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Es ist vollbracht!
Die "Nacht der Nächte" habe ich überstanden - die 100 km sind
geschafft - und wie!
Nach 10 Stunden 31 Minuten und 58 Sekunden bin ich (wie von mir erhofft)
aufrecht, auf zwei Beinen und mit einem Lächeln im Gesicht jubelnd über
die Ziellinie in Biel gelaufen!
Was soll ich sagen oder schreiben?
Zunächst mal bin ich sehr glücklich und froh, dass ich den Lauf ohne
größere Probleme bewältigt habe - und nun auch oberstolz über das
Ergebnis.
Mein Hauptziel lautete ja: Ankommen und Spaß haben. Na ja - eine 12
sollte schon im Ziel vorne dran stehen. Meine Hoffnung waren 11 Stunden
und xx Minuten, mein geheimer Traum die 10 Stunden 50 Minuten (wäre ein
Schnitt von 6:30/km gewesen) und nun DAS - Wahnsinn!
Und damit nicht genug: In der Frauen-Gesamtwertung bedeutet die Zeit
Platz 12 und in der Altersklasse W40 durfte ich mit dem 2. Platz sogar
auf´s Podest steigen und mir eine zweite Medaille umhängen lassen!!
Letztendlich hat alles genau gepasst - habe das Feld sozusagen von
hinten aufgerollt. Die Zwischenzeiten (und Fotos vom Zieleinlauf) sind
zu finden unter
http://services.datasport.com/2007/lauf/biel/ - Gesamt-Frauen
bzw. W40.
Nach der Anreise am Donnerstag per Bahn habe ich eine Nacht in der
Gemeinschaftsunterkunft "Sahligut" (schweizer Zivilschutzbunker)
verbracht und einfach etwas "Atmosphäre" geschnuppert. Leider hat sich
das Wetter am Freitag von seiner ungemütlichen Seite (Übergang von
Niesel- zu Dauerregen) gezeigt, so dass ein kurzer Stadtbummel bald
beendet wurde. Den Nachmittag verbrachte ich dösenderweise auf dem Bett
bzw. mit dem Zusammensortieren meiner Ausrüstung sowie dem Bekämpfen
steigender Nervosität!!!
Gegen 19.30 Uhr kam dann mein kleiner "Fanclub" von zu Hause an: Ulrike,
Wolfgang, Regina, Klaus, Sabine und Kerstin hatten sich auf die Reise
begeben, um mich auf meinem weiten Weg durch die "Nacht der Nächte" zu
begleiten und zu unterstützen - was ihnen hervorragend gelungen ist!!!
Hierfür nochmals 1000 Dank - ihr wart mir stets eine treibende Kraft und
große Motivation!
|
Vorfreude vor dem Lauf |
Brücke von Aarberg
(Foto von 2004) |
Bei Temperaturen um 16 Grad hatte es am Freitagabend endlich aufgehört
zu regnen, die Straßen waren wieder trocken - im Gegensatz zu den
betonierten Wirtschaftswegen, die in der Dunkelheit des öfteren mit
knöchelhohen Pfützen bzw. netten Schlammlöchern überraschten. Nach einem
sehr stimmungsvollen Durchqueren von Biel ging es bald hinaus auf´s Land
- eindrucksvolle Gerüche (eben Landluft), im Licht der Stirnlampen mal
eine Gruppe von Kühen oder ein Mäuschen huschte über die Laufstrecke,
sonst nur das Getrappel der Läufer, reflektierende Laufbekleidung oder
später die Rücklichter der Begleiter auf den Fahrrädern.
Zwischenzeitlich immer mal ein kurzer Schauer, nicht sonderlich störend.
Glücklicherweise hatte ich mich bei der Wahl der Klamotten richtig
entschieden: Singlet, darüber ein Halbarm-Shirt, Tights und Ärmlinge!
Dazu Kappe (nicht gebraucht), Stirnlampe, Flaschengurt und Nummernband
(inkl. Glücksschwein).
