Die Laufpace bergab
Nach knapp 18 Kilometern Laufstrecke erreichen wir
die Höhe Foppa. Mit den heutigen Wolkenspielereien und der offenen
Wiesenlandschaft erinnert mich das ganze ein klein wenig an Schottland.
Nachdem ich wieder mal Verpflegung gefasst und reichlich getrunken habe
- fragt mich nicht, was man alles bei so einem Berglauf raus schwitzt -
geht es erst einmal bergab. Anfangs auf einen Fahrweg, bevor wir dann
rechts auf einen Crossabschnitt abbiegen.
Dabei kann ich so richtig schön Gas geben. Obwohl ich meine
Oberschenkelmuskulatur durch zu schnelles Bergablaufen nicht zu sehr
belasten will, wird dieser Kilometer 19 mit einer Laufzeit von
4:38 mein schnellster des Tages sein. |
Nach guten 17 Kilometern Laufstrecke erreichen wir in über 1750 Metern
Höhe Foppa |
Auch beim Crossabschnitt bremse ich kaum ab, da ich
mit meinen Crossschuhen heute einen wunderbaren Halt habe und der
schmale Wiesenpfad so wunderbar federt. Nur fliegen dürfte noch schöner
sein: Ich fliege, fliege im Sauseschritt ... |
Dahinter geht es erst einmal bergab |
Stephen
Am Ende dieser erfrischenden Laufjagd, bei der ich
nun doch einige Läufer überhole, hole ich Stephen Schöndorf ein. Stephen
lernte ich über WIKIPEDIA kennen,
da wir uns dort innerhalb der
Leichathletikgruppe um das Thema Marathon kümmern. Dabei stellen
wir speziell all die mehr oder weniger bekannten
Marathonveranstaltungen in der Onlineenzyklopädie vor. Daneben ist Stephen auch bei
www.laufen-aktuell.de aktiv,
deren interessante und gut besuchte Läuferforen ich nur weiter
empfehlen kann!
Nun habe ich endlich mal das Glück und die Gelegenheit Stephen auch
persönlich kennen zu lernen. Schon lustig, wo sich Gleichgesinnte
überall treffen können oder? |
Stephen Schöndorf lernte ich über WIKIPEDIA kennen. Nun treffe ich ihn
erstmals persönlich |
In Parpan empfängt uns
ein Streckenfest und gute Verpflegung |
Hinter der Verpflegungsstelle und dem Streckenfest
mit musikalischer Untermalung in Parpan, wo ein Speaker jeden Läufer
persönlich begrüßt, trennen sich wieder unsere Wege. Ich freue mich
schon auf den Wurzelweg dahinter, während Stephen dort noch etwas
verweilen möchte.
Der Wurzelweg und kluge Sprüche
Der durch das nasse Wetter der Vortage verschlammte
"Wurzelweg", erinnert mich in vieler Weise an
meinen Rennsteiglauf vor
einem guten Monat. Es geht dabei durch einen schönen Bergwald auf
gewellter Strecke von Parpan zum Valbella. Nach eher langweiligen
Unterboden auf den letzten 2-3 Kilometern kommen hier meine
Crosslaufschuhe wieder richtig zum Einsatz. Das macht mich übermütig und
ich muss aufpassen, dass ich vor lauter Übermut nicht mit der
Nasenspitze voraus in einer Schlammpfütze lande. Denn wie sagte schon
immer meine Oma zu mir als kleines und übermütiges Kind: "Übermut
tut selten gut!"
Ach wie habe ich diesen altklugen Spruch als Kind "lieben" gelernt. Sie
vermiesten all meine Pläne und Späße. Immer, wenn sich Spaß und Spaßiges
mit reichlich Unfug gepaart anbahnte, endete das ganze mit dieser tollen
Lebensweisheit aus dem Munde einer Dame, die ihr Leben schon zum großen
Teil gelebt hatte, während mir damals noch die ganze Welt mit allen den
positiven und leider auch negativen Erfahrungen
offen stand.
