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Der Kaisermarathon
Quidquid agis, prudenter agas et respice finem! (Was immer Du
tust, tue es klug und bedenke das Ende) Selten charakterisiert dieser Satz einen
Marathonverlauf so gut wie diesen!
Es ist Samstag. Die über die Bergkämme kletternde Sonne frisst bereits
frühmorgens den im Tal liegenden Nebel. Es verspricht also auch heute wieder ein
herrlicher, sonniger Tag zu werden. Bis zum Start um 10:30 ist noch Zeit für ein
ausgiebiges und gemütliches Frühstück. Trotzdem mache ich mich rechtzeitig auf
den Weg ins Startgelände im Ortszentrum von Söll, aber nicht ohne der barocken
Kirche des Ortes vorher einen kurzen Besuch abzustatten, die in der Umgebung
nicht ohne Bewunderung auch Söllander Bauerndom genannt wird.
Ich gönne mir 5 Minuten Zeit für eine stille Bewunderung der herrlich bemalten
Deckenfresken (vom Schwazer Meister Christoph Mayer), ehe ich mich wieder ins
bunte Treiben der Startvorbereitungen begebe.
Bei der Abgabestelle für unsere Kleiderbeutel leuchtet mir ein grünes Trikot mit
der Aufschrift Vfl Bückeburg entgegen. Bückeburger in den Bergen sind nicht
alltäglich, also kann es sich nur um Jobst von Palombini handeln. Nach längerer
Verletzungspause versucht er sich heute endlich wieder über die Marathondistanz,
in der Hoffnung, auch schmerzfrei zu finishen.
Seit dem Chiemgauer 100er pflegen wir eine intensive Mailfreundschaft und freuen
uns deshalb sehr über das nicht erwartete Wiedersehen und die Chance auf ein
paar gemeinsame Laufkilometer. Laufen verbindet eben! |
Jobst von Palombini und der Autor |
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Der Autor und Jonathan |
Und wir haben Zeit zum Reden und photographieren. Unser
Begleithubschrauber konnte aufgrund des Bodennebels morgens nicht starten und so
verzögert sich unser Start um mehr als eine halbe Stunde. Mehrfach suchen wir
die im Schatten liegende Startlinie auf, um dann doch wieder für ein kurzes
Warmlaufen von der Sonne beschienene Straßenteile aufzusuchen.
Doch endlich ist es so weit. Organisationschef Martin Kaindl, selbst ein sehr
guter Läufer, schickt uns auf die Strecke. Den Startschuss gibt, wie auch
gestern, ein stoisch ruhiger „Herr in Tracht“ mit seiner historischen Waffe.
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Ambrose Bitok (4) und Daniel Bett (2) |
Große Glocken und ... |
... zwei Glöckchen |
Der Startschuss fällt! |
Wir verlassen den Ort zunächst westlich Richtung
Alpenschlössl, um dann nach gut 7 Kilometern wieder nach Söll zurück zu kehren.
Noch ist der Parcour flach, gut geeignet zum einlaufen, was mir leider heute
nicht so wirklich gelingen will. Ich kann zwar das Tempo der anderen, etwas
gleich stark eingeschätzten Läufer, halten, aber so wirklich gut fühle ich mich
schon vom Start weg nicht. Auch die Ablenkung durch die beeindruckende Natur
funktioniert nicht. Also konzentriere ich mich auf ein passables Fortkommen und
vor allem auf die mich umgebende Bergwelt. „Dass Hitler in dieser Umgebung seine
schrecklichen Kriegspläne schmieden konnte!“ – reißt mich Jobst aus meiner
Versunkenheit. Auch er genießt wie ich heute die Natur, kommt es bei uns Beiden
doch zum Glück heute nicht auf ein gutes Ergebnis an. Ich muss ihm Recht geben.
Auch mir fehlt dafür jegliches Verständnis. Ich philosophiere still vor mich
hin, richte mich an dem Gedanken auf, dass ich mir die Anstrengungen des
heutigen Tages schließlich freiwillig antue, während sich Andere tägliche
körperliche Anstrengungen für ihren täglichen Broterwerb oder gar für ihr
Überleben aufbürden müssen oder mussten. So motiviert beschließe ich, die erste
(flache) Hälfte heute insgesamt etwas zügiger anzugehen, um dann zu versuchen,
die zweite Hälfte möglichst mit Anstand zu überstehen.
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Nach knapp 2 Kilometern Laufstrecke |
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Panoramablick auf den Wilden Kaiser beim Kaisermarathon |
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Fast 17
Kilometer sind geschafft
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