Die Dunkelheit und die späte Uhrzeit bereiteten relativ wenig Probleme,
Müdigkeit spürte ich seltsamerweise eher als die Dämmerung wieder
hereinbrach! |
Unterwegs in der Nacht |
Die Stimmung an der Strecke war schon nett, nicht so trubelig wie bei
einem großen Stadtmarathon, alles etwas ruhiger und beschaulicher,
dennoch sehr ausdauernd! Dank der milden Temperaturen saßen in vielen
Dörfern die Menschen tatsächlich bis morgens um 3 Uhr draußen vor den
Wirtschaften bzw. Festzelten und feuerten die Läuferinnen und Läufer an!
Doch danach wurde es schon deutlich gedämpfter und die nachlassenden
Kräfte bzw. die müden Augen machten sich bemerkbar.
Den berühmt-berüchtigten "Ho-Tschi-Minh-Pfad" zwischen Km 55 und 65
erreichte ich noch in völliger Dunkelheit - und in einem (gefühlten)
Wahnsinnstempo ging es hintereinander im wilden Galopp über Wurzelwerk,
durch Pfützen und sonstige unsichtbare Stolperfallen - Gott sei Dank
ohne eigenen Stolperer oder Sturz des Vordermannes!! |
Der Ho Chi Minh Pfad bei Tageslicht (Foto von
2004) |
Die Beine spürte ich erstmals so ab km 30 - aber nicht sonderlich schlimm,
eben wie bei einem normalen langen Lauf. Wie bereits vermutet,
entscheidet sich das Finishen letztendlich im Kopf, die Beine sind nur
noch Mittel zum Zweck, machen automatisch mit, was die Schaltzentrale
oben vorgibt (und wenn die "Laufen" sagt, dann wird eben gelaufen!).
Geplant hatte ich eigentlich ein Lauftempo zwischen 6:30 bzw. 7:00
Minuten pro Kilometer, war jedoch von Beginn an meist einen Tick
schneller, ohne dass ich jemals das Gefühl hatte, dass ich zuviel
"drücke". Ich ließ es einfach so laufen, wie es locker ging.
Die Steigungen (die Uhr zeigte im Ziel 650 Höhenmeter insgesamt an) bin
ich wie die meisten der Mitläufer hochgegangen, aber eben "stramm
marschiert". Dies dann oft zur Verpflegungsaufnahme genutzt: Dabei hatte
ich eine Flasche Wasser mit einer Prise Salz und einige halbierte
Powerbar-Riegel, um zumindest zu Beginn im Getümmel an den
Versorgungsstationen nicht unnötig Zeit zu lassen.
Erst ca. ab km 50 habe ich zusätzlich mit der Aufnahme von Wasser (wenn
meine Leute es nicht rechtzeitig zum vereinbarten Treffpunkt geschafft
haben), Cola sowie immer mal einem Stückchen trockenem Brot begonnen.
Richtig anstrengend (also dass die Beine gegen den Kopf rebellierten und
sagten: "Wir tun weh, wir wollen PAUSE!") wurde es erst so ab km 65 -
eben als der neue Tag begann und die Helligkeit zurückkehrte. Die Augen
waren angestrengt von der Dunkelheit und wollten gar nicht mehr recht
nach der Landschaft und sonstigen netten Dingen schauen! Leider gab es
keinen traumhaften Sonnenaufgang mit viel Morgenrot, darauf hatte ich
mich seit Wochen gefreut, war für mich ein Teilziel in Biel (DAS will
ich erleben). Irgendwann war sie dann aber doch da und zusammen mit
einem Mitläufer habe ich die goldene Scheibe freudig begrüßt!
So ging es weiter von Verpflegungsstation zu Verpflegungsstation, dort
dann nur kurz gehalten, Wasser in die immer schneller leer werdende
Trinkflasche gefüllt, ein oder zwei Becher Cola getrunken und weiter.
