch frisch. Sicher auch deshalb, weil es
mehr runter ging als bergauf. ;) Auch das sollte sich noch ändern. Wir
liefen unser Tempo, was immer etwas schneller war als das der anderen um
uns herum. Überholen ging meist ganz gut, und manchmal etwas
beschwerlicher. Wie Sinchen schon schrieb, man musste sehr gut aufpassen,
wo man hintritt und hatte dadurch nicht oft die Gelegenheit, sich die
wunderschöne Gegend zu betrachten. Aber es wurde nie langweilig und wir
waren immer zu einem Späßchen aufgelegt. Bis zur nächsten Verpflegung bei
der Turmbaude Masserberg ging es dann eine ganze Weile stetig bergauf.
Unser Tempo war aber wunderbar und ich hatte das Gefühl, dass es ewig so
weiter gehen könnte, ohne dass wir Probleme bekommen würden. Das ist
wahrlich ein gutes Gefühl! Mario sagte vorher schon, wenn wir dort bei 2
Stunden ankommen würde, würden wir gut in der Zeit liegen. Ich schaute auf
die Uhr und sah 1:54:xx. WOW! Gar nicht so übel! Es gab zum ersten mal
Stullen. Ich nahm mir zwei Butterstullen und spülte sie mit Schleim und
Tee hinunter. Das hat wunderbar geschmeckt! Dieses mal war es lila
Schleim, ich glaube Heidelbeeren oder sowas. Ich fühlte mich dann richtig
satt, als ich weiter lief.
Ich brauchte ein paar hundert Meter um zu Mario und Hajo wieder
aufzuschließen. Hab wohl zuviel und zulange gefuttert *hihi*. Leichte
Sorgen machte ich mir, ob mir diese Fresserei auch bekommen würde. Gleich
vorweg: Es bekam mir wunderbar. Ich muss wirklich einen Saumagen haben,
der beim Laufen alles verträgt. Es ging immer mal wieder hoch, dann wieder
runter. Schöne Abwechslung. Wenn es zu steil wurde und wir das Gefühl
hatten, durch Laufen kaum noch Geschwindigkeit machen zu können, gingen
wir sehr zügig. Das war sogar noch erholsam. Kaum wurde es flacher liefen
wir wieder los. Dies hielten wir bis zum Ende so durch. Toll! Dann kam die
Schlucht, das ausgewaschene Bachbett, wo es steil bergab ging. Da staute
sich dann alles, und es war nur noch gehen möglich. Überholen wäre dann
doch zu gefährlich gewesen. Es tat aber den Beinen ganz gut, und man
musste kein schlechtes Gewissen haben. Dadurch holten Mario und ich Hajo
nochmals ein, um weiter zu dritt bis nach Neustadt zu wetzen. Hajo ist
auch ein viel schnellerer Läufer als wir und ließ uns an den Anstiegen
immer etwas zurück. Zwischendurch liefen wir auch mal auf Straße und dann
konnte man gemütlich mal den Blick über die Landschaft schweifen lassen.
Mit dem Nachteil, dem ziemlich starken Wind völlig ungeschützt ausgesetzt
zu sein. Da war es bitterkalt *brrrrrrrr*. Kurz vor Neustadt gab es
nochmals einen knackigen Anstieg, damit sich die Verpflegung so richtig
lohnen würde. Es gab wieder alles was der Herz begehrt. Schleim wieder mit
neuer Geschmacksrichtung (Vanille glaub ich), Tee und Fettbemmen!!! Ich
nahm mir zwei Hälften, klappte sie zusammen und biss genüsslich rein! Boah
das schmeckte!!! Das ist Rennsteig, ohne Fettbemmen ist der nur nur halb
so schön! *lacht*
Eh ich runtergekaut hatte, waren meine beiden Mitstreiter wieder ein paar
Meter voran und ich musste etwas "sprinten" um wieder aufzuschließen. Aber
alles kein Problem. Am nächsten Anstieg aber ließen wir Hajo ziehen, weil
er wirklich noch sehr frisch unterwegs war und jeden Anstieg noch gerannt
ist, wo wir lieber gegangen sind. Er hat auf den letzten 15 Kilometer noch
über 10 Minuten auf uns rausgelaufen und das hatte er sich auch verdient.
