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München Marathon, 12.10.2008 - Trainingslauf im goldenen Oktober
Danke, Petrus! Ein schöneres Wetter als heute kann es für einen Marathon nicht
geben! Die feuchte, trübe Kälte der letzten Wochen ist endlich vorbei. Heute
strahlt die Sonne vom wolkenblauen Himmel, und die Temperatur ist für einen
Marathon ideal, nur für Spitzenläufer vielleicht etwas zu hoch. Wegen des kalten
Septembers sind die Bäume nun schon stärker gefärbt als normalerweise Mitte
Oktober. Dies ist gerade für den Münchenmarathon ideal, denn entlang der 42,2 km
stehen zwar außerordentlich wenig Zuschauer, dafür aber umso mehr herrlich
bunter Bäume. Bereits der zehnminütige Fußweg durch den Olympiapark von der
U-Bahn zur Gepäckabgabe und danach weitere zehn Minuten zum Startblock sind ein
wunderbarer Herbstspaziergang. Danach stehen wir in einer ebenfalls von
Herbstbäumen gesäumten Allee, hinter uns der Fernsehturm. Bei manchen
Sommerläufen habe ich vor dem Start gefroren, heute ist es dagegen sehr
angenehm.
Auch entlang der ersten Kilometer stehen viele Herbstbäume. Von Anfang an fällt
aber auf, dass sich kaum applaudierende Zuschauer an den Streckenrand verirren.
Ab und zu ein paar Leute, einige Trommelgruppen, aber so richtig Stimmung kommt
nirgends auf. |
Am Start |
Das Siegestor bei Kilometer 3 |
Bei Kilometer 3 erreichen wir zum ersten Mal etwas von den vielen
Sehenswürdigkeiten der Innenstadt. Wir passieren das Siegestor und laufen vorbei
an Universität und Staatsbibliothek. Vor uns sehen wir die Bauwerke am
Odeonplatz, den wir jetzt aber noch nicht erreichen, da wir vorher wenden und
ein Stück den langsameren Läufern entgegen traben.
Auch ich zähle heute im völligen Gegensatz zu meiner Planung zu den
Schlusslichtern. Noch vor zwei Wochen fühlte ich mich so fit wie nie zuvor im
Leben und war fest davon überzeugt, wie bereits bei der Anmeldung für München
geplant, heute meine drei Jahre alte Bestzeit aus Berlin um einige Minuten zu
schlagen. Doch die Gesundheit ist nicht vorhersehbar, und vorgestern musste ich
sogar auf die geplanten Museumsbesuche verzichten, so tot fühlte ich mich. Krank
einen Marathon auf Zeit zu laufen ist vollkommener Schwachsinn, und daher
beschloss ich, heute nur einen langsamen Trainingslauf zu machen, egal wie viele
Kilometer ich schaffe. Da ich mich am Start besser als gestern fühlte hoffe ich
nun, statt meinem schnellsten vielleicht wenigstens meinen langsamsten Marathon
zu schaffen, statt 5:30er Schnitt im 6:30er zu finishen. Auf den ersten
Kilometern scheint diese Hoffnung berechtigt. |
Brunnen Leopoldstraße |
An der Universität |
Staatsbibliothek |
Im Gegensatz zu früher führt der Marathon nun bereits im ersten Streckendrittel
durch den Englischen Garten, wenn man noch Muße hat, die weitläufige
Parklandschaft, die herrlichen Herbstfarben und die Stille zu genießen. Hier ist
es von km 8 bis km 15,5 eher ein Landschaftslauf als ein Stadtmarathon. Mir
gefällt dieser Abschnitt am besten. Hier bin ich froh, dass ich heute nicht
meiner Bestzeit nach hetze sondern in aller Ruhe das Genussjoggen genießen kann.
Nur an sehr wenigen Stellen versammeln sich hier ein paar Zuschauer. Gegen Ende
der Parkstrecke spielt eine Rockband. Schon wieder ?Cocain�! Ich verstehe nicht,
warum ausgerechnet dieses Lied so oft entlang der Marathons gespielt wird.
Doping?
Bald nach Verlassen des Parks überqueren wir die Isar. Anfangs führt die Strecke
nun durch eine recht hübsche, wenn auch einsame Wohngegend, später wird die
Umgebung immer langweiliger. Stimmung ist hier bis auf wenige seltene Momente
komplett Null. |
Im Englischen Garten |
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Musikgruppe |
Bei diesem Marathon nehmen auch einige Läufer verkleidet teil und sammeln
unterwegs Spenden für ein
Projekt für Menschen mit Down-Syndrom. Pumuckl und Biene Maja sehen recht
witzig aus. Kurz darauf treffe ich den Sandmann, der erst gestern den
Kaisermarathon mit über 1800 Höhenmeter lief, heute trotzdem noch Kraft hat, die
42,2 km plus vielen Abstechern zu den Zuschauern zu laufen.
Nun kommt ein geographisches Paradoxon: Der Kilometerschild 21 steht etwa 50
Meter hinter (!!!) dem Halbmarathonpunkt mit der Zeitmessung.
