Kurz dahinter kommt uns Stefan entgegen. Er meint wir
sollten mal wieder wechseln. So besteige ich zum letzten Mal auf der
Strecke das Rad. Im Nachhinein gesehen, hätte ich hier nicht wechseln
sollen, da ich nach dem Berganstieg so gut im Laufrhythmus war und Claudia
mit der nun steilen Bergabpassage mit den Knien Probleme bekam. Aber im
Nachhinein ist man immer klüger. |
Ein weiteres Team auf der langen Abwärtspassage nach Lützelbuch |
Auf dieser Bergabstrecke steht auch Gaby. Sie kann uns
so mit der Digitalkamera ablichten. |
Ein seltener Anblick: Hier sieht man mich mal auf dem Mountainbike |
Links Bojana Blohmann, rechts Claudia |
Weil kurz danach in Lützelbuch, dem Ausgangspunkt
unseres Laufs, eine weitere Labestation ist, fahre ich mit dem Rad schon
voraus, um unsere Flaschen wieder mit Wasser zu füllen. |
Letzte Verpflegung bevor es in die kleine 9 Kilometer lange Runde der
Strecke reingeht |
Dort weist uns Manfred schon mal freundlicher Weise in
die zweite neun Kilometer lange Runde des Achterkurses ein. |
Manfred weist uns den rechten Weg |
Auf den nun folgenden zwei bis drei Kilometern kommen
uns all die schnelleren Teams entgegen, die sich schon auf den Weg ins
Ziel befinden. Wow, sind die schnell! Auf der Brücke, wo
mal später die A73 durchführen wird, nehmen Claudia und ich unseren
letzten Wechsel vor. Das Radfahren ist mir überhaupt nicht bekommen. Ich
gehe wie auf rohen Eiern. Dazu habe ich plötzlich ein höllisches
Seitenstechen. Das Bergabfahren mit dem patschnassen Laufshirt ist mir
offensichtlich überhaupt nicht bekommen. |
Auf dieser Anhöhe wechsle ich das letzte Mal ins laufen. |
Ich muss Manfred und Rainer und das andere Team, das
immer mit uns lief von dannen ziehen lassen, da ich mit diesen Schmerzen
nur langsamer laufen kann. Ich lauf mit stechender Lunge nun gemütlich
einen Siebenminutentakt.
Plötzlich schließt hinter mir der Besenradfahrer auf.
Das kann es doch nicht geben! Da waren doch noch ein paar Teams hinter
uns. Der Besenradfahrer bestätig mir, dass ein paar Teams ausgestiegen
sind und sie so unserem Team die "Rote Laterne" in die Hand gedrückt
haben. Ach, diese Spielverderber! Diese Deserteure!
Aber das ganze hat auch eine gute Seite. Claudia und
ich haben in der Einsamkeit des Coburger Forsts und der aufkommenden
Dunkelheit einen Führer. So können wir uns wenigstens nicht verlaufen. Ein
weiterer Vorteil ist es, dass er uns sagen kann, wie weit wir schon sind.
Auf dem langen Weg durch diesen düsteren Tann, obwohl
uns der Besenradler zeitweise verlässt, sind wir dieses Mal nicht so
alleine wie ich bei der
Winterauflage dieses Marathons im Januar, wo "ich mich ausgestoßen, verlassen, im finsteren Wald wilden Tieren
ausgeliefert fühlte".
Als wir bei KM 38,5 das Dorf Neu-Neershof und seine
"Lahmstraße" erreichen, habe ich mein Seitenstechen halbwegs überwunden.