Wir beide hingegen machten so weiter wie bisher. Ich spürte keinerlei
Erschöpfung, mir tat nichts weh, außer natürlich leichtes bis immer
stärker werdendes Ziehen in allen beteiligten Muskeln, was aber völlig
normal für mich ist. Ich freute mich darüber, dass meine Vorbereitung auf
den Punkt genau geklappt hat. Auch Mario war ständig über sich überrascht,
dass er trotz recht geringen Trainings so gut unterwegs war.
Mittlerweile hatte auch der Regen eingesetzt und er sollte fortan unser
ständiger Begleiter werden. Durchgeschwitzt waren wir zwar schon, aber
soviel Nass ist immer etwas unangenehm. Wenn der Wind in unserer Kleider
fuhr, war es schon ziemlich kalt. Die Freude über das Ganze konnte der
Regen aber nicht stören. Ne ne, dazu lief alles zu geschmiert. Geschmiert
war auch der Boden mehr und mehr und man musste nun nicht mehr nur auf
Baumwurzeln aufpassen, sondern auch auf diverse Stellen mir reichlich
Matschpampe. Bei den Wurzeln stürzen kann verdammt übel ausgehen, im
Matsch ausrutschen ist auch nicht gerade angenehm *lol* Bis zum
Süffelpunkt Dreiherrenstein verlief ansonsten alles wie gehabt. Rauf und
runter ging es und es machte Freude. Runterzu konnte ich es immer
wunderbar laufen lassen und dachte mir nur, dass die Schläge auf die
Muskeln mir einen tollen Muskelkater bescheren würden. Bei Dreiherrenstein
wunderte ich mich, dass es nur Getränke gab, nicht dass ich jetzt Hunger
hatte, aber ein Schnittchen hätte ich noch ganz gut vertragen ;) Also
schnell weiter gerannt... Der Weg ins Ziel
Ich hatte so in Erinnerung, dass es ab jetzt fast nur hinab gehen würde
und das erfreute mich. Mario sagte auch, dass es nur noch einen richtig
knackigen Anstieg geben würde. Ein paar mal bremste er mich, weil es ihm
etwas zu schnell wurde. Kein Problem, ich hatte keinerlei Zeitambitionen.
Zwei drei mal, sagte er auch, dass ich davon ziehen kann wenn ich will.
Wollte ich aber nicht, lieber noch eine Stunde gemeinsam Spaß haben, als
dass ich wenige Minuten eher im Ziel sein würde. Davon würde ich mir auch
nix kaufen können. Die Vorfreude auf das Bierchen in Frauenwald wurde
immer größer. Es lief und lief und lief und hätte ewig so weiter gehen
können. Wen juckt schon der Regen, der Matsch, die Kälte? Wir überholten
immer mehr Läufer, die nicht mehr so gut konnten, selbst bergab gingen
einige. Taten mir leid, die Leuts, weil ohne richtige Bewegung wird es ja
richtig kalt. Ich war auch voller Bewunderung für die vielen Helfer, die
bei dem Wetter für uns da waren und soviel gute Laune verbreiteten. Und
schließlich erreichten wir Fraunwald. War ja nicht viel Bier im Becher,
aber ich glaub so gut hat mir Köstritzer noch nie geschmeckt. Nun hab ich
alles wichtige mitgenommen, was der Rennsteig so zu bieten hat. *hihi* Die
paar Kilometer bis zum Ziel sollten doch ein Klacks werden, oder?
Waren sie auch, es ging fast nur noch bergab, von ein paar kleinen
Anstiegen unterbrochen. Ab Kilometer 40 konnten wir schon die
Geräuschkulisse aus dem Stadion in Schmiedefeld hören. Eigentlich gemein,
aber bei uns ließ das die Vorfreude nur noch weiter steigen. Nun war alles
unwichtig. Der ganze Lauf war nur noch der reinste Genuss. Es ging
teilweise recht steil hinunter nach Schmiedefeld. Mit dem Wissen, dass es
auf der anderen Seite alles wieder hinauf gehen würde. Nun kamen uns auch
schon viele Läufer, die es geschafft hatten, entgegen und feuerten uns an
:D Ja ja wir haben es auch nicht mehr weit!!! Dann kam der letzte Anstieg.