Die Versorgung an den Ständen ließ wohl keine Wünsche offen, viele
Läuferinnen und Läufer haben sich sogar gemütlich niedergelassen und
geschmaust. Das ist jedoch nicht mein Ding, dafür ist mein Ehrgeiz
(noch?) zu groß! |
Der Anstieg ab Kilometer 76 (Foto von
2004) |
Ein Angebot von Ulrike, mich laufenderweise einige Kilometer zu begleiten,
habe ich bei km 75 doch dankend abgelehnt, noch war ich mit einem guten
Schnitt unterwegs. Bei km 78 dann nochmal ein saftiger Anstieg und dann
ein lang gezogenes Gefälle. Die Oberschenkel haben sich mit lautem
Protest geäußert, wurden jedoch zur Ruhe ermahnt (...ist ja nicht mehr
lange). Aber meine Kraft und mein Wille zum Weiterlaufen, Tempo halten,
nun doch "Druck machen", waren ziemlich angeschlagen. Immer mehr habe
ich die Versorgungsstellen herbeigesehnt (um mal kurz stehen zu bleiben)
oder eben meine "Fans" zu sehen, die mir immer wieder neue Kraft gaben
und Mut machten!
Ein letztes Zusammentreffen gab es für uns bei km 90 - danach habe ich
mir ab und an zwischendrin Gehpausen zugestanden, sonst die Strecke
komplett durchgelaufen!
Das Ziel war zwar noch sehr fern (10 km können ewig lang sein), aber
nicht unerreichbar! Und meine Wunschzeit hatte ich auch "im Sack". Nur
eines war noch offen: Würde es mir gelingen, sogar in 10 Stunden und 30
Minuten zu laufen?!? Schwierige Rechnerei, da mein eigener
Kilometerzähler nicht genau mit den Markierungen (die es sowieso nur
alle 10 km gab) übereinstimmte.
Bei km 90 hatte ich noch rund 62 Minuten für die letzten 10 km -
normalerweise ein Kinderspiel, jedoch mit den "erlaubten" Gehpausen kaum
erreichbar. Dennoch habe ich es versucht und musste bei km 97 einsehen
(ab 95 war jeder einzelne km wieder angeschrieben), dass die 10:30 h
illusorisch waren.
Also alles ruhig und locker (haha....) über die Runden bringen, Kräfte
sparen....
Dann km 99: Jetzt ist es gleich geschafft! Nochmal sammeln, die
Klamotten richten und los - ich höre schon den Stadionsprecher, noch
eine Kurve, sehe das Ziel, die Uhr läuft und ich auch. Noch mal ein
Endspurt, an der Seite stehen meine Leute, ich reiße die Arme hoch und
laufe jubelnd durch´s Ziel! Einfach nur genial! |
An der Aare am Morgen |
99 Kilometer sind
geschafft! (Foto von 2004) |
Mit der Finisher-Medaille um den Hals nehme ich meine Lieben total
glücklich, froh und erleichtert in den Arm, drücke jeden und freue mich
wie ein Schneekönig! Und dann die nächste Belohnung: Ein schönes kühles
Hefeweizen - oh wie tut das gut!
Anschließend Abholen des Finisher-Shirts und der Urkunde - was sehen
meine Augen: Platz 2 in der W40 und 12. bei den Frauen insgesamt -
unfassbar.
Nach einer schnellen heißen Dusche (die Beine und Schuhe sahen aus wie
nach einer Schlammschlacht) ging es zurück ins Festzelt, wo gerade die
Siegerehrung der Altersklassen lief.
Nach einer kleinen Stärkung (noch ein Weizen und zwei Hefeschnecken!!!)
der nächste Höhepunkt: Auf der Bühne gab es noch eine zweite Medaille
sowie einen festen Händedruck von Veranstalterseite.
So etwas erlebt man nun wirklich nicht alle Tage - und ist Lohn von
Training, einer Portion Ehrgeiz und einem ordentlichen Anteil Glück -
dass ich gesund bin und so viele tolle Dinge unternehmen und machen kann
- dazu noch die Unterstützung so vieler lieber Menschen, die ich im
Alltag oftmals mit meinem Sport nerve, beunruhige oder verwundere -
dafür bin ich allen sehr, sehr dankbar.
Heute geht es mir mental sowieso sehr gut und körperlich ging es mir
schon weit schlechter (nur ein doller Muskelkater in den Oberschenkeln
sowie eine fette Blase an einer Fußzehe beeinträchtigen leicht mein
Gangbild.
Nun verabschiede ich mich erstmal in den Urlaub - die Laufschuhe bleiben
natürlich daheim!
CiaoCiao Rennmaus4444 (jetzt: Ultra-Rennmaus) |
Im Ziel - Prost! |
Monika Fischer im Ziel der 100 Kilometer von Biel |
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