Wie gut, dass es auch noch weitere
kluge Sprüche
gibt wie: "wer nicht wagt der nicht gewinnt!", "In der Kürze liegt die
Würze!" ...und außerdem "Unkraut vergeht nicht!", selbst auf einen
Wurzelweg nicht.
Also liebe Kinder und zu groß gewordene Kinder, lasst Euch den Spaß
nicht verderben! |
Der berüchtigte "Wurzelweg" zwischen Parpan und Valbella |
Australische Klänge in Graubünden
Die urigen Klänge eines
Didgeridoos aus
den Tiefen des australischen Outbacks läuten das Ende des Wurzelwegs und
den Beginn der Umrundung des beschaulichen Heidsees zwischen Valbella
und Lenzerheide ein. Das Didgeridoo wird mit "flatternden" Lippen sanft
angeblasen und mir flattert förmlich das Herz bei so herzergreifenden
Tönen.
Aber wie es heißt so schön, ich möchte so gerne noch bleiben,
aber
der Wagen der rollt.
So lasse ich dann auch schon bald diesen hellhäutigen
Aboriginal mit
seinen Tönen aus einer anderen Zeiten, Welten und fremdartigen Kulturen
weit hinter mir ... |
Australische Klänge auf einem
Didgeridoo am Heidsee, den wir nun fast ganz umrunden werden |
Alpenidylle am Heidsee |
Der Heidsee
Der Heidsee, an der Lenzer Alpenheide, gelegen ist
ein Alpenidyll. Sein Wasser glitzert und funkelt wie tausende
Brillianten ...
Schönheit und Glanz hin oder her, wir verlieren den Blick für das
Schöne, da nun auch schon über 26 Kilometer und und gut 1200
Höhenmeter in unseren Knochen stecken. Letztes Jahr war es hier
unangenehm heiß und ich spielte schon mit den Gedanken in das kühle Nass
des Sees zu springen. Diese Gefahr besteht heute nicht. Bei der heutigen
angenehmen Temperatur kann ich endlich mal die Runde um den See
genießen. |
Das Parpaner Rothorn zeigt sich verschüchtert, es hüllt sich immer noch in Wolken ein
... |
... aber plötzlich lässt es seinen Schleier fallen. Passend vor der romantischen Kulisse
eines künstlichen Wasserfalls enthüllt es sein Antlitz. |
Der scharfe Gegenwind
Der Laufgenuss endet abrupt, als wir am See die
Laufrichtung wechseln. Wir laufen nun frontal gegen einen scharfen,
Achtung gebietenden Bergwind, der uns zuvor gnädig in den Rücken blies.
Wie scharf mag der Wind, erst dann später auf dem Rothorngipfel sein?
Wütend kämpfe ich gegen diese Naturgewalten an und erinnere mich an den
legendären Lauf gegen den Sturm in
Bad Füssing 2005.
Schließlich wechseln wir wieder die Laufrichtung und
verlassen bei der Rothorn Talstation den See und laufen durch ein
Waldstück, an den Holzskulpturen eines künstlerisch veranlagten
Holzfällers vorbei Richtung Lenzerheide, wo ein Sprecher schon wie in
Paparn zuvor jeden ankommenden Läufer persönlich begrüßt.
Bevor es nun endgültig die Berge hoch geht, fasse ich nochmals kräftig
Verpflegung, da ich in Kürze so einiges an zusätzlicher Energie
verbrennen werde. |
Holzskulpturen auf dem Weg nach Lenzerheide |
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Nur wenige Hundert Meter später erreichen wir den
Eingang zum finalen Anstieg von 1414 Höhenmetern auf den letzten 11
Kilometern. |
Am Beginn des langen und schweren Anstiegs auf den letzten 11 Kilometern
in Lenzerheide |
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