Auf der einen Seite gemein das Teil so kurz vor dem Ziel, andererseits
wird man von der Vorfreude und dem Anfeuern regelrecht hochgetragen.
Leider war das Wetter zu schlecht und bei schönem Wetter sind sicher viel
mehr Leute da. Man kann halt nicht alles haben. Anstieg geschafft, um die
Rechtskurve und Mario rief, dass dort schon seine Frau steht. Sie steht
jedes Jahr an der Stelle, sagte er mir später. Aber durch die kalten
Finger bekam sie die Kamera nicht rechtzeitig schussbereit und wir nahmen
uns halt die Zeit und warteten bis sie fertig war. Auf die paar Sekunden
kommts ja nun wirklich nicht mehr an. Dann noch einmal ums Stadion und
schon war die Zielgerade erreicht. Ein absolut toller Anblick!!! Nicht,
weil wir es endlich geschafft hatte, sondern weil dieses Ziel der krönende
Abschluss über einen absolut herrlichen Lauf war. Schade, dass ich Sinchen
nicht gesehen und gehört habe aber ich war "völlig weg" und auch noch
darum bemüht, dass Mario und ich gemeinsam über die Ziellinie liefen.
Übrigens, da ich hinter ihm über die Startmatte gelaufen bin, hatte ich
dann in der Nettozeit eine Sekunde Vorsprung *lol*. Es war ein einfach
herrliches Gefühl und nur wer die Strecke selber bereits gelaufen ist,
kann es nachfühlen. Im Ziel und danach
Nun erstmal Duschen und aufwärmen und dann mal weiter sehen. Dort
trafen wir dann Hajo wieder, der auch sehr gut ins Ziel gekommen ist. Der
Rest ist dann leider ins Wasser gefallen. Wir gingen dann zwar zum
Festzelt, aber das war durch das Wetter soooo voll, dass keine Aussicht
mehr auf einen Sitzplatz bestand. Ich schaute zwar in die Runde, konnte
aber keinen Fori sehen, was mich etwas betrübte, aber man kann halt nicht
alles haben ;) Wir entschlossen uns dann sehr schnell, "nach Hause" zu
fahren. Die Frauen waren ja auch durchgefroren. Den Rest des Tages
verbrachten wir dann mit lecker
Thüringer
Bratwurst und Steaks vom Grill mit genügend Bier und einer Flasche
Sekt. Auch den Obstler von Mario machten wir noch alle. Dann konnten wir
noch ein mächtiges Gewitter direkt über uns erleben mit haselnussgroßen
Hagelkörnern. Das war höllisch Laut unter dem Vordach von dem Bungalow, in
dem Hajo mit Familie nächtigte. Dann erstmal schnell zum Zelt gewetzt, ob
es die Böen und den Hagel überstanden hatte. Hatte es!" *froi* Nicht
schlecht für ein Zelt für 30 Euro vom Lidl. Den nächsten Tag wurden wir
zum Dank dann von Sonnenschein geweckt und ich hatte das große Glück ein
trockenes Zelt einpacken zu dürfen und wir sind dann Mittags wieder nach
Hause gefahren.
Soooooo und nun zu den anderen Läufern. Ich möchte alle herzlich
beglückwünschen für ihre erbrachten Leistungen bei diesen Bedingungen.
Aber herausheben möchte ich zum einen die Bine vor der ich den Hut ziehe
wie nur was. Großartig was du da gemacht hast! Eva hat vollkommen recht
und insgeheim hatte ich auch gehofft, dass du dich da ja nicht übernimmst.
Und Silke hat sich auch selbst übertroffen und all ihre Mühen und das
Bangen wegen der Verletzung, all das hat sich gelohnt und du hast DEINEN
LAUF gehabt auf den du dich so gefreut hast. Deine Freudentränen kann ich
sehr gut nachfühlen. :D
Ja und wer bis hierher gekommen ist in meinem Text, der hat auch meinen
Respekt *hihi*.
Danke fürs Lesen ;)
Lieben Gruß vom Tommi |