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Halbmarathon in Scheßlitz am 24.03.2008

Eine Läuferin läuft beim Halbmarathon in Scheßlitz ins Ziel ein

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Halbmarathon in Scheßlitz am 24.03.2008 -   Bildbericht von  Thomas Schmidtkonz

Ein spätwinterlicher Osterlauf

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Ein spätwinterlicher Osterlauf

Da ich momentan Probleme habe mich zum Laufen zu motivieren, suche ich mir als kleine Motivationshilfe Laufveranstaltungen in meiner Nähe aus.
Der Blick in den Laufkalender zeigt mir, in Scheßlitz findet sogar am Ostermontag ein Halbmarathon statt. Der kommt mir ja wie gerufen!
Bin ich vorletzte Woche in Bad Windsheim bei stürmischen Bedingungen den Halbmarathon mit Fotoapparat noch in recht langsamen 1:56 gelaufen, will ich es heute bei dem spätwinterlichen, aber relativ ruhigen Wetter etwas flotter angehen. Dabei möchte ich gerne meine aktuelle Fitness überprüfen, zumal ich in der letzten Laufwoche wieder nur 7 Trainingskilometer verzeichnen konnte. Dazu will ich flott, aber nicht am Limit laufen.

Ein Streckenposten weist mich mit meinem Auto zu einem Schulkomplex, wo alles zugeparkt ist.  In einer Seitenstraße entdecke ich dann doch noch einen Parkplatz.
Die Startunterlagen gibt es aber nicht in der Schule, sondern direkt beim Start. Also wandere ich etwa 500 Meter zum Start und melde mich dort nach. Hier in der Nähe des Startgeländes sind noch lauter Parkplätze frei. Da es heute so kalt ist, hole ich mein Auto und parke hier. So kann ich noch kurz vor dem Start meine warmen Sachen ablegen.

Heute keine Spur mehr vom Frühling, wie noch vor einer guten Woche in Bad Windsheim! Dick eingemummt laufe ich mich warm, während mir ein eisiger Wind entgegen bläst. Dabei treffe ich etliche mir bekannte Läufer wie z.B. Jochen Brosig, der über das heutige Laufereignis auch schreiben wird.

Halbmarathon in Scheßlitz am 24.03.2008

Treff der Läufer nahe am Start des Halbmarathons

Halbmarathon in Scheßlitz am 24.03.2008

Der Autor noch dick eingemummt, bevor es los geht

Also werde ich heute nicht in Shorts laufen! Die Jacke lege ich dann aber doch ab und trage nur ein Lauf-T-Shirt und ein dünnes langärmeliges Shirt darüber. Dabei hoffe ich, dass mein Brustkorb bei dem schneidenden Gegenwind nicht auskühlt.

Schließlich stellen wir gut 200  Halbmarathonläufer uns beim Start auf. Auf ein Starttor hat man hier verzichtet. Wie man sieht geht es auch ganz gut ohne.
Wir wärmen uns zwar gegenseitig auf, aber dennoch erwarten wir sehnsüchtig den Startschuss.
Dabei müssen wir noch ein Stückchen zurückrücken, damit die Distanz der DLV vermessenen Strecke auch korrekt und damit bestzeitenfähig ist.
Bei meinem aktuellen Trainingsstand besteht dazu zumindest bei mir keine Gefahr. Meine alte persönliche Halbmarathonbestzeit von Bad Füssing im Jahr 2007 werde ich sicher nicht knacken.

Endlich fällt laut knallend der Startschuss. Da hier heute auch die Oberfränkischen Meisterschaften ausgetragen werden, laufen die meisten sehr flott los. Da kann und will ich nicht mithalten. Ich habe mich offensichtlich zu weit vorne eingereiht, da mich auf den ersten Metern fast alle überholen.  Ich komme mir dabei wie ein stehender Fels in einem reißenden Strom vor.
Im Augenblick weiß ich gar nicht wie schnell ich laufe. Ich will mich auf keinen Fall zu sehr mitreißen lassen. Dennoch komme ich schon nach wenigen Hundert Metern recht ins Schnaufen. Also bin ich zu schnell und nehme Tempo raus. Nur langsam finde ich meinen Laufrhythmus.

Wir laufen in vier Runden eine Wendestrecke mit Schleifen an beiden Enden. An der ersten Ende ist eine größere Schleife von etwa einem Kilometer Länge, während die Schleife am anderen Ende vielleicht nur 100 - 200 Meter lang ist. Am Hinweg geht es leicht bergab, dafür bläst ein schneidender Gegenwind uns entgegen, während es am Rückweg sanft bergauf mit Rückenwind geht.

Im Augenblick habe ich noch den Wind gegen mich. Daher suche ich bei Läufern vor mir etwas Windschutz und nutze dabei das sanfte Gefälle. Kilometer 1 passiere ich nach 4:55 Minuten. Dabei fühle ich mich nicht besonders gut. Also peile ich lieber keine Zeit unter 1:45 an, sondern nur eine Zeit unter 1:50. Das soll und muss heute genügen. Wer trainingsfaul ist, muss sich in Bescheidenheit üben!
Als momentan recht untrainierter Genussläufer habe ich ohnehin keine Lust ans persönliche Limit zu gehen. Ich will mich zwar heute anstrengen, aber nicht quälen. Ich will heute mit dem Gefühl heimgehen,  ich habe was getan!

Langsam finde ich mein passendes Lauftempo und spule meine Kilometer auf der etwas monotonen und leider auch windausgesetzten Strecke ab.

