Panoramablick auf Riezlern und den alles dominierenden Hohen Ifen |
Kindheitserinnerungen
Der Weg zum Söllereck hoch öffnet einen schönen Ausblick auf
Riezlern, den Hohen Ifen und
das Kleinewalsertal. Kindheitserinnerungen werden hier wach, weil ich hier mal
es Kind ein Jahr lang im Kinderheim Sonnleiten (heute eine Pension o.ä.) wegen
meinem Asthma lebte. Ich ging in Riezlern in die Dorfschule und empfing dort
meine erste heilige Kommunion. Lustig war dort z.B., dass wir dort immer direkt
vom Unterricht zur Beichte in die Kirche nebenan regelrecht abkommandiert
wurden. So konnte sich kein Schüler vor der Beichte drücken.
Ein Horror dagegen waren immer die Singstunden. Da mussten wir stramm stehen und
besonders schön singen. Der Lehrer ging an uns vorbei und wer falsch sang,
empfing zur Strafe eine oder gleich mehrere Ohrfeigen. Für mich war das
besonders hart, da ich schon damals ein wahrer
Troubadix war.
In der Schule ging es da also sehr streng zu. Wir wurden dort schlimmer als die
Preußen gedrillt, aber irgendwie war es auch eine schöne Zeit. Als ich nach
Deutschland zurückkam, war ich dann meinen deutschen Klassenkameraden
bildungsmäßig mindestens ein Jahr voraus!
Das ist nun 41 Jahre her und das waren wirklich ganz andere Zeiten. Auch der
Stadtkern von Riezlern hat sich seitdem nicht gerade zu seinem Vorteil
entwickelt. Als ich Jahrzehnte später mal durch den Ortskern fuhr, war ich über
die dortigen Bausünden entsetzt. Wie gut, dass man von hier oben nichts vom
verschandelten Zentrum sieht! |
Hier lass ich mich fotografieren |
Söllereck
In Stufen geht es mal wieder immer weiter bergauf. Endlich
entdecke ich zwei Häuser unter mir. Ich frage einen Passanten: "Ist das die
Söllereckbahnstation?" Er bejaht die Frage zu meiner großen Freude. Gerade läuft
mal wieder Harald neben mir. "Mensch, Harald dann müssten wir es doch noch in
der Durchgangszeit bis Oberstdorf schaffen, wenn wir jetzt schon oben sind!"
Die Ernüchterung erfolgt prompt hinter einer Kehre. Da ist
zwar die Trinkstation, aber dahinter auch unverkennbar ein giftiger
Gegenanstieg. Ein regelrechter Wadenbeißer, der sicher wieder eine Menge Zeit
kostet.
Harald: "Wie lang zieht sich der denn?" Helfer an Trinkstation:"200 Meter!"
"200 Höhenmeter?" "Nein 50 Höhenmeter auf 200 Meter langer Strecke, dann folgt
etwa für einen Kilometer eine 'coupierte' Strecke, bevor es dann endgültig
bergab geht! Ihr müsst Euch dennoch sputen, wenn ihr das in der verbleibenden
Stunde schaffen wollt!"
Wir nehmen den Wadenbeißer mit Schwung und Zorn. Die gewellte
Strecke dahinter zieht sich dann in die Länge. Erneut die bange Frage: Wird die
Zeit noch reichen? |
Links unten bereits die
Bergstation Söllereck
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Weiter Blick ins
Stillachtal in Richtung
Einödsbach,
Deutschlands südlichster ständig bewohnter Ort |
Harald läuft vor mir mit Stecken |
Zum Freibergsee
Harald und ich machen nun richtig Tempo. Angst und Zorn geben
uns Kraft. Auf einen steil abfallenden Fahrweg geht das auch recht gut. Zu uns
hat sich sogar ein Wanderer gesellt, der auch laufend zum Freibergsee herunter
will. Er beteiligt sich nun belustigt an unseren Laufgeschehen.
Kurz dahinter folgt aber ein steil abfallender holpriger
Bergpfad. Harald ist mir trotz seiner Stecken zu langsam. Ich sag, "Lass mich
mal vorbei!", weil ich weiß , dass er mich im Flachen als der bessere Läufer
sicher wieder einholt.
Wie ein Hasardeur stürze ich mich nun bergab und lasse auch den laufenden
Wanderer hinter mir ... |
Auf einem steilen und holprigen Bergpfad geht es nun zum Freibergsee hinunter |
Am Freibergsee
Unten am Freibergsee holt mich Harald wieder ein. Wir
umrunden nun zur Hälfte den wunderschönen, grünblauen See, bevor es noch einmal
bergab geht. Aber diesmal auf einem guten Weg! |
Schöner Blick auf den tiefblauen
Freibergsee und dahinter
die Oberstdorfer
Skisprungschanze |
Wir queren nun die Stillach auf einer überdachten Brücke |
Langer Weg nach Oberstdorf
Unten angekommen, führt uns ein flacher Weg ohne Kühle
spendenden Schatten nach Oberstdorf hinein, während die Restminuten bis zur
Durchgangszeit immer schneller dahin schmelzen. Im Flachlandlauf spüre ich wie
schlecht ich da in den letzten 2 Jahren geworden bin. Ich muss mal unbedingt
wieder Tempotraining im Flachen daheim machen! Mein Laufgewissen ermahnt mich
dabei streng: "Mach das Thomas, auch wenn Dir so was nicht gefällt!"
Harald muss ich ziehen lassen. Ich kann da einfach nicht mehr mithalten! Wie
weit wird es noch bis zum Stadion sein? |
Kapelle St. Loretto bei Oberstdorf
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Geranien zieren unsere Laufstrecke |
Just in Time
Ah, das ist ja schon die Nebelhorntalstation. Bis zum Stadion
sind jetzt sicher nur noch maximal 500 Meter oder? Ich frage einen
Streckenposten wie weit es noch ist. "Etwa 1500 Meter!" erhalte ich als
ernüchternde Antwort.
Wie lange habe ich noch Zeit? Oh je, nur noch gut 8 Minuten! Das schaffe ich
nie. Ein weiterer Streckenposten sagt nun: "Noch etwa 1 Kilometer!" Aber jetzt
geht es auch noch bergauf! Ich habe nur noch 5 Minuten Zeit!
Ich beginn zu schimpfen: "Wenn die mich jetzt wegen 3 Minuten oder so
rausziehen, dann schreibe ich aber einen Bericht, der es in sich hat!"
Aber da ist ja schon das Stadion! Wir laufen kurz außerhalb ein Stück herum. Ein
kurzer Spurt und da ist ja schon die Zeitnahmematte! Ein kurzer Blick auf die
Uhr beweist es. Ich habe etwa 7 Stunden und 27 Minuten gebraucht. Juhu, ich bin
wieder im Rennen! Ein Alpdruck verschwindet im Flug!
Später erfahre ich dann, dass die Veranstalter kurzfristig
die Zielschusszeit auf 8 Stunden 15 Minuten erhöhten. Aber das war mir dann auch
egal, da ich nun so viel Zeit für die restliche Strecke habe.
Ich bleibe hier nun erst einmal für gut 5 Minuten. Ich trinke
und esse in aller Ruhe und ergänze meiner Vorräte für unterwegs. Harald lässt
sich hier sogar massieren. |
Nach 7 Stunden und 26 Minuten erreiche ich das Stadion. Links Iris, die ich beim
Kaisermarathon 2006 erstmals kennen
lernte |
Dort erhol ich mich erst einmal für gut 5 Minuten
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