Bei anderen Stadtmarathons hilft der Applaus der Zuschauer, die öden
Streckenabschnitte zu überwinden, aber hier kann man sich nur durch Gespräche
mit anderen Läufern über die Monotonie hinwegtrösten. Viele um mich herum sind
mit ihrer heutigen Leistung zufrieden, für mich dagegen ist es der langsamste
Trainingslauf meines Lebens, und inzwischen weiß ich, dass ich aus Rücksicht auf
meine Gesundheit nicht bis zum Ziel laufen kann. |
Biene Maja und Pumuckl |
Der Sandmann |
Müllersches Volksbad |
Nun geht's über die Isar |
Erst etwa bei km 28 erreichen wir wieder die Altstadt, und prompt macht der Lauf
auch wieder richtig Spaß. Die herrliche Jugendstilarchitektur des Müllerschen
Volksbad, der Blick über die Isar zum Deutschen Museum, das herrliche Isartor,
das alte und das neue Rathaus � hier wird der Marathon zum Sightseeing. Dass am
Marienplatz, dem Herz Münchens, trotz Moderation und Absperrgittern
Stimmungsmäßig auch nicht gerade der Bär tobt (immerhin nicht ganz so träge wie
im Rest der Stadt), wundert mich inzwischen nicht. Bei dem auch für Zuschauer
perfekten Wetter sitzen zwar viele Menschen in den Straßencafés am Streckenrand,
aber mir scheint es, als fühlen sich viele eher gestört von den vorbeilaufenden
Marathonis. Auch die Spaziergänger, die durch die Stadt bummeln, nehmen die
Läufer offensichtlich nur war, wenn sie ihnen beim Überqueren der Laufstrecke
ausweichen müssen. Egal wie schön die Stadt ist � der Mentalitätsunterschied zu
Köln oder Hamburg wird hier überdeutlich! |
Isartor |
Altes Rathaus |
Neues Rathaus |
Bei heißen Sommerläufen kommen mir die Helfer an den Getränkestationen oft wie
Engel vor. Dass ich nun wirklich Engel sehe ist keine Halluzination sondern
Maskerade. Als Engel verkleidete Frauen servieren ?Engelswasser. |
Engelswasser |
Sendlinger Tor |
Vorbei am Sendlinger Tor wenden wir wieder in Richtung Marienplatz. Noch einmal
das herrliche neue Rathaus, dann geht es weiter zum Residenz Nationaltheater,
vorbei am Hofgarten und Theatinerkirche, über den Odeonsplatz und auf das schon
am Morgen zweimal passierte Siegestor zu. Doch bevor wir dieses erreichen folgt
eine 4,5 km weite Schleife nach Westen.
Nach Kilometer 33 ist für mich Schluss. Ich fotografiere noch den Königsplatz,
an dem das Propyläen und die Glyptothek nach dem Vorbild der Architektur von
Athen errichtet wurden.
Enttäuscht schlappe ich anschließend neben den Läufern in Richtung Odeonsplatz. |
Marienplatz |
Nationaltheater |
Porpylaen |
Glyptothek |
Eigentlich sollte man annehmen, dass Streckenordner den Weg zur nächsten
U-Bahn-Station kennen, aber die Dame, die ich frage, muss erst den Streckenplan
suchen. In der U-Bahn komme ich mir vor wie ein Verlierer. Als ich das
Olympiastadtion erreiche sehe ich die vielen Läufer, die im Stadion ihre Runde
zum Ziel drehen. "Do not finish" - so hätte ich mir meinen Münchenmarathon nicht
vorgestellt. Doch Vernunft ist wichtiger als ein Zieleinlauf um jeden Preis.
Vielleicht probiere ich das mit der Bestzeit nochmal in 14 Tagen in Frankfurt. |
Das Ziel im Olympiastadion |
Olympiapark |
Erholung im Schwimmbad |
Über die letzten Kilometer kann ich daher nur schreiben, was ich von anderen
Läufern erfahre. Die in der Ausschreibung toll angekündigte Partymeile in
Schwabing kann guten Gewissens als Ansammlung kurzer Party-Strohfeuer statt als
große Stimmungshochburg bezeichnet werden. Vielleicht war beim Spitzenfeld noch
mehr am Streckenrand los, aber für die 4:30 Läufer gab es bestenfalls bemühte
Aufmunterung. Die Strecke zwischen km 37 und 40 kennt man schon vom Anfang, sie
bietet also auch nichts mehr zu entdecken. Schön ist dagegen das allerletzte
Stück im Olympiapark, und dann natürlich der großartige Zieleinlauf im Stadion.
Unschlagbar unter allen Stadtmarathons ist danach aber die Umgebung des Ziels.
Während man in Köln, Frankfurt, Hamburg oder Berlin so schnell wie möglich zum
Bahnhof will lockt hier bei schönem Wetter der herrliche Park zum Verweilen.
Eine Stunde am Seeufer in der Sonne sitzen - was will man mehr! Außerdem ist für
Marathon-Teilnehmer an dem Tag der Eintritt ins Olympia-Schwimmbad frei, so dass
man nicht nur Duschen sondern zur Auflockerung der Muskulatur auch etwas
schwimmen kann. Großartig!
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Kurzbewertung:
Anfahrt: Hervorragende Lagepläne bereits auf der Homepage, etwas lange
Fußwege, die allerdings in schöner Umgebung
Startnummernausgabe: Gut
Organisation: Sehr gut. Die Gepäckab- und Rückgabe klappt sogar besser als bei
den "großen" Marathons
Strecke: 50 % sehr schön, 50 % todlangweilig, nur wenige Höhenmeter auf und ab
Zuschauer: Mangelhaft. Bei manchem 10 km Landschaftslauf klatschen mehr Leute
als bei 42,2 km München
Sanitäre Anlagen: Außergewöhnlich kurze Warteschlangen vor den Dixis, am Ziel
hervorragende Duschen im Schwimmbad
Getränkeversorgung: Nur Wasser und Iso, keine Cola, kein Apfelsaft, also ein
Minuspunkt
Ernährung: Unterwegs nur Bananen und (ausnahmsweise sogar genießbare) Riegel
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Links
Offizielle Website des
München Marathons
Bericht vom
Jahr 2000
Bericht vom Jahr 2004
Bericht vom Jahr 2005
Bericht vom Jahr 2006
Bericht vom Jahr 2007
Bericht von Jürgen Löwenstein vom
Jahr 2008
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