Nach der ersten Wende habe ich einen schönen Blick auf die Giechburg. Da wäre ich heute eigentlich lieber rauf gelaufen, aber der Giechburglauf, vom gleichen  Verein ausgetragen, fällt dieses Jahr leider aus. Beim Blick auf die hoch über uns liegende Burg werden wieder Gedanken an unseren wunderschönen Frankenweglauf wach, wo wir bei der 5. Etappe zu dieser eindrucksvollen Burg hoch liefen und dabei einen kleinen Bergsprint einlegten. Mensch, war ich da noch fit! 15 - 20 % Steigung nahm ich da wie eine Bergziege mit links und heute auf dieser Flachlandstrecke keuche ich mir einen ab!
Nein, das Keuchen stammt nicht von mir, sondern von einen meiner Mitstreitern. Er überholt mich gerade, sein letztes gebend, mit hochroten Kopf. Am liebsten würde ich ihn nachrufen: "Mensch Junge, tu etwas langsamer! Dann kommst Du zwar ne Minute langsamer, aber dafür auch ausgeruhter ins Ziel ..."
Ich nehme etwas Tempo raus, da mich das Gekeuche nervt.

Nach gut 5 Kilometern Laufstrecke erreiche ich den Verpflegungspunkt. Ein Schluck warmen Wassers - der Veranstalter hat mitgedacht -  und schon geht es in die zweite Wende.

Zwei "Lange Kerls" überholen mich gerade bei Gegenwind. Nicht nur Friedrich Wilhelm I. hätte seine Freunde an ihnen, sondern auch ich. Ich hänge mich an sie ran und nutze sie als Windschutz, da seit der Wende mir der kalte Westwind heftig ins Gesicht bläst. Sie laufen zwar etwas schneller als mein vorgesehenes Lauftempo, aber ich kann sie leider nicht wie ein preußischer König zu einen etwas langsameren Tempo abkommandieren. Da muss ich halt jetzt durch und auch mal etwas Laufleistung zeigen!

Ich laufe mit Ihnen, geschützt wie eine Kenianerin mit ihren Zugläufern, bis zur nächsten Wende. Dann lasse ich sie ziehen. Leider haben wir dabei auch meinen Lauffreund den "Keucher" eingeholt und sogar überholt. Er hängt mir nun wie eine Zecke im Nacken oder wie eine Klette in den Hacken.
Nein, das nervt meine Laufnerven wirklich. Ich bin heute wirklich ein "Lauf - Sensibelchen".
Also nehme ich nochmals Tempo raus und lass ihn, auf meine "Laufruhe" doch sehr erpicht, erst mal wieder vorbeiziehen.

Halbmarathon in Scheßlitz am 24.03.2008

Eine Läuferin läuft beim Halbmarathon in Scheßlitz ins Ziel ein

Mittlerweile laufen uns schon die schnellen Läufer entgegen. Das bringt etwas Abwechslung ins Spiel. Man sieht wer vorne läuft, wer am Limit läuft, wer taktiert, wer konzentriert ist, wer am Zahnfleisch kriecht oder sich heute nur einen Laufspaß macht.
Wer heute noch nicht zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist, kann hier sicher seine laufpsychologischen Studien betreiben.

Auch Jochen mischt recht weit vorne mit. Gerade kommt er mir noch gut aussehend entgegen gerannt. Ob er mich noch überrunden wird?

Bereits in der dritten Runde überrunden mich die ersten Läufer, die eine kleine Laufgruppe gebildet haben.  In dieser Runde hole ich zum Gegenschlag aus und überhole wieder mal meinen keuchenden und lauthals stöhnenden Läufer. Dabei kann ich auch etwas Abstand zwischen uns beiden aufbauen.
Leider scheint er aber dann in der letzten Runde einen Zahn zuzulegen und überholt seinerseits wieder mich. Meiner Laufruhe zuliebe nehme ich bei seinem Überholvorgang sofort Tempo raus, damit er etwas Vorsprung gewinnt.

Ich bin froh, als ich die Kilometermarkierung 20 entdecke, da ich nun das Rundengedrehe doch etwas leid bin, zumal ich kein Freund mehrerer Laufrunden bin.
Kurz vor dem Ziel lege ich noch den obligatorischen kurzen Sprint ein und überquere mit selbstzufriedenem Gesicht voll im Zeitplan die Ziellinie nach 1:48:25 Laufzeit. Mehr durfte ich bei meinem akuten Trainingsdefizit nicht erwarten.

Im Verpflegungsbereich im Ziel gibt es nicht nur verschiedene Iso-Getränke, sondern zu meiner Freude auch alkoholfreies Bier. Da kippe ich doch gleich einen Becher runter, bevor ich mir schnell beim Auto warme Kleidung hole.

Nach diesem flotten und schönen Osterlauf fahre ich zufrieden heim. Ohne diese Laufveranstaltung wäre ich heute sicher nicht über 20 Kilometer gelaufen. So beginne ich diese Laufwoche schon mit der dreifachen Streckenlänge gegenüber der Woche zuvor, wo es von Montag bis Ostersonntag nur 7 Kilometer waren ...

Bewertung / Fazit

Eine empfehlenswerte und sehr gut organisierte Laufveranstaltung, mit guter Verpflegung im Zielbereich, auf einer zwar nicht sehr abwechslungsreichen und etwas monotonen, aber dafür relativ schnellen Laufstrecke für Läufer, die sich aufs Laufen konzentrieren möchten und auf "Schnickschnacks", Zuschauermassen und anderen Attraktionen am Streckenrand verzichten können.
Die entgegen kommenden Läufer bringen aber Abwechslung ins Spiel.

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