Ich fühle mich nun fit, um auf dem lang gezogenen Anstieg zwischen
Kilometer 39 und 40,5 etwas Zeit gutzumachen und vielleicht an das
Bergstraßenkrimiteam, passend zu dieser kleinen Bergstraße, in kriminell
schnellem Tempo, die rote Laterne in wohlwollend spendabler Laune
abzugeben. |
In Neu-Neershof verlassen wir den Wald und lahmen trotz Lahmstraße kaum
(Bild vom Coburger Wintermarathon
2006) |
Die Aufholjagd
In aufkommender Dunkelheit sehen wir die beiden gerade
noch als winzige Pünktchen in der Ferne. Die sind locker über 500 Meter
vor uns! Das wird hart, die beiden einzuholen. Wir haben nur eine Chance,
wenn sie etwas "schwächeln". Aber ich will es trotzdem auf den Versuch
ankommen lassen. |
Lange ansteigende Gerade vor der 40 km - Markierung, wo ich zur
Aufholjagd ansetze (Bild vom
Coburger Wintermarathon 2006) |
Ich beiße die Zähne zusammen und verschärfe trotz immer
noch schmerzender Lunge das Tempo. Die 40 - Kilometermarke huscht an uns
vorbei. Wir scheinen etwas Abstand gutzumachen. Speziell als es auf der
Autobahnbrücke steiler wird, machen wir einige Meter gut. Aber da hat
Rainer, der gerade läuft, schon die "Passhöhe" erreicht. Noch ein paar
Hundert Meter mehr Anstieg und wir hätten die beiden vielleicht doch noch
eingeholt. Aber ab hier geht es bis zum Ziel fast nur noch bergab. Da
besteht für uns wohl keine Chance mehr die beiden einzuholen. Trotzdem
halte ich nun das für meine schlechte Verfassung doch hohe Tempo durch.
Ich möchte nun wenigstens erreichen, dass wir noch unter 4:30 bleiben. Ich
frage unseren Besenradfahrer alle 2 Minuten, wie weit es noch ist, da ich
auf den letzten 500 Metern noch mal einen Zahn zulegen möchte.
Endlich ist auch diese Marke überschritten. Ich setze mit
den allerletzten Kraftreserven zum finalen Schlussspurt an. Freudig
überqueren wir in einer Zeit von 4:29:08 die Ziellinie, nicht einmal eine
Minute hinter Manfred und Rainer. Uff, war das ein harter Fight. So hart
war ein vorletzter Platz wohl schon lange nicht mehr bei einem Marathon
umkämpft! |
Impression der Dynamik eines Zieleinlaufs im vorderen Feld |
So fertig war ich schon lange nicht mehr bei einem
Marathon! Ursprünglich wollten Claudia und ich im lockeren Tempo nur
mit Genuss Rad fahren und laufen. Die letzten vier Kilometer waren aber
dann weniger Genuss, als vielmehr harte Aufholarbeit. Na ja, manchmal
kommt es halt anders als man denkt.
Ich gratuliere Rainer und Manfred diesen beiden glorreichen Siegern zu
ihren gewonnenen Fight.
:-) Ja lieber Leser, auch ganz hinten wird gefightet und man dabei was
erleben! |
Nach 4 1/2 Stunden im Ziel: Noch gezeichnet von unserem Schlusssprint
auf den letzten 4 Kilometern. |
Nach einer angenehmen Dusche lassen wir diesen
erlebnisreichen und herrlichen Lauftag bei der Marathonparty in der
Forkelhalle gemütlich ausklingen.
Mein Glückwunsch an Jürgen und sein Team für diese gelungene
Erstlingsveranstaltung.
Das Schimmelreiterteam freut sich schon auf die Neuauflage im Jahr 2007. |
Epilog
"...Tarzan war wirklich ein »Marathoni«.
Fünfmal hatte er bereits die 42,195 km geschafft. Nur dreimal war er dabei
als Letzter über die Ziellinie gewankt"
(Auszug aus "Tod im
Saukopftunnel" Seite 21 von
Manfred H.
Krämer vom Team
Bergstrassen-krimi.de) Wer Lust auf mehr
bekommen hat:
Tod im
Saukopftunnel von Manfred Krämer
Der 1. Krimi der Reihe »Der
Bergstrassen-Krimi« des Marathonläufers und laufenden Reporters Manfred H.
Krämer. Es handelt sich zwar um kein typisches Laufbuch. Da es
spannend, humorvoll und unterhaltend ist, ist es dennoch auch für Läufer lesenswert:
Die herrliche Kulisse der Bergstraße,
die Städte und Dörfer der Kurpfalz, die Menschen an Rhein und Neckar bilden
den farbig und mit viel Liebe zum Detail erstellten Hintergrund dieses
Kriminalromans.
Ein spektakulärer Fund beim Bau des 2.700 m langen Saukopftunnels im
Weinheimer Norden gefährdet den Fortgang der Arbeiten, die Karrieren und
sogar das Leben einiger angesehener Bürger. Der mysteriöse Tod ihres Vaters
zieht Bertha Solomon und ihren Lebensgefährden Lothar Zahn mitten hinein in
ein bedrohliches Szenario. |
<== Teil 5 |
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